GForce MAP bringt den experimentellen „West Coast“-Synthesizer-Klang in die DAW. Statt ein bestimmtes Instrument à la Buchla zu emulieren, haben sich die Designer von verschiedenen klassischen Konzepten inspirieren lassen und stellen nun ihre eigene Interpretation als Plugin vor.

Während Moog für die klassische „East Coast“-Synthese steht, basieren die Synthesizer der „West Coast“ auf komplexen Oszillatoren aus FM und Waveshaping. Damit zielen sie auf eine lebendige Klangformung mit perkussiven, modulativen, organischen und auch knisternden Sounds ab.
Zwei bekannte „West Coast“-Geräte sind der Buchla Music Easel und der Serge Modular. Sie verlangen ein eher unkonventionelles Herangehen und liefern keine Bässe oder Leads fürs 08/15-Song-Arrangement. Mit einem West-Coast-Synthesizer bewegt man sich auf einem weiten experimentellen Feld und betreibt intensive Klangforschung.
Nicht anders ist es auch beim GForce MAP. Dieses Plugin will nicht nach Schema F programmiert, sondern mit viel Hingabe erforscht werden. Aber keine Panik – ganz so krass, wie es sich anhört, ist es nicht. Bereits nach der Installation habt ihr bei GForce MAP Zugriff auf über 300 musikalische Presets – genug, um stundenlang herumzuexperimentieren.
DETAILS & PRAXIS
GForce MAP mit mehreren Oszillator-Konfigurationen
GForce MAP ist anders als der schulmäßige Oszillator-Filter-Synth. Das fängt schon beim Oszillator-Bereich an. Hier wählt ihr fertige Modelle aus oder speichert eigene Oszillator-Konfigurationen ab. Mehr als ein Dutzend Factory Templates stehen bereit. Tipp: Ruft das Init-Preset aus der Library auf und probiert die Voreinstellungen der Reihe nach aus – 3OSCLead, Beamer, Falling, FMish, Phases, Strange Organs oder Woozy Buzz. So bekommt ihr einen Eindruck davon, wie verschieden sich das Ausgangsmaterial verhält.

Grundsätzlich verfügen die Oszillatoren A und B über dieselben Parameter und erlauben FM, AM und Hard Sync. Bei einigen Wellenformen gibt es jedoch Unterschiede. Der Mod-Oszillator verfügt über feste Routings zu den beiden Haupt-Oszillatoren und erlaubt auf Wunsch komplexe Wellenformen. Ergänzt wird das Ganze durch einen Rauschgenerator mit über neun Noise-Typen.
Besonders spannend: Die beiden Macros X und Y im Oszillator-Bereich lassen sich über das XY-Pad ansteuern und sorgen im Handumdrehen für eindrucksvolle Modulationen.
Filtern und modulieren mit Anspruch
Ähnlich flexibel wie die Oszillatoren zeigt sich der Filterbereich auf dem skalierbaren GUI von GForce MAP. Mit rund 14 Filter-Templates lässen sich die Charakteristika schnell finden oder wechseln. Filter A arbeitet als Fünf-Band-Peaknotch-Resonanz-Equalizer, während Filter B als typischer Multimode-Filter beim Sounddesign ansetzt. Hinzu kommen noch drei ADSR-Hüllkurven, drei LFOs mit frei gestaltbaren Wellenformen und ein Noise-LFO.

Im Zentrum von GForce MAP steht die Modulationsleiste: Die schnelle Parameter-Zuweisung und die umfassende Modulationsmatrix bilden gemeinsam das Herzstück des Plugins. Ein Klick auf „Modulation Bar“ öffnet die Dropdown-Modulationsmatrix. Dort stehen alle Hüllkurven und LFOs, Noise-LFO, Modulationsrad und Keytrack als Modulationsquellen bereit. Aktiviert ihr den MPE-Support, ersetzen Parameter wie Klangfarbe oder Lift das herkömmliche Velocity und den Aftertouch. Hier braucht es etwas Ausdauer beim Modulieren.

Effekte und Arpeggiator erweitern das kreative Spielfeld
In der FX-Ansicht stoßt ihr auf einen Arpeggiator mit zwei Modi: einen Standard-Arp und einen generativen Arp für polyrhythmische Figuren. Per „Scale“-Parameter grenzt ihr die Arpeggio-Noten beim Standard-Arp auf verschiedene Tonleitern wie Dur, harmonisch, melodisch, dorisch oder mixolydisch ein – eine sinnvolle Option.

Der generative Arp erstellt eine Sequenz von Notenwerten für jede Stimme. Im Poly-Voice-Mode entsteht per Klick auf „Generate“ hingegen ein neues Arpeggio-Muster, das im Bestfall rhythmisch inspiriert. Damit nicht genug: Per XY-Pad steuert ihr das generierte Arpeggio – die Phrasenlänge und die Anzahl der Noten sind veränderbar. So macht das Experimentieren Spaß!
MAP integriert insgesamt drei Effekte: „Colour“ beruht auf einem Crossover-Filter, während sich hinter „Time“ ein Quad-Stereo-Delay mit zweifacher Konfiguration und Filterung verbirgt. „Space“ wiederum kombiniert einen granularen Reverb mit Stereobewegung und Diffusion. Für alle drei Effektblöcke gibt es einige sinnvolle Presets.
GForce MAP erzeugt organische Vintage-Sounds
Wie GForce MAP denn nun klingt? Für typische Standard Patches wie Bass, Pad und Lead ist er fast zu schade. Sein Metier sind die ausgefallenen Varianten aus den klassischen Kategorien Pads, Keys, Textures und Arpeggio. Die über 300 Presets der geschmackvoll produzierten Factory Library entfalten den West-Coast-Charme.
Ob harsch, rauschend, knisternd, apart oder rau: Keine plumpen Effekt-Kreationen, sondern sehr expressiv spielbare Patches sind hier in der Überzahl. Die interne FX-Sektion tut ihr Bestes und spricht auch kreative Ambient-Producer an. Fast alle Patches sind umhüllt von einer Reverb/Delay-Wolke. Unangenehm scharf und schroff präsentiert sich GForce MAP kaum.

Lassen wir nun die Audios sprechen. Wer solche Mixes aus Pads, Arpeggios und Texturen mag, sollte sich direkt die Demo-Version von GForce MAP herunterladen!
West Coast Dream-Team: GForce MAP und Arturia Easel V
Im Vergleich zu den amerikanischen Mainstream-Synths wie Moog, Sequential und Oberheim gibt es von Buchla und Co. kaum nennenswerte Emulationen. Einer der besten und bekanntesten Vertreter ist der Arturia Easel V. Dieses Plugin modelliert den Buchla Music Easel von 1973 ziemlich gekonnt – und verfügt über eine semimodulare Struktur mit internem Sequenzer. Arturia spendiert dem virtuellen Buchla Easel V noch einige Extras.
Kurz und gut: Preislich wie klanglich sagt mir der GForce MAP mehr zu als Arturias Buchla-Emulation. Für den Einstieg in den West-Coast-Sound empfehle ich eindeutig GForce. Mit der etwas kühler klingenden Variante von Arturia kann man sein virtuelles West-Coast-Setup aber durchaus erweitern.

FAZIT – GForce MAP Test
Der modern interpretierte West-Coast-Sound von MAP klingt verlockend – ein großes Lob an GForce! Mit seinem speziellen organischen Sound richtet GForce MAP den Kompass neu aus und bietet eine gelungene Alternative zu bekannten virtuell-analogen Synthesizern. Zugegeben, man muss diese Klangästhetik schon mögen. Eigene Sounds „from the Scratch“ muss man aber nicht unbedingt programmieren – auch wenn das trotz Komplexität erstaunlich gut klappt.
Die Factory Library liefert reichlich brauchbare Vorlagen, die jenseits von plakativen EDM-Sounds zum Entdecken einladen. Mir gefällt dieser Synth und ich kann ihn schon jetzt in verschiedensten Ambient-Tracks hören.
Alles in allem ist GForce MAP ein spannender Newcomer unter den wenigen Synthesizer-Plugins im West-Coast-Style – hier gibt’s experimentellen Vintage-Charme zum fairen Preis, 5 Sterne!
Features
- Software-Synth im West Coast Style der frühen 70er
- Oszillator-Konfirgurationen mit FM und Waveshaping
- Dual Filter
- Generativer Arpeggiator
- Dreifache Effekt-Sektion
- MPE Support
- Preset Browser mit über 300 Sounds
- Skalierbares GUI
- Ab Windows 7, Mac OS X 10.15, Online-Aktivierung, VST2, VST3, AU, AAX.
- WEBSEITE: gforcesoftware.com/products/map
- PREIS: ca. 65 EUR (Straßenpreis vom 28.10.2025)
- Seltenes West-Coast-Plugin
- Individueller Sound, Vintage-Charakter
- Gute Arp- und Effekt-Sektion
- Experimentelles Sound Exploring
- Geschmackvolle Library





















