So klingt das Keeley Manis in der Praxis
Das Keeley Manis ist wie sein Vorbild für unterschiedliche Einsätze gewappnet, mal als Overdrive vor einem unverzerrten Amp, aber auch als transparenter Boost für bereits verzerrte Amps. Letzteres wird auch Thema sein, aber zuerst ist ein unverzerrter Sovtek MIG-50 im Einsatz. Der Amp läuft über ein Marshall 4×12 Cab, das mit einem Royer R-10 und einem Shure SM-57 abgenommen wird.
Flexible Schaltmöglichkeiten, gute Feinabstimmung
Wenn die beiden Kippschalter nach unten gelegt sind (Stock, GE-Diode), dann ist laut Robert Keeley der klassische Klon Centaur-Modus aktiviert. In dieser Einstellung liefert das Pedal bei Drive auf Minimal-Setting und Tone in der Mitte einen transparenten Sound, der die Klangcharakteristik des Amps kaum färbt (Bsp. 1). Im Beispiel 2 sind alle vier Schaltvarianten in dieser Reihenfolge zu hören: Stock/Diode – Stock/Trans – Bass+/Trans – Bass+/Diode. Mit diesen Schaltmöglichkeiten ist das Keeley Manis Overdrive etwas flexibler als ein Overdrive-Pedal mit der klassischen Klon Centaur-Konfiguration.

Mit dem Drive-Regler können Zerrgrade von minimaler Übersteuerung bis zur kernigen Mid-Gain-Zerre sehr feinfühlig eingestellt werden. Im Transistor-Mode ist der Sound etwas komprimierter und liefert einen dichteren Overdrive-Sound. Generell reagiert das Pedal sehr gut auf die Anschlagsdynamik und klingt sehr offen, vor allem im Diode-Mode. Für die Aufnahmen waren 18 Volt angelegt, aber auch bei 9 Volt ist die Dynamik ausgezeichnet. Das Tone-Poti bietet keine extremen und unnatürlichen Frequenzverbiegungen, sondern nimmt sehr organisch Einfluss auf das Frequenzbild und passt den Overdrive optimal an das restliche Equipment (Gitarre, Amp) an.
Overdrive-Sounds mit dem unverzerrten Amp
Nach der allgemeinen Bestandsaufnahme und der Erforschung von Reglern und Schaltern kommen nun weitere Beispiele mit dem unverzerrten Sovtek als Basis. Ein Vergleich mit meinem KTR Overdrive zeigt, dass der Sound des Keeley Manis zumindest diesem Klon sehr nah ist und die Reaktion auf Aktionen an der Gitarre (Volume, Anschlag) absolut ebenbürtig ist. Die Transistor-Option legt vor allem vor einem unverzerrten Amp noch einmal eine Schippe Gain auf. Klanglich ist das Pedal bei niedrigeren Gain-Settings sehr linear. Kommt mehr Gain ins Spiel, werden die Mitten entsprechend angehoben. Der Bass-Boost lässt, wie vom Hersteller versprochen, vor allem Singlecoil-Pickups noch einmal etwas kräftiger klingen.
Einsatz als Booster vor einem übersteuerten Amp
Das Keeley Manis Overdrive-Pedal eignet sich auch hervorragend als Booster vor bereits verzerrten Amps oder Overdrives. Wie man hören kann, liefert das Pedal einen sehr transparenten Sound bei minimalen Drive-Einstellungen. Für die folgenden Beispiele waren ein Ceriatone Overtone Special (Bsp. 9) und ein Marshall Plexi (Bsp. 10-12) im Einsatz. Ihr hört zu Beginn immer den Amp-Sound ohne das Keeley Manis, dann mit aktiviertem Boost/Overdrive-Setting. Auch hier ist das Pedal durch die beiden Clipping-Modes flexibler aufgestellt. Der Klangunterschied ist zwar nicht allzu drastisch, aber es ergibt absolut Sinn, denn hier kommt es auf die Feinheiten an. Und die zeigen sich ausgezeichnet auch in dieser Disziplin. Mit dem Transistor-Mode kratzt man, je nach Amp-Charakter und Zerrsound, auch schon mal Fuzz-Regionen an. Im Diode-Mode ist eher der klassische, neutrale Boost angesagt.
Alternativen/Mitbewerber zum Keeley Manis
Klon-Klone gibt es mittlerweile eine Menge. Der J Rockett Archer und der King of Clone von Fredric Effects sind recht beliebt. In der etwas günstigeren Preisklasse liegen der Wampler Tumnus (137 Euro), der Warm Audio Centavo (173 Euro) oder der Behringer Centara (69 Euro). Wenn ihr euch diverse Pedale anhören und ansehen möchtet, empfehle ich den Audiovergleich von sieben Klon-Style-Pedalen meines Kollegen Haiko Heinz.







