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Harley Benton CL000-23E Test

Es war die Traditionsfirma C.F.Martin, die neben Klassikern des Akustikgitarren-Genres wie der Dreadnought auch die “000“-Bauform ins Leben rief und damit einen weiteren Standard definierte. Aber warum nennt man eine Gitarre 000? Ganz einfach: Martin bezeichnete damals die kleinste Gitarre in seinem Programm mit “3“. Die nächstgrößere konsequenterweise mit “2“ und die Größte mit “1“.

Da der Trend jedoch zu immer größeren Instrumenten ging, musste man später auch die 0 bemühen. Und weil damit das Ende der Fahnenstange noch immer nicht erreicht war, gab es später dann eben auch eine 00 und mit der 000 die legendäre Triple 0. 1916 folgten dann die Dreadnought und Jahre später die Jumbo. Einer der populärsten User einer Triple-0-Gitarre ist übrigens Eric Clapton. Der Gitarrist machte die Bauform durch seinen legendären MTV Unplugged-Auftritt 1992 schlagartig einem großen Publikum bekannt.

Wir haben uns mit der Harley Benton CL000-23E aus dem Hause Thomann eine Vertreterin dieses Genres ausgesucht, die zumindest optisch durchaus mit ihren großen Vorbildern mithalten kann – nicht aber im Preis, der nur ein Bruchteil beträgt. Ein Grund, weshalb wir wissen wollen, wie sich die Gitarre im Praxistest schlägt.

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DETAILS
Korpus
Die Harley Benton CL000-23E hat die typischen Maße einer “000“. Die Decke besteht aus ausgesuchter massiver Fichte mit feiner Zeichnung. Für die nötige Stabilität sorgt bei ihr ein X-Bracing und ein Leiter-Bracing am Boden. Genau wie bei den beiden anderen von uns getesteten Harley Benton Custom Line Acoustics sind die Bracings auch bei diesem Instrument handwerklich vorbildlich ausgeführt.

Das Schallloch und das obere Binding der Decke sind mit einem Grätenmuster verziert. Die Saiten werden in den Palisandersteg eingeführt und mit schwarzen Plastik-Pins fixiert. Eine weiße Kunststoff-Stegeinlage sorgt für die richtige Saitenhöhe und Intonation. Wie üblich ist an der Stelle, an der die H-Saite aufliegt, die Stegeinlage gedreht, um die Tonhöhe zu kompensieren. Zargen und Korpus bestehen aus schön gemasertem Palisander. Eine Regel besagt, dass die schwingende Decke aus relativ weichen, die tonreflektierenden Flächen von Boden und Zargen aus wesentlich härteren Holzarten bestehen sollten. In früheren Epochen – heute noch im Streichinstrumentenbau – war Ahorn das begehrte Korpusholz. Aus Ahorn gebaute Gitarren und Lauten weisen einen ihrer Holzfärbung nach hellen charakteristischen Ton auf. Mit den expandierenden globalen Handelsbeziehungen und dem Import von Tonhölzern aus Argentinien, Brasilien, Indien, Indonesien und anderen Ländern begann Palisander den europäischen Ahorn zu verdrängen und die Gitarren erhielten analog zur dunkleren Färbung auch einen dunkleren Ton.

Hals
Der Hals der 000 besteht aus Mahagoni, beherbergt ein Palisandergriffbrett und ist wie üblich am 14. Bund mit dem Korpus verleimt; das Griffbrett ragt bis zum Schallloch. Einstellen lässt er sich korpusseitig mit dem beiliegenden Inbusschlüssel. Mit ihrer Mensur von 650 mm und einer Sattelbreite von 44 mm hat sie Standardmaße und verspricht ein komfortables Spielen. Die 20 Bünde sind perfekt eingestellt, poliert und die Kanten abgerundet. Abalone-Dots auf Griffbrett und Halskante geben ein gute Orientierung während des Spiels. Auf der Kopfplatte warten sechs vergoldete geschlossene Mechaniken darauf, die Saiten in Stimmung zu bringen – sie verrichten ihren Dienst zuverlässig und ohne Tadel. Mit ihren schwarzen Stimmflügeln verleihen sie der Gitarre ein edles Äußeres und fügen sich sehr gut in das Gesamtdesign ein. Das nach meiner Meinung gut designte Herstellerlogo aus Abalone zeigt sich optisch angenehm unauffällig.

Pickup
Mit einem Pickup und dem Aero Preamp aus dem Hause Fishman hat man der Harley Benton CL000-23E ein zuverlässiges System spendiert, das für eine tadellose Tonwandlung sorgt. Montiert ist es in die obere Zarge, wo es bestens zugänglich ist. Dreiband-Klangregelung (Bass, Mid, Treble), ein Brilliance-Regler, ein Notch- und ein Phase-Poti bieten Zugriff auf alle relevanten Parameter, mit denen man ins Klanggeschehen eingreifen kann. Der eingebaute Tuner mit seinem sehr gut ablesbaren Display erweist sich als sehr praktisch, da er das Signal im Stimmvorgang automatisch kappt, sobald die Tuner-Taste gedrückt wird. So wird ein schnelles Nachstimmen auf der Bühne zum Kinderspiel. Im Falle eines Batteriewechsels wird lediglich ein Klickverschluss betätigt, die Bedienplatte gedreht, und schon hat man freien Zugriff zum Saftspender – ebenfalls eine sehr praktische Lösung.

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PRAXIS/SOUND
Im Gegensatz zur Dreadnought erscheint die 000 Gitarre fast schon winzig.
Davon sollte man sich aber nicht täuschen lassen, denn durch ihre Größe entwickelt sie ein etwas kompakteres Klangbild, das besonders Picking- und Slide-Freunden entgegenkommt. Sie ist schnell in der Ansprache und ihr Ton ist insgesamt mittiger. Leider ist auch für meinen Geschmack die Bespielbarkeit nicht ganz optimal. Gerade bei Gitarren, auf denen häufiger Fingerpickings gespielt werden, sollte die Saitenlage ein ganzes Stück tiefer sein. Das Spiel in den oberen Lagen ist so jedenfalls sehr beschwerlich und wird dem sonst durchweg positiven Eindruck der Gitarre absolut nicht gerecht. Natürlich ist es für einen Gitarrenbauer kein Problem, selbiges zu beheben, aber schöner wäre es, wenn die Gitarre bereits ab Werk mit einer bequemeren Saitenlage ausgeliefert würde. Für die folgenden Soundbeispiele habe ich alle Regler auf Mittelstellung und lediglich einen kleinen Raum auf das Signal gelegt.

Audio Samples
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Finger-Picking

Hier zeigt sich schon der direktere, etwas mittigere Sound. Natürlich haben wir es immer noch mit einem Piezo und seiner speziellen Soundfärbung zu tun, trotz alledem bietet das Instrument ein formbares Grundsignal, das sich leicht den Bedürfnissen oder dem Song anpassen lässt.

Das nächste Audio habe ich mit dem Plektrum eingespielt. Dadurch wird der Sound natürlich etwas höhenlastiger.

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Strummin/Plektrum

Für Strummings ist dieser Gitarrentyp nicht wirklich geeignet, es lassen sich aber interessante Klänge mit ihr zaubern, die einem Song vielleicht eine neue Soundwelt eröffnet. In Verbindung mit einer Dreadnought oder Jumbo kann es durchaus zu sehr gut klingenden Resultaten kommen, da sie Frequenzlücken schließen kann, die die anderen Gitarrentypen mit sich bringen. Hier sollte man unbedingt ausprobieren, was möglich ist.

Spätestens am Mikrofon zeigt die CL000-23CE, was sie wirklich drauf hat.

Audio Samples
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Strumming/Mikro

Wendig, selbstbewusst und mit einer enormen Klangfülle lädt sie zum Spielen ein. Schön holzig und warm tönt es da.

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FAZIT
Die Harley Benton CL000-23E ist ein feines Instrument mit einem etwas spezielleren Ton. Ich muss zugeben, dass ich schon lange ein großer Fan dieser Bauform bin und sehr überrascht war, dass Harley Benton diesen Typ ins Programm aufgenommen hat. Wie bei Gitarren mit Fichtendecke üblich, braucht sie eine gewisse Zeit, um sich voll und ganz zu entfalten; gerade die Obertöne entwickeln sich bei längerem Einspielen. Dann aber hat man ein wunderbares Instrument mit tollem, eigenen Sound. Einzig die Werkseinstellung könnte etwas spielfreudiger sein, was sich aber notfalls sogar selbst beheben lässt. Spielraum ist jedenfalls genug vorhanden. Bei dem empfohlenen Verkaufspreis und der gebotenen Qualität kann ich dieses Instrument nur allerwärmstens empfehlen.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Sound
  • Optik
  • Verarbeitung
  • Koffer
  • Preis
Contra
  • Saitenlage zu hoch
Artikelbild
Harley Benton CL000-23E Test
Für 398,00€ bei
Technische Daten Harley Benton CL000-23E
  • Hersteller: Harley Benton
  • Modell: CL000-23
  • Typ: 000
  • Decke: massive Fichtendecke
  • Boden und Zargen: Palisander
  • Mensur: 650 mm
  • Sattelbreite: 44 mm
  • Bracing: X-Bracing (Decke), Leiter-Bracing (Boden)
  • Hals: Mahagoni
  • Griffbrett: Palisander
  • Logo: Abalone
  • Steg: Palisander
  • Pickup: Fishman-Pickup Pickup mit Aero Plus Preamp
  • Mechaniken: Geschlossen, vergoldet mit schwarzen Flügeln
  • Farbe: Natur Hochglanz
  • Saiten: D’Addario
  • Koffer: Wird im stabilen Koffer geliefert
  • Preis: 535,- Euro
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