Formula Sound FF2.2 L Test

Die Kooperation der britischen Firmen Formula Sound und Funktion One will mit ihrer anspruchsvollen Profipultserie das Beste analoger Audiotechnik dauerhaft in den Clubs etablieren. Das neuste Mitglied der FF-Familie ist der FF2.2L, ein Zweikanalpult, dessen Formfaktor auf den ersten Blick an den eines Battle-Mixers erinnert. Sein sonstiges Erscheinungsbild macht aber schnell deutlich, dass er in erster Linie der kleine Bruder des Formula Sound FF6.2L ist und weniger ein Spezialmixer für Turntablisten.

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Mit all den speziellen Vinyl-Features, die man beim FF2.2L vorfindet, haben die Briten in erster Linie Verleiher, Clubeigner, Toningenieure, die Clubinstallationen planen und durchführen und nicht zuletzt natürlich auch anspruchsvolle Vinyl-DJs im Auge. Kommen wir zum Preis, denn der hat es in sich: 2.249 Euro kostet die vorliegende L-Variante. Von einer R-Version (mit Rotarys anstatt Line-Fader gegen Aufpreis) ist bislang noch nichts zu sehen (Stand 30.10.19). Da der vorliegende Mischer aber bereits „L“-gelabelt ist und somit die gültige Abkürzung für „Linefader“-Variante explizit im Namen trägt, ist davon auszugehen, dass von dem Zweikanäler bald auch Rotarys angeboten werden, die natürlich ein wenig kostspieliger sind.
„Ja, wie? Noch mehr?“ rumort es da bereits allerorten. Ob der Mixer für den Preis auch abliefern kann, erfahrt ihr im folgenden Testartikel.

Details

Im direkten Vergleich zu den großen Brüdern FF4.2L und FF6.2L fällt als erstes auf, dass das Netzteil der Zweikanal-Variante „draußen bleiben“ musste. Für die nötige Spannung sorgt ein externer Metallbolide und nicht wie bei den „Großen“ eine interne Lösung. Dafür kommt der FF2.2L ohne Lüfter aus – ein für mein Dafürhalten durchaus annehmbarer Kompromiss, schließlich ermöglicht diese Maßnahme nun auch den dauerhaften Betrieb im heimischen DJ-Wohnzimmer.
Ansonsten findet man alle optischen Eigenschaften der FF-Serie auch beim jüngsten Spross wieder. Zu nennen wären das edel anmutende schwarze Vollmetallkleid sowie das klare Layout der Bedienelemente, das seine Intuitivität im Wesentlichen durch die horizontale und senkrechte Linienführung erhält.
Auffällig ist das aufwendige Metering in Form zweier Stereoketten im Zentrum der Pultoberfläche. Die beiden Meter visualisieren die Pegel auf dem Masterbus und der DJ-Booth. Aufgrund dieser Besonderheit wandern die beiden Channels jeweils nach außen, was mich ein wenig an den HAK360 von Ecler erinnert. Die Anordnungen der Controller folgen allerdings nicht wie sonst üblich der Spiegelsymmetrie, sondern sind schlichtweg identisch, was sagen wir mal, unkonventionell ist.
Mit Abmessungen von 21 x 35 x 11 cm (BxTxH) und einem Gewicht von 4,2 kg macht der Metallbolide ganz schön was her. Der erste Eindruck, den der Brite bei mir erweckt, ist kompromisslos gut. Der Lieferumfang kommt mit dem Nötigsten aus: Mixer, Netzteil, Kaltgerätekabel und ein englisches Benutzerhandbuch. Prima.

Fotostrecke: 2 Bilder Wer „L“ sagt, muss auch „R“ sagen, so die Theorie

Auch das externe Netzteil hat ein Vollmetallgehäuse mit auf den Weg bekommen. Neben den Gerätesicherungen hat noch eine grüne LED für die Anzeige der Betriebstätigkeit sowie ein Netzschalter Platz gefunden. Für die Anbindung ans Stromnetz sorgt ein Kaltgerätekabel, während die Verbindung zwischen Endgerät und Trafo von einem fest im Mixer installierten Spezialkabel übernommen wird. So können gut abgeschirmt mehrere Versorgungsspannungen realisiert werden. Der wie ein Steckverbinder von Tuchel aussehende Multipol-Stecker ermöglicht 7 Verbindungen (plus Masse) und wird durch 2 bis 3 Rechtsdrehungen arretiert.

Fotostrecke: 2 Bilder Selten, aber nicht unkonventionell – ein externes Netzteil

Top aufgeräumt …

zeigt sich der Brite bei genauer Betrachtung der Bedienoberfläche. Die Intuitivität eines Mischers (oder generell eines technischen Geräts) kommt nicht von ungefähr, sondern wird maßgeblich vom Produktdesign bestimmt, was man sich anschaulich am Beispiel dieses Topmixers herleiten kann. Das Layout dieser Serie sieht nicht nur sehr gut aus, sondern ist völlig „klar“ und folgt der simplen Logik dieses technischen Geräts.
Die Linienführung auf der Faceplate trennt die Controller in diverse Gruppen auf und macht deutlich, was zusammengehört und was nicht. In Kombination mit sinnhaften Beschriftungen sorgt das Produktdesign der Briten dafür, dass durchschnittlich erfahrene Deejays für das bloße Bedienen des Pultes effektiv nur wenige Minuten benötigen und vor allem nicht zum Benutzerhandbuch greifen müssen – viel mehr kann man nicht verlangen, Chapeau!

Fotostrecke: 2 Bilder Ein klares und intuitives Layout – auch wegen der weißen Linienführung

Das Schnittstellen-Delta

… findet man wie gewöhnlich auf der Geräterückseite. Für einen vermeintlichen Battle-Mixer stellt der britische Hersteller hier so einiges bereit. Zum Beispiel werden sowohl der Booth-Out als auch der Master symmetrisch über je zwei XLR-Männchen und nicht über große Klinkenbuchsen aus dem Pult geführt. Zudem können der Master- sowie der Recording-Ausgang auch unsymmetrisch via Cinch abgegriffen werden. Ein weiterer einzelner XLR-Ausgang dient wahlweise als Monomaster oder Subbass-Out. Ein Mikrofon findet rückseitig Anschluss über ein XLR-Weibchen. Vier große Stereoklinkenbuchsen haben ebenfalls auf dem Backpanel Platz genommen. Zwei dienen als unsymmetrischer Aux-Send (nur pre Fader) bzw. Aux-Return, das übrige Paar bildet zusammen einen symmetrischen Stereoeingang für den Kanal „3P“, der wie ein Aux-Einspielweg schnell und unkompliziert über einen alleinigen Pegelsteller in das Klanggeschehen eingebunden werden kann.
Ähnlich verhält es sich mit dem Mikrofonsignal. Beide können über „Cue“ abgehört werden und gelangen direkt nach Pegelsteller auf die Mastersumme. Steht bei 3P oder Mic der Potiknopf auf 12 Uhr, erfahren beide Signale eine Dämpfung von 6 dB im Verhältnis zum Eingang. Bei Rechtsanschlag kommen wir bei beiden Signalen auf 12 dB Verstärkung in Relation zum Eingangssignal.
Beiden Eingangssektionen wurden je ein Cue-Schalter, ein Pegelsteller und je zwei LEDs zum Einpegeln anheimgestellt. Beginnt die linke LED zu blinken, liegt am Eingang ein Signal von über -20 dB an. Bei mehr als -7 dB leuchtet die LED durchgehend. Blinkt die linke LED gelblich, liegt am Eingang ein Signal von mehr als -3 dB an, leuchtet sie bereits durchgehend gelb, liegt der Pegel bei Minimum +1 dB. Leuchtet zudem noch die rechte LED gelb, liegt das Signal bei +4 dB. Wenn diese rot wird, liegt der Pegel bei +12 dB oder mehr und signalisiert das Clippen des Inputs. Für das Mikrofon gibt es noch weiteren Konfigurationsbedarf, der weiter unten im Text besprochen wird.
Die Main-Channels bieten mit je einem „Dual In“ den branchenüblichen Standard. Über zwei Stereo-Cinch-Buchsen können je ein Gerät mit Line-Pegel und ein Plattenspieler angeschlossen werden. Ob Phono oder Line im Kanal anliegt, entscheiden die über allem thronenden Phono-Schalter samt roter Clip-LED.

Fotostrecke: 2 Bilder Es scheint, als ob die britischen Produktentwickler ein Fable für XLR-Schnittstellen haben

Wie bei den großen Brüdern setzt der britische Hersteller hinsichtlich der Potiknöpfe auf zylindrisch geformte Aluminiumkappen. Das Finish ist schwarz, die Seiten sind geriffelt und eine feine weiße Markierung gibt eine konkrete Auskunft über den aktuell eingestellten Wert und das, obwohl die Drehregler komplett ohne konzentrische Skalen auskommen.
Die Fader-Kappen bestehen aus Kunststoff und fühlen sich ziemlich gut an. Die Linefader flutschen kinderleicht auf den 60 mm langen Leiterbahnen hin und her. Der Crossfader erweist sich ebenso als leichtgängig und stellt einen Regelweg von 45 m bereit. Die Charakteristik kann stufenlos verändert werden und bietet alles von harten Cuts bis zu butterweichen Blenden. Der X-Fader kann aber auch komplett deaktiviert werden, was uns zum nächsten Thema führt …

Die Geräteunterseite

… beherbergt diverse Konfigurationsoptionen, die allesamt als DIP-Schalter oder Mini-Potentiometer vorliegen und in der Unterseite versenkt sind. Exemplarisch findet man dort die erste Gain-Vorstufe für den Mikrofoneingang und einen Schalter für die Aktivierung der Phantomspeisung, um Kondensatormikrofone einzubinden. Darüber hinaus gibt es hier auch einen Zweiband-EQ für den Mikrofonkanal (Hi/Low +10 dB bis -10 dB) sowie die Option „Mic In/Out of Booth“. Ferner wird hier der Crossfader (de-) aktiviert, der Monoausgang als Monomaster oder Subbass-Out deklariert und der Monitorausgang mono geschaltet.
Die Unterseite beherbergt zudem die integrierten Vinyl-Features, die kaum ein anderer Mixer mitbringt. Zum einen bietet der FF2.2L separat schaltbare Rumble-Filter für Phono 1 und 2. Jenes Hochpassfilter setzt bei 14 Hz ein und entfernt alles unterhalb von 7 Hz. Trittschall adé!
Das zweite hier erreichbare Vinyl-Feature bilden die pro Phonoeingang schaltbaren,  vierstufigen Kapazitätsschalter. Folgende Kapazitäten stehen zur Auswahl, um die verwendeten MM-Tonabnehmer optimal zu betreiben: 100/150/220 & 330 pF. Wow!

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