Fostex HP-A4 Test

Praxis

Installation

Der HP-A4 arbeitet (unter Windows) im Gegensatz zum ”Dreier” nicht class compliant, sondern verlangt nach einem dedizierten USB-Treiber. Dieser sollte laut Manual auf der Produktseite im Internet herunterladbar sein. Zum Testzeitpunkt wurde ich aber dort nicht fündig, „googelte“ ein bisschen und fand heraus, dass ich mit dem Problem nicht alleine dastand. Ein HiFi-Forum wusste Rat, und so begab ich mich auf die japanische Webseite des Herstellers. Mit ein wenig Japanisch-Kenntnissen und Geduld fand ich das ersehnte File, fand auch gleichzeitig heraus, dass es wohl der gleicher Treiber sei, der auch den HP-A8 befeuere. Hmm, den hatte ich auch Stunden zuvor schon gefunden. Nun ja, letztendlich ist das Geschichte, denn Fostex hat nachgebessert und den Download-Link, wie im Heftchen versprochen, auch auf der Produktseite bei fostex.com gut sichtbar nachgereicht. Versprochen wird auch eine Kompatibilität mit Windows-Betriebssystemen von XP (SP2, nur 32 Bit) bis Windows 8. Vielleicht bin ich mit meiner Präferenz für die älteste dieser Möglichkeiten in der Minderheit, trotzdem glaube ich, dass es den einen oder anderen User gibt, der wissen möchte, ob dies auch tatsächlich funktioniert. Und das tut es einwandfrei. Dieser USB-Treiber also fungiert als ASIO-Driver, beziehungsweise nutzt DoP, eine Technik mit der DSD-Signale über eine USB 2.0-Vebindung transportiert werden können (DSD over PCM).  
Und es gibt sie doch, diese Studios, die nicht über einen Internet-Anschluss verfügen. Für diese, finde ich, ist ein dem Verkaufspaket beigelegter Treiber sinnvoll, auch auf die Gefahr hin, dass er beim Erwerb schon veraltet ist. Beim Betrieb mit dem Mac erübrigt sich diese Diskussion natürlich. Hier nutzt der Fostex die Mac OS-eigenen Treiber (ab OS 10.6.1). Auf zur ersten…  

…Hörprobe

Zunächst teste ich mit PCM-Signalen von CD und aus der DAW, also Dateien mit einer Wortbreite von 16 Bit bzw. 24 Bit. Da der HP-A4 als 24 Bit-Converter ausgewiesen ist, ist ein anderer Wandler verbaut als im mit 32 Bit-arbeitenden HP-A3. Und dieses neue Teil scheint auf Anhieb ein deutlich gesteigertes Auflösungsverhalten an den Tag zu legen. Besonders in den Höhen ist ein Mehr an Detailreichtum zu vernehmen. Dies fällt sowohl im Kopfhörerbetrieb wie auch über angeschlossene Studiomonitore auf. Gerade ältere Aufnahmen erstrahlen so in neuer Frische.  
Bei längerem Hören jedoch merke ich, dass es hier und da doch Pegel-mäßig im oberen Hörspektrum ein bisschen viel ist. Ein direkter Vergleich mit dem ausgesprochen linear-arbeitenden HP-A3 bestätigt meinen Verdacht. Ferner stellt sich heraus, dass dem neuen Modell ein Hauch Dezibel fehlen, nämlich im Mittenbereich, vor allem in den unteren Mitten. Auch, wenn es sich hierbei nicht um ausgeprägte Schwünge in der Frequenzkurve handelt, bleibt doch im direkten Vergleich dieser leicht HiFi-mäßige ”Badewannen-Frequenzgang” bei allen getesteten Kopfhörern gleich. Zum Einsatz kamen dabei ein Beyerdynamic DT250 in der hochohmigen Variante, der Shure SRH840, der Ultrasone Pro 900, der AKG K618DJ und mein Liebling, der Sony MDR-7506. Als Abhören wurden die Turbo5 von Monkey Banana verwendet sowie die Soundcraft Spirit Absolute2 in Verbindung mit einer Yamaha P2100 Studio-Endstufe. Außerdem ein Pärchen Fostex PM05MK2.  

Schalten und walten

Verwalten kann der HP-A4 Multibit-Audiosignale mit den Sampling-Frequenzen 44,1/ 48/ 88,2/ 96/ 176,2 und 192 kHz. Diese dürfen entweder in 16 Bit oder 24 Bit Wortbreie vorliegen. Die am Eingang anliegende Abtastrate wird über sechs rot leuchtende LEDs visualisiert, und am optischen Ausgang liegen die digitalen Töne auch mit genau diesen Spezifikationen an. Das ist anders gelöst als beim HP-A3, der grundsätzlich ein 96 kHz-Signal herausgibt, was bei diesem auch die Obergrenze der Audioqualität markiert. Der Optical-Output kann in keinster Weise mit irgendwelchen Reglern oder Schaltern beeinflusst werden, wohl aber die analogen Outs. Zunächst einmal mit dem Lautstärke-Poti, welches einen mittelschweren Drehwiderstand aufweist. Eine minimale Kanaldifferenz im untersten Regelbereich ist dabei klassentypisch und fällt beim Testobjekt auch geringer aus als bei meinen HP-A3. Diese Regelung betrifft beide Analogausgänge, wodurch der neue Fostex auch als Vorverstärker im Umfeld einer Stereoanlage oder eben zum Ansteuern von Aktivlautsprechern geeignet ist, sofern man keine analogen Quellen mit einbeziehen muss. Der hinten ausgegebene Pegel liegt auf HiFi-Niveau, reicht damit natürlich nicht aus, um professionelle Studiomonitore voll auszufahren. Aber muss man das immer? Ich denke nicht! Das Kopfhörersignal kann außer mit dem Lautstärkeregler auch noch mit einem Druck auf das Gain-Knöpfchen ganz ordentlich gepuscht werden und zwar mit 10 dB Boost. Mein 250-Ohm-Modell von Beyerdynamic verlangte da, ehrlich gesagt, noch nicht einmal danach, da er auch einen ganz respektablen Schalldruck aufweist. Bei einem 600-Ohm-Hörer der leiseren Art oder bei leisen Eingangssignalen kann diese Schaltung jedoch ganz sinnvoll sein. Angeschlossen werden können übrigens Treiber ab 16 Ohm. Mit einer maximalen Ausgangsleistung von 100 mW bei 32 Ohm, wovon zum Beispiel bei 300 Ohm noch 20 mW übrig bleiben, scheint der reine Kopfhörerverstärker im Vergleich zum ”Dreier” unverändert zu sein. Nicht der allerlauteste also, aber für den Haus- und Hofgebrauch doch ausreichend dimensioniert. Hörbare Verzerrungen und Komprimierungen treten bei einem 0 dBFS-Eingangspegel bei ungefähr Drei-Uhr-Stellung des Volume-Potis auf. Fostex gibt einen Klirrfaktor von 0,04% bei 100 mW/ 32 Ohm und 1kHz an.

Schalter mit blitzendem Rand
Schalter mit blitzendem Rand

…DSD?

Direct Stream Digital bezeichnet ein Verfahren zur Klang-Wandlung, das auf die bei PCM-Signalen übliche Filterung direkt im Anschluss an den eigentlichen Konverter verzichten möchte. Eben diese Filter seien nämlich, so der Ansatz, für Verzerrungen verantwortlich. Dieses direkt hinter dem sogenannten Modulator abgegriffene Signal hat nur eine Wortbreite von einem Bit und wird mit 64-fach höherer Frequenz als bei Multibit-Signalen abgetastet. Demnach mit gut 2,8 MHz bezogen auf sonst übliche 44,1kHz beziehungsweise mit circa 5,6 MHz, läge man 88,2 kHz zugrunde. Jedoch, so ganz ohne Filter kommt man auch hier nicht aus. Bedingt durch die hohe Abtastrate hat man nämlich hier mit einem massiven Quantisierungs-Rauschen im Bereich zwischen 20 kHz und 70 kHz zu kämpfen, das Verstärker oder Hochtöner doch in arge Bedrängnis brächte, würde man dies nicht entfernen. Der Energiegehalt eines DSD-Signals ist achtmal so hoch wie bei einer PCM-Aufnahme, wovon der größte Teil eben dieses weiße Rauschen ist. So ist, seit Anbeginn dieser von Sony in den 90er Jahren entwickelten Technik, ein Streit im Gange, welches Format nun das bessere ist. Nachteilig für den 1-Bit-Datenstrom ist in jedem Fall, dass er nicht mehr digital bearbeitet werden kann, sondern dazu immer erst wieder in ein Multibit-Signal gewandelt werden muss. Dies ist auch der Grund, warum unser kleiner Freund im DSD-Betrieb am digitalen Ausgang schweigt. Dadurch relativieren sich natürlich die vermeintlichen Vorteile einer höheren Rauschfreiheit, Dynamik und erniedrigten Verzerrungen. Verwendet wird diese Technik bei der Super Audio Compact Disc (SACD) und zum Beispiel bei Master-Rekordern wie dem KORG MR 1000. Aber auch im Download-Bereich steht vermehrt das DSD-Format zur Verfügung. Man muss jedoch genauer differenzieren, ob es sich um unbearbeitete, sogenannte native DSD-Aufnahmen handelt. Von diesen gibt es zur Zeit noch nicht so viele. Dass sich dort die Charts-Lieblinge wiederfinden, ist eher unwahrscheinlich. Häufiger trifft man auf weniger dem Mainstream zugeordnete Musik, was ja in keinster Weise schlecht ist, oder es ist eben doch digital nachbearbeitetes Material, welches dann die vermeintlichen Vorteile dieser Technik nicht voll ausnutzt. Wie dem auch immer sei, man braucht etwas, das einen kontinuierlichen Datenstrom erzeugt, zum Beispiel den…  

…FOSTEX-Audio Player

Dieser ist ein einfacher, auf fostex.com frei downloadbarer Player, der Audio-Dateien in den Formaten Wav, Flac, MP3 oder DSD (2,8 MHz und 5,6 MHz) wiedergeben kann. Selbstverständlich lassen sich auch Wiedergabe-Listen erstellen und abspeichern. Er lässt sich in Windeseile installieren und liefert so musikalisches Futter, zum Beispiel für den HP-A4.  

Und wie klingt das ganze jetzt?

Was soll ich sagen? Schon sehr gut. Zweifellos auch deutlich besser als eine CD. Die positiven Aspekte des Klangs im PCM-Format, wie die sehr hohe Auflösung, räumlich sowie auf das ”Aufdröseln” der Frequenzen an sich bezogen, sind hier natürlich genauso vertreten wie das rauschfreie, druckvolle Klangbild, durchaus auch mit einem Quäntchen Wärme im Sound. Eine wirklich gute, vielleicht auch bessere Dynamik als beim Multibit-Audiosignal ist mir aufgefallen. Aber sicher bin ich mir da nicht. Die drei 150 MB bis 250 MB großen Testdateien beinhalteten einfach auch sehr gut aufgenommenes und produziertes Musikmaterial, was zudem gekonnt gespielt wurde. Dies sind, meiner Meinung nach, viel entscheidendere Kriterien für guten Klang als die Technik, die hinter der Übertragung liegt. Ich vermute mal, eine 24 Bit-Aufnahme mit 96 kHz-Abtastung hätte mir ähnliche Freude bereitet.  

Der und die anderen

Ich muss gestehen, mehr als ob DSD jetzt der Überflieger schlechthin ist, hat mich ja die Praktikabilität der kleinen Kiste interessiert – auch, wie ich den Wandler im Vergleich mit meinen hier so rumstehenden Kisten einschätzen soll. Die Vorgehensweise, meinem HP-A3 den Strom vom Fernseher-USB zu spendieren, um vom optischen Ausgang meines Kabel-Receivers die Töne zu erhalten, beherrscht der HP-A4 genauso. Auch das brumm- und verlustfreie Übermitteln von Audioinhalten von einem Rechner zum nächsten klappt tadellos. Zur Klärung der Klang-Frage habe ich versuchsweise drei Stücke von CD durch die hier so rumliegenden anderen Wandler gejagt und in Ableton aufgenommen. Alle Aufnahmen lagen so parallel in einzelnen Spuren vor, die man einfach mit der Solo-Taste miteinander vergleichen konnte. Um das Projekt nachzustellen, gibt es hier die unkomprimierten Audiofiles (16 Bit, 44,1 kHz) Die Wandler im Einzelnen waren:  

  • Fostex HP-A4
  • Fostex HP-A3
  • RME Multiface (1)
  • Native Instruments Komplete Audio 6
  • NAD C525BBE (Mittelklasse-CD-Spieler)  

Genau genommen vergleicht man hier nicht nur den Klang der Wandler, sondern immer diesen zusammen mit der nachgeschalteten, analogen Elektronik. Man bekommt diese beiden aber immer nur im Doppelpack. Auch das für die Aufnahme verwendete Interface, ein tc electronic StudioKonnekt48 verfälscht natürlich die Aussage. Dies aber für alle gleich und ungefähr auf RME-Niveau.

Audio Samples
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HP-A4 Paco HP-A3 Paco RME Paco KA6 Paco NAD Paco HP-A4 Gerry HP-A3 Gerry RME Gerry KA6 Gerry NAD Gerry HP-A4 Underworld HP-A3 Underworld RME Underworld KA6 Underworld NAD Underworld

Um Unterschiede im Sound der verschiedenen Geräte auszumachen, ist es oft hilfreich, sich auf die leiseren Geschehnisse einer Aufnahme zu konzentrieren. Zum Beispiel, inwieweit man das Ausklingen von Becken hört, obwohl an dieser Stelle ein viel lauterer Gesang darüber liegt. Oder, wie plastisch stellt sich ein Snare-Schlag dar, wenn zeitgleich eine verzerrte Rhythmus-Gitarre denselben Frequenzbereich zubrät. Das Heraushören der einzelnen Wandler fiel mir doch in dieser Versuchsanordnung schwerer als ich zunächst gedacht hatte. Das zeigt, dass alle Geräte schon auf einem ziemlich hohen Niveau arbeiten. Am ehesten negativ fällt da der CD-Spieler von NAD auf, der zwar Stimmen und Lead-Instrumente weit nach vorne holt, das Drumherum aber in der Auflösung stark vernachlässigt. Dann folgt eigentlich, wenn auch mit einem gehörigen Abstand, schon unser Testkandidat. Dem fehlt es dann doch hier und da an etwas Körper durch die leichte Mittensenke. Das Gesamtbild ist doch nicht so voll und rund wie bei den übrigen drei Kollegen. Der HP-A3 und das Komplete Audio 6 tun sich qualitativ nicht wirklich viel. Das Native-Interface ist vielleicht eine Spur kerniger als der Fostex, der etwas unaufgeregter seinen Dienst verrichtet. Nicht wirklich überraschend ist das Ergebnis, dass das RME doch alles noch eine Spur besser kann. Noch mehr räumliche Tiefe und das alles so voll, rund und brillant. Dafür sind die blau-silbernen Kisten schon bekannt. Wie sag ich es nun meinem Kinde? Vorletzter Platz und trotzdem gut?

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darksoul sagt:

#1 - 13.01.2019 um 14:09 Uhr

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Danke für den ausgiebigen Test.
Macht es nochmal ein unterschied zum Hp3 ?
Für meine Anwendung zbs an Playstation 4 pro zum gamen und Pc würde mir der Hp 3 zusagen.Da sich nicht viel schenkt Preislich würde mich interessieren ob Hp 3 oder Hp4 die bessere Wahl wäre?
Headset wäre ein Beyerdynamic Custom Game,was bichts anderes wäre wie der Custom Pro soweit ich weiss.

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