Ibanez Soundgear SR305EB WK Test

Praxis

Spielt man den Ibanez SR305E an, so fallen sofort der schlanke Hals und das für einen Fünfsaiter sehr schmale Griffbrett auf. Das Stringspacing wurde auf geschmeidige 17mm reduziert. Hier wird offensichtlich bewusst versucht, der Bassistenschar den Umstieg vom Viersaiter auf einen Fünfsaiter so einfach wie möglich zu machen oder generell BassistInnen mit kleineren Händen entgegenzukommen.
Das windschnittige Design des Soundgear zeichnet sich vor allem durch ausgeprägte Rundungen aus, die das Handling sehr bequem werden lassen. Wo sonst die Zargen ein paar Zentimeter Fleisch besitzen, fließen hier Vorder- und Rückseite des Bodies nahtlos ineinander.
Außerdem ist der Bass sehr leicht! Das ist grundsätzlich natürlich erfreulich, führt aber erfahrungsgemäß gern zu Kopflastigkeit. Diese ist hier auch durchaus bemerkbar, bleibt jedoch absolut im Rahmen. Im Stehen gespielt fällt die leichte Kopflastigkeit rein gar nicht mehr ins Gewicht – der SR305E hängt stabil ohne sich zu verselbstständigen.

Schmusige Shapings lassen das Handling überaus einfach werden!
Schmusige Shapings lassen das Handling überaus einfach werden!

Die Bespielbarkeit des Basses ist absolut einwandfrei, es gibt keinerlei störende Überstände oder Kanten, die die Greifhand behindern könnten. Durch die großzügigen Cutaways sind alle 24 Bünde bis in die höchsten Lagen gut zu erreichen. Alle Bünde wurden sauber abgerichtet – erst bei niedriger Saitenlage ist ein sehr leichtes Schnarren auf der E- und B-Saite zu vernehmen, was erneut für die gute Verarbeitung spricht.

Gut abgerichtete Frets und tolle Bespielbarkeit - bis in die höchsten Lagen!
Gut abgerichtete Frets und tolle Bespielbarkeit – bis in die höchsten Lagen!

Der Sound des Basses wird vom Mahagonikorpus dominiert: ausgeprägte Mitten liefern einen straffen, trockenen und definierten Ton, der auch auf der B-Saite nicht abfällt. Am Amp angestöpselt muss ich als erste Maßnahme den Gain-Regler zurückdrehen. Die PowerSpan-Pickups haben – der Name sagt es ja schon – ganz schön Power bzw. Output und übernehmen hier eindeutig das Kommando!
Die entscheidende Neuerung in der Elektronik des Soundgear ist aber der PowerTap-Kippschalter. Er verändert die interne Verdrahtung der insgesamt vier Spulen der beiden Humbucker. Der PowerTap verfügt über drei Positionen. Aus der Perspektive des Spielers sind dies: rechts = Humbucker parallel, Mitte = Humbucker seriell, links = Singlecoil.
Zählt man diese Stellungen zusammen, kommt man bereits auf neun Soundpresets: beide Pickups zusammen sowie Bridge- und Neckpickup einzeln mit jeweils drei Schalterstellungen. Die serielle Schaltung ist naturgemäß etwas lauter, die Singlecoil-Variante hingegen leiser, dafür aber fein auflösender. Hier muss man gegebenenfalls am Volumen leicht nachregeln.

Entpuppt sich als echte "Geheimwaffe": der PowerTap-Kippschalter!
Entpuppt sich als echte “Geheimwaffe”: der PowerTap-Kippschalter!

Die nachfolgenden Soundbeispiele geben einen guten Eindruck, wie sich diese drei Einstellungen im Klang unterscheiden. Der Equalizer bleibt hier noch außen vor. Ich spiele dafür je einen Finger- und einen Plektrumgroove. Starten wir mit dem PowerTap in rechter Position:

Audio Samples
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PowerTap-Schalter rechts (Humbucker parallel) – Beispiel 1 PowerTap-Schalter rechts (Humbucker parallel) – Beispiel 2

Hier hört ihr die gleichen drei Grooves mit der Mittelstellung des Kippschalters:

Audio Samples
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PowerTap-Schalter mittig (Humbucker seriell) – Beispiel 1 PowerTap-Schalter mittig (Humbucker seriell) – Beispiel 2

Und hier die Singlecoil-Variante in linker Stellung:

Audio Samples
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PowerTap-Schalter links (Singlecoil) – Beispiel 1 PowerTap-Schalter links (Singlecoil) – Beispiel 2

Habe ich als User meine bevorzugte Pickup/PowerTap-Wahl getroffen, so kann ich den Sound mit der Dreiband-Elektronik noch weiter optimieren oder extrem verbiegen. Die drei Regler greifen sehr beherzt in das Klanggeschehen ein – allerdings geht dies durchaus etwas zu Lasten der Feineinstellung.
Als nächstes Klangbeispiel hört ihr zuerst einen Plektrumgroove mit geboosteten Bässen und Höhen. Gleichzeitig habe ich die Mitten leicht abgesenkt. Das Ergebnis ist ein klassisch-runder Rocksound! Das zweite Soundfile könnte z.B. ein Bass-Intro sein. Um hier die Transparenz im Klang zu erhöhen, habe ich die Bässe abgesenkt und die Höhen angehoben.

Audio Samples
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Plektrumgroove: Bass- und Höhenboost, Mittencut Finger: Basscut, Höhenboost

Verstärkt gespielt offenbart sich dann allergings doch noch ein kleines Manko: die B-Saite kann nämlich in letzter Konsequenz doch nicht ganz mit den anderen Saiten mithalten. Ihr fehlt es im Direktvergleich etwas an Definition und Straffheit! Allerdings sollte man hierbei durchaus auf das Preisschild schauen und den Soundgear fairerweise nicht an bedeutend teureren Bässen messen. Im Vergleich zur Konkurrenz in dieser Preislage spielt die B-Saite des Soundgear sicherlich durchaus in der oberen Liga.

Wirklich ein toller Bass - lediglich die tiefste Saite fällt druckmäßig leider etwas ab!
Wirklich ein toller Bass – lediglich die tiefste Saite fällt druckmäßig leider etwas ab!

Und noch eine Beobachtung: Aufgrund seiner modernen und aggressiven Ausrichtung läuft der Ibanez immer ausschließlich im Aktivbetrieb – ein Passivmodus ist nicht vorgesehen! Genau den würde ich mir aber tatsächlich noch wünschen, da in diesem Modus erfahrungsgemäß die Holzkomponenten des Instrumentes noch etwas mehr zur Geltung kommen. Außerdem wäre man auf diese Weise im Notfall nicht auf eine Batterie angewiesen!

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