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JMI MKII Tone Bender Test

Praxis

Der JMI Tone Bender ist ein klassischer Fuzz und wird in allen Details genau so gebaut wie 1966/67. Dementsprechend puristisch sollte man an auch die Sache herangehen. Zu diesem Purismus gehört auch der fehlende Netzteilanschluss, den es neben der Authentizitätswahrung auch deswegen nicht gibt, weil der Tone Bender, wie übrigens alle alten Fuzz-Verzerrer, im Gegensatz zu herkömmlichen Pedalen umgekehrt gepolt ist. Auf dem Pedalboard würde er deshalb in jedem Fall ein eigenes Netzteil benötigen. An einem der üblichen Netzteil-Verteiler gäbe es einen Kurzschluss und im schlimmsten Fall Beschädigungen an den Bauteilen. 

So original wie möglich: Tone Bender MKII von JMI
So original wie möglich: Tone Bender MKII von JMI

Klanglich fühlt sich der Tone Bender am wohlsten, wenn man ihn vor einen Röhrenverstärker schaltet, der leicht in die Sättigung gefahren wurde. Die besten Ergebnisse erhält man mit den Amps, die damals angesagt waren, denn auf diese Verstärker wurden die klassischen Fuzzpedale schließlich abgestimmt. Dazu gehören Modelle von Marshall, VOX, Hiwatt, Orange und Fender, usw. Wer das Teil vor einen digitalen Amp oder einen Transistorverstärker hängt, bekommt von der lebendigen Wechselwirkung zwischen Fuzz und Röhreneingangsstufe nichts mit. Ebenso verhält es sich mit den Tonabnehmern. Die besten Ergebnisse erhält man mit relativ leistungsschwachen Singlecoils und Humbuckern. Aktive Tonabnehmer haben vor einem klassischen Fuzz genau so wenig verloren wie jegliche Bodentreter und alles, was mit Buffern ausgestattet ist. Selbst in einem Loopersystem kommt es zu Problemen, wenn man den Buffer nicht deaktivieren kann. Das Ergebnis ist ein undynamischer, glasig/kaputter Bratsound. 

Fühlt sich nicht in allen Setups wohl: Jennings' Fuzz
Fühlt sich nicht in allen Setups wohl: Jennings’ Fuzz

Ich habe beim Einspielen einen 100 Watt JMP Marshall aus den 70er Jahren verwendet und ich hatte sofort das Gefühl, dass sich zwei alte Kumpels wiedersehen, die sich eine Menge zu erzählen haben.  Die verwendete Gitarre ist eine Les Paul mit P90 Pickups. Der JMI MKII Tone Bender liefert auf Anhieb und ohne großes Herumgeschraube einen sehr authentischen und klassischen Sound. Unterschiedliche Klangfacetten erhält man durch die Stellung des Volumepotis. Was den Regelbereich angeht, so bringt das Pedal selbst bei komplett zurückgedrehtem Attackregler schon etwa 80% des maximalen Verzerrungsgrades.  Im ersten Soundbeispiel habe ich den Attack auf Minimum gedreht. Wer weniger Gain möchte, muss die Gitarre leiser drehen. 

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Attack Minimum

Beim Aufdrehen des Attackreglers erhält man nicht nur mehr Verzerrung. Die gesamte Dynamik ändert sich, was sich besonders beim Zurückregeln des Gitarren-Lautstärkepotis bemerkbar macht. Je höher die Stellung des Attackpotis, um so geringer fällt der Lautstärkenunterschied beim Zurückregeln der Gitarre aus. Im Vergleich zum ersten Soundbeispiel klingt das Gitarrenriff bei voll aufgedrehtem Attackregler noch eine Spur fetter.

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Attack Maximum

Im folgenden Beispiel habe ich den Attackregler auf Maximum gedreht und das Volumepoti der Gitarre bei jedem Riff etwas lauter. Das erste Riff ist also minimale Ausgangslautstärke der Gitarre und das letzte Riff Vollgas. Man merkt deutlich, das sich im unteren Regelbereich erst einmal nicht besonders viel tut. Erst im letzten Fünftel wird der Sound merklich fetter und tutiger, was sich besonders für hohe Sololinien gut eignet. 

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Dyna Poti

Zum Schluss gibt’s noch einen kleinen Rock-Turnaround. Im Stereopanorama liegen die beiden gedoppelten Rhythmusgitarren, die ich jeweils mit zurückgedrehtem Volumepoti eingespielt habe. So bleibt der Sound etwas kantiger und direkter. Im Gegensatz dazu habe ich beim Solo den Volumeregler voll aufgedreht, und das hört man schon bei den ersten hohen Tönen, die einen fetten, sahnigen Sound haben. Geht man in tiefere Lagen, wirkt es schon fast etwas zu überladen, aber das ist eben auch der typische Charme eines Fuzz Pedals. 

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Song
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McGill sagt:

#1 - 11.03.2014 um 04:49 Uhr

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Als da geschrieben steht: "...würde er deshalb in jedem Fall ein eigenes Netzteil benötigen. An einem der üblichen Netzteil-Verteiler gäbe es einen Kurzschluss und im schlimmsten Fall Beschädigungen an den Bauteilen. "Ahem. Was 'er' also wirklich benötigt is ein Kabel das Plus und Minus verdreht - solche Zwischenstücke gibts - wenn man schon selbst das nicht einkleistern kann - überall zu kaufen. Was die Beschädigungen an den Bauteil betrifft: was da nicht alles an Uninformiertheit herumgeistert...oh my ;(Das stück wird also mit ner 9V Batterie betrieben - wie oft kommt es nun vor dass jemand der im Halbfinstern versucht die Batterie hineinzuschustern der diese verkehrt herum versucht einzustöpseln ? Sagen wir mal: sehr oft! Und, explodiert das janze jetzt? Mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht, richtig?Also, erstmal ganz ruhig und entspannt bleiben - zwei Drähte vertauschen oder wenn man so will, ein kleines Loch bohren in das Gehäuse und einen (verdreht herum) gepolten Stromentgegennehmer hineinschrauben. War ja gar nicht so schwierig !Und da wir mal schon über solche Kleinigkeiten reden: das bisschen was da drin an teilen zusammengekleistert ist soll wieviel kosten......? 289 Euronen? Vielleicht weil das Gehäuse im was, im Sandkastengussdruck (?) hergestellt wurde oder ein unglaublich teures (Mark'fuenfzig) NOS thingamajik verwendet wurde?Also da darf man dann schon laut sagen: Preis-leistungs-verhaeltnis ist jenseits von gut und böse. In anderen Worten das Stück ist mehr was für Finanzanleger gedacht und da....wüsste ich auch wahrlich besseres.

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skywalker sagt:

#2 - 13.03.2014 um 01:40 Uhr

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McGill, dir fehlt offenbar das technische Verständnis für die Problematik. Bei diesem Gerät ist die Masse mit dem positiven Pol der Spannungquelle belegt. Bei modernen Geräten mit dem negativen. Wenn man ein Gerät mit postiver Masse und eines mit negativer an dasselbe Netzteil anschließt und dann die Massen über ein Patchkabel verbunden werden, hat man die Spannungsversorgung kurzgeschlossen (PUFF!). Das ist kein Problem, das mit einem Adapter gelöst werden kann. Manche Netzteile haben aber voneinander isolierte Ausgänge, da ist das möglich.Solche Gehäuse sind in der Tat extrem teuer in der Herstellung. Das Original von Sola Sound kostet auch noch ein ganzes Stück mehr als die JMI-Kopie, ist dafür aber auch deutlich besser verarbeitet und klingt wirklich authentisch nach MKII Tone Bender. JMI hat ein paar Modifikationen an der Schaltung vorgenommen, die die Kopie zu komprimiert klingen lassen. Der Attack-Regler tut auch meist zu wenig.

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