ANZEIGE

Lewitt LCT 440 Pure Test

Praxis

Modern – in zweierlei Hinsicht

Anstatt den tausendsten Abklatsch der klassischen Mikrofone zu liefern, geht Lewitt beim Design seiner Mikros einen recht eigenständigen Weg, da macht auch das LCT 440 Pure keine Ausnahme. Die nächste Verwandtschaft besteht sicher zum C414 samt Erbfolge der Österreicher von AKG. Es ist „modern“, das kann man mögen oder auch nicht. Modern ist auch der Grundklang des Kondensatormikrofons, wer warme, wollige und samtige Nuancen sucht, der steht bei diesem Lewitt leider in der falschen Schlange: Frisch, klar und detailreich werden Signale wiedergegeben, aber immer ohne Bissigkeit und Schärfe. Kantige, gehypte Höhen, die man aufgrund des kratzigen oder reibenden Charakters sofort mit dem Equalizer in die Schranken weisen will, liefert das Mikro glücklicherweise nicht. Vielmehr bietet es ausreichend Futter für die ausführliche und auch problemlos tiefgreifende Bearbeitung nach Wunsch. Nicht nur Stimmen, auch Instrumente können davon profitieren. In gleichem Maße gilt das auch für den Bass. Tendenziell schlank, ist er konkret und deutlich, neigt nicht zum Schwimmen. Für ein Mikrofon dieser Preisklasse bleibt ein Wort dazu zu sagen: Bravo! Darüber hinaus ist das Mikrofon auch subjektiv rauscharm, das Rauschen ist feinkörnig und ohne Bestandteile, die beim Hochziehen durch den Kompressor schnell störend wirken könnten. Und auch die Arbeit mit günstigen und weniger hochwertigen Preamps gelingt dem Lewitt ganz ordentlich.

Audio Samples
0:00
LCT 440 Pure, 10 cm, K&M-Poppschutz LCT 440 Pure, 30 cm LCT 440 Pure, 70 cm LCT 440 Pure, 10 cm, Lewitt-Poppschutz LCT 440 Pure, 30 cm, 45 Grad AT5045, 10 cm AT5045, 30 cm Origin, 30 cm MA-201FET, 30 cm

Pattern in den Höhen recht eng

Die Optimierung des Klangs erfolgt bei so gut wie jedem Mikrofon für die Hauptaufsprechrichtung. Für das Recording in akustisch nicht sonderlich optimalen Bedingungen, wie es im Homerecording oft geschieht, ist es dabei durchaus praktikabel, dass die Höhenwiedergabe bei seitlich eintreffendem Schall ein wenig „mau“ ist, ein Gesangskünstler sollte aber über eine nicht allzu schlechte Mikrofondisziplin verfügen, um keine Klangfarbenänderungen in den Höhen zu generieren. Dafür ist der Nahbesprechungseffekt sehr sanft steuerbar. Ein mittlerer Abstand steht dem Mikrofon bei Vocal-Recordings aber meist am besten. Bei seitlichem und rückseitigem Schall ist zwar durchaus Höhenarmut zu erwarten, aber kein Phasenlagen-/Frequenzgangchaos – das ist positiv bei der Aufnahme von etwas größeren Klangkörpern und dem Bleeding fremder Signale in das Mikrofon. 

Lewitt_LCT_440_Pure_7
Klare Kante: Das LCT 440 Pure ist simpel – und das kann sehr gut sein!

Spinne und Poppschutz: naja

Nicht irrsinnig begeistert bin ich von der Funktionalität dessen, was das Mikrofon umgibt: Die elastische Halterung konnte im Vergleich zu manchen anderen den Einfluss von Trittschall etwas weniger verringern, Metallblech-Poppschutze stehen den Stoff-Varianten in Bezug auf ihre Funktionalität meist etwas nach, da ist auch der stylische (und zugegebenermaßen sehr praktische) Lewitt-Schutz keine Ausnahme. Nun: Das Budget wird das Stück Metall nicht über die Maßen belastet haben.

Spinne und Poppschutz sind jeweils etwas weniger effektiv als möglich – aber das ist durchaus zu vertreten.
Spinne und Poppschutz sind jeweils etwas weniger effektiv als möglich – aber das ist durchaus zu vertreten.

Puristisches Mikrofon

Einfach ein Mikrofon, das auf die wesentlichen Bestandteile reduziert ist: Das ist das LCT 440 Pure. Der Namenszusatz macht also definitiv Sinn. Wie Neumann mit dem TLM 102, wird fast jeder Euro in die Grundbestandteile gesteckt – mit Ausnahme des Beiwerks Spinne und Poppschutz. Insofern ist es eine deutliche Konkurrenz zu den beiden anderen Preis-Leistungsbrechern auf dem Markt, dem Aston Origin (mit Hochpass und Filter) sowie dem sE Electronics X1 S (mit zwei Hochpass-Stufen und 10 oder 20 dB Pad). Dass das Lewitt hundert Euro mehr kostet als das SE, das schlägt sich tatsächlich etwas im Klangbild nieder. 

Kommentieren
Profilbild von Chris

Chris sagt:

#1 - 26.06.2017 um 09:19 Uhr

0

HI Nick,würdest du das LCT 440 Pure auch im Paar als Orchesterhauptmikrofon einsetzen?Bzw. wäre es denkbar das Lewitt dort einzusetzen?Danke dirLG
Chris

    Profilbild von Nick (Redaktion Recording)

    Nick (Redaktion Recording) sagt:

    #1.1 - 26.06.2017 um 10:31 Uhr

    0

    Hi Chris,prinzipiell spricht wenig dagegen, wenn man sowieso Großmembran-Nieren einsetzen will. Der Vergleich mit dem AT5045 zeigte zwar auch die Grenzen des 440 (s. Text), aber das Lewitt kostet eben auch deutlich weniger (auch als ein TLM 103 etc…). Pad und HPF sind ja meistens verzichtbar, oft will man aber bei XY auch mit der Richtcharakteristik arbeiten. Für ein ORTF oder dergleichen hätte ich zumindest keine wirklichen Bauchschmerzen, ein Lewitt-Pärchen einzusetzen.Beste Grüße,
    Nick

    +1
    Profilbild von Niels O.

    Niels O. sagt:

    #1.2 - 29.11.2020 um 16:55 Uhr

    0

    Ich habe die LCT440 Pure als Hauptmics für eine Klassik-Aufnahme verwendet: https://youtu.be/Og2WjIVAZXg – von den im Bild erkennbaren AT4041 kam letztendlich nur eines als Stütze für die rechte Geige, bzw. später die Sopranistin zum Einsatz. Gemischt und "gemastert" wurde live, da zwischen Recording-Termin und Release-Termin gerade mal lässige 24 Stunden lagen. Meine erste Klassik-Aufnahme.Ich finde, die LCT440 haben sich gut geschlagen. Defizite in meiner Aufnahme rühren eher von der Positionierung als von den Mics her. Man muss das in Relation sehen zum Preis. Natürlich täte ich auch gerne TLM103 benutzen. Habe ich aber selbst keine und zur Corona-Zeit gibt es einfach oft kein Budget für die Miete solcher Mics.

Profilbild von Rico

Rico sagt:

#2 - 14.08.2017 um 16:29 Uhr

0

Hi Nick,Ich möchte ein Mic zum Recorden kaufen, aber kann mich nicht entscheiden. Welche von den folgenden Mics ist das Beste?Lewitt LCT 240 Pro
Lewitt LCT 440 PURE
AKG C214Aston Microphone OriginVielen Danke

    Profilbild von Nick (Redaktion Recording)

    Nick (Redaktion Recording) sagt:

    #2.1 - 17.08.2017 um 13:53 Uhr

    0

    Hallo Rico,das kann man pauschal nicht so gut sagen. Ich persönlich würde unter den beiden Lewitts, wie Du dem gerade erschienenen Test des LCT 240 Pro entnehmen kannst, eher das 440 bevorzugen. Die anderen haben ihre lichten klanglichen Abweichungen voneinander, sind aber alle sehr gute Mikros für diesen Preis. Wenn Du alle miteinander vergleichen willst: Der Sänger ist bei den jüngeren Tests (Aston und Lewitts) immer der gleiche, das Setting und der Abstand auch, ebenso Preamp und ADC. Beim C214, das wir vor längerer Zeit im Test hatten, müsstest Du Dir mit einem Trick helfen: Beim Test zum C314 (https://www.bonedo.de/artik... ist das C214 unter den gleichen Bedingungen mit im Test. "Das Beste" gibt es natürlich nicht, denn es zählt immer auch Geschmack und Einsatzgebiet. Technisch sind alle sehr gut für ihren Preis.Beste Grüße,
    Nick

Profilbild von Mario Regner

Mario Regner sagt:

#3 - 21.11.2017 um 13:19 Uhr

0

Hallo,erstmal vielen Dank für eure Tests und Reviews ! Ihr habt mir schon bei vielen Kaufentscheidungen geholfen, so auch in diesem Fall. Ich hab mir gleich zwei LCT 440 PURE beim großen T bestellt und ich muss sagen, ich bin hellauf begeistert ! Vom Gesang bis zum Voiceover bis zur Raummikrofonierung bei der Schlagzeugaufnahme, das Teil rockt ! Selbst Metalgitarren hab ich damit schon zufriedenstellend eingefangen. Ich muss zugeben, für den Preis hätte ich mir das nicht erwartet und war innerlich eigtl. schon darauf eingestellt sie nach einigen Testläufen wieder zurückzuschicken. Aber ich gebe meine Lewitt's bestimmt nicht mehr her ! Ich kann nicht ganz nachvollziehen was euch an der Spinne stört, meine tut was sie soll, aber das ist wahrscheinlich Geschmackssache. Das einzige was ich vermisse, ist eine Multipattern version, da ich zeitweise doch gerne eine Kugel hätte. Habt ihr evtl. eine Empfehlung für ein leistbares Großmembran Multipattern Mikrofon ?

    Profilbild von Nick (Redaktion Recording)

    Nick (Redaktion Recording) sagt:

    #3.1 - 21.11.2017 um 13:57 Uhr

    0

    Hallo Mario,das freut uns auf jeden Fall – und sehr schön, dass Du das 440 Pure auch so einschätzt. Zum Thema Multipattern: Ich will nicht verheimlichen, dass die Mikrofonhersteller offenbar durch die Bank bei umschaltbaren Großmembranmikros in erster Linie die (meistgenutzte) Niere im Blick haben. GM-Kugeln haben ja auch die Eigenschaft, in den Höhen eine Acht zu sein. Die umschaltbaren Mikrofone, bei denen ich die Kugel und die Acht ebenfalls für sehr gelungen halte, liegen preislich meist über dem, was Du als "leistbar" bezeichnest. Und es kommt auf klangliche Vorlieben an, weswegen ich Dir hier jetzt nicht sagen kann "Nimm das!". Aber schau Dich um im https://www.bonedo.de/artik... , wenn Mikros umschaltbar sind, dann gibt es dazu auch Audiofiles. Und nicht zu vergessen: Kugeln machen den meisten dann besonders viel Spaß, wenn es Druckempfänger sind (Tiefbasswiedergabe, Natürlichkeit, ausbleibender Proximityeffekt, Höhen werden zur Niere statt zur Acht…). Aber Umschaltbarkeit hat auch ihre klaren Vorteile (genauere Off-Axis-Ausblendung und dergleichen…). Gute Patternkonstanz hat in letzter Zeit das Warm WA87 https://www.bonedo.de/artik... bewiesen (…ist aber schon deutlich teurer als das 440!), aber auch bei AKG, Audio-Technica, sE und vielen anderen kannst Du Dich umsehen.Viel Erfolg auf jeden Fall bei der Suche.Beste Grüße,
    Nick (etwas neidisch, weil Du ZWEI 440er zum Rumspielen hast, ich hatte nur eines…) :-)

    Antwort auf #3 von Mario Regner

    Antworten Melden Empfehlen
    +1
Profilbild von Roger Hoesl

Roger Hoesl sagt:

#4 - 18.10.2021 um 18:02 Uhr

0

Das Teil ist einfach fantastisch. Das nimmt mit, was da ist. Allerdings sollte man beim Singen nicht husten, und die Zigarette sollte man vorher auch ausmachen (wie übrigens beim Sexualverkehr auch). Es poppt dann doch recht schnell, bzw. streikt einfach bei einem zu starken Wind. Vielleicht liegt deswegen der Windschutz der Lieferung bei. Aber was soll's? Genau so etwas braucht man. Und wer wirklich Metal über das Mikrophon einsingen oder gar rappen will, soll sich halt einen anständigen Pop-Schutz besorgen (oder singen lernen), so denn der mitgelieferte nicht ausreicht (was ich befürchte - nicht getestet). Ich hätte das vorher nicht gedacht: großartiges Mikrophon. Wirklich "pure".

Profilbild von Christian Essich

Christian Essich sagt:

#5 - 29.06.2023 um 12:25 Uhr

0

Hallo Nick, ich weiß, das gehört jetzt nicht zu diesem Test, aber kontest du/ihr das Weissklang L1 mal testen? LG Chris

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.