Eowave ist eine Marke aus Frankreich, einem Land mit einer großen Tradition in Sachen elektronischer (Pop-) Musik. Künstler wie Daft Punk, Justice, St. Germain, Laurent Garnier und Mr. Oizo sind weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt. Gleiches gilt für einschlägige Labels wie Ed Banger, Kitsuné oder FCom.
Und auch Hersteller wie Arturia, Flux::, Ohmforce, OTO Machines oder MixVibes findet man in unserem Nachbarland. Dazu gehört auch Eowave aus Tintury in der Bourgogne, ein Hersteller, der seit 2002 auf dem Markt ist. Begonnen hatte man damals mit der Entwicklung von Audio PlugIns und Software-Synthesizern, später machten Spezial-Synthesizern wie „Persephone“ und „Ribbon“ auf sich aufmerksam. Aber auch ein USB-Fußpedal oder auch ein USB-Adapter HUB für gleich mehrere herkömmliche Fußpedale hat Eowave im Angebot. Wir von bonedo finden „junge Talente“ immer ganz besonders spannend und freuen uns, dem neuesten Spross „Domino“ am Ende dieses Testberichts ein Zeugnis ausstellen zu dürfen. Ecoutez bien!
Anzeige
DETAILS
Beim Eowave Domino handelt es sich um einen Synthesizer mit einer diskreten Transistorschaltung. Hier arbeiten also keine Chips und Mikroprozessoren, sondern ein Team von elektronischen Einzelkomponenten erzeugt die gewünschten Sounds und Effekte – so wie es bis zum Aufkommen integrierter Schaltungen allgemein üblich war. 18,5 x 12 x 5,5 cm ist er groß, bei einem Fliegengewicht von 615 Gramm. Auf der Rückseite sind ein Audio-Ein- und -Ausgang im 6,3mm Klinkenformat sowie die Stromversorgungsbuchse und ein MIDI-In zu finden.
Der Aufbau des Dominos ist relativ einfach. Zunächst ist da der Oszillator, der Sägezahn- und Pulswelle sowie sämtliche Zwischenschritte dieser beiden Wellenformen bietet. Er ist im Bereich von +/- 7 Halbtönen stimmbar. Pulsbreite und Pitch können vom LFO moduliert werden, die Modulationsintensität ist dabei regelbar. Mit MIDI CC-Befehlen kann man darüber hinaus eine Portamentofunktion aktivieren, wahlweise mit oder ohne Legato. Auch die Gleitzeit der Tonverläufe definiert man per MIDI CC.
Die im Signalfluss folgende Filtersektion wartet mit einem 24dB Lowpassfilter mit regelbarer Filterresonanz auf. Die Eckfrequenz dieses Filters kann vom LFO oder von der Hüllkurve moduliert werden. Auch hier ist die Modulationsintensität in beiden Fällen regelbar.
Die Hüllkurve verfügt über die drei Parameter Attack, Decay/Release und Sustain. Ihre möglichen Modulationsziele sind VCA und Filter, sie arbeitet mit Geschwindigkeiten von 1ms bis 10s. Unter dem Lautstärkepoti befindet sich ein Kippschalter, mit dem man die Modi „env“ oder „gate“ anwählt. Diese Modi definieren, ob der VCA von den Parametern der Hüllkurve oder vom Gate (Notenende = Gate schließt) getriggert wird. Die LED gibt Auskunft über die Aktivität der Hüllkurve.
Der LFO ist der Star in diesem Team, denn er kann viel und ist eigentlich auch mehr als ein LFO. Er bietet die Wellenformen Dreieck, Sägezahn, umgekehrter Sägezahn, Puls, Zufallswelle, Noise und Treppe bei Frequenzen zwischen 0 und 20Hz. Empfängt der Domino MIDI-Clock-Befehle von einer Groovebox oder einem Sequenzerprogramm, wird der LFO automatisch mit dem Tempo des Arrangements synchronisiert. Mit dem Regler „speed“ stellt man in diesem Fall dann nicht mehr ein freies Tempo ein, sondern wählt eine entsprechende Zeiteinheit zwischen acht Takten und einem Vierundsechzigstel aus. Genaueres dazu in der Tabelle unten, die ich aus dem Handbuch, oder sagen wir besser, aus dem großen Beipackzettel des Domino abfotografiert habe.
Bewegt man das Poti „LFO Type“ auf seine letzte Position, gekennzeichnet durch ein „W“, geschehen gleich zwei Dinge, die man in der LFO-Sektion jetzt nicht unbedingt erwartet hätte: Zum einen korrespondiert die Eckfrequenz des Filters nun mit dem ModWheel eines Masterkeyboards, zum anderen stellt der LFO einen Step-Sequenzer mit acht Schritten dar. Formidable!
Den Step-Sequenzer kann man allerdings nur mit MIDI-CC Befehlen programmieren, für jeden der acht Steps kann ein Wert von 0-127 hinterlegt werden. Der Sequenzer steht dann als Modulationsquelle (wie sonst der LFO) zur Verfügung. Rhythmische Modulationen des Filters oder des Oszillatorpitches sind damit gut machbar.
Aber das ist noch nicht alles. Auch ein Arpeggiator schlummert im Inneren des Dominos. Er bietet Arpeggios von 1-3 Oktaven und Lauf-Modi wie Up, Down, Up&Down oder Sequential (gespielte Noten). Sein Tempo kann „frei laufen“ oder per MIDI-Clock zum Tempo eines Arrangements synchronisiert werden. Man aktiviert und programmiert ihn ebenfalls mit MIDI-CC Befehlen vom Rechner aus.
Generell gilt: Alle Einstellungen, die man per MIDI-CCs macht, bleiben erhalten, auch wenn man den Domino ausschaltet. Auf den VCA (die Einheit, die für die Lautstärke des Tons zuständig ist), hat man hier aber keinen weiteren Zugriff. Alle MIDI-Noten, die Velocity-Werte über 120 aufweisen, rufen einen „Accent“ Sound hervor. Das sind lautere, hellere Töne, die durch eine kurzzeitige Filteröffnung und Lautstärkenanhebung entstehen.
Anzeige
PRAXIS
Ungefähr so groß wie ein mitteldickes Taschenbuch ist der Domino. Sein Äußeres wirkt nüchtern und aufgeräumt. Auf der durch aufgedruckte Bezeichnungen und Markierungen strukturierten Oberfläche des kleinen Franzosen findet man 14 solide Potis aus Kunststoff. Sie lassen sich butterweich bewegen, haben aber genug Drehwiderstand, um ihre Position halten zu können. Mit im Karton sind eine englischsprachige Anleitung in Form einer doppelseitig bedruckten DIN-A3 Seite und ein externes Netzteil.
Der Domino ist schnellstens angeschlossen: Das Netzteil sowie ein MIDI- und ein Klinkenkabel sind vonnöten, um ihn Betrieb zu nehmen. Speicherplätze gibt es hier nicht, deshalb kann man auch keine Presets aufrufen. Selber schrauben ist die Devise. Seitens des Herstellers ist der MIDI-Kanal 1 eingestellt, per MIDI-Program-Change lassen sich aber auch die MIDI-Kanäle 2-16 auswählen.
Einen Überblick über die Klangformungsmöglichkeiten muss man sich hier nicht extra verschaffen, es ist ja alles relativ überschaubar. Der Domino wirkt robust und seine Konstruktion ist hochwertiger als es seine Understatement-Optik vermuten lassen könnte. Auch der haptische Eindruck steht dem in nichts nach. Und klanglich macht der Domino genau das, was man von einem analogen Monophonen erwartet: Er knurrt, wabert und knarzt mit sattem Klang. Er klingt dabei tendenziell rau und mittig, aber niemals scharf in den Höhen. Besonders vielseitig präsentiert er sich allerdings nicht, man ist hier schnell am Ende der Klangpalette angelangt. Die Resonanz kann man schön pfeifen lassen und mit den LFO-Filtermodulationen lässt sich feinstes Geblubber und Gekrache herstellen. Basslinien und sequenzierte Pattern sind die Kompetenzgebiete des Dominos. Aktiviert man den Glide Modus, kann er auch ganz passable Leads hervorbringen. Leider muss man auf Velocityansprache des Filters genauso verzichten wie auf einen Rauschgenerator oder Suboszillator. Elektronische Drums gelingen mit dem Domino daher weniger gut.
Als ich den Domino in ein Arrangement mit anderen Instrumenten einfügen wollte, musste ich den Kleinen allerdings zuerst einmal stimmen. Über den gesamten Tonbereich gesehen ist seine Stimmung nicht immer ganz sauber, man sollte ein Stimmgerät (oder PlugIn) zur Hand haben und immer mal nachstimmen, wenn man die Oktavlagen wechselt. Mit Warmlauf-Tuningschwankungen muss man hier in der ersten Stunde nach dem Anschalten sowieso rechnen, wie es bei vielen Voll-Analogen der Fall ist. Das teilweise humorvoll geschriebene Handbuch unterstreicht dies mit dem Satz „The VCO likes it hot!!!“.
Audio
Samples
0:00
/
0:00
0:00
FilterbankAccentSequenzer ModPortamentoLead4 verschiedene Oktavbässe
Den oft gehörten Vergleich zum Vintage Synth „Roland TB 303“ kann ich nicht so ganz nachvollziehen. Viele Merkmale ähneln sich zwar und klanglich sind beide Instrumente auch sicherlich miteinander verwandt. Der ehrenwerte Transistorized Bass (dafür steht das Kürzel „TB“) hat aber einen wesentlich mächtigeren Sequenzer an Bord, oder anders gesagt: Er ist das zentrale Feature des 303 und macht ihn zu einem eigenständigen Bass-Sequenzer. Der Eowave Domino hingegen benötigt immer MIDI-Befehle von außen, um Töne von sich geben zu können. Sein Sequenzer ist nur eine Modulationsquelle, er kann keine Noten triggern.
An das Programmieren des Synths mit MIDI-CC kann ich mich nicht so richtig gewöhnen, es ist umständlich. Wer noch neu auf diesem Gebiet ist, wird zunächst einmal herausfinden müssen, wie man überhaupt die erforderlichen CC-Befehle erzeugt. Und wer weder Rechner noch Masterkeyboard mit CC-Funktion zur Hand hat, sondern beispielsweise nur einen „normalen“ Synthi mit MIDI-Ausgang, der kann diese Features auch nicht aufrufen, geschweige denn editieren. Leider sind bei den CC-Programmierungen während meines Tests auch mehrfach Störungen aufgetreten. Ich musste das Gerät oft neu starten, weil es -vermutlich aus Überforderung- die Waffen streckte und gar keinen Ton mehr von sich gab. Das riecht nach Konstruktionsfehler und gibt einen Punktabzug bei der Gesamtwertung.
Anzeige
FAZIT
Der Eowave Domino ist ein relativ günstiger und gut klingender Desktop-Synthesizer für Musiker, die auf analogen Sound und die haptischen Freuden von Potis stehen. Seine klanglichen Möglichkeiten sind im Vergleich zu vielen Mitbewerbern eingegrenzt, denn auf einen Rauschgenerator, Velocity-Ansprache von Filter und VCA oder einen Suboszillator muss man hier verzichten. Für einfache druckvolle Bässe und tighte Patterns ist der Domino aber eine gute Wahl. Auch als Filterbank lässt er sich aufgrund seines Audioeingangs einsetzen. Viele gute Funktionen sind nur per Programmierung mit MIDI-CC-Befehlen aufzurufen bzw. zu editieren, was etwas umständlich ist und leider auch gelegentlich zu kurzzeitigen stummen Verwirrungszuständen des Synths führen kann. Er wird es schwer haben, im Haifischbecken der analogen Desktopsynths zu bestehen, denn seine Konkurrenten sind gut gerüstet. Sympathisch ist mir der Domino aber trotzdem, daher beende ich diesen Test mit: „Bonne chance!“
Unser Fazit:
3 / 5
Pro
Satter, tendenziell rauer und mittiger Sound
Robuste, hochwertige Bauweise
Dank Audio Eingang als Filterbank nutzbar
Contra
Klanglich recht unflexibel
Keine Speicherplätze
Tuning über den Gesamtbereich nicht ganz sauber
Warmlaufzeit von bis zu 1 Stunde
Programmierung von vielen Features nur per MIDI-CC
Gelegentliche Totalausfälle bei CC-Programmierungen
Ein analoger Oszillator mit stufenlos mischbaren Wellenformen von Sägezahn bis Puls.
LFO-Pitchmodulation und LFO-Pulsbreitenmodulation
24dB Filter mit regelbarer Filterresonanz
Hüllkurven-Filtermodulation und LFO-Filtermodulation
LFO mit Dreiecks-, Sägezahn-, umgekehrter Sägezahn-, Puls- und Zufallswelle sowie Noise und Treppe. Synchronisierbar zu einer MIDI-Clock. Geschwindigkeiten von 0 – 20 Hz bzw. verschiedene Takteinheiten.
Hüllkurvengenerator mit Attack, Decay/Release und Sustain. Geschwindigkeit 1ms – 10s
Analoger VCA mit Env/Gate Umschalter
Step Sequenzer mit 8 Schritten
Arpeggiator
14 Potis, 2 LEDs, 1 Kippschalter
Anschlüsse: MIDI In, Audio Out, Audio In, externes Netzteil
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Facebook. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Instagram. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von X. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.