Knosti Disco Antistat Generation II Test

Praxis

Die sogenannten Achssicherungen, zwei kleine rote Plastikteilchen, sind schnell angeschraubt und auch der Abtropfständer ist bereits aus der Unterseite des Waschgehäuses gezogen und aufgestellt. Damit ist der Knosti Disco Antistat Generation II schon so gut wie einsatzbereit. Fehlt nur noch das Reinigungsfluid, das vorsichtig aus der Plastikflasche in das Waschgehäuse gekippt wird, sowie ein paar schmuddelige Platten und schon kann es losgehen.
Jetzt muss die Vinyl-Scheibe zwischen die Etikettendichtschalen gebracht werden. Eine dieser Schalen hat eine Steckachse. An dieser wird die Plastikkurbel festgemacht und die Platte mit dem Mittenloch über die Achse gesteckt. Auf der anderen Seite des Labels wird die zweite Schale aufgesetzt und mit einer Rechtsdrehung festgeschraubt. Nun sollte das Label der Platte vor Feuchtigkeit geschützt sein und die Scheibe kann in das Waschgehäuse gehängt werden. Zu guter Letzt werden die Sicherungen über die Achse geschoben und damit geschlossen. Klingt kompliziert? Ist es nicht, nimmt nur ein bisschen Zeit in Anspruch und sorgfältig sein muss man natürlich auch beim Rumhantieren, sonst hat man im schlimmsten Fall einen Kratzer im Vinyl zu verantworten.

Die sogenannten Achssicherungen müssen angeschraubt werden
Die sogenannten Achssicherungen müssen angeschraubt werden

Baden gehen

Wenn die Platte im „Bad“ ist, wird sie mit Hilfe der Kurbel im Uhrzeigersinn gedreht, nach ein paar Umdrehungen ist sie gesäubert und ebenfalls antistatisch gemacht. Das Drehen mit der Kurbel geht trotz der relativ einfachen Konstruktion gut von der Hand und hat schon einen gewissen Spaßfaktor. Man muss wirklich eingestehen, dass es tatsächlich komfortabler ist als bei den alten Waschanlagen von Knosti, wo man die Platte in ihrer Schutzschale mit den Fingern bewegen musste.
Wenn die Platte nun aus der Flüssigkeit rausgenommen wird, empfiehlt es sich, sie erst ein wenig abtropfen zu lassen. Und ganz wichtig: Nicht vergessen, vorher den Verschluss der Achssicherungen zu öffnen, mit ein wenig Fantasie kann man sich ja ausmalen, was sonst passiert. Mit der gleichen Vorsicht wird nun die Platte wieder aus den Schalen befreit und erstaunlicherweise ist das Label tatsächlich nicht feucht geworden. Man muss aber auch ehrlich sein und festhalten, dass das durchaus mal passieren kann, die größte Gefahr lauert, wenn das Vinyl noch feucht ist und die Schutzschalen entfernt sind. Mit einem parat liegenden fusselfreien Tuch kann man an dieser Stelle flink reagieren. Jetzt muss das schwarze Gold nur noch in den Abtropfständer gestellt werden und nach ein paar Minuten ist die Flüssigkeit rückstandslos getrocknet.
Für eine einzelne Platte ist das durchaus ein gewisser Aufwand, der da betrieben wird. Deshalb lohnt es sich, gleich mehrere Platten zu bearbeiten, wenn der Disco Antistat einmal aufgebaut ist. Man muss im Auge behalten, dass nicht nur die Vorbereitung Zeit beansprucht, sondern auch jeder einzelne Reinigungsvorgang und besonders das Trocknen.

Fotostrecke: 2 Bilder Die Sicherungen stabilisieren die Handkurbel

Und dann muss zu guter Letzt noch die wertvolle Flüssigkeit wieder in die Flasche gekippt werden. Dafür kommt der im Lieferumfang enthaltene Trichter zum Einsatz. Man sollte darauf achten, dass einer der beiliegenden Papierfilter eingesetzt ist, damit das Fluid nicht verschmutzt zurückgegossen wird. Spätestens hier hört der Spaß auf oder es wird feuchtfröhlich, je nach Sichtweise.
Jeder, der schon einmal den Versuch unternommen hat, ein Getränk von einer Tasse in eine andere zu kippen, weiß wovon hier die Rede ist. Oder anders gesagt: Mal geht etwas mehr daneben, mal etwas weniger – manchmal sogar kein einziger Tropfen. Es ist in jedem Fall immer wieder ein heikles Unterfangen und man sollte diesen Teil der Arbeit mit Humor nehmen und sich einfach auf die frisch gereinigten Tonträger freuen.

Der Mühe Lohn

Einige DJs und Sammler vertreten ja die Ansicht, dass eine alte Platte klingen muss wie Speck in der Pfanne, man braucht diese Meinung aber nicht zu teilen. Die kleinen Kratzer und Abnutzungen werden natürlich weiterhin ihre Geräusche machen, wenn das Vinyl gewaschen wurde. Aber trotzdem wird es besser klingen. Bei einigen Exemplaren kann der Effekt unter Umständen so weit gehen, dass man meinen könnte, das Ding sei neu. Es kommt durchaus mal vor, dass rein oberflächlich überhaupt keine große Verschmutzung zu sehen ist und nach einer Wäsche klingt trotzdem alles ganz anders. Jeder, der schon einmal ein paar seiner Schätze gereinigt hat, wird das bestätigen können.
Dass Schallplatten „dauerhaft“ antistatisch gemacht werden, ist als ein Werbeversprechen anzusehen, was nicht wirklich eingelöst werden kann. Die bearbeiteten Scheiben sind tatsächlich erst einmal von Staub befreit und ziehen ihn auch nicht sofort wieder magisch an, unterliegen aber im Gebrauch immer wieder einer gewissen Aufladung. Da gerade bei Reinigungsmitteln jeglicher Herkunft gerne mal sehr blumige Worte zum Anpreisen benutzt werden, wird dieser Aspekt hier auch nicht zu sehr auf die Waagschale gelegt.

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Profilbild von Wayne Beerwald

Wayne Beerwald sagt:

#1 - 18.02.2019 um 16:05 Uhr

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Trotz vieler abfälliger Kommentare kann ich aus eigener Erfahrung mit mittlerweile ca. 200 selbst gewaschenen Platten bestätigen, daß der Disco Antistat seinen Zweck vollkommen erfüllt. Ich habe viel Geld investiert, indem ich in einem Plattenladen eine "Loricraft" benutzt habe. Weitere ca. 80 Platten habe ich in Auftragsarbeit mit einer "Hannl" waschen lassen. Da mir das aber entschieden zu teuer wurde, habe ich einfach den Versuch mit der Knosti unternommen. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Viele der mit der "Loricraft" oder "Hannl" gewaschenen Platten habe ich mit der Knosti nachbehandelt und erst danach waren sie "porentief rein". Ich verwende 400ml Isopropanol 70%, 600ml Aqua dest. und einen Spritzer Tetenal Mirasol Netzmittel (bloß kein Spülmittel!). Die Lösung filtere ich einmal mit einem Haushaltstrichter und Kaffefilter und gieße sie dann nach nochmaligem Gebrauch weg. Der Selbstmix steht der überteuerten Knosti-Brühe in nichts nach; die kochen auch nur mit Wasser. Die Achs-Halteclips kann man getrost weglassen, wer einen Finger auf die Achse hält macht das viel besser als wenn sich die Halteclips bei jedem Drehen lösen. Keine Angst vor Waschlösung auf den Labeln - bei mir hat sich noch kein einziges gelöst! 20x vorwärts - 20x rückwärts und nochmal 5x vorwärts, so hat sich das bei mir bewährt. Abtropfen lassen (doch, der viel kritisierte Abtropfständer funktioniert problemlos, wenn man nicht gerade Grobmotoriker ist, aber die sollten von Schallplatten ohnehin die Finger lassen), am besten über Nacht und eine neue, antistatische Innenhülle verwenden (ich nehme die in 90g-Papier von Protected) und plötzlich hört man wieder mit Genuß. Natürlich ist das nichts für HiFi-Esoteriker die meinen, nur wenn die Maschine 3.000 Euro kostet kann´s was werden aber das Ergebnis zählt. Keine Frage, daß die paar Plastik-Teile der Knosti maßlos überteuert sind aber selbst kann ich das Ding eben nicht herstellen. Solange Clearaudio eine "Tonabnehmerwaage" für 220 Euro anbietet, die bei Pearl 6,90 Euro kostet, investiere ich mein Geld lieber in die Knosti.

    Profilbild von Dirk

    Dirk sagt:

    #1.1 - 19.02.2019 um 11:01 Uhr

    0

    Würde mich freuen, wenn du deine Erfahrung (speziell mit dem Fluid) nochmal unter diesem Artikel teilst:https://www.bonedo.de/artik...Ist für die Leser bestimmt interessant. Danke und lieben Gruß!

    Antwort auf #1 von Wayne Beerwald

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    +2
Profilbild von Werner

Werner sagt:

#2 - 17.04.2023 um 16:12 Uhr

0

Habe auch meine Probleme mit diesen Labelschützer. Diese saugen sich immer wieder ziemlich fest, sodaß man Probleme hat, diese wieder zu lösen.

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