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Electro-Harmonix RTG Random Tone Generator Test

Der Random Tone Generator von Electro Harmonix im bonedo Test – Im Jahre 1980 brachte Electro Harmonix mit dem 1300 RTG Synthesizer ein Effektgerät auf den Markt, das Töne in zufälliger Abfolge produzieren konnte. Aber dieses auf den ersten Blick etwas skurrile Effektgerät war dann auch erwartungsgemäß nur für kurze Zeit im Programm. Heute besitzt das Gerät wegen seiner geringen Stückzahl Kultstatus und ging bei einer Ebay-Auktion sogar zum schwindelerregenden Preis von 850 Dollar über den Tisch.

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Für den Nachfolger, den EHX pünktlich zur Musikmesse 2013 vorstellte, muss man zum Glück bei Weitem nicht so tief in die Tasche greifen. Der neue RTG lässt diesen speziellen Synthesizer mit einigen Neuerungen im Pedalgehäuse wieder aufleben.

Details

Der von EHX in New York produzierte RTG-Synthesizer wird in einem einfachen, mit Produkt- und Firmenlogo bedruckten Karton geliefert. Im Gegensatz zum originalen 1300 RTG fällt unser aktuelles Exemplar deutlich kleiner aus und kommt in der typischen Form eines Gitarreneffektgerätes. Ganz so klein wie die im Moment in Mode kommenden „Micro Effect Pedals“ ist der Synth jedoch nicht, da er sich auch noch mit einem 9V-Block versorgen lässt. Das Gerät wirkt zwar sehr robust und livetauglich, macht aber wegen der größtenteils fehlenden Lackierung einen etwas rustikaleren Eindruck und erinnert mich an die typischen Effektgerät-Bausatz-Rohlinge.
Der Random Tone Generator kann sowohl mit einem 9V-Netzteil – ein Boss Style 9,6 Volt Modell wird vom Hersteller empfohlen – als auch, wie anfangs schon erwähnt, mit einer 9V-Batterie betrieben werden. Eine solche ist auch im Lieferumfang enthalten. Leider muss man für einen Batteriewechsel die mit vier Schrauben befestigte Unterseite entfernen, was im Livebetrieb etwas umständlich sein dürfte.

Fotostrecke: 4 Bilder Im Gegensatz zum originalen 1300 RTG fällt unser aktuelles Exemplar deutlich kleiner aus und kommt in der typischen Form eines Gitarreneffektgerätes

Ausgestattet ist der RTG genau wie sein Vorgänger mit einem Regler für die Rate, also für die Geschwindigkeit der aufeinanderfolgenden Töne. Der Abstand bis zum jeweils nächsten Ton beträgt auf Linksanschlag fünf Sekunden, voll aufgedreht wechseln die Töne im Takt von 0,1 Sekunden. Ebenfalls vom Vorgänger übernommen ist der sogenannte Glide-Effekt, eine Art Portamento. Neu ist die für Gitarreneffekte typische rote Kontrollleuchte sowie ein Fußschalter zum Aktivieren des Synths. Der Fußschalter macht einen unverwüstlichen Eindruck, ist aber ein wenig schwergängig und gibt beim Betätigen ein deutlich hörbares Geräusch von sich.
Auf der linken Seite finden wir die Ausgangsbuchse für ein 6,3mm Klinkenkabel, vorne den Eingang für das Netzteil. Für ausreichenden Halt auf dem Boden sorgen vier Gummifüße. Wer, so wie ich, aus dem Gitarrenfach kommt und beim ersten Hinschauen annimmt, dass es sich beim RTG um ein normales Gitarreneffektgerät handelt, dürfte einigermaßen irritiert darüber sein, keine Anschlussbuchse für sein Kabel vorzufinden. Aber die ist überhaupt nicht vorgesehen, da der Synth ein quasi selbstständiges Eigenleben führt, das vom Benutzer nur in den erwähnten zwei Parametern gesteuert werden kann. Der Synth gibt Töne im Frequenzbereich von 20Hz bis 1kHz von sich. Dies entspricht dem Tonumfang von sechs Oktaven. Die Wiedergabe soll für das Ohr nach einem Zufallsprinzip erfolgen, ist aber in Wirklichkeit, wie auch schon beim Vorgänger, auf einem längeren, wiederkehrenden Muster aufgebaut.

Fotostrecke: 4 Bilder Ein Poti und zwei Schalter, mehr braucht es nicht
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Praxis

Für den Test gehe ich aus dem RTG direkt in den Preamp meines Motu Interfaces. Aus dem Gerät kommt ein sehr kräftiges Signal, das nicht weiter vorverstärkt werden muss.
Um einen ersten Eindruck vom Sound zu bekommen, lasse ich die Glide Funktion deaktiviert und fahre langsam den Rate-Regler von links nach rechts. Die Funktion des Reglers hat einen sehr gleichmäßigen und stimmigen Verlauf. Wie man dem ersten Hörbeispiel entnehmen kann, möchte man aber gerade die in der ersten Hälfte noch sehr langgezogenen Töne niemandem wirklich länger zumuten. Bei etwas schnellerer Tonfolge fühle ich mich an lang zurückliegende Science Fiction Produktionen erinnert. Auch wenn sie nicht völlig identisch sind, muss ich bei den sehr schnellen Tonfolgen an die Soundexperimente von Billy Cobham auf seinen frühen Platten denken. Der weit zurückliegende Ursprung des Gerätes wird also klanglich erst einmal bestätigt. 

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Soundbeispiel 1: RTG-Bsp.1 (Dry / Glide Off)

Ich aktiviere nun die Glide-Funktion und fahre wieder langsam den Rate-Regler von links nach rechts. Der Abstand zwischen den Tönen ist anfangs deutlich kürzer als bei deaktivierter Funktion. Sonst verhält sich das zweite Beispiel fast gegenteilig zum Ersten. Die längeren Töne scheinen sich eher in einen musikalischen Kontext einbinden zu lassen als die schnell aufeinanderfolgenden. Bei ganz schnellen Tonfolgen ist der aus den Slides resultierende Klicksound schon eher vordergründiger als die eigentlichen Töne.

Audio Samples
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Soundbeispiel 2: RTG-Bsp.2 (Dry / Glide On)

Der Hersteller empfiehlt, das Gerät vor allem mit anderen Effekten zusammen einzusetzen. Daher mische ich nun das Signal des RTG mit einer Faltungshallsimulation aus Logic Pro 9. Der daraus resultierende Sound regt auf jeden Fall schon ein bisschen mehr meine Kreativität an und ehe ich mich versehe, gleite ich mit einer Hand auf dem Rate Regler ganz entspannt durch diese Klangwelt. Der Sound erinnert mich wieder an bekannte Klänge aus dem Bereich der Filmmusik und dürfte Soundtüftlern aus diesem Genre bestimmt eine Menge Freude bereiten. 

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Soundbeispiel 3: RTG-Bsp.3 (+ Space Designer_Neo Church 2,9 s / Glide Off)

Noch etwas „spaciger“ wird es in Kombination mit einem Phaser und einem speziellen Delay. Durch den hinzugefügten Raum wirken auch längere Töne nicht mehr störend, weshalb sich auch diese Range nun voll ausnutzen lässt.

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Soundbeispiel 4: RTG-Bsp.4 (+ Phaser & Delay Designer „Rythm Ghost“ / Glide Off)

Dass der RTG-Synth in Kombination mit Effekten in gewissem Maße wandlungsfähig sein kann, zeigt das nächste Beispiel. Für mich als Gitarristen ist es natürlich interessant zu wissen, welche Figur der Synth auf meinem Effektboard machen würde. Daher geht das Signal nun durch eine Tube Screamer Simulation und danach in das „Plex“-Modell von Guitar Rig 5. Der Sound erscheint nun nicht, wie ich angenommen hatte, viel schärfer, sondern deutlich direkter. Angereichert habe ich ihn zusätzlich noch mit einem Chorus und einem Delay.

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Soundbeispiel 5: RTG-Bsp.5 (+ Guitar Rig 5, Screamer, Plex Amp, Ensemble, Twin Delay / Glide Off)

Für die, die es gerne noch eine Stufe härter mögen, schicke ich den Synth auch noch durch ein Fuzz Pedal. Als Amp kommt die „Hot Plex“-Ausgabe von Guitar Rig 5 zum Zuge. Durch die aktivierte Glide-Funktion erinnert das Ergebnis mich stellenweise an die Whammy Bar-Exzesse von Eddie Van Halen.

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Soundbeispiel 6: RTG-Bsp.6 (+ Guitar Rig 5, Fuzz, Hot Plex Amp, Little Reflector Reverb/ Glide On)

Natürlich interessiert es mich auch, ob man den RTG auch kreativ im Zusammenspiel mit anderen Instrumenten einsetzen kann. Also baue ich mir schnell einen Loop und versuche danach, mich zum Beat möglichst kreativ am Rate-Regler zu betätigen. Manchmal gelingt mir das ganz gut. Da man aber rhythmisch nur bedingt und eher ungenau reagieren kann, gestaltet sich mein Experiment an manchen Stellen etwas schwierig. Ich habe deshalb im Nachhinein noch ein paar Samples ausgeschnitten und, wie man gut hören kann, in den zweiten Teil des „Beat Experiments“ eingefügt. Dieses Verfahren gibt einem im Studio zwar weitere Möglichkeiten, lässt sich live aber natürlich nicht so einfach realisieren.

Audio Samples
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Soundbeispiel 7: RTG-Bsp.7 (+ Reverb & Stereo Delay / Glide On)
Der RTG ist schon ein ganz spezieller Vertreter der Effekt-Zunft
Der RTG ist schon ein ganz spezieller Vertreter der Effekt-Zunft
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Fazit

Etwas speziell ist unser kleiner „Noisemaker“ schon und dürfte für Musiker, die im alltäglichen Musikbetrieb ihre Brötchen verdienen, eher uninteressant bleiben. Für Soundtüftler im Bereich der elektronischen Musik oder Leute, die sich generell in experimentellen Musikstilen wohlfühlen, kann der RTG Synth aber ein nettes Spielzeug sein. Der Begriff Spielzeug umschreibt auch recht gut meinen Eindruck, der sich mit dem Test verfestigt hat. Da die Tonfolge nicht wirklich zufällig ist, hatte ich schon nach kurzer Zeit das Gefühl, bald gelangweilt zu sein. Für spannendes „Soundscaping“ mit anderen Instrumenten hat mir auch ein Tap-Schalter zur Bestimmung des Tempos gefehlt, wie ihn viele Delays besitzen. Dieser würde meiner Meinung nach den Einsatz des Gerätes auf der Bühne viel attraktiver machen. Seine Stärken spielt es natürlich erst mit anderen Effekten aus. Gerade die Anreicherung mit räumlichen Simulationen hat mir gut gefallen. Da der kleine Funktionsumfang sich aber auch deutlich im Preis niederschlägt, wird für manchen der RTG als nette gelegentliche Option für spezielle Sounds nicht ganz uninteressant bleiben.

Unser Fazit:
3,5 / 5
Pro
  • originelle Sounds
  • einfache Bedienung
  • kompakter Aufbau
  • geringer Preis
Contra
  • Tonwiedergabe nicht zufällig
  • Unterbringung der Batterie
Artikelbild
Electro-Harmonix RTG Random Tone Generator Test
Für 53,00€ bei
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Facts
  • Art: Synth
  • Regelmöglichkeiten: Rate Control, Glide Schalter
  • Batteriebetrieb möglich
  • inkl. 9 VDC Netzteil
  • Preis: 30,00 Euro
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