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Harley Benton HB Custom Line CLG-414CE NT

Unsere Testkandidatin kommt zwar aus China, durfte dort aber in allerbester Gesellschaft aufwachsen, denn bei Saein, so der Name des Produzenten, lassen auch so namhafte Marken wie Ibanez, Epiphone oder Peavey ihre Instrumente fertigen. Diese Tatsache hat unsere Neugier an der aktuellen HB CLG-414CE noch weiter gesteigert, denn eigentlich wurde die Marke Harley Benton in Deutschland in erster Linie dadurch bekannt, dass sie mit preiswerten Instrumenten und einer großen Auswahl an Zubehör nicht nur Einsteigern das Leben leichter macht.

Die CLG-414CE NT wechselt für einen äußerst fairen Kurs den Besitzer. Doch wie klingt die Harley Benton Westerngitarre?
Die CLG-414CE NT wechselt für einen äußerst fairen Kurs den Besitzer. Doch wie klingt die Harley Benton Westerngitarre?


Aber auch die hochdekorierte Konkurrenz bietet inzwischen immer mehr Leistung für immer weniger Geld, sodass auch preiswerte No-Name Produkte mit einfacher Ausstattung ihren Marktvorteil verlieren. Unsere aktuelle CLG-414CE NT wurde jedenfalls schon sichtbar und hörbar für etwas höhere Anspüche konzipiert. Die Initialen CL (Custom Line) sollen überdies die Wertigkeit des Instruments unterstreichen. Wer aber nun glaubt, dass die Harley Benton Instrumente aus der Custom Line deshalb wesentlich teuerer werden, der hat sich geirrt.

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Details

Der attraktiv geformte Body der Grand Auditorium (auch als „M Size“ bekannt) überrascht mit einem überdurchschnittlich großen Luftvolumen. Die Zargentiefe beträgt je nach Messpunkt zwischen 10 cm am Hals und satten 12,6 cm am Knopf bei einer Länge von 50,5 cm am Boden. Der Korpus der Grand Auditorium entspricht damit den Abmessungen einer ausgewachsenen Dreadnought. Den Unterschied macht die Taille, die an der schmalsten Stelle 24,5 cm misst (zum Vergleich: Dreadnought = 27,5 cm). Die Abmessungen jedenfalls lassen einen vollen Ton erwarten.
Mit einem rund geschwungenen Cutaway, bei dem die Zarge beinahe einen rechten Winkel mit dem Hals bildet, um sich erst dann in die Ursprungsform des Korpus einzugliedern, kann der Solist locker den 17. bzw. 18. Bund auf den Diskantsaiten erreichen.

Fotostrecke: 7 Bilder Der Body der CLG-414CE ist attraktiv geformt

Wie schon angedeutet, bietet die CLG-414CE NT auch ein ansehnliches Erscheinungsbild. Massive Fichte mit feinen Strukturen wurde zu einer wunderschönen Decke zusammengefügt und mit Glanzlack hauchdünn versiegelt. Ein doppelter schwarzer Herringbone-Streifen ziert rundherum den Deckenrand. Pechschwarzes Binding am Rand kontrastiert elegant mit der honiggelben Decke und verbindet sie mit den beiden Zargen. Eine bunt schillernde Schalllochverzierung aus Abalone, eingerahmt von zwei weiteren Zierringen, betont die Wertigkeit des Instruments.
Der aufgeklebte Schlagschutz (Pickguard) bewahrt die Decke vor Kratzern bei heftigen Schlagmanövern mit dem Plektrum. Der elegante Bauch-Saitenhalter besteht – wie das Griffbrett – aus dunklem Sonokeling-Palisander (s.u.) und trägt einen längenkompensierten Steg, der spielfrei in der Fräsung ruht. Mit einer „Nase“ für die B-Saite, die dadurch weiter hinten aufliegen kann, bietet das Instrument eine saubere Intonation auf der ganzen Länge. Die Saiten werden mit den Ball-Ends und weißen Pins am Saitenhalter befestigt.

Der gewölbte Boden ist wie die beiden Zargen aus gleichmäßig gewachsenem und attraktiv gezeichnetem indischen Palisander gefertigt und hinterlässt mit seiner schönen Maserung einen guten optischen Eindruck. Ein Zierspan mit Fischgrätenmuster trennt die spiegelbildlich gelegten Bodenhälften. Normalerweise greift man dafür tief ins Portemonnaie.
Brasilianischer „Rio-Palisander“ darf schon seit 1968 nicht mehr exportiert werden, weil er seitdem unter Artenschutz steht. Aber auch ostindischer Palisander macht sich auf dem Weltmarkt inzwischen rar. Um den Bedarf zu decken, wird er seit ca. 1980 in Indonesien gezielt angebaut und gelangt unter der Bezeichnung Sonokeling-Palisander in den Handel.
Schwarzes Binding schützt rundum die Stoßkanten am Boden. Der gesamte Body ist glänzend klar (natur) lackiert, sodass überall die Strukturen durchschimmern.

Fotostrecke: 6 Bilder Auf der Fichtendecke sitzt eine Palisander-Brücke

Ein Blick durch das Schallloch lässt einen massiven schweren Halsblock erkennen, der Decke, Halsfuß und die beiden Zargen zusammenhält. Sämtliche Reifchen sind rundum absolut sauber und gleichmäßig am Rand eingesetzt, Leimreste gibt es keine. Vier ungewöhnlich robuste Querbalken und eine längs angeordnete dünne Bodenmittelleiste stabilisieren die beiden Bodenhälften. Zwei unter der Fichtendecke verstrebte Leisten kreuzen sich x-förmig und sollen der dünnen Decke, die durch die Stahlsaiten großen Spannungen ausgesetzt ist, die nötige Festigkeit geben. Der Schnittpunkt liegt zwischen dem Schallloch und der Saitenhalter-Vorderkante. Mit dieser altbewährten Konstruktion behält die Decke ihre ebene Oberfläche. Hier wurde im wahrsten Sinne des Wortes saubere Arbeit „geleistet“.
Das nicht eingebundene Griffbrett mit Normalmensur (648 mm) aus Sonokeling-Palisander ist passgenau und absolut sauber auf den schlanken Mahagoni-Hals geleimt. Die 20 schlanke Bundkronen sind hochglänzend poliert und perfekt abgerichtet, optimale Voraussetzungen also für den Lagenwechsel! Eine leichte Griffbrettwölbung (low profile) soll das Spiel mit großen Barrégriffen erleichtern. Im 3., 5., 7., 9.,  15. und 17. Bund unterstützen mittig eingelegte Punktmarkierungen das Auge beim Lagenwechsel, der 12. Bund wird mit zwei Punkten hervorgehoben.
Der Halsansatz (Neck Joint) befindet sich standartgerecht am 14. Bund, das Griffbrett ist dort mit 5,5 cm normal breit. Der Halsfuß aus Mahagoni ist gut sichtbar am Hals angesetzt und der schmale Hals behält durch einen eingelegten Stahlstab seine Form. Aber auch die Halskrümmung kann mit diesem Truss Rod komfortabel justiert werden, falls es irgendwo schnarren sollte, wenn man beispielsweise dünnere Saiten aufgezogen hat. Den Zugang zur Stellschraube erreicht man über das Schallloch, ohne dass die Saiten entfernt werden müssen. Leider ist der passende Inbusschlüssel nicht im Lieferumfang enthalten, aber die CLG kommt in der Regel optimal eingestellt und mit der richtigen Halskrümmung aus der chinesischen Manufaktur.
Ein Sattel aus Kunststoff hält die Saiten auch bei harten Anschlägen mit dem Plektrum sicher in den Kerben. Die Griffbrettbreite misst hier 4,3 cm. Das schlichte Design der angesetzten geschlossenen Kopfplatte erinnert doch recht stark an das der Firma Martin. Der vergleichsweise große Winkel (16 Grad) bei einer Westerngitarre sorgt dafür, dass die Saiten am Sattel auch bei härteren Schlagmanövern sicher in den Kerben bleiben. Auf der glänzend lackierten Oberseite prangt das Harley Benton Logo.
An beiden Seite verrichten drei geschlossene Mechaniken einen makellosen Job. Da Zahnrad und Gewindeachse durch das mit Schmierfett gefüllte Gehäuse geschützt sind, kann sich dort kein Schmutz ansammeln.
Palisander hat ein höheres spezifisches Gewicht bei gleicher Feuchtigkeit (z.B. 15 %) als Mahagoni oder Ahorn. So wiegt die CLG-414CE mit 1930 Gramm mehr als meine wesentlich größer dimensionierte Taylor Super Jumbo mit eingebautem Pre-Amp mit Boden und Zaren aus kanadischem Ahorn (ca. 1800 Gramm).
Die CLG-414CE kann sich auch auf einer Bühne Gehör verschaffen, wobei der Fishman Isys +, der in die obere Zarge eingebaut ist, einen entscheidenden Beitrag leistet. Mit zwei griffigen Potis (Hi und Low) wird der Sound eingestellt, mit dem dritten die Lautstärke. Darüber hinaus bietet der Pre-Amp einen Phasenumkehrschalter und einen chromatischen Tuner, der über eine kleine Digitalanzeige Rückmeldung gibt. Letzterer ist leicht zu bedienen und arbeitet präzise, wie der Vergleich mit einem „hochwertigen“ Messgerät ergab. Allerdings kann man den Kammerton nicht kalibrieren (a = 440 Hz). Eine rote LED zeigt den Zustand der 9-Volt-Batterie an, die im Lieferumfang enthalten ist. Das Batteriefach befindet sich neben dem Gurtpin in der unteren Zarge. Ein piëzokeramischer Untersatteltonabnehmer, ein Fishman Sonicore, ist unter der Stegeinlage geparkt und für die Umwandlung der Saitenschwingungen in das benötigte elektrische Signal zuständig.
Auf den ersten und zweiten Blick macht unsere Kandidatin auf jeden Fall eine gute Figur, aber wie sieht es mit ihren klanglichen Qualitäten aus?

Fotostrecke: 8 Bilder Der Mahagoni-Hals mit Palisandergriffbrett wurde sauber eingesetzt
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Praxis

Der schmale Hals mit einem Umfang von 11,5 cm im ersten Bund und einem Umfang von 13,5 cm im 10. Bund liegt bequem in der Hand, nur meine Taylor Super Jumbo hat einen dünneren Hals (11 cm am Sattel). Der Spieler kann damit unterschiedliche Haltungen einnehmen, auch solche, bei denen der Daumen die dicke E-Saite greift. Die Grand Auditorium ist außerdem gut ausbalanciert, also nicht etwa kopflastig.
Dank einer kompensierten Stegeinlage treten auch keine Intonationsprobleme auf, vollklingende Zusammenklänge (z.B. Barréakkorde) mit 4, 5 oder 6 Tönen lassen sich auf der kompletten Skala sauber intonieren. Die Saitenlage ist optimal und auch der Anfänger wird erfreut sein, wenn große Barréakkorde im fünften Bund ohne besonderen Kraftaufwand gelingen. Obwohl die Saiten sehr tief liegen, verursachen auch stärkere Anschläge (bei Rhythmen mit dem Plektrum) keine Schnarrgeräusche.
Die Fichtendecke setzt einen runden, durchsichtigen, aber mittigen Klang frei, denn im Tiefbassbereich hält sich die Gitarre vornehm zurück. Mit neuen obertonreichen Saiten könnte man auch den Obertonbereich weiter aufwerten, denn im direkten Vergleich mit Gitarren aus der Oberklasse (z.B. Martin HD-28, Gibson Hummingbird Quilted, Gibson Advanced Jumbo) klingt sie härter, manchmal auch etwas stumpf. Aber der Klangunterschied ist bei Weitem nicht so groß, wie es der Preisunterschied eigentlich erwarten lässt.
Den unterm Strich ansprechenden Klang kann man im Studio auch mit einem Mikrofon aufnehmen und eventuell mit dem Signal des eingebauten Pre-Amps mischen. Die folgenden Aufnahmen wurden mit zwei Mikrofonen (Neumann TLM 103) gemacht. Außerdem wurde der Fishman Isys + im unteren und mittleren Frequenzbereich diskret beteiligt. Mit EQ und Kompressor bin ich äußerst sparsam umgegangen.
Rhythmen und Pickings klingen ausgewogen und transparent:

Audio Samples
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Rhythm mit Mikro Rhythm mit Mikro und Pickup

Sehr erfreulich ist die Tatsache, dass das Instrument aufgrund seiner guten Saitenlage auf der ganzen Länge auch dem filigranen Techniker goldene Brücken baut. Solistische Aktivitäten können sogar mit der Werksbespannung (12er Satz) komfortabel in den oberen Lagen erfolgen. Mit einem 11er Satz kann das Instrument zur echten Sologitarre für den Single-Line-Spieler gedeihen. Single-Notes kommen mit dem Plektrum laut und mit einer langen Ausklingzeit und können deshalb auch noch mit einem Vibrato schön verziert werden. Dead Notes gibt es keine.

Audio Samples
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Solo

Der Pre-Amp macht einen ordentlichen Job, wenn er von zwei Aktivboxen unterstützt wird. Den Studiojob sollte er sich jedoch mit einem Studio-Mikro teilen.

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Fazit

Die attraktive Vollakustikgitarre Harley Benton CLG-414CE NT verfügt über einen guten Natursound, die Saitenlage ist optimal und auch anspruchsvolle Musiker können sich mit dem Instrument technisch weiterentwickeln. Vor allem der Single-Line Spieler wird viel Freude mit ihr haben. Die Qualität der eingesetzten Materialien wie die gute Verarbeitung heben die CLG-414CE NT aus ihrer Preisklasse hervor. Zwar bietet die Schwester aus der Custom Line Serie, die Harley Benton CLD-10SCE NS, einen etwas wärmeren Ton, kann aber nicht als Sologitarre punkten. Der Preis von knapp unter 200 Euro ist ein Schnäppchen, und nicht nur Einsteiger mit begrenztem Budget sollten sich das Instrument näher anschauen.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Optik
  • Verarbeitung
  • hochwertiges Material
  • Preis-Leistungsverhältnis
  • optimale Saitenlage
  • viel Sustain
Contra
  • mittiger Ton
Artikelbild
Harley Benton HB Custom Line CLG-414CE NT
Für 229,00€ bei
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Facts
  • Typ: Grand Auditorium mit Cutaway (Electric Style)
  • Decke: ausgesuchte massive Fichte
  • Korpus: Palisander
  • Hals: Mahagoni
  • Griffbrett: Sonokeling-Palisander
  • Normalmensur: 648 mm
  • Sattelbreite: 43mm
  • Bünde: 20 mit Dot Inlays
  • Brücke: Sonokeling-Palisander
  • Binding: Black
  • Mechaniken: verchromte Diecast
  • Tonabnehmer: Fishman Sonicore Piëzo
  • Preamp: Fishman Isis+ mit eingebautem Stimmgerät
  • Saiten: Daddario EXP-16 Strings
  • Finish: Natur Hochglanz
  • Preis: 199,00 EUR
Hot or Not
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Die CLG-414CE wirkt optisch sehr stimmig

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