Mapex No.1 Thomann Special Edition Test

Praxis

Der Wechsel von der Kupfersnare zum Mapex-Testgerät an meinem Kit macht mir den Gewichtsunterschied deutlich: Nachdem ich das schwere Metallinstrument abgelegt habe, werfe ich die Holzsnare aus Versehen fast in die Luft – so leicht ist sie! Nun, dies ist noch keine Qualitätsaussage, nur ein klangliches Leichtgewicht sollte sie nicht unbedingt sein. Das Handling macht keinen negativen Eindruck, denn die Abhebung läuft gut und das Stimmen wird nicht durch übermäßiges Knacken begleitet. Die Unterlegscheiben aus Plastik scheinen mit ordentlich geschnittenen Gewinden und vernünftiger Fettung ihren jeweiligen Teil dazu beizutragen, dass das Instrument seine Stimmung auch beibehält. Ohne Stimmsicherung hält kaum ein Instrumente Rimshot-Dauerfeuer aus – vor allem dann nicht, wenn die „Shots“ den Spannreifen häufig auf Höhe einer Spannschraube treffen. Hier gibt es also nichts zu mosern, denn das macht so manches teurere Instrument deutlich schlechter.

Die Verarbeitung der Mapex-Snare ist wirklich ordentlich bis hervorragend. Unabdingbar für einen vernünftigen Sound ist ein absolut runder Kessel mit mackenlosen Gratungen. Beides liefert die Trommel ohne Abstriche. Die Kesselnaht der innersten Lage ist sogar über ihre gesamte Länge perfekt, das, was man von den anderen Lagen an der Gratung erkennen kann, ebenso. Wermutstropfen: Die Innenseite lässt erkennen, dass nicht überall das feinste Holz ausgesucht werden konnte, denn dieses ist im wahrsten Sinne des Wortes nicht “astrein”. Astwuchs im Holz kann – etwa beim als Furnier verwendeten Vogelaugenahorn – wunderschön aussehen, sollte beim eigentlichen Kessel aber nicht vorkommen, kann er doch negative Auswirkungen haben. Es bleibt also die Frage, ob dieser perfekt runde Kessel dies auch noch in fünf Jahren ist. Die Hardware ist innen mit Metall-Unterlegscheiben und Muttern gekontert, möglicherweise wären Gummis hier nicht fehlplatziert gewesen. Die Außenseite des Kessels ist ohne Makel. Schön, dass hier vernünftiger Lack verwendet wurde und keine Folie! Die Mapex wirkt wirklich nicht wie eine Hundert-Euro-Snare, sondern sieht deutlich teurer aus. Die Stahlspannreifen sind ebenfalls präzise geformt, die schwarze Lackierung der gesamten Hardware müsste mich allerdings im Langzeittest von ihrer Dauer-Haltbarkeit überzeugen. Da ich jedoch die Leasingraten für meine Zeitmaschine nicht mehr bezahlen konnte, kann ich darüber leider keine Aussagen treffen. Die mehrtägige Malträtierung durch recht dicke Sticks und ordentlich Schwung konnte aber weder dem Lack noch der Rundheit der Hoops etwas anhaben. Auch das Phänomen, sich schnell in Böckchen rasselnde Federn zu “erprügeln”, gehört mittlerweile glücklicherweise in die Geschichtsbücher des Instrumentenbaus. 

Bewaffnet mit zahlreichen Mikrofonen rücke ich der Snare nun im Studio auf den Leib. Schließlich sollt ihr euch nicht nur auf Ergebnisse verlassen müssen, die das Signal über den Umweg meiner Ohren, meines Gehirns und meines Textverarbeitungsprogrammes gegangen sind. Nach der Belastung meines rechten Handgelenkes durch den dankenswerterweise mitgelieferten Stimmschlüssel habe ich nach geschätzten 973 Umdrehungen eine völlige High-Pitch auf beiden nun brettharten Fellen erreicht. Mit einem Ring bedämpft und wieder ein klein wenig heruntergestimmt, stellt sich schnell ein wirklich angenehmer Sound ein.

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Hoch, gedämpft Hoch, ungedämpft Mittelhoch 1 Mittelhoch 2 Low Top, high Bottom Mittelhoch 3 Mittel, ungedämpft Tief Sehr tief

Es stört kein unangenehmes Singen, der Teppich reagiert schnell und kurz, sodass im Signal des Bottom-Mikrofons auch bei Pressschlägen und schneller Abfolge jeder einzelne Schlag auf das Fell differenziert herausgehört werden kann. Die Trommel klingt in hoher Stimmung generell scharf, knackig und “kritzelig”, verfügt dabei aber über recht wenig Holzanteil – was ich hier nicht unangenehm finde. Offen gespielt (und vor allem auf der Resonanzseite etwas tiefer gestimmt) ist aus der Mapex ein schön “dengeliger” Sound herauszubekommen, der in der Ausklingphase leider ein wenig unruhig ist: Amplitude und Frequenz des wesentlichen Tons laufen nicht linear, sondern verändern sich trotz langer Stimmarbeit kontinuierlich. Es zeigt sich, dass dies vor allem bei dem Spiel ohne Dämpfung eine möglicherweise etwas unangenehme Klangkomponente sein kann, der man mit einem Equalizer mittlerer Breite zu Leibe rücken möchte. Bei kürzeren Sounds klingt die Ahorn-Snare jedoch tatsächlich überraschend frisch und lebendig. Sie lässt sich dynamisch spielen, reagiert also auf Änderungen der Power entsprechend und ist glücklicherweise nicht allzu sensibel, wenn sich der Schlagort verändert (ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich gehöre nicht zu den Trommlern, die bei jedem Schlag den gleichen Quadratmillimeter auf dem Fell erwischen). Bei mitteltiefen und sehr tiefen Stimmungen ist es ein Leichtes, der Snare einen patschigen, und schwerfälligen Sound zu entlocken: Sie schreit geradezu nach dicken Gitarren! Für eine 6,5” tiefe Trommel verfügt sie glücklicherweise über eine sehr sensible Ansprache, allerdings wirkt sie auch klanglich generell eher wie eine 5,5”: Eine kleine Schippe mehr “Bauch” wäre ihr nicht abträglich. Für einen fetten Sidestick-Sound à la Rock-Ballade ist der Stahlhoop zu fragil, es klingt eher nach “klick” als nach dem fetten “PLOCK!”. Dafür sollte man lieber auf Gussreifen zurückgreifen, würde das Instrument aber möglicherweise etwas zu leblos machen.

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Side-Stick Mit viel Raum

Die Snare zwischen meinen Knien möchte bewertet werden, daher kann ich festhalten: “Yes, it can”. Es kann allerdings nicht immer alles und benötigt vor allem eines, um sein Können auch auszuspielen: ein vernünftiges Schlagfell. Keine Diskussion! Ein gutes (und häufig gewechseltes!) Schlagfell gehört nun einmal zu den wichtigsten “Soundmachern” einer Snare. Mit dem, was die Unterseite der Snare an Mikro und Ohren weiterleitet, kann man mehr als zufrieden sein. Dies ist wirklich eine positive Überraschung. Dennoch wird im Vergleich zu Drei-, Vier- oder sogar Achtundert-Euro-Snares deutlich, dass die Hersteller für teure Instrumente keine Mondpreise verlangen, sondern diese auch klanglich gerechtfertigt sind. Wer viel will, muss nun leider auch sehr viel bezahlen.

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