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Electro Harmonix Lester K Rotary Speaker Test

Das “K” im Namen des Electro Harmonix Lester K Rotary Speakers steht eigentlich für Keyboard, aber weil der New Yorker Pedalhersteller normalerweise eher uns Gitarristen im Visier hat, leihen wir uns den Leslie-Emulator kurzerhand aus und schließen die Gitarre an. Immerhin sind wir nicht die ersten, die versuchen, den schnöden Gitarrenton mit dem Effekt der rotierenden Lautsprecher aufzupeppen.

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Von den Beatles bis hin zu Eric Clapton und David Gilmour verfielen auch die ganz Großen ihrem Charme, und wir sind gespannt, wie nahe unser Testkandidat dem Sound kommt, mit dem das Original-Leslie vor allem den Hammond-Klang revolutioniert hat. Aber die wichtigere Frage ist natürlich, ob der Einsatz des Electro Harmonix Lester K Rotary Speakers an der Gitarre überhaupt sinnvoll ist.

Details

Optik/Verarbeitung

Das Gehäuse des in den USA hergestellten Pedals mit dem am Original angelehnten Namen Lester K besteht wie die üblichen EHX-Gitarreneffekte aus Metall, das in diesem Fall bis auf die Bedienfläche deckend weiß lackiert ist. Es bringt 366 Gramm bei 102mm x 89mm x 121mm (BxHxT) auf die Waage und macht einen wertigen, robusten Eindruck. Der Vollständigkeit halber sei noch gesagt, dass sich im Karton außer dem Gerät selbst ein Bedienungsfaltblatt und zwei Aufkleber befinden.

Fotostrecke: 3 Bilder Gitarre und Leslie…? Klingt erst mal exotisch…!?

Um zu verstehen, was ein Rotary Speaker eigentlich genau macht, vorab ein paar Worte zu seiner Geschichte: Ein gewisser Don Leslie erfand in den 40er Jahren des letzten Jahrhunderts eine Box, in der sich die Lautsprecher drehten bzw. der Schall durch einen rotierenden Schallabstrahler abgelenkt wurde. Ergebnis waren sehr komplexe, durch Reflexionen und den Doppler-Effekt erzeugte Schwebungen, die dem Ton eine einzigartige Färbung verliehen. Meist handelte es sich um Zweiwege-Systeme mit Hochtonhorn und einem Lautsprecher für Mitten und Bässe. Während sich das Horn drehte, war der Lautsprecher in der Regel fest montiert und die bereits erwähnte Schallumlenkbox sorgt für den Effekt. Zwei Schalter bestimmten die Geschwindigkeit, wobei die aus dem Stand oder langsamem Tempo anlaufenden bzw. aus schnellem Lauf langsamer werdenden Lautsprecher für eine ganz besondere Dynamik sorgten. Ergebnis war ein chorusähnlicher, aber weitaus komplexerer Schwebe-Effekt, den Organisten wie Jimmy Smith oder Jon Lord in Verbindung mit ihrer Hammond-Orgel zum Standard machten. In der Folge versuchten Hersteller, die sperrigen Rotor-Kabinetts elektronisch nachzubilden – ein nicht unbedingt einfaches Unterfangen bis heute, wie die Geschichte gelehrt hat. Aber genug der Historie, zurück zu unserem Test.

Das Lester K Pedal wartet mit einer ganzen Reihe von Potis auf, mit denen sich die teilweise bereits genannten Parameter einstellen lassen. Slow bestimmt die Laufgeschwindigkeiten im langsamen Modus und soll in Mittelstellung die originale Reproduktion eines langsam laufenden Leslies sein, für das Fast-Poti gilt das Gleiche in der schnellen Betriebsart. Ein mit Speed Brake bezeichneter Fußschalter erlaubt die Wahl zwischen den beiden Einstellungen Fast und Slow, wobei die Rotationsgeschwindigkeit durch eine zweifarbige LED angezeigt wird. Wird der Schalter länger als eine halbe Sekunde gedrückt, geht es in den Brake-Modus, der die Rotationsgeschwindigkeit wie beim Original bis zum Stillstand herunterfährt. Beim erneuten Drücken landet man wieder in der schnellen oder langsamen Betriebsart, je nachdem, welche als letzte eingestellt war. Balance bestimmt das Mischungsverhältnis der beiden “Mikrofonsignale” von Hoch- und Tieftonquelle und lässt sich so klanglich dem persönlichen Geschmack anpassen. Volume regelt die Gesamtlautstärke und Drive die Intensität eines einem Röhren-Overdrive nachempfundenen Verzerrers. Aktiviert wird der Lester K natürlich per Fußschalter, der genau wie der Speed Brake-Schalter knackfrei arbeitet. Ein True Bypass gehört mittlerweile zur Standardausstattung der meisten Effektpedale, so auch bei unserem heutigen Testpedal.

Fotostrecke: 3 Bilder Wie es sich für einen Rotary Speaker Effekt gehört, ist der Lester K natürlich auch stereo ausgelegt

Zum Lieferumfang gehört lobenswerterweise ein 9-Volt DC-Netzteil. Soll das Pedal mit Batterie arbeiten, so ist auch dies möglich, allerdings muss dafür die mit vier Schrauben befestigte Bodenplatte entfernt werden. Rechts und links an den Gehäuseseiten befinden sich jeweils zwei Buchsen, da das Pedal auch für den Stereobetrieb ausgelegt wurde. Für den Monobetrieb steht auf beiden Seiten eine Klinkenbuchse mit der Aufschrift MONO bereit.

Fotostrecke: 6 Bilder Auf der rechten Gehäuseseite liegen…
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Praxis

Sound

Ich verbinde das Pedal mit dem Eingang meines clean eingestellten Amps und nutze es, wie es sicherlich die meisten von uns ebenfalls tun würden, in mono. Als Gitarre kommt eine Music Man Reflex zum Einsatz und das aufgenommene Signal wird selbstverständlich nicht weiter bearbeitet.
Los geht es mit allen Reglern in der Mittelstellung, wobei ich im zweiten Durchgang den Speed Brake-Schalter aktiviere und so für eine schnellere Rotation sorge.

Audio Samples
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Alle Regler auf 12 Uhr, Speed Brake-Schalter erst aus, dann an

Das Lester K erzeugt einen sehr authentischen und räumlichen Effekt. Auch der Overdrive macht einen guten Eindruck und sorgt für eine gehörige Portion Schmutz im Klang. Beim Umschalten des Speed Brake Schalters ist keinerlei Knacken zu vernehmen, sehr gut! Auch das Zunehmen der Geschwindigkeit findet absolut authentisch statt.
Als nächstes drehe ich Slow in die Minimal- und Fast in die Maximalposition, im zweiten Durchgang drücke ich wieder auf den Speed Brake-Schalter.

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Slow-Regler auf Min. – Fast-Regler auf Max., Speed Brake-Schalter erst aus, dann an

Im Fast-Modus kommt schon ein an ein Ringmodulator erinnernder Klang zustande, langsam rotierend wird der Sound schön angedickt, wie man es auch von einem Chorus kennt.
Nun drehe ich Slow ganz auf und bringe Fast in die Minimalposition.

Audio Samples
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Slow-Regler auf Max – Fast-Regler auf Min., Speed Brake-Schalter erst aus, dann an
Mit dem Lester K lassen sich tolle Sounds erzeugen
Mit dem Lester K lassen sich tolle Sounds erzeugen

Hier lässt sich sehr gut heraushören, wie unterschiedlich im Vergleich zum vorherigen Beispiel die Regler in den verschiedenen Positionen agieren, ein völlig anderer Klang kommt zustande.
Jetzt stelle ich bis auf Drive alle Regler wieder in die 12-Uhr-Position, der Zerrer befindet sich auf Rechtsanschlag. Im zweiten Durchgang betätige ich wieder den Speed Brake-Schalter.

Audio Samples
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Gain auf Max, alle Regler auf 12 Uhr, Speed Brake-Schalter erst aus, dann an

Das Pedal ist in der Lage, einen bluesigen Overdrive zu erzeugen. In Kombination mit dem Leslie kommt so ein toller Leadsound zustande, der im wahrsten Sinne vintage klingt.
Abschließend wollen wir hören, was der Balance-Regler mit unserem Signal macht. Im ersten Durchgang steht er ganz links, danach in der Mittel- und abschließend in der Maximalstellung.

Audio Samples
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Funktion Balance-Regler, Min/Mid/Max

Auch dieser Regler ergibt durchaus Sinn, denn der Sound lässt sich mit ihm im Bandkontext wunderbar anpassen, gerade die Maximalstellung gefällt mir persönlich ausgesprochen gut.

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Fazit

Das Electro Harmonix Lester K Rotary Speaker Pedal ist ein ausgesprochen gut klingender und auf hohem Niveau agierender Rotary/Overdrive-Effekt. Er ist imstande, authentisch klingende Leslie-Sounds zu erzeugen, die sich dank der sinnvollen Regelmöglichkeiten sehr gut an den persönlichen Geschmack anpassen lassen und in ihrem Verhalten dem Original sehr nahe kommen. Auch der Overdrive kann gefallen, High Gain ist natürlich nicht zu erwarten, dafür aber ein warmer, satter Zerrsound, der sehr gut mit dem Rotary-Effekt harmoniert.
Gitarristen sollte das Pedal auf jeden Fall einen Test wert sein, zumal sich nicht nur der Charakter des Rotary-Effekts von einem Chorus unterscheidet. Durch die Eingriffsmöglichkeiten in die Geschwindigkeit des Effektes ergeben sich sehr interessante dynamische und räumliche Eindrücke, die nur ein Rotary-Effekt in dieser Form bieten kann.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • sehr authentischer Leslie-Sound
  • eindrucksvolle Schwebeeffekte für die Gitarre
  • dynamische Geschwindigkeitsregelung
  • Hochton- und Bass-Signal stufenlos mischbar
  • röhrenemulierter Overdrive
  • Netzteil im Lieferumfang
Contra
  • keins
Artikelbild
Electro Harmonix Lester K Rotary Speaker Test
Für 185,00€ bei
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Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Electro Harmonix
  • Herstellungsland: USA
  • Effekttyp: Rotary Speaker Pedal mit röhrenemuliertem Overdrive
  • Regler: Volume, Drive, Slow, Fast, Balance
  • Schalter: Speed/Brake, Bypass (True Bypass)
  • Abmessungen: 102mm x 89mm x 121mm (BxHxT)
  • Gewicht: 366 Gramm
  • Stromversorgung: 9V-Netzteil im Lieferumfang
  • Preis: 195,00 Euro UVP
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