Image Line FL Studio Mobile 3 Test

Die beliebte DAW FL Studio, ehemalig Fruity Loops, geht in der mobilen Version in die dritte Runde. Die bisher ausschließlich für iOS verfügbare DAW-App gibt es nun zusätzlich für Android und Windows 10.

Image_Line_FL_Studio_3_Bild_01_Aufmacher Bild


Für FL Studio Mobile 3 hat Hersteller Image Line die Benutzeroberfläche rundum erneuert, was sich nicht nur optisch, sondern auch im Workflow bemerkbar machen soll. Zudem wird die App mit FL Studio-Elementen à la Step-Sequenzer, Pianorolle und Klangerzeugern ausgestattet, die man aus der Desktop-Version kennt. Wird aus der Spaß-App nun eine ernst zu nehmende Mobil-DAW für Smartphone und Tablet?

Details + Praxis

Kompatibilität und Verfügbarkeit

FL Studio Mobile 3 ist als Universal-App für Smartphone und Tablet verfügbar. Wer also Smartphone und Tablet mit demselben Account nutzt, bekommt beide Versionen zu einem Preis. Und was noch besser ist: Das Update ist für alle Besitzer von FL Studio Mobile kostenlos! Wer bereits einen Image Line Account inklusive entsprechenden Lizenzen für Klangerzeuger und Effekte besitzt, kann diese ohne Aufpreis auch in der iOS-App freischalten – man muss also keine Erweiterungen doppelt kaufen – sehr fair! Wer FL Studio Mobile vorab testen möchte, kann sich FL Studio 12 als Demo-Version für PC und Mac herunterladen und die Mobile-Variante als Plug-in laden. 
Folgende Mindestvoraussetzungen müssen erfüllt sein, damit ihr FL Studio Mobile auf euer Smartphone oder Tablet installieren könnt:

  • iOS: iOS 8 oder neuer, kompatibel mit iPhone, iPad und iPod touch
  • Windows: Windows 10, Windows 8.1, Windows 10 Mobile, Windows Phone 8.1, ARM, x86, x64
  • Android: Android 3.2 oder neuer. Bei der Nutzung eines „custom ROM“ oder „rooted Android OS“ ist laut Image Line mit signifikanten Performance-Einbußen zu rechnen.

Flexible Bedienoberfläche

Optisch wurde die App von Grund auf erneuert. Das etwas in die Jahre gekommene Interface der Vorgänger-Versionen präsentiert sich in Version 3 mit einer zeitgemäßen Flat-Optik und knalligen Farben. Die tabbasierte Menüführung wurde durch eine effizientere Split-Screen-Oberfläche ausgetauscht, auf der sich die Sektionen vom Rand zur Mitte hin ausklappen lassen, wenn sie benötigt werden. Das ist zwar zu Beginn etwas unübersichtlich, wenn man jedoch einmal weiß, an welchen Ecken man wischen muss, hat man schnell den Dreh raus. Ein ausführliches Handbuch inklusive Suchfunktion sowie zahlreiche Video-Tutorials sind von der App aus erreichbar (Internetverbindung vorausgesetzt).

Das neue Interface ist übersichtlich und platzsparend.
Das neue Interface ist übersichtlich und platzsparend.

Die neue Oberfläche bietet insgesamt mehr Platz – besonders auf Smartphone-Touchscreens ist das ein Segen. Zudem lassen sich einige Bereiche flexibel in der Größe skalieren. Im folgenden Video seht ihr, wie das neue Interface den Workflow merklich verbessert.

Wie im Video zu sehen, ist die Bedienung der App ist insgesamt intuitiv gehalten. Selbst Parameter-Automationen der Klangerzeuger und Effekte lassen sich kinderleicht aufzeichnen: Aufnahme starten, Parameter bedienen, fertig! FL Studio Mobile zeichnet die Automationen in einer separaten Spur auf, die sich direkt unter der entsprechenden Hauptspur befinden. Falls eine live aufgenommene Automation bearbeitet werden soll, ist auch das kein Problem. 
Beim Arrangieren eines Songs können Regionen – wie aus FL Studio gewohnt – schnell hintereinander kopiert werden. Hierbei handelt es sich allerdings um Wiederholungen der originalen Regionen, in denen sich keine Änderungen vornehmen lassen, schade. Eine Copy- und Paste-Funktion ist es zwar vorhanden, vergleichsweise aber etwas mühselig. Unpraktisch ist auch, dass sich MIDI-Regionen nicht auf andere Spuren kopieren oder verschieben lassen.

Drum Sequencer und Pianorolle

Der langersehnte Step Sequencer (in der App als „Drum Sequencer“ benannt) und die Pianorolle halten endlich Einzug in FL Studio Mobile. Je nachdem, ob es sich um eine Instrumenten- oder Drum-Spur handelt, zeigt die DAW gleich das entsprechende Fenster, praktisch!
Der Drum Sequencer hält in drei vorgefertigten Kits standardmäßig 16 Drumsounds bereit. Diese sind durch weitere Samples einer umfangreichen Sample-Library austauschbar und auch weitere Drumspuren lassen sich hinzufügen. Die Library ist via Sync am Computer sowie AudioCopy direkt am Gerät mit eigenen Samples erweiterbar. Wie aus FL Studios Step Sequencer gewohnt, hält auch der Drum Sequencer einen globalen Swing Parameter bereit. Für jede Drumspur stehen separat Solo, Pan und Volume bereit, um die Samples innerhalb eines Kits aufeinander abzustimmen. Das ist besonders deshalb nützlich, weil die Drums im Mixer leider nur zusammengefasst auf einem Kanal liegen. Zum Anpassen der Samples kommen Pitch, Length und ADSR-Hüllkurve hinzu. Anschlagstärke, Panorama und Tonhöhe der einzelnen Steps sind zudem automatisierbar. Um noch lebendigere Grooves zu zaubern, können die Drums auch in der Pianorolle geöffnet werden, in der sich das Taktraster ändern lässt. So lassen sich beispielsweise Triolen programmieren, sehr gut!

Fotostrecke: 2 Bilder Der Drum Sequencer ist das Pendant zum Step Sequencer der Desktop-Version.

Die Notenprogrammierung in der Pianorolle wurde gut umgesetzt: Einmal tippen zeichnet eine Note ein. Wählt man bereits gezeichnete Noten erneut aus, öffnet sich ein Kontext-Menü, mit dem sie sich kopieren, löschen, quantisieren oder ganz einfach in der Länge ändern lassen. Leider sucht man die aus der Desktop-Version bekannten Skalen und Akkorde vergeblich, welche in der Mobil-Version besonders hilfreich gewesen wären. 

Klangerzeuger

FL Studio Mobile ist mit einer Handvoll Klangerzeugern ausgestattet, die auch reichlich Presets bereithalten. Im Preset-Browser lassen sich diese vor dem Laden in unterschiedlichen Tonhöhen vorhören. Das macht es einfach, weitere Elemente auszusuchen, während der Track läuft. Unter den Klangerzeugern befinden sich die aus der Desktop-Version bekannten Kollegen: MiniSynth sowie DirectWave und zusätzlich GMS und Transistor Bass (TB-303-Emulation) als Demoversion. Weitere Klangerzeuger und Presets lassen sich per In-App-Kauf hinzuerwerben.
 

Die Klangerzeuger wurden an die GUI der mobilen Version angepasst.
Die Klangerzeuger wurden an die GUI der mobilen Version angepasst.

In puncto Sound brauchen sich die Klangerzeuger nicht zu verstecken. Die mitgelieferten Presets eignen sich weitestgehend für EDM und Hip-Hop. Einzig die voreingestellten Effekte, besonders Delay, müssen bei einigen Preset deutlich zurückgenommen werden. Leider muss man in FL Studio Mobile bei Klangerzeugern und Effekten auf die originale GUI verzichten und bekommt stattdessen abgespeckte Varianten, die optisch an die Bedienoberfläche der App angepasst sind. Das ist zwar ungewohnt, insgesamt aber übersichtlich gelöst. Die Klangerzeuger sind beispielsweise in ihre Sektionen (OSC, Filter, LFO …) unterteilt – so findet man sich schnell zurecht.

Audio Samples
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01. 808 Kit 02. Minisynth – Chords 03. Minisynth – Bass 04. Minisynth – Pad 05. Transistor Bass 06. Transistor Bass mit Distortion

Effekte

Wie auch die Klangerzeuger werden Effekte auf der rechten Seite der Bedienoberfläche ins Rack geladen. Da sich in FL Studio Mobile auch FX-Channels erstellen lassen, sind auch Send-Effekte realisierbar. FL Studio Mobile bietet für eine App eine solide Auswahl. Darunter Modulations- und Dynamik-Effekte, Equalizer, Reverb, Delay und „Autoduck“, mit dem sich Sidechain-ähnliche Pump-Effekte erzeugt lassen. Klanglich sind die Effekte nicht überragend, reichen aber zur Vorproduktion allemal aus.

Ist FL Studio Mobile 3 eine vollwertige Mobil-DAW?

Zugegeben, DAW-Apps für Smartphone und Tablet sind alle nicht so umfangreich wie ihre großen Desktop-Versionen, daher sollte klar sein, dass Songs auf Profi-Niveau nicht wirklich realisierbar sind – dazu fehlen einfach zu viele Features. Und so ist auch mit Image Lines Mini-Version der fruchtigen Schleifen ohne Weiteres kaum möglich, einen Track bis ins kleinste Detail zu produzieren. Dazu wird spätestens beim Abmischen dann doch ein ordentlicher Rechner inklusive entsprechender FL Studio Desktop-Version benötigt. Mehrspur-Recordings wird man mit der App ebenfalls ganz sicher nicht durchführen können, doch das ist in FL Studio im Grunde nicht anders. Vielmehr richtet sich die iOS-App an Solokünstler aus dem elektronischen Bereich.
Dennoch: Im Vergleich zu den Vorgänger-Versionen ist FL Studio Mobile nicht mehr nur ein Spielzeug, sondern eine App, mit der man gute Vorarbeit leisten kann, um sie später im großen FL Studio auszuarbeiten. Mit Klangerzeugern ist man selbst in der Grundausstattung weitestgehend versorgt, zur Drum- und Noten-Programmierung sowie Erstellung grober Arrangements inklusive Automationen bietet die App ebenfalls eine ausreichende Ausstattung.

Fazit

Image Line hat aus der Spaß-App eine mobile DAW gemacht. Das komplett überarbeitete Interface ermöglicht einen wesentlich besseren Workflow als die Vorgängerversionen, was einer smarten und intuitiveren Bedienung zu verdanken ist. Der langersehnte Step Sequencer sowie die Pianorolle sind ebenfalls gut in die App integriert worden. Leider fehlen hier die vorgegebenen Scales and Chords, die man aus der Desktop-Version von FL Studio kennt. Gerade bei Tablets und Smartphones wären diese sinnvoll gewesen. Besonders für FL Studio-Nutzer lohnt sich die App, um an Tracks mobil weiterzuarbeiten oder neue zu erstellen und sie in der großen DAW zu vollenden. Nutzer anderer DAWs, etwa Steinberg Cubase oder Apple Logic, sind mit den entsprechenden Mobil-Pendants besser beraten, da deren Features gleichwertig bis umfangreicher sind. Mit 17,99 Euro ist FL Studio Mobile ganz sicher kein Schnäppchen, jedoch lohnenswert für alle, die auf Beatproduktionen mit FL Studio auf Smartphone und Tablet nicht verzichten wollen.

Pro
  • smartes, effizientes Interface
  • übersichtliches Bedienkonzept
  • Drum Sequencer mit vielen Parametern
  • Klangerzeuger bieten solide Preset-Library
Contra
  • keine vorgegebenen Chords and Scales
  • MIDI-Regionen nicht zwischen Spuren austauschbar
Features
  • DAW-App für iOS, Android und Windows
  • Step Sequencer zur schnellen Drumprogrammierung
  • solide ausgestatteter Key-Editor zur MIDI-Noten-Bearbeitung
  • skalierbars virtuelles Keyboard sowie Drum Pads
  • 3 Synthesizer (MiniSynth, DirectWave und GMS)
  • TB-303-Emulation „Transistor Bass“ als Demoversion
  • Sampler, Drum Kits und sliced-loop Beats
  • MIDI Controller Support
  • MIDI-Import/Export von Song und Einzelspuren
  • Audio-Recording (inkl. Monitoring) und Audioimport (WAV)
  • Sample- und Preset-Browser mit Vorhörfunktion
  • Pan, Volume, Release and Attack pro Instrument
  • Mixer: Mute, Solo, FX-Bus, Pan und Volume
  • Effekte: Compressor, Limiter, Auto Ducker, Parametric Equalizer, Graphic Equalizer, Chorus, Flanger, Distortion, Reverb, High-Pass/Low-Pass/Band-Pass/Formant (Vox) Filters, Delays, Phaser und Stereoizer
  • intuitives Interface mit skalierbaren Sektionen
  • Song-Export zu WAV, MP3, MIDI und FLM (FL Studio Mobile Projekt)
  • Audiobus support (input & output)
  • Teilen der Songs via Sync zu anderen Mobile 3 Instanzen auf weiteren Geräten
  • Projekt-Import in FL Studio Mobile Plug-in in der Desktop-Version
  • Systemvoraussetzungen: iOS: iOS 8 oder neuer, kompatibel mit iPhone, iPad und iPod touch, Windows: Windows 10, Windows 8.1, Windows 10 Mobile, Windows Phone 8.1, ARM, x86, x64
  • Android: Android 3.2 oder neuer
Preis
  • iOS: 14,99 EUR
  • Android: 17,99 EUR
  • Windows: 14,89 EUR
Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • smartes, effizientes Interface
  • übersichtliches Bedienkonzept
  • Drum Sequencer mit vielen Parametern
  • Klangerzeuger bieten solide Preset-Library
Contra
  • keine vorgegebenen Chords and Scales
  • MIDI-Regionen nicht zwischen Spuren austauschbar
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