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Genelec 8340A-Test

Praxis

Aufstellung und erster Höreindruck

Die Genelec 8340A stelle ich auf auf die Stative an meinem Produktionstisch. Dank des IsoPods sind sie gut entkoppelt und können um ein paar Grad geneigt werden, um an meiner Abhörposition genau auf meine Lauscher zu treffen. Flugs noch das Stromkabel und die XLR-Leitungen angeschlossen, und los geht’s.

Sie lassen sich sehr schnell und flexibel aufstellen und einrichten, die beiden Genelecs.
Sie lassen sich sehr schnell und flexibel aufstellen und einrichten, die beiden Genelecs.

Aus meiner DAW strömen abwechselnd Ausschnitte meiner Lieblingssongs, jeweils auf ein paar günstige Event2020BAS und dann auf die Genelec 8340A. Da die Events keinerlei Frequenzgangkorrektur eingestellt haben, belasse ich die Genelec-Dipschalter alle auf OFF. Das einzige was ich einstelle, ist eine annähernd gleiche Lautheit beider Boxenpaare.
Sting, Chaka Khan, Coldplay, Stravinsky, Ry Cooder und Jack Johnson geben sich die Mikros in die Hand und grooven nun abwechselnd um die Wette. Die Genelecs klingen im Vergleich zur sehr preisgünstigen Event-Box knackig-bassig, mit viel offeneren Höhen und weniger Mitten. Auf den Frequenzgang bezogen klingt die 8340A also nach einer sanften Smiley-Kurve. Die Räumlichkeit ist sehr präzise, was sich durch eine tolle Ortbarkeit der Signale im Stereopanorama äußert. Das bei allen Boxen der 8000er-Serie bisher umgesetzte Gehäusedesign ermöglicht es, dass ich nicht auf den Zentimeter genau im sogenannten Sweetspot sitzen muss, sondern die Abhörposition ein wenig variieren darf, ohne dass sich eine Klangänderung gibt. Wichtig für Leute die immer mitwippen müssen, oder schlicht während des Hörens editieren wollen. Die Titel, die ich mir angehört habe, sitzen beim Hören mit den Genelecs in einem schöneren, klareren Raum. Die gleichen Ausschnitte auf den Eventboxen erklingen im Vergleich unpräziser, matschiger, verwaschener, und nicht so klar ortbar. Ich erkenne in den 8340ern eine gute Impulstreue, gut abgestimmte Frequenzweichen und nahezu identische Klangeigenschaften beider Boxen zueinander. Nur so kann meiner Meinung nach ein gut ortbares, präzises Stereopanorama abgebildet werden. Die Genelec 8340A machen richtig Spaß. Sie verarbeiten höhere Schallpegel als die Events und bleiben dabei lange verzerrungsarm. Irgendwann ist natürlich eine Grenze erreicht, die im Verhältnis zum Lautheitsgewinn unschöne Verzerrungen liefert. Wem hohe Maximallautstärken wichtig sind, sollte sich entsprechend größere Modelle wie den die 8350A anhören. 

Knackig und druckvoll sind die Speaker – vielleicht ein bisschen mittenarm in der Standard-Einstellung.
Knackig und druckvoll sind die Speaker – vielleicht ein bisschen mittenarm in der Standard-Einstellung.

Die Genelec 8340A lassen sich mit dem GLM-Set schnell und unkompliziert einmessen

Also packe ich das GLM-Set aus und messe die 8340A auf meine Abhörposition ein. Gesagt, getan, fehlen mir jetzt allerdings 9 Dezibel bei 100 Hertz. Dies kann ich nicht nur deutlich hören, sondern auch in den DSP-Settings der Software sehen. Außer dass die Genelecs für meinen Geschmack nun viel zu bassarm klingen, haben sich keine zusätzlichen Mitten hinzugesellt – schade. Vor allem innerhalb eines Surroundsetups dürfte das Einmess- und Steuersystem aber seine Stärken ausspielen, da es neben der Frequenzgang-Linearisierung auch eine Laufzeitkompensation bietet, bei der eventuelle Laufzeitunterschiede einzelner Boxen zur Abhörposition ausgeglichen werden. Gerade in Surroundsetups gibt es durch die Vielzahl an Boxen schnell Probleme, wenn die Phasen aufgrund von Laufzeitunterschieden nicht passen. Jedes der 20 Bänder, das bei der Einmessung bestimmte Frequenzen absenkt, lässt sich übrigens in seinem Gain in Zehntel-Dezibelschritten bis 0 Dezibel zurückregeln. Außerdem kann man den Q-Faktor jedes Bandes nachregeln. Die Gain-Reduzierung bei 100 Hertz, die bei meinem Setup ermittelt wurden, habe ich wieder zurückgenommen, und lausche also weiterhin mit dem bereits vertrauten, spaßmachenden Bassdruck. Da ich mit dem nun veränderten Frequenzgang nicht wirklich unvoreingenommen vergleichen kann, lasse ich die Genelecs gegen ein anderes Paar Boxen antreten.

Gegen hochpreisige High-End-Boxen können die Genelec 8340A nicht gewinnen, kommen aber nahe dran

Mein zweiter Feldversuch lässt mich die Genelecs mit unseren Manger-Boxen vergleichen, und sie im uneingemessenen Zustand gegen die Luxustreiber antreten. Meine Lieblingssongs klingen abwechselnd aus den Mangern und aus den Genelecs. Es ist fast so wie im Vergleich zu den günstigen Event-Boxen, nur dass dieses Mal die Rollen getauscht wurden. Die Genelecs klingen nun wie die günstigeren Boxen und treten gegen die mehr als dreimal so teuren Mangers ein wenig in deren Schatten. 

Die Genelec positionierte sich deutlich näher an der sehr edlen Manger-Box (rechts) als an den preiswerten Event. Und das ist auch gut so!
Die Genelec positionierte sich deutlich näher an der sehr edlen Manger-Box (rechts) als an den preiswerten Event. Und das ist auch gut so!

Im Vergleich liefern die 8340 ein nicht ganz so schönes, weniger räumliches Klangbild. Die Positionen der Instrumente im Stereopanorama geht zwar nicht präziser als präzise, aber dennoch hat man bei den Mangern den täuschend echt wirkenden Eindruck, dass einzelne Musiker vor einem im Raum sitzen. Die Genelecs klingen in ihrer Raumwirkung deutlich zweidimensionaler, als wären die Musiker an einer Schnur aufgereiht, wohingegen sie auf den Manger eine präzise 3D-Position in der Klangabbildung einnehmen, die mal weiter vorne und weiter hinten sitzt, also mehr Tiefenstaffelung haben. Die Mitten fallen bei den Genelec auch hier im Vergleich leiser aus, wohingegen die tiefen Bässe auf den Mangern noch mehr Wumms und Knackigkeit haben.

Kommentieren
Profilbild von Henrik Bergman

Henrik Bergman sagt:

#1 - 23.11.2016 um 21:30 Uhr

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Thanks for the review. How would you compare the Genelec 8340s to the Neumann KH 310 A:s? They are in the same price range. Appreciate your response!

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Patric Louis sagt:

#2 - 25.11.2016 um 10:20 Uhr

0

Hello Henrik, I was only able to listen to the Neumanns KH120 at Musikmesse. So I can't really tell the sonic differences compared to the KH310. I can imagine that the Neumanns could be louder in the mid frequencies range than the Genelecs and therefore maybe more suitable for orchestral or non-popular music. But that's only wild guessing,...honestly, I can't tell, sorry.

Profilbild von Henrik Bergman

Henrik Bergman sagt:

#3 - 25.11.2016 um 19:54 Uhr

0
Profilbild von Tigerbaby

Tigerbaby sagt:

#4 - 12.04.2021 um 20:26 Uhr

0

Mir erschliesst sich der Sinn eines solchen Vergleichs angesichts der Zielgruppe (Musikschaffende) nicht. Manger sind HiFi-Lautsprecher und keine Studioabhöre. Es geht nicht darum, ob etwas schöner klingt, sondern wie ehrlich.
Nicht alles, was hinkt, ist ein Vergleich. Wenn man schon drei Mal so teure Speaker zum Vergleich heranzieht, sollte man auch das entsprechend ähnlich teure Genelec-Gegenstück, in diesem Fall wohl der 8351A, zum Vergleich nehmen. Und wenn es schon die Möglichkeit gibt, den Speaker von Haus aus an den Raum angepasst zu kalibrieren, dann sollte man davon auch Gebrauch machen und das Resultat bekanntgeben.
Was bleibt ist die Frage nach dem Sinn, eine Studioabhöre mit einem Wohnzimmerlautsprecher zu vergleichen.

    Profilbild von Patric Louis

    Patric Louis sagt:

    #4.1 - 13.04.2021 um 12:48 Uhr

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    Ich machte keinen Vergleichstest, sondern nutzte zwischendurch verschiedene Boxenpaare um gegen zu checken, ob ich richtig höre, quasi um mein Gehör zu reseten.
    Schön, besser oder ehrlich, das sind alles Begriffe über die man streiten kann (... gerne stundenlang, und bei kühlen Getränken). Klar, in einen Speaker-Test fließen zwangsläufig auch immer ein wenig meine persönliche Meinung und Einschätzung ein, und die beruhen auf meiner Tätigkeit und Erfahrung. Ich besitze keinen schalltoten Raum und benutze keine Messgeräte, sondern höre innerhalb meiner gewohnten Abhörsituation. Eine andere Methode steht mir nicht zur Verfügung. Wenn ich mir Boxen anhöre, bleibt irgendwann ein Umschalten auf die diversen Abhören bei uns im Studio nicht aus. Da stehen mehrere günstige Modelle, aber auch teure. Die 8340a auch mit teuren Speakern zu vergleichen finde ich sinnvoller, als mit preiswerten, denn Genelec zählen für mich zu den hochwertigen Abhören. Und ich war erstaunt und habe mich gefreut wie nahe die "Genis" an die Teuren herankamen. Klar, ein "Vertikal-Test" durch die Genelec-Modelle wäre auch schön gewesen, konnte ich aber nicht machen.Eine scharfe Aufteilung in HiFi und Pro empfinde ich als nicht ganz unproblematisch, denn in meinem Kollegenkreis gibt es nicht wenige Musikschaffende, die seit vielen Jahren Manger-Boxen benutzen. Und es gibt vermutlich auch genügend HiFi-Liebhaber die ein feiner trainiertes Gehör als mach Profi besitzen.
    Zur Einmessung bzw. Kalibrierung kann ich nicht mehr beitragen, als bereits schon im Testbericht zu lesen ist.

    Antwort auf #4 von Tigerbaby

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