Anzeige

Jet City Afterburner Overdrive Test

Der amerikanische Hersteller Jet City Amplifications ist im Vergleich zu den großen Herstellern wie Fender oder Marshall zwar noch nicht so lange im Geschäft tätig, hat aber schon für helles Aufsehen (und -hören) gesorgt. Der Status des Geheimtipps dürfte auch bald abgelegt sein. Das Konzept scheint aufzugehen, denn das Unternehmen holt sich bekannte Entwickler, unter anderem Amp-Guru Mike Soldano, die ihre Pläne und Know-How zur Verfügung stellen. Die Produkte werden dann extrem preisgünstig in Fernost hergestellt und kommen zu einem sehr guten Kurs bei uns in die Läden.

JetCity_AfterburnerOverdrive_006FIN

Zur Musikmesse 2011 wurde der nächste Schachzug der Öffentlichkeit präsentiert, es sind jetzt auch Effektpedale erhältlich. Primär konzentriert man sich hierbei im Moment auf das Wesentliche, denn neben einem Delay sind ansonsten nur Booster, Overdrive oder Distortion erhältlich. Auch hier hat man sich den Rat von externen Entwicklern geholt und nach deren Vorstellungen die Treter bauen lassen. Wir haben die neuen Tretminen für euch mal unter die Lupe genommen, es geht los mit dem Afterburner, eine Kombination aus Overdrive und Booster.
Anzeige

DETAILS

Gehäuse/Optik
Der Afterburner kommt in einem Stahlblechgehäuse mit leicht angeschrägter Oberfläche. Hier findet man sämtliche Regel- und Schaltmöglichkeiten symmetrisch angeordnet. Vier Regler in der oberen Hälfte und zwei Schalter mit den dazugehörigen LEDs unten stellen die Bedienelemente dar. Die Anschlüsse befinden sich auf den Seiten, rechts der Eingang (Input) für die Gitarre, links der Ausgang (Output), den man mit dem Amp verbindet. Farblich ist der Afterburner überwiegend in schwarz lackiert, lediglich an der unteren Hälfte glänzt ein gelber Streifen – die Regler sind weiß unterlegt, aber ohne Markierungen für die Position. Das ist aber auch nicht nötig, denn an den Reglern selbst befinden sich große weiße Strich-Markierungen, die man auch bei dunklem Bühnenlicht gut erkennen kann. Das Batteriefach ist von der Unterseite zugänglich, die Klappe ist mit einer großen Schraube befestigt, die man auch ohne Schraubendreher lösen kann. Mit vier dicken Gummifüßen, die sich ebenfalls auf der Unterseite (wo sonst!) befinden, hat das Pedal auch auf glatten Oberflächen stabilen Halt. Insgesamt macht der Afterburner einen sehr robusten Eindruck, die Schalter sind stabil, die Regler fest und wackeln nicht – das Gehäuse kann mit Sicherheit einiges verkraften.  

Rückseite/Anschlüsse
Wie bereits erwähnt, sind die beiden Klinkenbuchsen für In- und Output an den Seiten, lediglich die Standardbuchse für das 9V DC-Netzteil befindet sich auf der Rückseite.

Bedienung
Von der Aufteilung erinnert das Ganze an die Box Of Rock von Zvex, ein Overdrive-Pedal mit einer zusätzlichen Boost-Funktion für Solo-Sounds, wenn man „one louder“ spielen möchte. Allerdings kann der Boost beim Afterburner nur zum Overdrive hinzugefügt werden. Allein eingeschaltet passiert nichts. Man hat also nicht die Möglichkeit, den Clean-Sound mit Einschalten des Boost etwas anzuheben. Die Overdrive-Sektion wird mit den üblichen Reglern eingestellt, Volume ist für die Endlautstärke zuständig, Tone regelt die Klangfarbe und mit Overdrive wird der Verzerrungsgrad eingestellt. Der Boost-Regler ganz rechts ist für die Pegelanhebung bei aktivierter Boost-Funktion zuständig.  
JetCity_AfterburnerOverdrive_012FIN
Anzeige

PRAXIS

Verzerrungsgrad
Den Afterburner habe ich erst mal vor meinen clean eingestellten Sovtek MIG-50 geschnallt – was sehr angenehm auffällt, ist der weitgehend neutrale Sound, den das Pedal produziert. Hier werden bei eingeschaltetem Overdrive keine Frequenzen großartig verbogen, der Amp-Sound bleibt erhalten, es klingt eben nur einen Tick dreckiger, selbstverständlich abhängig von der Position des Overdrive-Reglers. Diesen habe ich erst mal komplett zurückgedreht, um die minimale Verzerrung zu erhalten. Das ist in diesem Fall dann auch nur eine leichte Übersteuerung des Amps, ein wunderbarer Übergang vom cleanen in den angezerrten Ton. Um ein ähnliches Frequenzbild bei eingeschaltetem Afterburner zu erhalten, habe ich den Tone-Regler auf 15 Uhr gestellt. Das folgende Beispiel gibt es in zwei Versionen, einmal ohne Effekt (Bypass) und dann der Afterburner mit der unten stehenden Einstellung. 
Audio Samples
0:00
LP – Bypass LP – Dirty
GitarreVolumeToneOverdriveBoost
Les Paul14157Off

In dieser Minimal-Einstellung ist das Pedal natürlich absolut Blues- und Jazz-tauglich, es erzeugt eine natürliche Verzerrung, die man sehr gut mit einer dynamischen Spielweise steuern kann. Mal sehen, wie weit die Verzerrung reicht und wie linear das Ganze im kompletten Regelweg zunimmt. Der Overdrive-Regler wird nun permanent nach oben geschraubt, und damit das Feuer auch gleich richtig geschürt wird, bleibt die Les Paul angeschlossen. Bei 9 Uhr kommt der Kasten langsam in Fahrt, mit dem Halspickup sind warme Zerrtöne am Start, wechselt man auf den Steg-Tonabnehmer, wird man bei härterem Anschlag mit einem knackigen Crunch-Sound belohnt.

Audio Samples
0:00
LP – Overdrive “9”
GitarreVolumeToneOverdriveBoost
Les Paul13149Off

Ab 11 Uhr werden die Freunde des „Classic Rock“-Sounds beglückt. Der Afterburner kommt langsam in Fahrt.

Audio Samples
0:00
LP – Overdrive “11”
GitarreVolumeToneOverdriveBoost
Les Paul131411Off

Wenn der Mittag vorbei ist, ca. 13 Uhr, dann geht es noch kerniger zur Sache, die Verzerrung verdichtet sich allmählich, das Kompressionsverhalten nimmt auch leicht zu, aber trotzdem kommt noch ein transparenter Sound aus den Speakern, mit dem man auch immer noch Akkorde deutlich zu Gehör bringen kann.

Audio Samples
0:00
LP – Overdrive “13”
GitarreVolumeToneOverdriveBoost
Les Paul131413Off

Die weiteren Erwartungen wurden auch bei der 15Uhr-Position bestätigt, der Regelweg ist sehr feinfühlig, die Verzerrung nimmt weiter gleichmäßig zu, der Sound wird dichter, und es gibt ein angenehmes Sustain gratis. Auch die Oberton-Ansprache ist sehr gut, Pinch Harmonics lassen sich ganz entspannt erzeugen. 

Audio Samples
0:00
LP – Overdrive “15”
GitarreVolumeToneOverdriveBoost
Les Paul131415Off

Jetzt kommen wir auf die Zielgerade, die maximale Verzerrung liegt an und so klingt es:

Audio Samples
0:00
LP – Overdrive “17”
GitarreVolumeToneOverdriveBoost
Les Paul131417Off
Für ein Overdrive-Pedal gibt der Afterburner schon ein gutes Zerrbrett ab, Metal-tauglich ist das zwar noch nicht, aber man muss natürlich auf dem Teppich bleiben, für diesen Einsatz ist ein spezielles Distortion-Pedal angesagt. Ansonsten kann man dem Teil eine wirklich große Overdrive-Bandbreite mit exzellentem Regelweg bescheinigen, bei dem auf allen Stationen eine kontinuierliche Anhebung des Zerrverhaltens stattfindet. 
Boost
Man kann die Boost-Funktion nicht als typischen „go to eleven“-Schalter bezeichnen, mit dem man den Pegel erhöht, um mehr Lautstärke für das Solo zu haben. Das Ding hat eher eine Charakteristik wie ein zweiter Gain-Regler, auf den man dann umschalten kann. Insofern stimmt auch die Aussage in der Werbung, dass der Afterburner aus einem einkanaligen Amp einen Dreikanaler macht. Das funktioniert aber nur, wenn der Boost höher als der Overdrive eingestellt wird. Bei Overdrive-Werten ab 12 Uhr ist der Klangunterschied logischerweise nicht mehr so stark. Im folgenden Beispiel hört ihr den Afterburner in der unten stehenden Einstellung einmal ohne und dann mit eingeschaltetem Boost, diesmal zur Abwechslung mit der SG.  
Audio Samples
0:00
SG – Boost
GitarreVolumeToneOverdriveBoost
SG1314,5915
Tone
Als nächstes wird die Reichweite des Tone-Potis erforscht, hier ist einiges möglich. Das Poti regelt den Bereich ab 2kHz, bei zurück gedrehtem Tone-Regler sind die Frequenzen oberhalb 7 kHz komplett abgeschnitten und man erhält einen richtig muffigen Zerrsound. Wenn der Regler weiter aufgedreht wird, dann nehmen die Höhen linear zu und bei 15 Uhr hat man einen „normalen“ Sound, der dem Frequenzbild des Clean eingestellten Amps relativ entspricht, und bei 17 Uhr ist die Höhen-Kratzbürste am Start. Ein sehr gutes Spektrum, mit dem man viele Facetten von Overdrive-Sounds erzeugen kann. 
Audio Samples
0:00
ST – Tone “7” ST – Tone “12” ST – Tone “17”
GitarreVolumeToneOverdriveBoost
Stratocaster137-12-1713Off

Wem die letzte Einstellung mit voll aufgedrehtem Tone-Regler zu heftig ist, der sollte mal den Tone an der Gitarre zurücknehmen, dann bekommt man noch mal eine andere Färbung. Hier ist das Ganze noch mal mit komplett zurückgedrehtem Tone-Poti an der Strat.

Audio Samples
0:00
ST – Guitar Tone
GitarreVolumeToneOverdriveBoost
Stratocaster131713Off

Transparenz/Dynamik
Der Afterburner kann schon ein gutes Zerrbrett aus der Gitarre heraus holen, aber auch in puncto Klangtransparenz und dynamischer Ansprache kann er auf der ganzen Linie überzeugen. Beim nächsten Beispiel habe ich die Les Paul mit voll aufgedrehtem Overdrive gespielt und das Teil mal auf „Akkordverständlichkeit“ überprüft. Die Akkorde E,G,D,A,E werden langsam nacheinander angeschlagen und sind klar zu erkennen. Auch die einzelnen Anschläge beim letzten E Akkord sind deutlich, trotz der hohen Verzerrung, zu hören.

Audio Samples
0:00
LP – Chords
GitarreVolumeToneOverdriveBoost
Les Paul121417Off

Jetzt geht es an die dynamische Ansprache, also inwieweit der Verzerrungsgrad durch den Anschlag an der Gitarre regelbar ist. Hier ist die Tele im Einsatz, zuerst leicht mit den Fingern angeschlagen, dann hart mit dem Pick, das Ganze bei recht weit aufgedrehtem Overdrive.

Audio Samples
0:00
TE – Dynamic Pick
GitarreVolumeToneOverdriveBoost
Telecaster121516Off

Da gibt es nichts zu meckern, der Verzerrungsgrad geht bei leichtem Anschlag zurück, die Lautstärke ebenso, das Kompressionsverhalten ist nicht stark. Dadurch ist dann der Unterschied zum harten Anschlag mit dem Pick auch entsprechend groß, mehr Lautstärke und auch eine Portion mehr Verzerrung. 

Anzeige

FAZIT

Der Jet City Afterburner verrichtet eine solide Zerrarbeit, die in allen Stufen von einer ganz leichten Übersteuerung bis zum stabilen „Mid Gain“-Sound alles bietet. Mit dem Overdrive-Reglerkann man den Zerrgrad sehr gut dosieren. Auch der Tone-Regler verfügt über eine große Bandbreite, und somit sind sehr viele unterschiedliche Zerrsounds möglich. Hier ist von Jazz- und Blues-Sounds bis zu vielen Facetten des Rock-Genres alles möglich. Mit der zusätzlichen Boost-Funktion lässt sich dann noch schnell ein quasi dreikanaliges Setup zimmern – das funktioniert allerdings nur, wenn der Overdrive-Regler nicht allzu weit aufgedreht wird. Zum Beispiel mit der Einstellung Overdrive 9 Uhr und Boost 15 Uhr bekommt man neben dem clean eingestellten Amp einen Crunch-Sound durch den Overdrive und einen etwas fetteren Rock oder Lead-Sound mit der Boost-Funktion. Das Ganze ist lautstärkemäßig sehr gut aufeinander abgestimmt. Wer allerdings hierbei eine Boost-Funktion mit Pegelanhebung für Soli wie bei der Box Of Rock oder ähnlich konzipierten Verzerrern sucht, der wird wahrscheinlich mit dem Afterburner nicht glücklich. Ansonsten lohnt es sich, das Pedal auf jeden Fall mal anzutesten. Das Preis/Leistungsverhältnis ist gut.

PRO:
  • Verarbeitung, Optik
  • Transparente Klangwiedergabe
  • Regelweg des Overdrive-Reglers
  • Große Bandbreite der Verzerrung
CONTRA:
  • keine große Pegelanhebung mit dem Boost-Regler möglich
JetCity_AfterburnerOverdrive_018FIN
FEATURES:
  • Hersteller: Jet City
  • Modell: Afterburner
  • Typ: Overdrive Pedaleffekt
  • Regler: Volume, Tone, Overdrive, Boost
  • Anschlüsse: Input, Output
  • Spannung: 9V Batterie oder Standard 9V Netzteil (optional erhältlich)
  • Maße: 142 x 104 x 65 (B x T x H) mm
  • Preis: 114,- Euro UVP
Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Verarbeitung, Optik
  • Transparente Klangwiedergabe
  • Regelweg des Overdrive-Reglers
  • Große Bandbreite der Verzerrung
Contra
  • keine große Pegelanhebung mit dem Boost-Regler möglich
Artikelbild
Jet City Afterburner Overdrive Test
Für 49,00€ bei
Hot or Not
?
JetCity_AfterburnerOverdrive_004FIN Bild

Wie heiß findest Du dieses Produkt?

Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Bonedo YouTube
  • Exploring the NUX Amp Academy Stomp | Sound Demo with Various Playing Styles
  • Funk Rock Riffing with the NUX Amp Academy Stomp!
  • Subtle Compressor Tones with the Wampler Mini Ego 76 Compressor!