Wer sich einmal vor das geistige Auge ruft, welche Beschaffenheit die ersten DJ MIDI-Controller hatten und wie rar gesät sie waren, erkennt eines schnell: Die Sparte hat sich in den letzten Jahren sehr rasant vom Nischenprodukt oder oftmals belächeltem Spielzeug zum Verkaufsschlager entwickelt, wobei mehr und mehr Profi-Tools das Licht der Welt erblicken. Lange bevor Vestax mit dem VCI-100 den Weg zum professionellen Arbeitswerkzeug ebnete, baute Hercules bereits seine DJ-Konsolen, die zugegebenermaßen eher Wohnzimmer- oder Partykeller-tauglich waren. Doch das ist lange her. Fünf preislich und funktional unterschiedliche Kommandozentralen und ein digitales Vinyl-System umfasst das aktuelle Produktportfolio der Franzosen von Hercules. Mein heutiger Testkandidat namens DJ 4Set ist bereits Kontrolletti Nummer Neun. Sein Vorgänger hieß DJ4-MX (Test hier) und kam Ende 2010 auf den Markt. Mit diesem Gerät unternahm der Hersteller einen Schritt in Richtung semiprofessionelles Lager, folglich sind nun wieder die ambitionierten Einsteiger und Partyrocker an der Reihe.
DJ 4Set ist sozusagen eine abgespeckte Version des aktuellen Flaggschiffs. Dabei braucht sich der Kleine gar nicht so sehr vor dem Geschwistermodell verstecken, denn für einen Preis von 249 Euro hat er bereits ein integriertes Audio-Interface unter der Haube und bringt große berührungsempfindliche Jogwheels, eine Mixersektion mit 3 Band-EQ – ja sogar 4-Deck-Steuerung, Loops und DJ-Effekte mit. Mit Virtual DJ 7 LE liegt zudem bereits ein Betriebsprogramm bei. Fehlen also nur noch Laptop und Kopfhörer, und der stolze Besitzer kann sich in die Party stürzen. Natürlich gibt es bei einem Preisunterschied von 150 Euro zum großen Bruder einige konzeptionelle Änderungen. So verzichtet der Proband auf das Stahlgehäuse, auf jegliche Phono- oder Line-Eingänge, auf einen Teil der Bedienelemente und auf professionelle symmetrische Ausgänge. Die braucht aber auch nicht jeder in seinem Hobby-Keller, schon gar nicht für die ersten Schritte. Wir verraten euch, wo der neue Hercules punktet und wie es um seine Schwächen bestellt ist.
Ausgepackt
Bisher haben es die Franzosen jedes Mal geschafft, mich bereits beim Auspacken mit einem unerwarteten Gimmick zu verblüffen. Zum Beispiel stellte sich die Konsole MK4 mit einem Plastikdeckel nebst Overlay-Klebefolien vor. Der Control-Steel wie auch die 4MX hatten sogar eine gepolsterte Transporttasche an Bord. Im aktuellen Fall findet sich außer der Kontrolleinheit selbst, einem USB-Kabel, dem Handbuch und der Installations-CD nichts dergleichen im Paket. Umso größer ist die Neugier, was Hercules denn am Gerät für den anvisierten Verkaufspreis von knapp 250 Euro auffährt – die großen Jogwheels, das aufgeräumte Oberflächenlayout und das mattschwarze Design setzen jedenfalls bereits positive Akzente. Das gedruckte Manual ist in sechs Sprachen abgehalten und erklärt auch in Deutsch die Handhabung des Controllers auf dreißig Seiten weitestgehend schlüssig. Ferner gibt es dem Neuling ein paar nützliche Tipps zum Thema Deejaying und dem Profi ein Appendix, welches die MIDI-Codes der einzelnen Bedienelemente enthält.
Erster Eindruck
Bei rucksackfreundlichen Maßen von 35 x 25 Zentimetern wiegt der Hercules gerade mal zwei Kilogramm. Das ist schon ziemlich leicht, wenn man bedenkt, dass im Inneren ein Interface werkelt und sich insgesamt fünf Fader, zehn Drehregler, 39 Schaltflächen und zwei Jogwheels a 12 cm Durchmesser auf der Oberfläche tummeln. In Kombination mit den dedizierten Shift-Tasten ist der Controller so in der Lage, auf zwei Kanälen der Wahl im Zweideck-Set 60 MIDI-Kommandos zu senden, respektive 112 Befehle im Quad-Betrieb (Einzustellen im Software-Panel). Das Layout wirkt dabei recht übersichtlich und aufgeräumt, weil die Bedienelemente zum Teil großzügig arrangiert und obendrein beschriftet oder bedruckt sind. Das sollte selbst Neulinge nicht überfordern. Die Platine sitzt in einem Kunststoff-Case, das sehr ordentlich verarbeitet ist. Die Schrauben sind versenkt, die Ecken abgerundet. Grate oder scharfe Kanten sind nicht vorhanden. Letztlich kann das Gehäuse aber nicht mit einer Vollmetall-Konstruktion konkurrieren, wenn es um die Road-ability im täglichen mobilen Einsatz geht. Erfreulich groß fallen die vier Gummifüße an der Unterseite aus und sorgen für einen sicheren Halt. Stellt man den Controller auf den Kopf, blickt man zudem auf zwei Einstellschrauben für den Jogwheel-Widerstand.
Große Standfüße und Einstellschrauben für den Jogwheel-Widerstand
Frontpanel und Backpanel
Über das Innenleben hüllen sich Verpackungsaufdruck und Handbuch in Schweigen. Der Mac weist zunächst ein 16Bit/44,1kHz-Interface aus, was in Anbetracht der anvisierten Käufergruppe und der Preisklasse in Ordnung ginge. Im Control-Panel gibt es jedoch einen Audioreiter, der die Hardware auf 24Bit-Betrieb umschaltet. Das ist erfreulich, richtig schön wär an dieser Stelle noch eine Rate von 48 kHz gewesen. Ist aber nicht.
Etwas unkonventionell sind für mich die Audio-Ausgänge auf der Rückseite, denn hier sehe ich neben dem obligatorischen Master Cinch-Out einen geklonten Ausgang im Miniklinken-Format, der sich direkt weder an die Mehrzahl handelsüblicher Monitorboxen noch an eine zweite Stereo-Anlage anschließen ließe. Also nix mit Klinken, XLRs oder einem zweiten Cinch-Paar. Für den Profi ärgerlich, für den Einsteiger vielleicht gerade richtig, denn so kann er sich ganz einfach in sein Kämmerlein zurückziehen, sich vor den Desktop-Computer setzen, die PC-Boxen einstöpseln und erst mal ein wenig bei gemäßigtem Pegel üben, bevor er die Freundin, den Rest der Familie oder die Studenten-WG mit seinen Künsten beglückt und sich Beschallungsgerätschaften mit mehr „Rums“ kauft. Wer keine PC-Boxen nutzen möchte: Zum Abhören gibt es bereits unter 100 Euro interessante Nahfeld-Monitore, wie die Alesis M1Active 320USB mit Bass-Boost (Test hier), die mit einer 3,5mm-Buchse aufwartet.
Neben den Audioausgängen findet sich am hinteren Anschlussfeld noch die USB-Buchse Typ-B, die den MIDI-Controller und das Interface mit Betriebsspannung versorgt. An der Vorderseite sind zwei 6,3 Millimeter Klinkenbuchsen eingelassen. Rechts für das Mikro, links für den Kopfhörer. In Anbetracht der Zielgruppe hätte hier vielleicht ein zweiter Kopfhörerausgang mit 3,5 mm nicht geschadet, denn dieses Format ist bei vielen Consumer-Ohrschellen – im Gegensatz zu Studio-Kopfhörern – vorherrschend.
3/3 …ist neben dem Stereo-Cinch Ausgang auch eine Miniklinke verbaut.
Layout
Der Testkandidat legt das bewährte Deck-Mixer-Deck-Layout an den Tag. Links oben ist die Mikrofonsektion beheimatet, die aus einem Gain-Regler nebst Einschaltknopf besteht, rechts oben befindet sich die Kopfhörer-Sektion mit Cue-Mix und Volume-Drehknopf. Im Zentrum residiert der Mixer. Er startet mit einem griffigen Dreiband-EQ und dem Regler für die Hauptlautstärke, dessen Faderkappen für meinen Geschmack etwas weit über der Bedienoberfläche schweben und Aufgrund mangelnder Einlagen etwas anfällig für den Staubeintritt erscheinen. Darauf folgen die Vorhörtasten, zwei 45-Millimeter-Upfader mit angenehmem Widerstand, ein leichtgängiger Überblendregler von vier Zentimetern Länge sowie je ein Button, um die Scratch-Funktion und das Harddisk-Recording einzuschalten. Die Channel-Fader gleiten ohne zu haken, sind aber etwas locker eingebaut, was sich in seitlichem Spiel bemerkbar macht. Heruntergezogen stehen sie ziemlich nahe am Jogwheel, so dass nicht einmal mein kleiner Finger gefahrlos dazwischen passt. Fairerweise muss ich aber sagen, dass es beim Mixen nicht zu Komplikationen kam. Das kann allerdings anders sein, wenn man mit großen Fingern ausgestattet ist.
Der Crossfader kann zwei Blendausrichtungen (Mix und Scratch) annehmen, was im Softwarepanel festzulegen ist. Zudem lässt sich die Zuweisung der vier Softwaredecks auf die Crossfader-Pole frei verteilen. Einen Kontur-Regler für Scratch-Deejays bietet die Hardware nicht.
Jetzt fragt sich vielleicht mancher aufmerksame Leser, ob ich vergessen habe, die Channel-Gains zu erwähnen. Nein, habe ich nicht. Ich muss vielmehr feststellen, dass sich zum wiederholten Male ein Einsteigercontroller ohne Aufholverstärkung ins Haifischbecken Deejay-Gear wagt. Ich persönlich bin mir nicht sicher, ob dies eine gute Entscheidung ist. Meiner Vorstellungsweise einer rundum gelungenen Mixersimulation entspricht das jedenfalls nicht. Selbst unter Beachtung, dass die Lautstärke der Titel meiner Musikbibliothek sehr gut aufeinander abgestimmt ist. Hier verbirgt sich meiner Meinung nach ein gewichtiger Kritikpunkt.
Den Abschluss in dieser Sektion bilden sechs Steuerelemente auf 12Uhr-Position – sie navigieren durch die Musikbibliothek auf dem Computer. Einer mauslosen Performance steht von dieser Seite somit nichts im Wege, wenngleich ich zugeben muss, dass ich eher ein Fan von Encoder-Browsing statt Tastennavigation bin, weil man damit doch deutlich zügiger unterwegs ist. Die Hercules-Buttons sind im Übrigen aus einem milchigen Kunststoff konstruiert und vergleichsweise hart. Den Druckpunkt finde ich etwas gewöhnungsbedürftig. Zudem hätten Cue und Play ruhig größer ausfallen dürfen. Viele der am Gerät befindlichen Schaltflächen sind beleuchtet, aber nicht alle. Sowohl die Up- und Down-Buttons der Navigation als auch die Pitchbend- und Spultasten blinken bei Betätigung nicht auf. Da sie allerdings nur punktuell getriggert werden und keinen Dauerstatus anzeigen müssen, ist das zu verschmerzen.
Tasten statt Browser-Encoder
Etwas schade finde ich, dass sich die Entwickler nicht für eine (dimmbare) Grundbeleuchtung der Tasten entscheiden konnten, was dem Testkandidaten in dunkleren Umgebungen deutlich zum Vorteil gereicht hätte. Klar, Tante Trude´s 70. Geburtstagsparty wird vielleicht im Festsaal des Pfarrheims stattfinden und nicht in einem Darkroom des Berghains – aber man weiß ja nie, wo es einen im Laufe der Zeit so hin verschlägt. Jogwheels
Eine der Hauptattraktionen sind die großen 120Millimeter-Jogdials, die mit 256 Schritten pro Umdrehung, was 1,4 Grad pro Teilung entspricht, durch die Partylandschaft ziehen. Das ist doppelt so fein aufgelöst wie beim MK4 oder RMX und geht für den Preis absolut in Ordnung. Zum Vergleich: Der viermal so teure Numark NS6 (UVP: 1199 Euro) hat eine Auflösung von 3600 Ticks pro Umdrehung.
Die Jogwheels reagieren auf Druck, sind also mit einer Button-Funktion ausgestattet. Laut Herstellerangaben reagieren sie bei weniger als 1,5 Gramm und einem Millimeter Hub. Da es sich um einen mechanischen Auslöser handelt, ist es nicht möglich, den Druckauslöser an individuelle Anforderungen anzupassen – wie etwa bei einem metalloxidbeschichteten Touch-Sensor.
Der physische Widerstand des Jogwheels kann beim Drehen jedoch mittels der Einstellschraube unter dem Gerät reguliert werden. Er reicht von eher weicheren Drehungen mit starkem Nachlauf, über ein CDJ-artiges Verhalten mit einem hörbaren Laufgeräusch und kürzeren Pitchbends, bis hin zum quasi deaktivierten Teller. Der DJ kann die für ihn aus haptischer Sicht beste Voreinstellung treffen. Außerdem kann er die Teller in basslastigen Umgebungen einfach etwas anziehen und ist relativ gut gegen Vibrationen geschützt. Reicht dies bei der Baustellenbeschallung neben einem Presslufthammer nicht aus, einfach komplett in der Software deaktivieren.
Die Räder zeigen einen inneren Leuchtring (leider ohne Positionsindikator), der je nach gewähltem Deck grün oder rot illuminiert – und erlöscht, sobald der Button auslöst. Während der Wiedergabe arbeiten die Jogwheels im Pitchbend-Modus. Die Scratch-Funktion ist mit dem Scratch-Button einzuschalten. Im Pausenmodus ist es möglich, mit den Tellern durch den Song zu navigieren. Das lässt sich gleichfalls mit den Spultasten realisieren, die etwas weiter nördlich untergebracht sind. Über das Control-Panel ist es obendrein möglich, die Teller für jedes einzelne Deck zu deaktivieren. Das i-Tüpfelchen ist für mich indes die vierstufig anpassbare Übersetzung. Im Auslieferungszustand bedeutet eine Umdrehung des Jogwheels am Controller ebenfalls einer Umdrehung in der Software, was etwa drei Sekunden bei einem 120 BPM Track entspricht. Wem das zu grob erscheint, der kann ein Verhältnis von 1:2, 1:4 oder 1:8 angeben, was nicht nur eine Auswirkung auf das Spulen im Song, sondern vor allem auch aufs Pitchbending beim manuellen Beatmatchen hat, weil die Temposchubser bei kleineren Unterteilungen filigraner sind. Kurz gesagt: Ich hatte schon deutlich schlechtere Jogwheels für deutlich mehr Kohle unter den Fingern. Prima! Nachstehend ein Vergleich.
2/5 … und sehen in der neuen Gerätegeneration um einiges besser aus.
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Pitchbend 1:1Pitchbend 1:4Pitchbend 1:8
Tempobezogenes
Der Pitchfader ist leicht erhöht über den Jogwheels zu finden und hat eine Länge von 45 Millimetern. Er dirigiert die Abspielgeschwindigkeit eines Songs in einem zuvor in der Software festgelegten Rahmen (+/- 6,12, 25, 50, 100). Die Standardeinstellung beträgt +/- 12 Prozent, wobei der Fader Feinanpassungen in Zehntel-BPM zulässt. Er kann sowohl mit 7 Bit als auch mit 14 Bit operieren. Voreingestellt sind 14 Bit, jedoch ist nicht jede DJ-Software in der Lage, diese zu interpretieren – daher die Wahlmöglichkeit. Gut so.
Eine Zeile höher sitzen die Pitchbends. Sie beschleunigen oder bremsen einen Titel kurzzeitig mit ansteigendem Zuwachs, bis sie den Maximalwert erreicht haben. Mit ihrer Hilfe lassen sich die Beats zweier temposynchroner Songs mit zwei, drei kleinen Tastenhieben übereinanderlegen. Wer noch üben muss, löst alternativ die automatische Angleichung mittels SYNC aus. Aber Vorsicht, das kann auch schief gehen. Dazu mehr im nachfolgenden Praxisteil, wo wir unter anderem auch den klanglichen Aspekten, dem Workflow und den Kreativsektionen auf den Zahn fühlen.
Softwareinstallation
Zuvor heißt es allerdings, Treiber und Software auf den Rechner zu schaufeln. Bei den Treibern handelt es sich in Wahrheit um das Komplettpaket für die ganze Hercules-Palette, was eine freie Festplattenkapazität von 95,6 MB einfordert. Einzelne Komponenten (wie nicht benötigte Controller- oder Device-Driver) sind nicht abwählbar. Die Software selbst gibt sich mit etwa 45 MB zufrieden. Nachdem alle Datenpakete in den Verzeichnissen Platz gefunden haben, gilt es den Controller anzuschließen, weil sonst die Software nicht startet. Beim ersten Aufruf des Programms ist die Seriennummer einzugeben, die als Aufkleber unter dem Geräteboden Platz gefunden hat.
VDJ 7 LE
Die Softwareoberfläche orientiert sich am marktüblichen Design. Rechts und links sind die Decks mit Titelinformationen, Laufzeitangaben und Wellenformübersichten arrangiert. Der Mixer residiert in der Mitte. In der unteren Screen-Hälfte ist die Musikbibliothek mit Baumstruktur, Playlisten und virtuellen Ordnern zu finden. Bei der Suche im Datenbestand hilft eine inkrementelle Suchfunktion mit 14 Filtern. Net-Search startet die Websuche nach Audio-Futter bei Hercules-Kooperationspartnern und freien Quellen. Statt des Browsers lassen sich hier auch der Sampler, die Effektbänke und die Recording-Abteilung einblenden. Hoch im Norden thronen die Mixhilfen in Form von skalierbaren Wellenformausschnitten mit Peak und Downbeat-Anzeige.
Jede Wellenform ist in der Farbe des entsprechenden Decks gehalten. Obendrein ist ein achtschrittiges Lauflicht implementiert, das jeden Softwareplayer in seinem aktuellen Takt darstellt. So ist klar ersichtlich, welche Songs beatsynchron sind, welcher Titel hinterherhinkt und um wie viel Beats er angeschubst werden muss. Praktisch.
Dennoch entdecke ich innerhalb der grafischen Benutzeroberfläche (GUI) auch einige Funktionen, die sich über den Controller nicht erreichen lassen, wie zum Beispiel die Killswitches oder Teile des Videomixers. Ja, der ist auch wieder mit an Bord und gestattet, neben zwei Transitions und zwei Effekten, die Verlinkung der Bewegtbild-Transparenz mit den Linefadern und die Crossfader-Zuweisung. Spielt der DJ ein Musikvideo ab, öffnet sich ein Pop-up-Window von 320 x 240 Pixeln Größe. Die Vollbildwiedergabe ist nur mit der Vollversion möglich, die für etwa 150 Euro Update Kosten auch noch Timecode-Unterstützung, freies MIDI-Mapping und iPad-Control mitbringt, um nur einige Vorzüge zu nennen.
Folgendes hat mich allerdings am Mac unter OSX 10.6.7 ein wenig genervt: jedes Mal, wenn ich die Vollversion gestartet hatte oder wenn die Software nach Umstellen der Hardwareeigenschaften zickte, musste ich einen Reboot ausführen und zudem noch die Seriennummer erneut eingeben. Das war auf iMac und MacBook identisch. Naja. Dennoch möchte ich an dieser Stelle ganz klar hervorheben, dass Virtual DJ 7 LE ansonsten ein ausgereiftes DJ-Programm ist und alle nötigen Komponenten für eine Standard-Mix-Session mitbringt. Nicht für jeden ist ein Update also wirklich erforderlich.
Handling
Die Software-Features sind gut auf die Hardware abgestimmt. Nicht nur, dass es ein optisches Feedback zu den am Controller ausgelösten Aktionen gibt, selbst die Jogwheels sehen so ähnlich aus, wie ihre Hardwarependants und zeigen einen rotierenden Positionsmarker während der Wiedergabe. Mit dem Deck-Taster schaltet der DJ auf die zweite Befehlsebene und die Softwareplayer C und D, was durch ein Display direkt neben den Jogwheels abgelesen werden kann. Zudem färben sich die Play- und Cue-Tasten sowie der Leuchtring im Jogwheel rot ein. An dieser Stelle wird sich vielleicht mancher fragen, warum die Farbgebung der Decks sich nicht an der Farbgebung der Software orientiert und jeden Player einzeln codiert (blau, rot, grün, gelb). Ich für meinen Teil kann nur sagen, dass die Übersichtlichkeit bei einem Zweifarb-System irgendwie besser ist. Wechselt der DJ von A nach C und bewegt einen Fader, aktiviert er den Pick-up Modus. Schaltet er zurück, muss er mit dem Pitch oder Volume-Fader zunächst an die alte Position fahren, bevor eine Änderung des ursprünglichen Wertes stattfindet. So ist man vor sprunghaften Werteänderungen sicher geschützt. Das Arbeiten an der Konsole und Umschalten zwischen den Decks geht nicht zuletzt aufgrund des Beleuchtungskonzepts recht schnell in Fleisch und Blut über. Man ist sich immer sicher, ob man gerade an Deck A, B, C oder D arbeitet. Prima.
Vorgehört wird ganz klassisch mit den Kopfhörer-Tasten, wobei für die Decks C und D natürlich die Arbeitsebene gewechselt werden muss. Das Preview-Poti blendet zwischen Master- und Cue-Signal, und zwar Layer-übergreifend, so wie man es erwartet.
Performance
Als minimale Systemvoraussetzung verlangt der Hersteller eine CPU mit 1,5 GHz (Atom, Athlon, Core Duo) und 1 GB RAM sowohl auf dem Mac (ab OS 10.5 – aber nur 32 Bit) als auch auf dem PC (XP/Vista/7 (32 und 64 Bit). Ich hatte allerdings den Eindruck, als könnte man ruhig noch ein paar GHz und etwas Arbeitsspeicher drauflegen, denn selbst bei meinem iMac (8 GB RAM, 2 x 3,06 GHz CPU) bewegte sich die Anzeige meist im orangenen Bereich und schlug teilweise, wenn auch nur kurz, in den roten Bereich aus, wenn etwa nicht analysierte Dateien on-the-fly berechnet wurden. Ein zweiter Testlauf auf dem MacBook 2009 mit 2,13 GHz und 4 GB RAM verlief zwar ebenfalls reibungslos , drängte die CPU-Auslastungsanzeige jedoch noch etwas weiter in Richtung roter Zone. Ich persönlich würde davon absehen, eine DJ-Session mit einem Gigabyte RAM und einem 1,5 GHz getakteten Duo, Athlon oder Atom zu bestreiten, denn ich hege leichte Zweifel daran, dass diese Hardwareausstattung bei jedem Note- oder Netbook vier Decks mit Key-Correction, Loops und Effekten über mehrere Stunden adäquat steuern kann, ohne dass es dabei zu Audio-Aussetzern kommt. Automatische Synchronisation
Fluch oder Segen? Das scheiden sich die Geister. Aber je ungeübter der DJ ist, umso eher greift er vielleicht in hektischen Situationen (wenige Sekunden vor Track-Ende zum Beispiel) nach dem „Rettungsanker in der Not“ – der hoffentlich zum ersehnten Erfolg führt: automatisch beatsynchronisierte Tracks.
Der Beatcounter ist ziemlich treffsicher, wenn er es mit geraden Vier-Viertel-Rhythmen zu tun bekommt. Dabei spielt es keine Rolle, ob sie der Rockmusik, dem Techno , der Independent-Szene oder Black-Genres entspringen. Die Auto-BPM-Funktion legt anhand des berechneten Tempos beginnend am Aufschlagtakt an jedem Peak einen Beatmarker. So weit, so gut. Doch wo ein Beatcounter nebst Autosync-Funktion ist, da gehört für mich auch eine TAP-Funktion zur manuellen Korrektur der maschinellen Tempoeinschätzung hin. Und zwar nicht mit der Maus auf der Softwareoberfläche und auch nicht per Tastatur-Shortcut, sondern als Taste am DJ-Controller. Vor allem, wenn der DJ mit polyrhythmischen Tracks arbeitet oder mit Songs, wo sich das Tempo über die Laufzeit ändert. Sonst ist er ohne den Performance-störenden Klick ins Softwarefenster ein wenig aufgeschmissen. Es sei denn, er verwendet den Pitch-Schieber und die Jogwheels zum Mixen nach Gehör und schert sich nicht um die BPM-Anzeigen des Programms. Dafür ist aber ein nicht zu unterschätzendes Training erforderlich. Weil aber der Großteil populärer DJ-Musik heutzutage unter den Oberbegriff „autosynchronisierbar“ fallen könnte, ist dies vielleicht für manchen Anwender nicht ganz so dramatisch. Sollte dieser gerade eine seiner Sternstunden haben, dann genügt ein Tastendruck auf den Record-Button und die Software schneidet das Meisterwerk für die Nachwelt mit. Ein Feature, das auch deutlich teureren Konkurrenten gut zu Gesicht stehen würde. Da zeigt der Daumen gerne nach oben.
Ein Schwachpunkt ist für mich noch immer die grafische Aufbereitung der Wellenformen und das Verzerren der Oberfläche beim Skalieren des Fensters. Vor allem wenn ein Vergleich mit Waveforms des Konkurrenten Serato gestattet ist. Aber in Anbetracht der Preisklasse eines 4-Deck-Itch-Controllers (ab 700 Euro) oder gar eines SL4 Scratch-Live (899 Euro) verbietet sich dieser Vergleich – fast!
Mikrofongruppe
Zur Freude aller Autokennzeichen-Aufrufer, Wedding-Deejays, Promotion-Beschaller, Webradio-Jockeys und sonstigen redseligen Naturen verbaut Hercules einen 6,3Millimeter-Klinkenanschluss für dynamische Mikrofone. Die Subgruppe ist mit einer dreistufig regulierbaren Talkover-Funktion ausgestattet, welche die Hintergrundmusik um drei, sechs oder neun Dezibel absenkt. Leider funktionierte sie auf dem Mac nicht. Zudem sind keine Equalizer integriert, was meiner Meinung nach sehr schade ist. Ferner wäre ein Delay-Effekt hier sicherlich auch nützlich gewesen. Standardmäßig wird das Mikrofonsignal über die Kanäle 1-2 geleitet, während die Musik bedämpft wird. Alternativ lässt es sich dauerhaft aktivieren. Mit dem MIC-On Taster wird das Mikrofon zugeschaltet. Der Button leuchtet grün auf und gibt damit unmissverständlich zu erkennen, dass es spätestens jetzt an der Zeit ist, keine Flüche mehr auszusprechen. Ein erneuter Tastenhieb trennt das Signal störungsfrei von der Summe.
Gain und On, das war´s…
Klang
Der Cinch-Master spielt ein sauberes Signal aus, dürfte aber für meinen Geschmack ein bisschen druckvoller sein. Der Kopfhörerausgang ist durchaus laut genug, hat aber bereits ab 14 Uhr mit Verzerrungen zu kämpfen. Das macht sich vor allem im Bass bemerkbar. Der Mikrofonkanal arbeitet ziemlich rauscharm und liefert für Moderationszwecke ein passables Ergebnis. Unterm Strich eine solide Leistung, vor allem in Anbetracht der Preisklasse.
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OriginalInternal Recording
Equalizer und Kill-Tasten
Die Equalizer greifen ordentlich und verfügen über eine integrierte Kill-Funktion. Dreht man sie ganz nach links, löschen sie das jeweilige Frequenzband komplett aus. So soll es sein. Der Kandidat kann gerade bei den Bässen durchaus zerren und ins Clipping geraten, bewegt man den Regler zu weit im Uhrzeigersinn. Was nicht sonderlich dramatisch ist, aber aufgrund eines fehlenden Level-Meters am Controller und des fehlenden Summen-Pegelmeters in der Software nicht zu sehen, sondern ausschließlich zu hören ist. Die Channelmeter in der Software arbeiten Pre-Fader/Pre-EQ, welche somit keine durch einen Equalizer-Boost generierte Übersteuerung anzeigen. Ich finde, ein MIDI-Mixer, der ein Interface speist, sollte auch ein Meter bieten.
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EQ KillEQ Boost
Scratching
Im Auslieferungszustand ist die Jogwheel-Übersetzung auf 1:1 eingestellt, was drei Sekunden pro Turnus überspringt und sich als Scratch ziemlich unnatürlich anhört (45rpm ergibt rund 1,3 Sekunden pro Umdrehung). Diese Funktion ist mit diesen Einstellungen in meinen Augen kaum zu gebrauchen. Stelle ich die Jogwheels aber auf eine kleinere Unterteilung ein, so kommen die Sounds schon eher an das ran, was man eigentlich von einer Scratch-Emulation erwarten würde. Dennoch sorgt die 256er-Rasterung des Jogwheels für Sprünge bei extrem langsamen Bewegungen, die beim Vinyl nicht vorhanden wären. Hört selbst:
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AufloesungenSlow Moves
Keylock
Wichtige Features digitaler DJ-Kultur sind Keylock bzw. Master-Tempo. Verstellt der DJ an einem analogen Schallplattenspieler den Pitch, führt dies unweigerlich zu wahrnehmbaren Verlagerungen der Tonhöhe. Master-Tempo und Keylock sollen vor großen Tonartänderungen schützen, indem sie die Tonhöhe während des Pitch-Vorgangs einfrieren. Master-Tempo macht dabei grundsätzlich Gebrauch von der Original-Tonart und friert die Tonhöhe bei 0 Prozent Pitch ein. Bei Betätigen des Faders dehnt oder staucht ein Softwarealgorithmus das Audiomaterial, was je nach Qualität des Timestretchers und des Basismaterials früher oder später zu hörbaren digitalen Artefakten führt. Ein Keylock funktioniert im Grunde ähnlich, friert jedoch die aktuelle Tonart und nicht die ursprüngliche Tonart ein. Damit lassen sich interessante Effekte erzielen. Möchte der DJ mit dem Keylock den Effekt der Master-Tempo-Funktion erzielen, muss er ihn also aktivieren, wenn der Pitchfader auf 0 Prozent steht.
Bei meinem Testkandidaten sind beide Varianten vertreten. Der Keylock wird mittels Schloss in der Software ausgewählt und ist nicht von der Konsole aus steuerbar. Die Master-Tempo-Funktion lässt sich über die grafische Benutzeroberfläche auf einen der Buttons an der Hardware legen.
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Standard PitchMaster TempoKeylock
Kreative Features
Damit sich auch besonders kreative Naturen ein wenig austoben können, haben die Hersteller manuelle und automatische Loops (umzustellen in der Software), vier Hotcues, fünf Effekte und einen Sample-Recorder ins Boot geholt. Sie lassen sich zum Teil wahlfrei auf die sechs nummerierten Tasten an der Hardware mappen. Der DJ kann also selbst entscheiden, ob er mit der Konsole lieber Loops einfangen, Samples on-the-fly aufzeichnen und abspielen oder Effekte abfeuern will. Das finde ich unter Betrachtung des begrenzten Raumangebotes gar nicht mal so schlecht gelöst. Die beiden Modulate-Tasten (neben der Shift-Taste) dirigieren situationsabhängig die entsprechenden Modulations-Parameter. Beim Loop zum Beispiel die Cut-Funktion (Halbieren/Verdoppeln der Länge), beim Effekt das Attribut, beim Sample-Recorder die Lautstärke des Sample-Players usw. Sicherlich hätten es einige Anwender lieber gesehen, hätte der Hersteller hier Encoder oder Potis verbaut – vor allem, wenn eine alternative Betriebssoftware erwünscht ist. Aber Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden.
Der Haupt-Sampler hat sogar acht Speicherplätze in petto, muss aber mit der Maus gesteuert werden. Sechs etwas in die Jahre gekommene Samples (Sirene, Saxofon und Vocals) sind gegeben. Wer frische Sounds benötigt, muss sie aus dem laufenden Audiomaterial extrahieren. Eine Ladeoption ist nicht dabei.
In der Effektsektion finden wir Brake und Backspin, dazu mit Flipping-Double und Beatgrid zwei Beat-Effekte und einen Flanger. Das mag für die ersten Gehversuche ausreichen. Dennoch vermisse ich hier ein paar Dancefloor-Veteranen, wie Delay, Reverb, Echo, Gater oder ein bipolares Kanalfilter. Doubles, Beatgrids oder Reverse-Effekte sind nicht sehr komplex, daher fällt es schwer, eine allgemeine Aussage über die Qualität der VDJ-Effektprogramme zu machen. Der Flanger jedenfalls ist in meinen Augen nicht sehr geglückt. Von einem Decks´n´FX-Programm ist Virtual-DJ für mich noch meilenweit entfernt. Die User-Community holt jedoch einige Kastanien aus dem Feuer, denn sie ist ziemlich fleißig, was die Programmierung kostenloser Plug-Ins angeht.
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FX BrakeFX FlangerFX Flipping DoubleBeatgrid in VDJ7
Control-Panel
Weitere Einstellmöglichkeiten bietet das Hercules Control-Panel auf seinen vier Reitern, die zum Teil schon im Artikel erläutert wurden. Interessant ist vielleicht noch die Main-Page, denn sie ermöglicht, die Ausgangslautstärken der beiden Master-Outs für jeden Mono-Kanal getrennt voneinander zu regeln oder stumm zu schalten, was via Hardware oder VDJ nicht möglich ist.
Der Hercules DJ 4Set ist ein Einsteiger-Controller mit ordentlichen Klangeigenschaften, tollen Jogwheels, leicht zu adaptierendem Layout und einem DJ-Programm im Gepäck, das für vier Software-Player ausgelegt ist. Die kompakte und leichte Konsole bietet zwei Stereo-Master-Ausgänge, Anschlussmöglichkeiten für ein Mikrofon und einen Kopfhörer und ist gut verarbeitet. Die Bedienelemente zeigen eine Qualität, die gemessen an der Preisklasse in Ordnung geht. Besonders hervorzuheben sind die großen, physisch regulierbaren, drucksensitiven Jogwheels. Eine kleine Kreativabteilung und der Session-Rekorder fahren weitere Punkte ein. Was mir nicht gefällt, sind der früh zerrende Kopfhörerausgang, die etwas lockeren Fader, fehlende Channel-Gains und ein Mikrofon-EQ. Auch hätte ich gern einen Tap-Button gesehen. Aber es sollte auch jedem klar sein, das bei einem Verkaufspreis von 250 Euro, für den der DJ4-Set sich mehr als beachtlich schlägt, Zugeständnisse gemacht werden müssen.
Wer nur ein begrenztes Budget zu Verfügung hat und einen Allrounder sucht, um mit vier Decks aufzuspielen, der könnte im DJ 4Set fündig werden. Er kostet kein Vermögen, setzt in seiner Preisklasse viele positive Akzente und bringt vor allem auch eine gehörige Portion Spaß mit.
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