Elton John ist wütend auf die britische Regierung. Und mit ihm weitere 400 Künstler*innen, darunter auch Paul McCartney, die eine Transparenzpflicht für KI-Entwickler gefordert hatten. Die Firmen sollten veröffentlichen müssen, „welches urheberrechtlich geschützte Material sie zum Trainieren ihrer Systeme verwenden“. Diesen Änderungsantrag, den das House of Lords zum sogenannten ‚Data (Use and Access) Bill‘ eingebracht hatte, wurde vom britischen Unterhaus abgelehnt.

Im bemerkenswerten BBC-Interview vom 18. Mai bezeichnet ein zorniger, aber völlig klar sprechender Elton John den britischen Wissenschaftsminister Peter Kyle als ‚ziemlichen Vollidioten‘ und zeigt sich sichtlich enttäuscht von Premierminister Keir Starmer, den er im Wahlkampf unterstützt hatte. „Er hat gesagt, dass er junge Menschen in der Musikbranche unterstützen will, aber er tut es nicht.“, so zitiert Spiegel.de den Musiker. „Das ist kriminell. Ich fühle mich unglaublich betrogen“.
Die Ablehnung des Antrags hat zur Folge, dass die Tech-Firmen in Großbritannien weiterhin auf kreative Werke zugreifen können, um ihre KI zu trainieren oder neue Werke zu schaffen, ohne das Einverständnis von Künstler*innen einzuholen oder Urheberrechte zu wahren, geschweige denn dafür zu bezahlen. Elton John sagt, dass er weniger davon betroffen sei, da er eine große Karriere und mehr Geld habe, als junge oder weniger erfolgreiche Künstler*innen, die er supporten wolle und die um ihre Zukunft und ihr Einkommen gebracht würden, was eine kriminelle Straftat sei.
Laut Spiegel.de sehen die „Pläne der Regierung vor, dass Rechteinhaber die Nutzung ihrer Werke ausdrücklich ausschließen müssen, wenn diese nicht in KI-Modelle einfließen sollen, wie sie von OpenAI, Google, Anthropic und anderen Firmen entwickelt werden“. Starmer wolle „mit den Erleichterungen die KI-Industrie in Großbritannien unterstützen“. Dieses Opt-Out-Modell ist aber ein komplexes und in der Praxis kaum umsetzbares Verfahren, besonders für unbekanntere Künstler*innen, und führt das klassische Urheberrecht auch noch ad absurdum.
„Big Tech hat so viel Geld. Und wenn du ein junger Mensch bist, der gegen Big Tech kämpft, dann viel Glück.“
Elton John nimmt die britische Regierung hart in die Verantwortung. Auf Nachfrage der BBC-Moderatorin Laura Kuenssberg, was er Keir Starmer sagen würde, wenn der jetzt an ihrer Stelle säße, antwortet John: Wise up! – Seien sie vernünftig!
Dabei betont er, dass er immer bereit für Gespräche sei, aber den Zustand, dass die Regierung Kreative in den Ruin treibe, „denn das ist es, was sie tun, wozu sie aber kein Recht haben“, nicht akzeptieren werde. Im Notfall werde er auch vor Gericht ziehen.
Der Dramatiker James Graham, der beim Interview ebenfalls zugegen ist, ergänzt laut Tonspion: „Die Regierung versteht durchaus den Wert von Kreativität, aber es fehlt entweder der Wille oder der Mut, Silicon Valley Grenzen zu setzen“. Graham im Video weiter: „Der Fortschritt im digitalen Raum kommt den Künstler*innen nicht zugute, was inakzeptabel ist“
„Wenn Künstler*innen kreativ sind, dann kommt das von der menschlichen Seele und nicht von einer Maschine. Denn eine Maschine ist nicht in der Lage, etwas zu schreiben, das eine Seele hat.“
Elton John und James Graham sagen mehrfach, dass sie nicht gegen Künstliche Intelligenz per se sind. KI könne wundervolle Dinge tun, aber wenn es um Musik und Kreativität geht, sagt Elton John: „Let’s draw a line here“ – Lasst uns hier eine Grenze ziehen.
Nicht nur in Großbritannien formiert sich der Widerstand gegen die ungeklärte Nutzung urheberrechtlich geschützter Werke durch die KI-Branche. In Amerika gibt es ein Gerichtsurteil als Präzedenzfall, dass das Training einer KI mit geschütztem Material als illegal einstuft. In Europa konnte bis zum 26. Mai offiziell widersprochen werden, das Meta, der Konzern hinter Facebook und Instagram, seine KI mit Nutzerdaten und Posts füttern darf.