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Kemper Kabinet Test

Praxis

Bei der Belastbarkeit gibt es noch eines anzumerken: Die Endstufe des Kemper Profilers liefert an 4 Ohm eine Leistung von 600 Watt, und um eventuellen Problemen vorzubeugen, ist in der Firmware 7.2 ein Watt-Meter integriert. Mit diesem hat man eine optische Kontrolle über die aktuelle Leistungsabgabe beim Spielen, was verhindern soll, dass der Lautsprecher abraucht. Ich habe diese Funktion getestet und die Lautstärke recht weit aufgedreht – so weit, dass die Belastung eher für meine Ohren problematisch wurde. Bei Maximal-Volume (Power Amp Boost off) war bei harten Anschlägen die 200-Watt-Anzeige erreicht. Bei kurzen Peaks ist das eher unproblematisch, schwieriger wird eine hohe Dauerbelastung, bei der sich der Speaker über eine Zeitspanne zu sehr erwärmt. Das kann passieren, wenn man zum Beispiel viel Palm-Mute im tiefen Frequenzbereich spielt und den Amp inklusive Power-Amp-Boost-Funktion weit aufgedreht hat. Der Schalldruck des Kabinets ist wirklich gut und in Verbindung mit dem Profiler mit Endstufe auf jeden Fall für die Bühne und den Proberaum geeignet. Auch bei einem Clubgig mit primärer Bestrahlung von der Bühne kann das Kabinet gut mithalten, wobei es natürlich immer darauf ankommt, mit welchen Waffen die Kollegen auffahren. Bedenken hätte ich in der Metal- oder Classic-Rock-Band, wenn die Kollegen mit Marshall-Fullstack und 8×12 Ampeg-Anlage dagegenhalten. In diesem Fall wäre schon eine 4×12 Box mit Kone-Speakern sinnvoll. Das Kabinet ist so konzipiert und abgestimmt, dass es auf dem Boden stehen sollte, um das Resonanzverhalten des Bodens (Bässe) noch mitzunehmen. Der Abstrahlwinkel des Speakers ist dabei in Ordnung, wenn man etwas entfernt von ihm steht. Wer die Box aber lieber in Richtung Ohrhöhe positionieren möchte, für den gibt es die Funktion Bass Boost, mit der die fehlenden Bässe der Bodenresonanz ausgeglichen werden sollen. Hier sollte man vor allem bei sehr hohen Lautstärken immer das Watt-Meter im Blick haben, denn der Bass Boost sorgt für zusätzliche Belastung des Speakers.

Wir starten direkt mit den Sounds der Speaker Imprints. Um die Klangunterschiede hörbar zu machen, habe ich ein Neumann TLM-103 in etwas Abstand zum Kabinet positioniert und aufgenommen. Die Aufnahmen dienen nur als grober Anhaltspunkt, um euch die Unterschiede der Imprints und das generelle Klangverhalten zu demonstrieren. Denn das Kabinet ist als reine Abhörbox konzipiert und sollte nicht in mikrofonierter Form eingesetzt werden. Eine hundertprozentige klangliche Bewertung kann man nur machen, wenn man vor der Box steht/sitzt und sie im Raum hört. Hier ist sind alle 19 Imprints mit einem leicht angezerrten Amp-Profil. Vorab gibt es das Profil im Original – direkt in die DAW aufgenommen aus dem Main Out, was den Anhaltspunkt für den Grundsound darstellen soll.

Audio Samples
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Signal aus dem Main Out – Direkt in die DAW Speaker Imprint: Celestion V30 Speaker Imprint: Celestion Greenback Speaker Imprint: Celestion Creamback Speaker Imprint: Celestion Blue Speaker Imprint: Celestion G12H Anniversary Speaker Imprint: Celestion G12H Heritage Speaker Imprint: Celestion G12 100 Speaker Imprint: Celestion G12T Speaker Imprint: EVM 12L Blacklabel Speaker Imprint: Eminence MFD Speaker Imprint: Goodmans Audiom 61 Speaker Imprint: Oxford 12L6 Speaker Imprint: Jen P12Q Speaker Imprint: Jen P12R Speaker Imprint: Jen C12N Ceramic Speaker Imprint: Jen Vintage P10R Speaker Imprint: Jen Vintage C10R Speaker Imprint: JBL D120F Speaker Imprint: JBL 2110 H8

Der Sound ist wirklich sehr gut – vorausgesetzt, man hat ein entsprechend gutes Amp-Profil. Auch das Spielgefühl gefällt mir, das leichte Kompressionsverhalten ab einer gewissen Lautstärke ist da und der Ton steht auch bei Cleansounds angenehm und kippt nicht so schnell ab. Auch leise klingt das Kabinet sehr gut und angenehm. Wer zuhause beim Üben die Fülle eines 12″ Speakers haben möchte, wird auch seine Freude haben, ohne voll aufdrehen zu müssen. Mein persönlicher Favorit in der Runde ist der Creamback, vielleicht liegt es aber auch an der Gewohnheit, denn ich habe Creamback-Speaker in meiner 2×12 Box, die ich auf der Bühne mit Röhrenamps oder dem Profiler oft benutzt habe. Die Reproduktion der klanglichen Eigenschaften der Lautsprecher ist wirklich sehr authentisch. Ich habe verschiedene Imprints mit den Originalen in einer 1×12 Box verglichen, der Klangunterschied ist tatsächlich sehr gering.

Die E-Gitarrensounds sind erstklassig und das Reaktionsverhalten ist so, wie man es von einem Gitarrenlautsprecher gewohnt ist.
Die E-Gitarrensounds sind erstklassig und das Reaktionsverhalten ist so, wie man es von einem Gitarrenlautsprecher gewohnt ist.

Es ist natürlich von Vorteil, wenn man für den Bühnensound ein Imprint wählt, das dem klanglichen Charakter des Cabs aus dem benutzten Profil entspricht, bzw. denselben Typ benutzt, um einen entsprechend homogenen Sound zwischen Main-Out-Signal und Sound auf der Bühne zu erhalten. Das ist möglich, denn mit den 19 Imprints wird eine gute Auswahl an Speakern für unterschiedliche Einsätze angeboten. Aber bei manchen Profilen habe ich auch andere Speaker-Imprints als den Speaker des Originals für den direkten Sound mit dem Kabinet bevorzugt. Man sollte auf jeden Fall keine Wissenschaft daraus machen und seinem Ohr und Geschmack vertrauen, denn der Bühnensound dient in erster Linie dem Gitarristen und dessen Wohlbefinden. Bei den unverzerrten und leicht angezerrten ist der klangliche Unterschied der Imprints nicht ganz so drastisch wie bei den Mid- und High-Gain-Sounds.

Audio Samples
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Vox Amp Profil: Main Out Signal – direkt in die DAW Vox Amp Profil: Kabinet mit Celestion Blue Imprint Diezel VH4 Profil: Main Out Signal – direkt in die DAW Diezel VH4 Profil: Kabinet mit Celestion G12H Anniversary Imprint Divided by 13 Profil: Main Out Signal – direkt in die DAW Divided by 13 Profil: Kabinet mit Celestion Greenback Divided by 13 Profil: Kabinet mit Celestion Creamback Divided by 13 Profil: Kabinet mit Celestion Blue Divided by 13 Profil: Kabinet mit Jen Vintage 10R Marshall Plexi Profil: Main Out Signal – direkt in die DAW Marshall Plexi Profil: Kabinet im Full Range Mode (Cab vom Profil) Marshall Plexi Profil: Kabinet mit Celestion Greenback Marshall Plexi Profil: Kabinet mit Celestion G12H Heritage Marshall Plexi Profil: Kabinet mit Oxford 12L6

Mit der Akustikgitarre kann man selbstverständlich auch über das Kabinet spielen. Dazu muss es im Full-Range-Modus betrieben werden, und da war ich tatsächlich angenehm überrascht. Da das Kabinet keinen Hochtöner hat, bin ich davon ausgegangen, dass der Sound mit einer Steelstring-Akustik eher etwas mittiger und mit geringeren Höhen aus der Box kommt, aber dem ist nicht so. Mit diversen Profilen von DI-Boxen oder speziellen Profilen für Akustikgitarre funktioniert auch diese Disziplin erstklassig. Die Höhen sind angenehm und nicht zu hart, der Bassbereich ist schön knackig und transparent.

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Profilbild von Joost

Joost sagt:

#1 - 04.04.2020 um 10:05 Uhr

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Sorry, my German is not that good... how does the Kemper Kabinet compare to the Blueamps Spark? And do you expect that the Kemper Kone could perform better in a quality cabinet (with F.e. birch Plywood)? Or does the kabinet make a good match with the kone?

    Profilbild von Thomas Dill - bonedo

    Thomas Dill - bonedo sagt:

    #1.1 - 04.04.2020 um 13:59 Uhr

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    Hello Joost,
    This is difficult… Kemper Kabinet and Blueamps Spark are both very good sounding fullrange cabs. With the Kabinet you have the benefit of the different Speaker Imprints. They might not work with the Spark. Unfortunally I didn´t had the chance to compare them at the same time. The Kabinet will sound different in another housing - but I can´t tell how? This is something you need to try out. For me the Kabinet sounds great with the Kone.

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Thomas Dill - bonedo sagt:

#2 - 30.04.2020 um 17:42 Uhr

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Hallo Rainer,
Das Software Update gibt es bereits auf der Kemper Homepage. Bei der Firmware Version 7.3.1 können die Imprints auch für einzelne Rigs abweichend zur globalen Einstellung verändert werden. Das kann dann beim Rig im Cabinet Menü eingestellt werden.

Profilbild von Thomas Dill - bonedo

Thomas Dill - bonedo sagt:

#3 - 10.06.2020 um 13:25 Uhr

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Hallo Rainer,
Glückwunsch! :-)
Die globalen Imprints wählst Du im Output Menü. Ein Imprint für ein spezielles Rig kannst Du im Cab Menü anwählen. Das ist dann nur für dieses eine Rig.
Den Kone kann man als Full Range Speaker mit anderen Modeling Amps auch verwenden, aber die Imprints sind dann nicht verfügbar, denn die sind in der Software des Profilers geparkt.

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