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IK Multimedia UNO Drum Test

Mit dem UNO Synth haben IK Multimedia in 2018 für mächtig Wirbel gesorgt: Ein analoger Synthesizer mit digitaler Steuerung, vollständiger Computer-Anbindung via Editor-Plug-In und Step-Sequenzer für unter zweihundert Euro, der zudem noch richtig gut klingt. Das war schon ein ziemlicher Kracher und für IK Multimedia gleichermaßen der Einstieg in die heiß umkämpfte Welt der analogen Synthesizer.

IK Multimedia UNO Drum Test. (Foto: Numinos)



In Kooperation mit Telekom Electronic Beats entstand eine zweite Review, durchgeführt von Electronic Artist Martin Stimming. Im Video führt er durch die einzelnen Sektionen des IK Multimedia UNO Drum und gibt noch eine weitere Sicht auf die Drummachine. Stimmings Video-Review findet ihr am Ende des Praxisteils.

Details

UNO Drum ist ein zwölfstimmiger Drumcomputer mit integriertem Drum-Sequenzer und kapazitiven Trigger-Pads, die an die Folientaster früherer Epochen erinnern. Den insgesamt zwölf Triggerpads (Kick 1/2, Snare, Closed/Open HH, Clap, Tom 1/2, Rim, Cowbell, Ride, Cymbal) stehen insgesamt 54 fest eingespeicherte Samples zur Verfügung. Kick 1/2, Snare, Closed/Open Hihat und Clap können zudem aus sechs analogen Klangerzeugern generiert werden.
Es stehen jeweils einhundert Speicherplätze für Patterns und Drumkits zur Verfügung, daneben ein Drum-Sequenzer mit bis zu 64 Schritten und acht automatisierbaren Parametern pro Schritt. Das alles wird ergänzt durch analoge Verzerrungs- und Kompressionseffekte, sowie drei Performance-Effekte (Stutter, Roll und Random). Zudem lässt sich der UNO Drum via Din- und USB-MIDI ansprechen und synchronisieren.

Auspacken

Aus der hübsch gestalteten Verpackung befördere ich den UNO Drum selber, begleitet von zwei Micro-Klinke auf DIN-MIDI-Adaptern, einem USB-Kabel, sowie vier AA-Batterien und einer mehrsprachigen Bedienungsanleitung.

Fotostrecke: 3 Bilder Der UNO Drum in seiner Verpackung. (Foto: Numinos)

Erster Eindruck

Der kleine Drumcomputer wiegt gerade einmal 400 g, was kein Wunder ist, da das Gehäuse und die Bedienelemente vollständig aus Kunststoff gefertigt sind. Optisch wurde eine relativ ansprechende Farbcodierung aus Schwarz, Grau, Weiß und der Akzentfarbe Orange umgesetzt, die dem kleinen Desktop-Drummer – in Verbindung mit der Kunststoff-Materialität – eine leicht unkonventionelle „Poppigkeit“ verleiht.
Die Akzent-Farbe korrespondiert dann auch mit dem dreistelligen Display, dessen Lettern ebenfalls Orange leuchten. Mit vier kleinen Gummi-Pads auf der Rückseite und seiner leichten Anwinkelung in Richtung des Betrachters, steht der kleine „Drummie“ recht stabil auf der Arbeitsfläche.

Fotostrecke: 2 Bilder Das Interface des UNO Drum. (Foto: Numinos)

Anschlüsse

Die Rückseite ist übersichtlich: Links startet sie mit einem Schieberegler, mit dem man die Zustände Aus, Batterie- oder USB-Strom einstellt. Er bedient sich etwas verbindlicher als der des Schwestermodells, UNO Synth. Dann folgt eine Micro-USB-Buchse, die sowohl der Stromversorgung, wie auch der USB-MIDI-Datenkommunikation dient. Klassisches DIN-MIDI sendet und empfängt der UNO Drum über die beiden Micro-Klinken-Buchsen in Verbindung mit den beiden mitgelieferten Adaptern.
Den Abschluss nach rechts bildet ein Miniklinken-Buchsenpaar von denen die Linke der Entgegennahme von durchgeschliffenem Audiomaterial, die Rechte der Audioausgabe dient. Durchgeschliffenes Audio durchläuft auch die Compressor/Drive-Schaltung. Beide Buchsen agieren leider nur in Mono, sodass alles, was am Ende den UNO Drum verlässt (auch die interne Klangerzeugung) leider einkanalig ist.

Fotostrecke: 2 Bilder Die Ru00fcckseite mit den u00fcberschaubaren Anschlu00fcssen. (Foto: Numinos)

Bedienelemente

Die Bedienoberfläche ist relativ einfach zu verstehen: Oben links befindet sich eine Matrix, von der aus man mit vier Endlos-Encodern vier Parameter der Gruppen „Drum, FX und Sequenzer“ steuert. Im Fall von „Drum“, neben „Level, Tune, Snap und Decay“ zusätzlich noch ein Lowpass-Filter für die Snare und die Frequenzmodulation der Kickdrum. Unter FX finden sich Kompressor, Verzerrer und der Stotter-Effekt.
Im Bereich Sequenzer regelt man die Swing-Stärke, den metrischen Teiler, eine Humanize-Funktion, sowie die Anschlagsstärke pro Step. Die insgesamt zwölf Pads kennen zwei Velocity-Stufen. Zentral sitzt das dreistellige Display, das zur Visualisierung von Werten und Betriebszuständen dient. Rechts davon befinden sich drei Potis mit den Funktionen „Dateneingabe, Tempo und Lautstärke“. Darunter befindet sich ein Block mit den Tastern „Sound, Kit, Pattern und Song“, worüber sich in die entsprechende Belegung wechseln lässt.
Mit „Length“ legt man die Patternlänge im Bereich von 1-64 Steps fest und „Alt“ ruft die entsprechende Sekundärfunktion von Tasten auf. Eine Zeile darunter finden sich dann Tasten für die An- und Abwahl der Trigger-Pads (Select/Select All), das Stummschalten einzelner Drums (Mute), das Einklopfen des Tempos (Tap Tempo) sowie die Tasten für das Echtzeit-Recording und die Wiedergabe.

Mit der kleinen Schaltfläche wechselt man zwischen den Takten. (Foto: Numinos)

Zentral sitzen dann die zwölf Schaltflächen für das Drum-Triggering. Links Flankiert von Zufalls-, Kopier- und Lösch-Funktionen, rechts mit Auslösern für den Stotter- und Roll-Effekt sowie einer Takt-Auswahl (1-4) zum Navigieren in mehrtaktigen Patterns. In der Fußzeile befindet sich dann eine sechzehn-stufige Lauflicht-Zeile zur Step-Eingabe von Drum-Events.

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Praxis

Bedienung

Grundsätzliche Bedienvorgänge, wie das Anwählen von Drumkits und Patterns, gehen ohne ein Blick ins Handbuch von der Hand. Möchte man größere musikalische Zusammenhänge gestalten, lassen sich bis zu 64 Einzel-Pattern zu einem Song verketten. Das gleich gilt für das Zusammenstellen eigener Kits: Einfach das entsprechende Pad auswählen, die Taste „Sound“ drücken und mit dem Data-Regler durch die zur Verfügung stehenden 54 PCM-Sounds kurbeln. Dreht man ganz nach links und ist für das betreffende Pad die analoge Klangerzeugung vorgesehen (das gilt für sämtliche Pads der unteren Reihe – als: Kick 1/2, Snare, Closed/Open Hihat und Clap), wird das im Display durch die Buchstabenfolge „An“ signalisiert.
Alle Klänge können in ihrer Lautstärke, Stimmung und Ausklingzeit angepasst werden. Die analogen Kicks und Clap bekommen zudem noch über den Parameter „Snap“ den nötigen Attack-Schmatz. Hält man den Taster „Drum“ gedrückt erreicht man eine zweite Parameter-Ebene von wo aus sich zum einen ein regelbares Lowpass-Filter für die Snare erreichen lässt, zum anderen eine FM-Schaltung, die auf die erste Kickdrum wirkt. Im Workflow etwas unbefriedigend: Ist ein Parameter für einen Sound nicht relevant, wie beispielsweise „Snap“ im Fall der PCM-Samples, so blinkt dieser hektisch.

Audio Samples
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Snap Kick (stärker werdend) Snap Snare (stärker werdend)

Pattern-Programmierung

Auch das Programmieren von Patterns gestaltet sich relativ simpel: Einfach den entsprechenden Sound auswählen und dann wahlweise an den gewünschten Positionen in der Lauflichtprogrammierung aktivieren, oder die Record-Taste drücken und live einspielen. Auf Wunsch unterstützt ein zuschaltbares Metronom das Einklopfen von Rhythmen. Um den Beats noch ein bisschen mehr Komplexität zu verleihen, lassen sich maximal acht Parameter der Klangerzeugung automatisieren. Und zwar sowohl in Form der Echtzeit-Aufnahme, wie auch in der Step-Programmierung.
Das umfasst auch die Quantisierung des Roll-Effekts was sich natürlich hervorragend zur Entwicklung komplexer Trap-Hihat-Figuren eignet. Allerdings bemerkte ich hier eine gewisse Ungenauigkeit in der Echtzeit-Aufnahme: Mal übernahm der Sequenzer eine 32-Tel-Figur, mal nicht. Mal überschrieb er Daten mit neue eingespielten Daten, ein anderes Mal behielt er sie trotz Eingabe bei.
Mit sehr wilden Automations-Session gelang es mir zudem reproduzierbar, den UNO Drum zum Absturz zu bringen, was manchmal zum Einfrieren der Bedienoberfläche, ein anderes Mal dann zu ausgesprochen experimentellen Klangepisoden führte.

Uno Drum-Video (no talking)

Humanize und Swing

Zum weitergehenden „Vergrooven“ von Rhythmusfiguren stehen eine Swing- und eine Humanize-Funktion bereit. Wer für dramatische Änderungen sorgen möchte, drückt die „Random“-Taste, woraufhin sich der UNO Drum augenblicklich eigenmächtig eine zufällige Verteilung der Schläge im Raster ausdenkt. Die machte mir besonders im Echtzeit-Einsatz sehr viel Freude, weil sie fast immer brauchbare Ergebnisse liefert – besonders beim improvisatorischen „Jammen“. Seltsam, aber im LoFi-Sinne auch nicht ungewünscht ist, dass sich bei aktiviertem „Humanize“ nicht nur der Groove, sondern zeitweise auch die Tonhöhe der Sounds ändern.

Audio Samples
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Humanize Swing

Pads

Was allerdings das Live-Einspielen angeht, erweisen sich die Schlagflächen als ausgesprochen träge. Fast scheint es so, als ob sie fest auf das sechzehntel Raster quantisiert wären. Hinzu kommt, dass die Pads erst dann wieder auslösen, wenn man die Kontaktfläche losgelassen hat. Man muss hier also gewissermaßen im „Storchenmodus“ spielen – und ein Finger nach dem anderen aufsetzen.
Steuert man den kleinen Klopfgeist via MIDI an, zeigt sich dieses Problem nicht. Prinzip-bedingt können die Triggerflächen keine Anschlagsdynamik empfangen. IK Multimedia behelfen sich hier mit zwei Zonen (unten, oben) pro Pad, die zwei Velocity-Werten zugeordnet sind. Eine Repetition und Rebound wie auf echten Drumpads darf man hier also nicht erwarten.

Fotostrecke: 2 Bilder Echtes Fingerdrumming-Feeling sollte man von den Kontaktflu00e4chen nicht erwarten. (Foto: Numinos)

Batteriebetrieb

Enttäuschend ist auch die Batterielaufzeit, denn das Testgerät saugte die vier, frisch eingelegten Marken-Stromspeicher in nicht einmal eineinviertel Stunden leer, beziehungsweise kam in den Bereich, wo die Batteriespannung zum Betrieb nicht mehr ausreichend sein soll. Die Anzeige der Batterie-Warnung blieb allerdings noch über Stunden im Display sichtbar – so leer konnten die Akkus also gar nicht sein …
Hier sollte der Hersteller über ein Update nachdenken, welches den Toleranzbereich, ab dem eine Batteriewarnung angezeigt wird, nach unten vergrößert. Überhaupt scheint Spannung ein kritisches Thema zu sein, denn mit verschiedenen externen USB-Netzteilen (u. a. Apple/Sony) mochte der UNO Drum nicht zusammenarbeiten und bestand auf die Energieversorgung durch den USB-Port des Rechners.

Stromversorgung via USB

Bringt man den USB-Port als Spannungsquelle ins Spiel, muss man sich auf Nebengeräusche aufgrund von Erdungsschleifen einstellen, worauf IK Multimedia auf deren Website auch deutlich hinweisen. Als Abhilfe empfehlen sie wahlweise den Batteriebetrieb, eine separate Spannungsversorgung und/oder die Nutzung eines Isolators.
Der Effekt verstärkt sich, wenn man den Kompressor und die Sättigungsschaltung zum Einsatz bringt. Seltsamerweise wird das Erdungsbrummen nur dann durchgelassen, wenn auch ein Sound klingt. Ich gehe davon aus, dass hierfür eine Art Gate-Schaltung verantwortlich ist.
Das dürfte auch den geschätzten Kollegen „Stimming“ in seiner Review (siehe unten) dazu veranlasst haben, diese Nebengeräusche der Klangerzeugung zuzuschreiben. Das ist allerdings nicht ganz richtig. Hört man sich den UNO Drum nämlich im Batteriebetrieb an, ist das Brummen verschwunden.

Audio Samples
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Sättigung und Kompression

Klang

Zunächst einmal gilt es zwischen der PCM- und der Analog-Sektion zu unterscheiden. Denn während die PCM-Sounds mit einer etwas rauen 12-Bit-Ästehtik aus dem Wandler krabbeln, werden die Analog-Drums ja in einer physikalischen Schaltung erzeugt. Pro Pad stehen jeweils fünf Sounds zur Verfügung, wobei Sounds mit der gleichen Nummer klanglich zusammengehören (mixen ist natürlich möglich). Hier einmal alle fünf Soundsets hintereinander.

Audio Samples
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Alle fünf Drumkits nacheinander FM-Modulation der Kick Factory-Demo

Geboten werden klassische elektronische Drumcomputer-Sounds, denen ein gewisser „Oldschool”-Charakter anhaftet, der durch die etwas höhenarme 32 kHz-Wiedergabe eine zusätzliche Homogenisierung erfahren. Das klingt dann – besonders unter Zuhilfenahme des Kompressors und Verzerrers – sehr kompakt und „Lo-Fi“, was für entsprechende Musikstile sicherlich nicht uninteressant ist. Hinzu kommt der Umstand, dass alles, was der UNO Drum von sich gibt, mono ist, denn einen Panning-Parameter sucht man hier vergebens.
Die Analog-Engines gehen Frequenz-technisch natürlich ein bisschen weiter. Mit Kick 1 erhält man eine einfache Elektronik-Basedrum. Kick Nummer zwei schwingt ein bisschen tonaler und erinnert an den klassischen 808-Sub. Sehr gut gefallen hat mir die Snare, die sich mit einem sauberen Attack und einer stabilen Grundstimmung gut im Mix durchsetzen kann. Ebenfalls schön: Geschlossene und offene HiHat, die beide zeitlos elektronisch klingen. Anders als die Clap, die wie ein tiefer gepitchter Schuss klingt.

Das folgende Video zeigt die Review von STIMMING für Telekom Electronic Beats

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Mehr Informationen
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Fazit

Etwas in mir will den UNO Drum eigentlich sehr gerne haben. Und tatsächlich kann der kleine Drumcomputer durch seine einfache Bedienung, dem niedlichen Formfaktor und den charmant-rauen Sounds durchaus einige Sympathiepunkte für sich verbuchen. Die Zuneigung endet allerdings recht schnell an den Grenzen, die von der einfachen Klangerzeugung, der geringen Batterielaufzeit, der Mono- Wiedergabe und der Anfälligkeit gegenüber Erdungsschleifen-Brummen gesetzt werden. Blickt man zudem auf das Marktumfeld, kann man nicht wirklich von einem preislichen „No brainer“ sprechen, denn die Volcas von Korg, oder z. B. der Arturia Drumbrute Impact, können den UNO Drum nicht nur klanglich überholen, sondern kosten – im Falle der Volcas – auch noch weniger.

Unser Fazit:
3 / 5
Pro
  • Charaktervoller Sound und Groove
  • Parameter-Sequenzer
  • Handlich
Contra
  • Deutliche Nebengeräusch bei Stromversorgung durch USB-Port
  • Hinweis auf verwendbare Netzteile fehlt
  • Trigger-Pads träge
  • Geringe Batterielaufzeit
  • Sporadische Abstürze
  • Mono
Artikelbild
IK Multimedia UNO Drum Test
Für 179,00€ bei
Das Interface des UNO Drum. (Foto: Numinos)

Weitere Informationen zu diesem Produkt gibt es auf der Webseite des Herstellers.

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Profilbild von heinrich

heinrich sagt:

#1 - 30.08.2019 um 09:31 Uhr

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Dem Fazit kann ich nur zustimmen.Das Preisleistungsverhältnis stimmt nicht.Bei meinem Exemplar waren die Potiknöpfe schief und wackelig.Das Gerät ist nicht so einfach zu bedienen wie es die Benutzeroberfläche suggeriert.Zudem gab es Probleme mit der Midi Übertragung.Der Sound ist etwas dünn und keinen Deut besser als beiden Volcas (Beat + Sample).Auch wenn ich hier Äpfel und Birnen vergleiche:Mittlerweile gibt es den Novation Circuit zum gleichen Preis.Mit dem Sound der Drumspuren kann der Ik in keinster Weise mithalten.

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