Pioneer DJM-450 Test

Mit dem DJM-450 möchte Pioneer das DJM-900NXS2-Feeling auf einen Zweikanal-Mixer portieren. Das Pult hat einige tolle Features des Nexus unter der Haube, darunter eine integrierte rekordbox DVS-fähige USB-Soundkarte, einen 64-Bit-DSP, Beat- und Color-FX, eine USB-Send/Return-Einheit, EQs mit optionalem Isolator-Modus und Pioneers Magvel-Crossfader. Ein Quantensprung von den Vorgängermodellen DJM-350 und DJM-400? Wir finden es heraus! Pioneers unverbindliche Preisempfehlung liegt bei 699 Euro. Auf den ersten Blick viel Geld für einen Zweikanäler …

Details

Der DJM-450 ist 3,2 kg leicht und fällt mit 230 x 108 x 320 mm recht kompakt aus. Bei der ersten Kontaktaufnahme gibt es hinsichtlich der Verarbeitungsqualität und Haptik, mal abgesehen von den Gummifüßchen, die für meine Begriffe echt winzig sind, nichts zu beanstanden. Sowohl Fader als auch Taster, Pots und EQs vermitteln echtes DJM-900NXS2-Feeling und auch hinsichtlich des Layouts und der Schnittstellen hat sich was getan, was ein erster Blick auf das Backpanel bereits offenbart. So sind sämtliche Signalbuchsen nun vergoldet und statt zweier Cinch-Hauptausgänge (DJM-350/400) ist der Master 1 symmetrisch via XLR ausgeführt. Die Masseschraube für die Plattenspielerkabel wurde verbessert, ferner findet sich ein USB-Anschluss für den Computer ein, jedoch sind die Control-Anschlüsse nebst Buttons für den Faderstart dem Rotstift zum Opfer gefallen.
In der Summe lassen sich hier je zwei Turntables und XDJs/CDJs sowie ein Aux-Input verkabeln, das Mikrofon findet via 6,3 mm Klinkenbuchse Gehör. Ein Record-Out für externe Aufzeichnungsgeräte ist nicht zugegen, die Stereo/Mono-Schaltung für den Master ist über das Setup-Menü zugänglich. Ebenso nicht vorhanden: Netzwerkbuchsen. Bei lediglich zwei Hauptkanälen am 450er sind Netzwerkbuchsen – anders als etwa beim Nexus mit seinen vier Hauptkanälen und vier LAN-Ports für vier Player – nicht unbedingt nötig, da sich zwei XDJs auch mittels LAN-Kabel Direktverbindung verlinken lassen. 

Fotostrecke: 3 Bilder Pioneer DJM-450: Lieferumfang

Bedienoberfläche

Weitere Unterschiede zu den Vorgängern werden deutlich, wenn man die Bedieneroberflächen der Geräte einer näheren Betrachtung unterzieht. Beispielsweise liegen die Vorhörtasten für die einzelnen Kanäle beim 350er nicht über den Kanal-Fadern, sondern links außen in der Headphone-Sektion, die sich nun auch einer Split-Taste und eines zweiten Kopfhöreranschlusses rühmen darf. Der DJM-450 lehnt sich hingegen an seinen großen Clubmixer-Bruder an. Besonders deutlich wird dies auch in der Effektsektion, da er über vier Color-FX und über 8 Beat-FX verfügt, die sich über einen Drehregler auswählen und einem Kanal zuweisen lassen, ähnlich wie seinerzeit beim DJM-400. Ein weiteres Update findet sich im Pegelmeter, das auf elf Ampel-farbcodierte Unterteilungen zuzüglich einer Clip-LED für den Master setzt, für den ein Peak-Limiter eingeschaltet werden kann.
Allerdings hat der DJM-350 ein Alleinstellungsmerkmal in Form eines USB-Recorders und Players zu verzeichnen, der sich in der Lage sieht, MP3-Dateien von einem USB-Stick abzuspielen oder das Mastersignal darauf zu verewigen. Eine schöne Sache, um den Mix für die Nachwelt festzuhalten, wenn man beispielsweise mit Turntables oder CDJs spielt. Legt man jedoch ohnehin mit einem Laptop auf, dürfte dies nicht so stark ins Gewicht fallen, da sich digitale Audiodateien in die beiden Hauptkanäle und den Aux schicken lassen. Die Performance kann mit einem Rechner über den USB-Anschluss aufgezeichnet werden, den weder der Dreifünfziger noch der Vierhunderter zu bieten hatten.

Pioneer DJM-450: Draufsicht

Doch lassen wir die beiden Vorgänger an dieser Stelle in den verdienten, redaktionellen Ruhestand gehen und widmen uns weiter dem DJM-450.
Wie beim DJM-900NXS2 setzt Pioneer hier auf eine interne Signalverarbeitung mit 64 Bit. Das Audiointerface tritt mit 24 Bit Wortbreite und einer Samplerate von 48 kHz (DJM-900NXS2: 96 kHz) an. Es verfügt über 8 Eingangs- und Ausgangskanäle gemäß nachstehender Grafik.
Über den Utility-Mode gelangt man an weitere Einstellungen für den DJM-450, darunter Display-Helligkeit, MIDI-Kanal, Master-Dämpfung (-12 dB, -6 dB, 0 dB), Peak Limiter und Mono- oder Stereo-Ausgabe. Die Latenz wird in rexordbox im Audiopanel festgelegt.

Fotostrecke: 2 Bilder USB Routing-Optionen Pioneer DJM-450

Kanalzüge

Ein Blick in die Kanalzüge beginnt mit dem Quellwahlschalter für Phono, Line oder USB, sprich Computer. Für die Aufholverstärkung liefert der Gain-Regler maximal 9 dB Anhebung und die Dreiband-EQs arbeiten wahlweise mit einem Cut/Boost von -26/+6 dB Regelumfang oder Kill-Funktion (Isolator-Modus). Vorgehört wird klassisch mittels Tastenselektion von Ch1, Ch2 und/oder Master. Der Kopfhörermix erfolgt mittels der Volume- und Cuemix-Potis nebst Split-Cue. So soll es sein.
Die Channelfader sind 45 mm lang, der Crossfader ebenso. Hier setzen Pioneer auf den Magvel, nicht zu verwechseln mit dem Magvel Pro aus eigenem Hause, einem kontaktfreien Magnetsystem, dessen Flankensteilheit sich in den beiden Ausprägungen Mix und Scratch über einen Switch festlegen lässt. Weiterhin können die beiden Hauptkanäle vom Crossfader ausgeschlossen werden und dessen Regelweg lässt sich umkehren.

Fotostrecke: 3 Bilder EQs: Classic- oder Isolator-Modus

Effekte

Die „Sound Color FX“, die mit einem Regler mit Mittenrastung nebst Markierungsnabe pro Kanal aufwarten, treten in Begleitung einer separaten Parametersteuerung an. Es stehen „Dub Echo, Sweep, Noise und Filter“ zur Verfügung, der DJM-450 verzichtet indes auf „Crush und Space“. Pioneers Color-FX haben mehr zu bieten als das „typische“ bipolare Kanalfilter und mit dem griffigen, stattlich dimensionierten Drehregler sind feinfühlige Sound-Shapings möglich. Dass via Parameter-Knob zusätzliche Attribute wie die Filter-Resonanz oder der Noise-Anteil etc. eingestellt werden können, ist eine tolle Sache.
Als “Beat-FX” sind Delay, Echo, Spiral, Reverb, Trans, Flanger, Pitch und Roll an Bord, die Auswahl ist gelungen. Das Timing ist frei oder mit Hilfe der Beat-Tasten, die das Effektprogramm im Takt synchronisieren, einstellbar, das Bezugstempo wird automatisch ausgelesen oder manuell eingeklopft, abzulesen am Display. Beat-FX lassen sich auf die Einzelkanäle, beide Crossfader-Seiten, Aux, Mikrofon und Master anwenden. Ein Intensitätsregler und FX-On-Button runden das Angebot ab.
Fürs Protokoll: Der DJM-900NXS2 verfügt über insgesamt sechs weitere Effektprogramme, außerdem lassen sich dort die FX gezielt den Frequenzen zuweisen und es gibt ein „X-Pad“ zur Steuerung von Parametern nebst einer separaten Anzeige.

Fotostrecke: 3 Bilder Color FX: Dub Echo, Sweep, Noise und Filter
Audio Samples
0:00
Dub Echo Sweep Noise Filter Flanger Spiral Reverb

Effekt-Apps und Send/Return

Die dritte Effektgarnison ist die USB-Send/Return Einheit, die es ermöglicht, FX-Apps auf dem iPad/iPhone zu verwenden, etwa Pioneers RMX-1000 App oder auch Sugar Bytes Turnado und WOW. Einfach Gummilippe lösen, iPad einstecken, Insert- oder Send-Fx auswählen, App dirigieren und auf Wunsch noch mit den integrierten Effekten kombinieren. Klasse. Auch wenn der USB-Send/Return ausschließlich iOS Devices vorbehalten ist, erweitert er das Spektrum erheblich, da sich die FX-Apps mittlerweile „echt hören lassen können“.
Das is beim DJM-900NXS2 genau so, jedoch hat dieser auch die klassische Doppelklinken Send/Return-Einheit zu bieten und ist damit noch etwas flexibler aufgestellt. Im Vergleich zum Flaggschiff fehlt hier demnach der Switch für einen externen Effektor.

Praxis

Der Mixer wird mit den lokalen Zuspielern verkabelt. Wer keine Player oder Turntables nutzt, klemmt den DJM-450 einfach an den Rechner an, besorgt sich einen DJ-Controller und mappt diesen oder verwendet ein auto-konfigurierendes Gerät für seine Software. Im Fall von rekordbox also den DDJ-SP1, bei Traktor zum Beispiel einen X1MK2. Bedroomer oder Partykelleraktivisten können das Pult via Cinch unkompliziert an die Stereoanlage anschließen, wer längere Kabelstrecken zurücklegen muss, befeuert die PA oder den AMP symmetrisch via XLR. Dass kein getrennt regelbarer Booth-Out für die Monitorboxen parat steht, ist schade.
Erste Amtshandlung, nachdem alle Komponenten ihren Weg an die Signalbuchsen gefunden haben: Ohne Musikeinspielung sämtliche Fader und Volume-Regler auf Anschlag bringen und bemerken, dass sich der Mixer in Bezug auf sein Grundrauschen angenehm zurückhält. Ohnehin ist der Sound des DJM-450 – soviel vorweg – als hochwertig und satt einzustufen.
Dann heißt es: Vinyl auf den Teller und House-Music mixen. Dabei arbeiten die Phono-Preamps rauscharm und natürlich, Pioneers Fader und EQs greifen filigran ins Geschehen ein, die Wahlmöglichkeit zwischen EQ- und Isolator-Modus und der daraus resultierenden Möglichkeit zum Full-Kill einzelner Frequenzen, gefällt. Nicht minder genau arbeiten die Channelfader. Mit den langen LED-Ketten hat man die Pegelstände der Phono-, Line- oder USB-Quellen gut im Visier. Für den Master des DJM-450 wäre ein Balance-Regler noch durchaus wünschenswert gewesen.
Der Kopfhörerverstärker klingt transparent, liefert ausreichend Pegel für Bedroomer, Partykeller oder Firmenevents und trägt somit zu einem guten Sounderlebnis im Mix bei. Marginale Leistungseinbußen beim Anschluss von zwei Kopfhörern sind in Kauf zu nehmen, aber das dürfte bei einem Zweikanäler ja nicht so oft vorkommen.
Falls man zwischendurch etwas zu sagen hat: Das Mikrofonsignal kann via Tone-Knopf feingetunt werden. Schade nur, dass es keinen Einschaltknopf und kein Talkover gibt. Schön wiederum, dass getrennte Volume-Regler für Mike und Aux vorhanden sind, denn so lassen sie sich gemeinsam nutzen. Der Aux kann extern gespeist werden, aber auch als rekordbox Sampler-Kanal dienen, jedoch stehen keine weiteren Klangregler zur Verfügung und beim Einpegeln muss man sich auf sein Gehör verlassen, denn eine Clip-LED ist weder beim Mike noch Aux-In zugegen.

Fotostrecke: 2 Bilder Der DJM-450 nebst Gefolge.
Audio Samples
0:00
EQ Cut-Boost Standard EQ Cut Boost iso Phonosignal Linesignal Mikrofonsignal

Interface und Software

Ein starkes Kaufargument ist das integrierte USB-Interface, das es ermöglicht, eine DJ-Software oder ein digitales Vinyl-System zu betreiben, beispielsweise Pioneer rekordbox und dvs, für die Lizenzen beiliegen, die im Normalfall rund 250 € kosten. Das lässt den Verkaufspreis schon in einem etwas anderen Licht erscheinen. Umso verwunderlicher, dass der DJM-900NXS2 keine Software-Dreingabe erhält.
Für einen DVS-Einsatz werden noch kompatible Timecodes benötigt, die man sich allerdings selbst besorgen muss. Kostenpunkt: etwa 15 Euro pro Stück. Die hätten mitunter auch dem Lieferumfang angehören können, wenngleich sich die Frage stellt, ob jeder potenzielle DJM-450 Käufer denn auch tatsächlich Turntables nutzt.

rekordbox dj

Pioneer rekordbox braucht sich in puncto Features nicht hinter der Konkurrenz zu verstecken. Eine höchst umfangreiche Musikverwaltung trifft auf Funktionen wie Hotcues, Effekte, Sampler, Slicer. Hierfür lohnt es, sich einen passenden MIDI-Controller wie den DDJ-SP1 zuzulegen, um die Kreativwerkzeuge auch im DVS-Verbund abrufen zu können. Das soll hier aber nicht weiter vertieft werden, vielmehr möchte ich diesbezüglich auf unseren Rekordbox-Test verweisen.
Das DVS-Routing erfolgt im entsprechenden rekordbox dj Konfigurationspanel. Hier wird zwischen CDJ oder Turntable-Setup ausgewählt und das Kanal-Routing festgelegt, beim DJM-450 folglich Channel 1 und 2.
Pioneer rekordbox dj offeriert einen absoluten und relativen Abspielmodus und schaltet – sicher ist sicher – den relativen Modus automatisch auf intern um, wenn sich euer Vinyl vorzeitig dem Ende neigt. Im absoluten Modus entspricht die Nadelposition der Laufzeit – der Needledrop ist sehr akkurat – dafür können die Sync-Funktionen und die Performance-Tools nicht genutzt werden (grau hinterlegt). Im relativen Modus hat dann das Versetzen der Nadel keine Auswirkungen auf die Track-Position, aber man kann cuejugglen, loopen etc.
Das Rekordbox-Vinyl ist im One-Minute-Split Verfahren gefertigt, bedeutet: 10 Tracks auf Seite A (Laufzeit 10 Min.) und 15 Tracks auf Seite B (15 Min.). Eine Scrollzone, mit der man durch die Playlist browsen kann, fehlt. Was die Performance von rekordbox dj/dvs angeht, konnte ich auf meinem MacBook 2014 mit rekordbox 4.25 bei 3 ms ohne Wiedergabe-Aussetzer spielen.

Fotostrecke: 4 Bilder Treiber muss sein.

Einsteigen, umsteigen, aufsteigen

Nun hat Pioneer also im Grunde zwei unterschiedliche Line-Ups im Programm: Auf der einen Seite der DJM-900NXS2 mit PLX-1000 Plattenspielern und/oder den CDJ-900/2000NXS2 oder den XDJ1000 MK2. Auf der anderen Seite, übrigens auch in der Größe aufeinander abgestimmt, der kürzere 450er passend zu zwei XDJ-700 zu einem Drittel des Preises.
Apropos Preis: Selbstverständlich tummeln sich in den Shops auch Zweikanal-Mixer, die dem potenziellen Käufer nur einen Bruchteil der Investitionsbereitschaft abverlangen. Und ja, hier können mitunter auch schon mal ein USB-Signalpfad oder Effekte an Bord sein. Doch der DJM-450 ist einfach kein „Einsteigermixer“. Mit der 64-Bit-Signalverarbeitung, den üppigen Effektsektionen und dem DVS-fähigen 8/8-Interface im Gepäck kann Pioneers DJM-450 was den Preis angeht problemlos einen Blick über den Tellerrand wagen, zum Beispiel zu einem Mixars Duo, der 1000 Euro aufruft.  Auch in Richtung Rane kann geschielt werden, deren Mixer aus der 57er oder Sixty-Serie nämlich gut das Dreifache kosten. Wenn man diese Vergleiche anstellen darf, ist der Preis meiner Ansicht nach nicht zu hoch gegriffen.

Fazit

Mit dem DJM-450 hat Pioneer einen modernen, hochwertigen Zweikanalmixer im Sortiment. Das Gerät verfügt über ein integriertes, rekordbox dvs-fähiges USB-Audiointerface und ein umfangreiches Effektangebot und setzt dabei auf das Design und Features des Flaggschiffs DJM-900NXS2, die man bei einem Zweikanal-Mixer selten antrifft, schon gar nicht zu diesem Preis. Der ist absolut betrachtet sicher nicht ganz ohne, aber dennoch angemessen, denn es wird neben der Software-Ausstattung eine Menge geboten. Die Verarbeitung und Klangqualität, die Flexibilität und auch die Steuerungsmöglichkeiten der einzelnen Klangverformungs-Algorithmen wissen obendrein zu gefallen. DJs, die den DJM-450 in Betracht ziehen, haben beim Umstieg auf das Top-Model DJM-900NXS2 leichtes Spiel.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • gute Klangeigenschaften
  • umfangreiche Effektsektionen
  • Verarbeitung und Haptik der Bedienelemente
  • DVS USB-Interface
  • Inter-App-Audio fähig
  • rekordbox dj und dvs Softwarelizenz im Lieferumfang
  • Aux und Mike-In simultan nutzbar
Contra
  • kein getrennt regelbarer Booth-Out
  • USB Send/Return nur für iOS-Devices nutzbar
  • kein Balance-Regler für den Master
Artikelbild
Pioneer DJM-450 Test
Für 695,00€ bei
Pioneer DJM-450: Draufsicht
Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.