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Tama Club Jam Vintage Set Test

Mit dem Tama Silverstar Jazz Set hat Tama bereits ein vielfach gelobtes und gut verarbeitetes kleines Birkenholz-Set inklusive Hardware-Paket im Rennen. Mit dem heute vorliegenden Club Jam Set möchte die Trommelschmiede augenscheinlich jene Drummer ansprechen, die noch etwas sparsamer zugange sind. Die Platzhirsche sind aktuell das Ludwig Breakbeats (498 Euro) und das Gretsch Catalina Jazz (679 Euro). Mit der folierten Variante des Club Jam – vier Trommeln und etwas Hardware für 399 Euro – will Tama jetzt auch im Budget-Bereich angreifen.

Tama_Club_Jam
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Was das Club Jam von anderen Sets mit 16“ oder sogar nur 14“ großen Bassdrums unterscheidet, ist, dass es kompakte Maße, aber relativ erwachsene Kesselgrößen unter einer Haube vereint. Ein kluger Schachzug, denn nicht alle Drummer kommen mit dem Spielgefühl sehr kleiner Bassdrums zurecht. Ob die Lösung von Tama aufgeht, checken wir jetzt.

Details

Das Club Jam wird in einem großen, aber doch erstaunlich kompakten Karton geliefert. Alle vier Trommeln mitsamt Becken- und Tom-Halter, welche als Hardware-Utensilien dabei sind, sind in der 20 Kilogramm schweren Box sehr effizient ineinander verstaut. Die sieben Millimeter starken Kessel sind in sechs Lagen im Sandwich-Verfahren aus Pappelholz und Mersawa gefertigt. Letzteres ist ein südostasiatisches Nadelhartholz. Das relativ weiche Pappelholz ist seit Jahrzehnten vor allem bei Einsteiger-Drums ein gern verbautes Kesselmaterial. Die Farbe unseres Testsets nennt sich Charcoal Mist, dabei handelt es sich um eine relativ dünne schwarze Folie, die mit einem feinen Sparkle-Effekt versehen ist.

Alles in einem Paket: der Lieferumfang des Club Jam Kits.
Alles in einem Paket: der Lieferumfang des Club Jam Kits.

Gib mir sechs Stimmschrauben!

Schauen wir uns die Trommeln im Einzelnen an. Die 18“ x 12“ messende Bassdrum hat farblich abgesetzte Holzspannreifen, die für einen schönen Kontrast sorgen. Pro Seite hat sie nur sechs Stimmschrauben, eine Bestückung, die sich übrigens durch alle Trommeln des Pakets hindurch fortsetzt. Zwei abklappbare Bassdrum-Füße, ein Tom-Halter mit Kugelgelenk und der ausziehbare Vintage Style Beckenhalter werden auf der Bassdrum befestigt. Für die Bassdrum befinden sich im Paket zwei vorgedämpfte Felle als Schlag- und Resonanzfell, die einen sehr robusten Eindruck machen. Ein Schutz vor dem Verkratzen des Bassdrum Hoops durch die Fußmaschine ist allerdings nicht enthalten. Hier behelfe ich mir für den Testlauf mit einem Streifen Folie.

Fotostrecke: 5 Bilder Farblich abgesetze Holzspannreifen finden sich an der Bassdrum.

Das kleine 10″ x 7″ Tom ist komplett befellt, es muss also nur noch fein gestimmt werden. Das kompakte 14“ x 7“ Floor Tom hingegen ist bei der Lieferung noch nicht fertig montiert. Ein sehr einfach und fragil anmutendes transparentes Resonanzfell liegt im Paket, für die Oberseite ist ein etwas stabiler wirkendes, aber auch eher weiches und günstig produziertes einlagiges Schlagfell dabei. Das Fellaufziehen gelingt problemlos, da alle Gewinde rund laufen. Bei den Extras hat man mitgedacht, denn als Ersatzteile sind je eine Stimmschraube für die Bassdrum und eine für Snare oder Toms im Paket enthalten, ebenso eine Gewindesicherung und natürlich ein Stimmschlüssel.

Fotostrecke: 5 Bilder Schraube trifft Bein: das Bracket am Floortom im Detail.

Die ebenfalls komplett bestückte Snare misst 13 x 5 Zoll, somit ist sie im Metier der kompakten Drumsets fast in erwachsenen Dimensionen angesiedelt. Auch bei ihr gibt es nur sechs Stimmschrauben pro Seite. Auf der Unterseite raschelt ein sehr einfacher Teppich aus Stahl, der von einer ebenfalls einfach gestrickten Abhebung bewegt wird. Zwei flach über die Kesselgratung gezogene Snarebeds komplettieren den Eindruck einer Trommel auf Einsteiger-Niveau. Ein weiß beschichtetes Schlagfell mit Tama Logo sowie ein klares Resonanzfell weisen ansonsten keine weitere Bezeichnung auf.

Fotostrecke: 4 Bilder Wie alle Trommeln des Sets hat auch die Snare…

Wie ist die generelle Verarbeitung?

Bei dem vergleichsweise günstigen Anschaffungspreis stellt sich natürlich die Frage, ob es auch sichtbare Kompromisse gibt? Die einfach gestalteten Felle von Toms und Snare hatte ich bereis erwähnt. Auffällig ist darüber hinaus, dass die Kesselgratungen relativ grob geschliffen sind, beim 14er Floortom fehlt sogar eine kleine Stelle Material an der Außenseite des Kessels. Die Kessel wirken also, als ob sie relativ lieblos im Schnellverfahren zusammengesteckt wurden. Die Spannböckchen und Bassdrum-Klauen sind nicht mit Gummi unterlegt, einige der 1,6 Millimeter starken Spannreifen nicht hundertprozentig rund. Die von Tama ansonsten aus der Mittelklasse und Oberklasse bekannte Verarbeitungsqualität kann man beim Club Jam also definitiv nicht erwarten. 
Jetzt schauen wir mal, wie sich das Club Jam im Spieltest macht.

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Praxis

Die Beine des Floortoms sind an sich nicht kurz, aufgrund des flachen Floortom-Kessels könnte die Trommel für sehr hoch sitzende oder große gewachsene Spieler trotzdem einen Tick zu niedrig sein. Ein größeres Manko hat allerdings der Beckenhalter. Im Video ist er maximal ausgezogen, aber für meine Begriffe deutlich zu kurz geraten. Hier könnte Tama ruhig noch einmal mindestens 20 Zentimeter Länge spendieren. 

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Mehr Informationen

Mittlere Stimmung

Ich beginne den Praxislauf in einer mittleren Stimmung. Sehr gut gefällt mir direkt die Mischung aus kompaktem, aber schön tonalem Signal der Bassdrum. Durch die beidseitig vorgedämpften Felle und die geringe Kesseltiefe von 12 Zoll bedarf es keiner weiteren Dämpfung in der Trommel.
Der Snare-Teppich macht reichlich Nebengeräusche, im Gesamtkontext ist das aber zu vernachlässigen. Durch die geringe Anzahl an Stimmschrauben und die relativ weichen Tom-Felle muss ich eine Weile schrauben, bis ich alle Felle im richtigen Verhältnis habe. Dank der geschmeidig laufenden Gewinde an den Stimmschrauben ist das aber keine allzu große Hürde. So kann ich die Toms und die Snare auch ohne jede weitere Dämpfungsmaßnahme spielen.

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Mittlere Stimmung – Einzelsounds Mittlere Stimmung – 16tel Groove Mittlere Stimmung – Surf Groove

Höhere Stimmung

Nachdem das Set die Aufgabe ansprechend gemeistert hat, ziehe ich nun alle Felle (mit Ausnahme des eh schon straff gespannten Snare-Resonanzfells) weiter nach oben. Ich möchte herausfinden, wie sich das Club Jam in jazzigen Gefilden schlägt… Hier gefällt es mir sogar noch wesentlich besser. Die Trommeln sprechen schon in sehr leisen Dynamikstufen noch direkter an, der etwas glasig klingende Attack der Tom-Felle mischt sich mit einem gesunden, aber nicht allzu langen Sustain. Die Snare klingt frisch und funky, während die Bassdrum einen schönen und runden Ton hören lässt. 

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Höhere Stimmung – Einzelsounds Höhere Stimmung – Tom / Rimclick-Groove Höhere Stimmung – 16tel Groove

Tiefe Stimmung

Jetzt geht es noch in die tiefen Lagen, die eindeutig nicht das Metier der Snare sind, wie ich während des Stimmprozesses feststelle. Also entscheide ich mich bei den letzten drei Soundfiles zu einem verbreiteten Rock / Pop Stereotyp: Tief gestimmte Toms und Bassdrum in Kombination mit einer knackig hoch gestimmten Snare. Besonders die Tom-Felle geraten hier drastisch an ihre Grenzen, das 14er Tom muss ich leicht am Schlagfell dämpfen, um es in den Griff zu bekommen. Die Bassdrum gibt sich weiterhin souverän, sie hat jetzt wesentlich mehr Kick-Anteil im Gesamtklang. Weniger schön ist, dass nach einiger Zeit des Spielens besonders die beiden Tom-Schlagfelle schon deutliche Spielspuren zeigen, hier müsste wahrscheinlich schon bald nachgerüstet werden. 

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Tiefe Stimmung – Einzelsounds Tiefe Stimmung – Funky Groove (SD leicht gedämpft) Tiefe Stimmung – Slow Tom-Groove
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Fazit

Vier Trommeln zum Preis einer Mittelklasse-Snare, das klingt auf jeden Fall reizvoll. Und so ist es auch: Das Tama Club Jam ist ein preisgünstiger Kesselsatz in kompakten Ausmaßen und mit äußerlich ansprechender Optik, der eine Menge an Sounds, vor allem in mittleren und höheren Stimmungen, zu bieten hat. Bei der Mischung aus 18“ großer Bassdrum und den 10“ und 14“ messenden Toms, sowie der 13er Snare und den insgesamt erwachsen klingenden Sounds hat man durchaus das Gefühl, weniger auf einem Mini-Set als auf einem „normalen“ Drumset zu spielen. Der günstige Preis ist allerdings bei unserem Testset auch mit deutlichen Abstrichen bezüglich der Verarbeitungsqualität erkauft. So gibt es recht grob geschliffene Gratungen, Mängel am Kessel des Floortoms und zum Teil leicht unrunde Spannreifen. Auch die Tom-Felle müssen nach relativ kurzer Zeit ersetzt werden, zudem ist der Beckenhalter an der Bassdrum deutlich zu kurz geraten. Auch wenn die Sounds, die aus dem Club Jam hervorzulocken sind, durchaus gefallen, schrammt das Set aufgrund der Mängel an einer Vier-Sterne-Bewertung vorbei.

Unser Fazit:
3,5 / 5
Pro
  • Günstiger Preis
  • Gut laufende Gewinde und stabile Hardware
  • Vielfältige Sounds, vor allem in mittleren und höheren Stimmungen
Contra
  • Zum Teil leicht unrunde Spannreifen
  • Verarbeitungsmängel am Floortom-Kessel
  • Beckenhalter fällt zu kurz aus
  • Wenig haltbare Tom-Felle
Artikelbild
Tama Club Jam Vintage Set Test
Für 509,00€ bei
Preislich reizvoll, die äußere Optik ist auch stimmig, allerdings gibt es in Details und der generellen Verarbeitung so einige Kompromisse zu machen… fast wie bei so manchem echten Vintage Drumset auch.
Preislich reizvoll, die äußere Optik ist auch stimmig, allerdings gibt es in Details und der generellen Verarbeitung so einige Kompromisse zu machen… fast wie bei so manchem echten Vintage Drumset auch.
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Tama
  • Herkunftsland: China
  • Bezeichnung: Club Jam Vintage Kit
  • Finish: Charcoal Mist (Folie mit leichtem Sparkle-Effekt)
  • Kesselgrößen: 18“ x 12“ Bassdrum, 10″ x 7″ Tom, 14“ x 7“ Floor Tom, 13“ x 5“ Snare
  • Kesselkonstruktion: 6-lagiger Pappel / Mersawa Mischkessel, sieben Millimeter stark
  • Hardware: drei Floortom-Beine, Tom-Halter mit Kugelgelenk, Vintage-Style Beckenhalter, zwei Bassdrum-Füße
  • Zubehör: Stimmschlüssel, Ersatzstimmschrauben (2x), Gewindesicherung (1x)
  • Preis: (Verkaufspreis April 2018) EUR 399,-

Seite des Herstellers:  http://www.tama.com/eu

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