Wer selbst ein Instrument spielt oder auch nur als Konsument mit offenen Augen und Ohren die Entwicklung der modernen Musik miterlebt, für den gehört Fender zu den wenigen Konstanten in einer schnelllebigen Zeit. Seit 1946 baut man Instrumente, die Geschichte geschrieben und den Sound der Pop- und Rockmusik geprägt haben. Aber es waren nicht nur legendäre Instrumente wie die Stratocaster, die bis heute nichts von ihrer Aktualität verloren haben. Mit der Schaltung des Fender Bassman lieferte Leo Fender die Vorlage für alle später entwickelten Röhrenverstärker, von denen nicht wenige selbst Karriere machten. Im Gegensatz zu den Instrumenten der Marke erfuhr zumindest ein Teil der Verstärker im Laufe der Jahrzehnte erhebliche Veränderungen – die rasante Entwicklung der Elektronik machte es möglich. Zwar bilden die traditionellen Röhrenamps nach wie vor die Basis für die gesamte Verstärker-Palette, aber man zeigt durchaus Kompetenz, wenn es um Innovationen geht.
Auch der Super Champ XD, den wir uns im folgenden Test ein wenig näher anschauen wollen, profitiert zumindest in seiner Ausstattung vom Fortschritt. Bei ihm handelt es sich nämlich um einen Hybridverstärker, der sowohl in der digitalen wie in der analogen Welt zu Hause ist. Dabei sind Röhren für Verstärkung und Sound verantwortlich, während ein digitaler Signalprozessor die Effekte beisteuert. Das ist an sich nichts Neues, denn auch andere Produkte beherrschen diesen Spagat. Neu allerdings ist, dass Fender dem kleinen Combo diesmal auch noch die Simulation von 16 verschiedenen Amp-Klassikern zutraut. Zu Recht?
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Details
Der Super Champ XD ist rein optisch ein waschechter Fender Combo – schwarzes Tolex gepaart mit silberner Frontbespannung. Die Verarbeitung ist gut, nix rappelt, die Verklebung der Oberfläche weist keinerlei Grund zur Beanstandung auf. Ein schwarzer Griff ermöglicht ein sehr komfortables Tragen, bei gerade einmal elf Kilo Lebendgewicht sollte das auch kein Problem darstellen. Der Combo steht sicher auf vier Gummifüßen und bietet dem Spieler auf abgeschrägtem Paneel eine Reihe von Bedienelementen an, ganz links beginnend mit der Eingangsbuchse für die Gitarre. Rechts daneben folgt ein Poti mit der Aufschrift Volumen 1 und beschließt auch schon sehr puristisch die Regelmöglichkeiten des Clean-Kanals. Auch der folgende Kanal 2 fällt nicht unbedingt durch üppige Regelmöglichkeiten auf. Lediglich ein Gain-, ein Volumen- und ein Voice-Regler stehen auf dem Programm. Gain und Volumen erklären sich von selbst, doch was hat es mit dem Voice-Poti auf sich? Hier finden wir die erste Besonderheit dieses Verstärkers. Mithilfe dieses Drehreglers lassen sich die schon erwähnten 16 Verstärkertypen anwählen. Fender bezeichnet sie folgendermaßen:
Tweed (3x), Blackface (3x), British (3x), Hot Rod (3x), Metal (2x), Jazz (1x), Acoustic (1x). Die Zahlen in den Klammern geben an, wie viele verschiedene Grund-Soundeinstellungen jeweils vorhanden sind. Der Tweed Amp zum Beispiel hat im ersten Setting die Charakteristik eines Vintage Fender Tweed Champ Amps. In der zweiten Position emuliert er einen fetten Vintage Sound, basierend auf einem Fender Tweed Bassman. In der dritten Position klingt es dann wie ein stark übersteuerter Tweed. Welcher genau, ist aus der Bedienungsanleitung leider nicht in Erfahrung zu bringen. Das ist aber nicht allzu tragisch, denn letztlich sollte das Gehör entscheiden.
Ein Taster ermöglicht es, zwischen den beiden Kanälen hin- und herzuschalten. Natürlich ist das auch mit dem Fuß realisierbar, aber leider ist der entsprechende Fußschalter nur optional erhältlich und fehlt deshalb im Lieferumfang – schade. Die beiden Regler für Höhen und Bässe sind übrigens für beide Kanäle zuständig. Und jetzt kommen wir zum zweiten Feature dieses kleinen Combos: der F/X Select und der F/X Level Regler.
Der Super Champ XD ist mit Digitaleffekten ausgestattet. Die verschiedenen Typen werden durch Drehen am F/X Select Potis ausgewählt und bieten Vibratone schnell und langsam, ein Delay (130ms, 300ms, 450ms), ein Reverb (großer Raum, Konzerthalle, klassischer Fender Federhall, Reverb+Delay), einen Chorus (schnelles Sweep, intensives Sweep, Chorus+Delay, Chorus+Reverb) und ein Tremolo (langsame, mittlere und hohe Geschwindigkeit). Der F/X Level Poti regelt die Intensität des Effektes und eine rote Leuchte zeigt die Betriebsbereitschaft an.
Alles in allem ist der Combo sehr übersichtlich und selbsterklärend, sodass es auch ohne Blick in das verständlich geschriebene Handbuch losgehen kann. Die Rückseite ist halb offen und lässt den Blick auf den Speaker zu, laut Fender ein 10“ Spezialmodell, das an 8 Ohm seinen Dienst verrichtet. Sämtliche Röhren (1x 12AX7 und 2x 6V6) sind hinter einer Abdeckung verborgen, die sich aber leicht durch Lösen von vier Holzschrauben entfernen lässt. Auf der Rückseite findet man die traditionellen Anschlüsse, ganz links Netzanschluss und Power On/Off-Schalter, daneben der Lautsprecheranschluss mit der Aufschrift 8 Ohm, 15 Watt. Anstelle des eingebauten kann auch ein externer Lautsprecher angeschlossen werden, der auf jeden Fall mit mindestens 25 Watt bei 8 Ohm aufwarten kann. Auch die gut erreichbare Sicherung findet man hier. Den Abschluss bilden die beiden Klinkenbuchsen auf der rechten Seite, die als Line-Out und zum Anschluss des Fußschalters dienen. Hat man diesen erworben, so lässt sich mit ihm neben der Kanalwahl auch der Effekt ein- oder ausschalten.
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Praxis
Ich muss zugeben, dass ich mittlerweile sehr gespannt bin, ob der kleine Amp tatsächlich hält, was er verspricht. Zur Abnahme des Combos habe ich ein AKG C 414B-ULS in Verbindung mit einem Universal Audio 610 Preamp verwendet, eine klassische Kombination also. Beginnen möchte ich mit der Einstellung eins – dem Fender Tweed Champ. Als Gitarre dient eine Tele in Stegposition.
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Tele Steg (Channel 1)
Der Amp entzieht der Gitarre in dieser Einstellung die harschen Höhen und zurück bleibt ein durchsetzungsfähiger, knalliger Cleansound. Die Ansprache ist überaus direkt. Ich bleibe bei derselben Amp-Einstellung und wechsele zu dem Hals-PU.
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Tele Neck (Channel 1)
Auch hier weiß der Combo zu überzeugen und bietet einen herrlichen Vintage-Ton. Die unteren Mitten treten mehr in den Vordergrund.
Ich schalte jetzt in den Kanal zwei, der einem Fender Tweed Combo nachempfunden wurde. Hierfür bemühe ich eine Strat in der Halsposition.Es sollte uns ein knalliger, etwas mittenärmerer Sound erwarten, der vor allem für Funky Lines perfekt sein sollte.
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Strat Neck (Channel 2-1)
Und genauso kommt es auch. Diese Einstellung verleitet mich automatisch dazu, Singlenotes zu spielen.
Gerne wird dieser Combo auch für Zerrigeres verwendet, daher drehe ich den Gain etwas auf und schalte in die Position 2-2. Gitarre und Pickup bleiben dieselben.
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Strat Neck (Channel 2-2)
Hier zeigt sich sehr gut, warum für viele “angerockte“ Sounds eben dieser Bassman-Amp verwendet wird. Der Höhenanteil ist präsent, aber nicht aufdringlich. Das etwas zurückgenommene Mittenbild gibt dem Klang eine spezielle Anmutung, die in vielen Musikstilen zu Hause ist, bei der der typische Marshall-Klang aber zu vordergründig wäre.
Jetzt bin ich aber gespannt, was der Kanal 2-3 verspricht.
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Strat Neck (Channel 2-3)
Für dieses Soundbeispiel habe ich eine Strat mit Humbucker bemüht. Kaum zu glauben, dass es sich um einen Fender Tweed handelt! Rotzfrech geht er hier zur Sache und liefert das typisch kehlige Brett. Auch als Leadsound macht er eine tolle Figur!
Ich schalte jetzt rüber zur Blackface-Nachbildung.
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Anderson Mittelpickup (Channel 2-4)
Hierfür habe ich eine moderne Powerstrat in der Mittelposition verwendet. Der Klangeindruck ändert sich grundlegend und heraus kommt der typische “klingelige“ Blackface-Sound. Das Klangbild verschiebt sich nach oben und betont das Höhenbild – der Hauptgrund, warum dieser Amp vor allem für moderne Pop-Produktionen gerne verwendet wird.
Jetzt darf man gespannt sein, wie Fender das Thema Marshall umsetzt. Für das kommende Beispiel habe ich wieder die Powerstrat verwendet, diesmal jedoch in der Steghumbucker-Position.
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Anderson Steg (Channel 2-7)
Das überzeugt mich leider nicht wirklich. Das Klangbild geht zwar in die richtige Richtung, die Höhen treten etwas zurück und auch der Bass passt irgendwie, allerdings fehlt die typische Direktheit und das Mittenbild ist etwas zu komprimiert.
Da gefällt mir die folgende Einstellung doch um einiges besser. Hier wird der Fender Hot Rod nachgebildet.
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Anderson Steg (Channel 2-10)
Auch hier habe ich die Strat mit Humbucker verwendet. Im Gegensatz zu dem Beispiel oben springt der Sound mich förmlich an, lässt aber genug Raum zum Atmen, sprich, das Klangbild ist durchsichtiger und nicht komprimiert, was für die Direktheit sorgt.
Fender und Metal? Wie finden diese beiden Welten in unserem kleinen Combo zusammen?
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Anderson Steg (Channel 2-14)
Typisch für diesen Sound ist die sogenannte Scoop-Einstellung, das heißt, die Mitten werden ziemlich ausgedünnt, dafür treten Bässe und Höhen mehr in den Vordergrund. Bauartbedingt ist es natürlich nicht möglich, ein sattes Bassfundament aufzubauen, daher matscht er auch und verschluckt sich hin und wieder, sprich, gewisse Noten werden nicht klar wiedergegeben. Trotz allem lässt sich mit diesem Sound durchaus arbeiten und für das Metal-Solo zwischendurch ist die Einstellung auf jeden Fall brauchbar. Der Amp darf dann nur nicht zu laut aufgedreht werden, da mit steigender Lautstärke die Artefakte zunehmen und das Gehäuse sich mit Eigenvibration in das Klanggeschehen einmischt.
Da der Amp ja nicht nur Ampsimulationen, sondern auch Effekte bietet, wollen wir uns Letzteren jetzt zuwenden.
Als Erstes steht der Chorus an.
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Chorus DelayChorus FastChorus Reverb
Alle drei Presets können sich durchaus hören lassen. Der Chorus besitzt eine angenehme Tiefe, in Verbindung mit dem Delay oder dem Reverb lassen sich schnell amtliche Effektsounds realisieren.
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Concert Hall
Der Hall bietet eine schöne räumliche Staffelung und gefällt mir ausgesprochen gut. Obwohl der Reverb recht groß ist, schmiegt er sich angenehm um den Gitarrensound. Sehr gut! Mal hören, was der Federhall zu bieten hat.
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Spring Reverb
Auch hier hat Fender wirklich gute Arbeit geleistet. Das typische Verhalten dieses Halltyps ist klar herauszuhören und gibt der Gitarre den authentischen Surfsound.
Was wäre ein Fender Amp ohne Tremolo? Natürlich findet sich hier auch diese Effektgattung.
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Tremolo SlowTremolo Fast
Auch diese Einstellungen klingen sehr natürlich und haben eine sehr angenehme Tiefenstaffelung. Das Tremolo greift zwar ordentlich in das Geschehen ein, es lassen sich dadurch aber sehr authentische Sounds realisieren.
Last, but not least das Vibrato.
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Vibrato Fast
Gerade in letzter Zeit hört man (zum Glück) wieder vermehrt diesen Effekt und ich muss sagen, das hat Fender ziemlich gut hinbekommen. Ok, ich gebe zu, im direkten Vergleich zu meinem alten Univibe fehlt es etwas an Tiefe und die Simulation ist etwas sauberer, aber der Effekt hält gut mit und bereichert den Amp ungemein.
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Fazit
Bis auf die Schwächen bei der Marshall- und der Metal-Simulation kann dieser Amp punkten. Die Verarbeitung und Bedienung ist sehr gut, Amps und Effekte klingen überdurchschnittlich gut und das Gewicht hält sich mit 11 Kilogramm sehr im Rahmen. Dieser Amp macht auf jeder Bühne eine gute Figur und empfiehlt sich für (fast) jede Session. Auch das Preis-Leistungsverhältnis ist rundum in Ordnung, denn die unverbindliche Preisempfehlung bewegt sich unter 400 Euro, der Straßenpreis liegt in der Regel noch einmal deutlich tiefer. Einem ausführlichen Test steht also nichts im Wege.
Vollröhre kanns aber nicht sein, da bei einer Vollröhre ja Vor- und Endstufe mit Röhren betrieben werden, hier arbeitet aber eines davon mit einem Klangprozessor, um (auf Channel 2) die verscheidenen Sounds zu simulieren.
ich benutze nur den CH1,weil der so dermaßen gut und autenthisch klingt ,auch ohne Röhre (die 12ax7 ist nur Phase Inverter)...keine Ahnung wie Fender das gemacht hat!? Er reagiert wunderbar auf Pedals wie TS und Booster und macht mir den geplanten Kauf eines Princeton echt schwer!
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Anonymous sagt:
#1 - 14.09.2013 um 21:19 Uhr
Kein Fazit? :(
BonedoMalte sagt:
#2 - 23.09.2013 um 14:15 Uhr
Jetzt gibt´s eins. ;)
Arzt sagt:
#3 - 26.10.2013 um 22:45 Uhr
Vollröhre kanns aber nicht sein, da bei einer Vollröhre ja Vor- und Endstufe mit Röhren betrieben werden, hier arbeitet aber eines davon mit einem Klangprozessor, um (auf Channel 2) die verscheidenen Sounds zu simulieren.
Olly sagt:
#4 - 12.08.2017 um 14:15 Uhr
ich benutze nur den CH1,weil der so dermaßen gut und autenthisch klingt ,auch ohne Röhre (die 12ax7 ist nur Phase Inverter)...keine Ahnung wie Fender das gemacht hat!?
Er reagiert wunderbar auf Pedals wie TS und Booster und macht mir den geplanten Kauf eines Princeton echt schwer!