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Ibanez Jem77 FP2 Test

Details

Optik
Das FP im Namen steht übrigens für “Floral Pattern“, ein Design, zu dem der Meister beim Vorgängermodell angeblich durch seine Gardine inspiriert wurde. Offensichtlich gab es jetzt neue Fensterkleider im Hause Vai, und da musste natürlich auch ein Gitarrenupdate her. Der Korpus besteht Ibanez-tyisch aus Linde und ist mit dem obligatorischen Lions Claw ausgestattet, eine Ausfräsung unterhalb des Tremolos, die weitere Up-Bendings ermöglicht. Auffälligstes Merkmal neben der Lackierung dürfte jedoch nach wie vor der “Monkey Grip“ sein, eine Griffausfräsung im Schwerpunkt des Korpus, die seit den Achtzigern das Markenzeichen der JEM-Gitarre ist. Tragegriff oder Gag? Jedenfalls ein witziges und unverwechselbares Detail, mit dem Steve Vai seinen Signatures den Stempel aufdrückt. Außerdem gehörte in den Achtzigern das Posen zum guten Ton und es war nicht unüblich, das Instrument mal eben in die Höhe zu werfen, um dann pünktlich zum nächsten Einsatz die Finger wieder auf dem Griffbrett zu haben. Auch da könnte so ein Griff ganz nützlich sein, sofern man im entscheidenden Moment nicht danebengreift. Die beiden Korpushörner laufen spitz zu und der Cutaway ist so ausgeschnitten, dass auch die höchsten Lagen komfortabel erreichbar sind.

Ein durchsichtiges Schlagbrett schützt den Body und hat dabei weder Tonabnehmer noch Potis oder 5-Weg-Schalter zu tragen, da diese in den Korpus geschraubt sind. Die Lackierung ist in Ibanez-Manier perfekt aufgetragen und das Floral Pattern findet sich auch auf der Kopfplatte wieder, was für ein stimmiges Bild sorgt. Die Grundfarbe der Gitarre ist Schwarz und deckt so gut, dass man beim besten Willen nicht herausfinden kann, aus wie vielen Teilen Linde der Korpus besteht. Im weitesten Sinne haben Jem und RG bekanntlich die gleichen Wurzeln und daher auch vieles gemeinsam, wie die angewinkelte Armauflage oder die Klinkenbuchse, die sich schräg in der hinteren Zarge verbirgt und dadurch vor einem versehentlichen Ausstöpseln gesichert ist. Nicht verwunderlich auch, dass sich Form und Ausstattung ähneln: die spitzen Cutaways oder die Anordnung von Potis und 5-Weg-Schalter. Auch unsere Test-Jem zeigt sich gewohnt minimalistisch mit je einem Volumen- und einem Tone-Poti, beide allerdings sehr schwergängig und damit nicht unbedingt ideal für Swell Effekte geeignet, die ja gerne mit dem kleinen Finger und dem Volumenpoti realisiert werden. Vielleicht lernen wir daraus, dass Steve Vai extrem viel Kraft im kleinen Finger hat!?

Fotostrecke: 2 Bilder Das durchsichtige Schlagbrett der Jem77

Servicefreundlich ist auf jeden Fall die Tatsache, dass die gesamte Elektrik über die Korpusrückseite zugänglich ist; es müssen also nicht alle Saiten runter, falls mal etwas nicht stimmen sollte. Als Tremoloeinheit hat Ibanez der Gitarre die Edge Bridge mit Tremoloarm spendiert, die sechs Reiter lassen sich zur Feinjustierung verschieben und mit dem mitgelieferten Multitool, das alle benötigten Werkzeuge in sich vereint, lockern oder arretieren. Endlich muss man nicht mehr alle Sechskantschlüssel mit sich herumschleppen und die Hälfte davon schon nach dem ersten Gig vermissen. Die drei Tremolofedern sind rückseitig mit einem Bügel fixiert, damit sie auch bei heftigster Beanspruchung nicht herausspringen. Und im mitgelieferten Luxuskoffer findet sich neben dem Werkzeug auch ein passender schwarzer Gurt! Nette Zugabe!

Fotostrecke: 5 Bilder Auch die Ru00fcckseite hat einiges zu bieten

Die Elektronik
Als Pickups hat sich Herr Vai für den Steg den Evo 2 Doppelspuler, den Hals einen Evolution DP158 Humbucker und die Mitte einen DP 158 Single Coil auserkoren. Allesamt stammen sie aus dem Hause DiMarzio und wurden speziell auf seine Bedürfnisse zugeschnitten. Im Gegensatz zur Vorgängergitarre sind diese in Schwarz gehalten und nicht in Neon Pink. Naja, man wird halt nicht jünger … Ein interessantes Detail bei Vais Signature-Gitarren ist die Pickup-Schaltung. In den äußeren Positionen hört man natürlich die Humbucker jeweils einzeln. Das gilt auch für den Single Coil in der Mittelposition.Schaltet man jedoch in die Zwischenpositionen, wird die äußere Spule des Humbuckers ab- und die jeweils innere mit dem Single Coil zusammengeschaltet. Wie das klingt, werden wir im nächsten Kapitel herausfinden.

Schauen wir uns zuerst einmal den Hals an.
Auffälligstes Merkmal ist der sogenannte Tree of Life, eine Griffbretteinlage, die sich wie eine stilisierte Weinranke über den kompletten Hals schlängelt und das Erscheinungsbild sehr gut ergänzt. Die 24 mittelstarken Bünde sind perfekt eingesetzt und das Griffbrett in den letzten vier Bünden ausgehöhlt (scalloped).
Der Hals selbst besteht aus drei Teilen Ahorn, zwischen die jeweils dünne Streifen aus Walnusholz eingefügt sind. Den Übergang zwischen Hals und Kopfplatte, bekanntermaßen eine bruchgefährdete Stelle, durch die auch die beiden Bohrungen für den Klemmsattel laufen, ziert und verstärkt eine Verdickung (Volute). Alle sechs Saiten laufen schnurgerade in Richtung Gotoh Mechaniken, wobei die angewinkelte Kopfplatte die Saiten-Niederhalter überflüssig macht.

Fotostrecke: 3 Bilder Typisch fu00fcr die JEM: Das teilweise ausgehu00f6hlte Griffbrett
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