Formula Sound PM-80R Test

Mit dem PM-80R möchte die renommierte Audioschmiede Formula Sound einen Mixer wiederbeleben, der Anfang der Achtzigerjahre in den Diskotheken Geschichte geschrieben und die Mix-Möglichkeiten der DJs maßgeblich verändert hat. Das damals als PM-80 bezeichnete Achtkanalmischpult führte die Erfolgsgeschichte der Discomixer BOZAK CMA-10-2DK und CITRONIC SMP101 fort und verfügte über Drehregler-gesteuerte Dreiband-Equalizer für jeden Kanal und einen modularen Aufbau. Das Kuriose aus heutiger Sicht: Die Bass-Regler waren oben und die Höhen-Regler unten angeordnet.

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Achtkanaliger, analoger Mixer mit modularem Aufbau: Formula Sound PM-80R


Die Neuauflage PM-80R greift die meisten Features seines Vorfahren auf, bietet aber nicht näher spezifizierte technische Neuerungen, weshalb sich die alten Bauteile, falls noch vorhanden, nicht in das neue Gerät einbauen lassen. Der Mixer richtet sich Anwender, die auf ehrliche Analogtechnik inklusive eines unverfälschten Klangs stehen und bereit sind, auf moderne, digitale Funktionen zu verzichten.

Details

Der PM-80R wird als vier-, acht- oder gar zwölfkanaliger Rackmixer angeboten. Ich habe mir die achtkanalige Version für den Test zukommen lassen, da diese die gleiche Ausstattung hat wie das Original. Wie gesagt als 19-Zoll-Einbaumixer ausgeführt misst der Testkandidat 483 x 267 x 110 Millimeter. Das Gehäuse wirkt recht massiv, ist aus eloxiertem Aluminium gefertigt und wiegt 5,81 Kilogramm.
Der Mixer ist modular aufgebaut, d. h. für jeden der acht Kanäle gibt es ein eigenes Eingangsmodul, das separat in das Gehäuse geschraubt wurde und sich individuell konfigurieren lässt. Verschiedene Eingangsquellen wie Plattenspieler, Line-Pegel-Geräte mit symmetrischen und unsymmetrischen Signalen und Mikrofone können angeschlossen werden. Die Ausgangssignale lassen sich in Busse routen und werden im Master-Modul kontrolliert, das ebenfalls konfigurierbar und frei platzierbar ist. 

Fotostrecke: 4 Bilder Der achtkanalige Formula Sound PM80R ist als Rackmixer ausgeführt und das Aufstellen auf einen Tisch ist nicht möglich

Eingangsmodule

Die acht Eingangsmodule des PM-80R verfügen über Dreiband-Equalizer, deren Anordnung der heute gängigen Bauweise entsprechen. Die Regler der Höhenbänder befinden sich oben, gefolgt von den Mittebändern und den Tiefenbändern ganz unten. Die Höhenbänder greifen bei 10 Kilohertz in das Audiomaterial ein, die Mittenbänder bei 1 Kilohertz und die Tiefenbänder bei 100 Hertz. Die Anhebung erfolgt mit bis zu 10 dB, genau wie die Absenkung. Auf Wunsch kann eine Fachwerkstatt diese Konfiguration modifizieren, sodass unterschiedlichen Werte für die Anhebung und Absenkung zur Verfügung stehen.
Gain-Regler erlauben die Anpassung des Pegelhubs, der zusätzlich auch auf der Rückseite justierbar ist. Mit einem Balance-Regler lassen sich Stereosignale im Stereobild ausrichten und Mikrofonsignale positionieren – eine Funktion, die man in der Regel heutzutage nicht bei einem klassischen DJ-Mixer, sondern eher bei einem Studiomischpult vorfindet. Da der Hersteller den PM-80R aber nicht nur im DJ-Betrieb sieht, ein nachvollziehbares Feature.
Zum Mixen der Signale gibt es leicht gleitende Fader mit einem Regelweg von 60 Millimetern. „Moderne“ Funktionen wie Anpassungsmöglichkeiten für die Fader-Kurvenverläufe oder gar einen Crossfader zum Überblenden sucht man vergeblich, hier hat der Hersteller das Retro-Konzept konsequent durchgezogen. Ein beleuchteter Monitor-Taster leitet das Kanalsignal in die Vorhörsektion des Mixers.
Zwischen den EQ-Drehreglern befindet sich ein winziger Aux-Send-Taster, der versenkt ist und nur mit einem kleinen Schraubendreher oder einem anderen spitzen Gegenstand betätigt werden kann. Wird diese Schaltung aktiviert, leuchtet der Taster zur optischen Kontrolle rot auf. Quellenwahlschalter hat der PM80R nicht, denn die Konfiguration der Eingangsmodule erfolgt durch das Setzen von Jumpern innerhalb des Gehäuses. Hierzu mehr im Praxisteil.

Fotostrecke: 3 Bilder Ungewöhnlich: Der PM-80R ist mit BAL/PAN-Reglern ausgestattet, die man eher an einem Studio-Mischpult erwarten würde

Master-Modul

Das Master-Modul beherbergt die Bedienelemente zur Kontrolle der Master-, Booth- und Zone-Ausgänge sowie der Aux-Signale und des Monitorwegs (Cue). Zudem gibt es eine zwölfstufige, zweireihige, ampelfarbene LED-Kette, mit der sich die Kanalsignale oder das Master-Signal optisch überwachen lassen. Eine Power-LED zeigt an, dass das Gerät mit Strom versorgt wird, einen Power-Schalter gibt es allerdings nicht. Darüber hinaus ist der PM-80R auch mit einer „Music Mute LED“ versehen, die mit einem speziellen Eingang auf der Rückseite gekoppelt ist. Dieser Eingang erlaubt den Anschluss einer Brandmeldeanlage, die die Musiksignale im Notfall stummschalten kann.

Fotostrecke: 2 Bilder Das Master-Modul kann bei Bedarf auch auf der linken Seite oder zwischen den Eingangsmodulen platziert werden und erlaubt die optische Pegelüberwachung

Anschlüsse

Die Anschlüsse des Formula Sound PM-80R befinden sich auf der Unterseite des Gehäuses, sodass sich der Mixer nicht auf einen Tisch aufstellen, sondern nur in ein Rack einbauen lässt. Die acht Eingangsmodule verfügen jeweils über drei verschiedene Arten von Buchsen, die mit unterschiedlichen Signalen kombinierbar sind. Zwei XLR-Females dienen zum Anschluss von symmetrischen Line-Pegel-Geräten (z. B. Synthesizern) und Mikrofonen. Zudem gibt es zwei Cinch-Buchsen, die mit Line- und Phono-Signalen kombinierbar sind sowie eine 1/4-Zoll-Insert-Buchse, die für Effekte aber auch Eingangssignale nutzbar ist.
Das Ausgangsmodul verfügt über XLR-Buchsen für den Master-Ausgang, Cinch-Buchsen für den Recording-Ausgang und Klinkenbuchsen für Zone-, Booth- und Aux-Signale sowie Subbass und Mic-Mix (Send/Return-Schleife). Eine weitere Buchse mit integrierter Sicherung dient zum Anschluss eines Netzkabels. Zur Erdung von Plattenspielern gibt es eine Rändelschraube und schließlich wäre da noch besagter „Music Mute“.

Fotostrecke: 5 Bilder Die acht Eingangsmodule sind identisch aufgebaut und bieten drei analoge Eingangsoptionen, die mit verschiedenen Pegelarten kombinierbar sind. Das Master-Modul bietet zahlreiche Ausgänge, die den Anschluss an eine PA und ein Monitorsystem erlauben und einen Send-/Return-Weg zur Integration eines Effektgeräts

Praxis

Der Formula Sound PM-80R ist kein gewöhnlicher DJ-Mixer, sondern ein authentisches Retro-Gerät, das konsequent an seinem Vorbild aus den 80er Jahren angelehnt ist. Diese Tatsache sollte man immer im Hinterkopf behalten, denn sie zieht sich durch den kompletten Workflow. Um den Mixer nutzen zu können, ist es obligatorisch, sich mit der Bedienungsanleitung detailliert auseinanderzusetzen.
Die Bedienungsanleitung beinhaltet einen Schaltplan, den man zur Konfiguration der Eingangsmodule benötigt, denn wie bereits erwähnt, lassen sich die gewünschten Quellen nicht einfach per Drehregler selektieren. Das entsprechende Modul muss zur Auswahl der Quelle aus dem Mixergehäuse ausgebaut werden, was durch das Lösen zweier Schrauben auf der Vorderseite gelingt. Per Schaltplan lassen sich die Positionen der Jumper identifizieren. Ich empfehle zum Umstecken eine kleine Zange, da man nicht alle Steckplätze bequem erreichen kann. Weniger technisch Versierte sollten sich von dieser Operation am offenen Herzen nicht abschrecken lassen, denn wirklich schwierig ist dieser Vorgang nicht.
Für die Anschlüsse der Eingangsmodule gibt es vier verschiedene „Steck“-Szenarien:

  • Symmetrische Signale an XLR
  • Line-Signale an Phono-Eingang (Cinch)
  • RIAA (Phono-) Signale an Phono-Eingang
  • Mic-Signale an XLR inklusive optionaler Phantomspeisung

Des Weiteren lassen sich folgende Konfigurationen ebenfalls per Jumper selektieren:

  • EQ an/aus
  • Pre-/Post-Fader für den Aux-Weg
  • Einschleifen in die Mikrofon-Insert-Schleife
  • Routing in den Mic- oder Music-Bus

Durch die zusätzlichen Konfigurationsmöglichkeiten lassen sich die Eingangsmodule auf das verwendete Equipment abstimmen. Bezüglich des Bus-Routings gilt zu beachten, dass Signale, die in den Mic-Bus eingeschleift werden, nicht im Booth-Ausgang zur Verfügung stehen und von der Stummschaltung durch die Brandmeldeanlage ausgenommen sind, damit Durchsagen im Notfall erfolgen können – prima! Zudem steht für die Mic-Bus-Signale eine Mic-Mix-Send-Return-Schleife zur Verfügung. Sollte keine Brandmeldeanlage zum Einsatz kommen, kann der Mic-Bus auch für Zuspieler-Effektzuweisungen genutzt werden.
Das Ausgangsmodul bietet ebenfalls Anpassungsmöglichkeiten. Hier kann der Mikrofonweg deaktiviert und der Pegel des Sub-Bass-Ausgangs auf +6 dB angehoben werden. Welche Handgriffe dazu notwendig sind, ist allerdings nicht im Handbuch dokumentiert, der Hersteller empfiehlt die gewünschte Konfiguration schon beim Kauf zu wählen.

Fotostrecke: 2 Bilder Ohne Werkzeug lassen sich die Eingangsmodule nicht konfigurieren: Per Jumper erfolgt die entsprechende Auswahl. Wie diese zu setzten sind, erfährt man durch einen Blick ins Handbuch

Um den Überblick zu behalten, sollte man die Eingangsmodul-Konfigurationen notieren oder den Mixer mit Beschriftungen versehen. Da ein spontaner Umbau der Kanäle im laufenden Betrieb nicht möglich ist, empfiehlt sich eine Einrichtung, die genau auf das verwendete Equipment angestimmt ist, wobei man bei acht Kanälen sicherlich auch ausreichend „freie“ Slots zur Verfügung hat und so auf Änderungen oder Ergänzungen des Setups reagieren kann.
Für einen Einsatz des PM80R in einem Club oder einer Diskothek würde ich vier Line- und zwei Phono-Eingänge für die Cinch-Anschlüsse wählen sowie einen Kanal für symmetrische Signale und einen für Mikrofonsignale. Somit kann der Mixer mit Media-/CD-Playern, Soundkarten eines digitalen DJ-Setups, Plattenspielern und Erweiterungen genutzt werden.
Sollen Hardware-Effekte zum Einsatz kommen, lassen sich diese an die Mic-Insert-Buchsen anschließen oder über den Mic-Bus einbinden. Alternativ kann man hierzu auch den Aux-Weg verwenden, der durch die Aktivierung im Kanalzug etwas „spontaner“ nutzbar ist. Zur Rückführung der Aux-Signale muss dann allerdings ein Eingang geopfert werden, da es keinen Aux-Return-Kanal gibt – das ist bei acht Kanälen aber auch kein wirkliches Problem.
Die zahlreichen Ausgangsoptionen erlauben den Einsatz des PM80R in verschiedenen professionellen Szenarien. Der Masterausgang lässt sich mit XLR-Kabeln direkt an eine Verstärkeranlage oder aktive Lautsprecher anschließen und Klinkenbuchsen stehen für die Monitoranlage im DJ-Booth parat. Per Zone-Ausgang kann zudem ein zweiter Raum beschallt werden und bei Bedarf ist ein Subwoofer am Sub-Bass-Out ergänzbar, der Signale unter 70 Hertz ausgibt. Der Recording-Ausgang lässt sich mit einem Aufnahmegerät oder einem Soundkarteneingang kombinieren, um DJ-Sets mitschneiden zu können.
Ist der Installationsprozess abgeschlossen, lassen sich verschiedenen Quellen mit dem PM-80R mixen. Die Bedienelemente sind sehr robust und groß und erlauben eine gezielte Parameteränderung. Zur Pegelabstimmung eines Kanals aktiviert man den entsprechenden Monitortaster im Kanalzug und kann dann die LED-Ketten zur optischen Unterstützung nutzen. Wenn kein Monitortaster aktiviert wurde, zeigen die LED-Ketten den Pegel des Mastersignals, sodass sich auch dieser im Blick behalten lässt. 

Audio Samples
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PM-80R Hi-EQ PM-80R Mid-EQ PM-80R Bass-EQ PM-80R Bass rein raus PM-80R Cut all EQs

Die Klangqualität des PM-80R ist sehr ansprechend und das Signal ausgeglichen. Der Mixer liefert ein druckvolles Bassfundament und angenehme, nicht aufdringliche Höhen. Die EQs greifen dezent in das Klangbild ein, hier hätte ich mir beim Auslöschen vielleicht noch etwas mehr Absenkung gewünscht, aber hier kann ein Fachbetrieb die notwendigen Anpassungen vornehmen.
Der Pegelhub lässt sich auf Vorder- und Rückseite für die unterschiedlichen Eingangssignale anpassen, sodass unterschiedliche Quellen ohne Lautstärkeunterschiede mischbar sind. Effekte, Filter oder andere Klangbearbeitungsoptionen bietet der Mixer nicht, diese lassen sich aber dank der recht zahlreichen Einschleifoptionen mittels zusätzlicher Geräte ergänzen.

Fazit

Der Formula Sound PM-80R ist ein gelungener Retro-Mixer, der sehr nah an seinem Vorbild aus den Achtzigern ausgerichtet ist: Ein robustes Arbeitstier, der meiner Meinung nach am besten in eine professionelle Festinstallation in einem Club oder einer Diskothek passt, da seine Konfiguration nur durch Umbaumaßnahmen und das Umsetzten von Steckbrücken möglich ist. Das Mischpult verfügt über acht Kanäle und kann daher mit vielen Zuspielern, Effektgeräten und Instrumenten parallel kombiniert werden. Klanglich weiß der PM-80R zu gefallen, da er einen ehrlichen, warmen Analogsound bietet und viel Druck an die PA weitergibt. Empfehlen kann ich das 1599 Euro teure Gerät aber eher Anwendern, die einen Faible für Retro-Technik haben und mit einem relativ starren Gerätepark arbeiten, da sich ein fehlender Crossfader oder eine direkte Umschaltmöglichkeit für die Signalquellen und andere interne Routings nicht mal eben nachrüsten lassen.

PRO
  • authentischer Retro-Mixer
  • viele Anschlussmöglichkeiten
  • flexibles Routing durch Busse und Insert-Wege
  • robustes Gehäuse
  • große Bedienelemente
  • druckvoller Analogsound
  • professionelle Ausgänge
CONTRA
  • spontaner Eingangsquellen-Wechsel nicht möglich
  • Aux-Weg-Schalter schwierig aktivierbar
Achtkanaliger, analoger Mixer mit modularem Aufbau: Formula Sound PM-80R
Achtkanaliger, analoger Mixer mit modularem Aufbau: Formula Sound PM-80R

Website des Herstellers

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