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T-Rex Gull Test

Mit dem Gull präsentiert die dänische Effektschmiede T-Rex nun endlich auch ein eigenes Wah-Wah-Pedal. Wer die Marke kennt, der weiß, dass man von ihr in der Regel Top-Qualität erwarten kann, und das in jeder Beziehung. Und auch das T-Rex Gull sieht nicht so aus, als wäre es nur der Vollständigkeit halber im Sortiment. Dazu bringt es eine Variante mit, die in wenigen klassischen Pedalen zu Hause war und heute nahezu ausgestorben ist: den Yoy-Yoy-Effekt.

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Allein schon aus diesem Grund würde sich eine eingehendere Beschäftigung mit dem Gull anbieten, aber wir wollen einmal davon ausgehen, dass es weit mehr als diesen Vintage-Effekt zu bieten hat. Deshalb werden wir uns auch in diesem Test nicht nur darauf beschränken, obwohl ich besonders auf den Yoy-Yoy Effekt gespannt bin, weil ich tatsächlich noch ein altes Schaller Wah besitze, das diesen ebenfalls beherrscht.

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DETAILS
Das Gull Wah von T-Rex macht einen robusten und soliden Eindruck. Auf dem silbergrauen Stahlblechgehäuse befindet sich die mit einer roten Gummimatte beklebte Wippe. Diese ist seitlich mit zwei Schrauben befestigt, die auch dafür sorgen, dass ihr Eigengewicht sie nicht selbstständig zuklappt. Nimmt man den Fuß vom Pedal, bleibt es – so wie es sein soll – immer in der letzten Position stehen. Je zwei gummierte Unterlegscheiben, die sich als Puffer zwischen den beiden Befestigungsschrauben der Wippe befinden, machen es möglich.
Apropos Wippe: Der Wah Wah Effekt wird beim Gull Wah nicht wie sonst üblich, mit einer Zahnstange und einem Poti erzeugt, sondern mittels einer speziellen Magnetfeldschaltung. Eine ähnliche Technik habe ich vor einigen Jahren beim Roger Meyer Vision Wah gesehen. Der Vorteil dieser Schaltung ist ein nahezu verschleißfreies Arbeiten. Leute, die ihr Wah Wah in feuchten Proberäumen verwenden, wissen, wovon ich spreche. Die Leiterbahn des Potis beginnt irgendwann zu korrodieren, was sich letztlich in lautem Kratzen bemerkbar macht. Hier also Entwarnung, das kann mit dem Gull Wah nicht passieren.

Das Pedal ist schlank und ähnelt eher einem Expressionpedal als einem klassischen Wah Wah. Dank dieser Form und den auf der Stirnseite angebrachten Buchsen lässt es sich auch auf Pedalboards unterbringen, auf denen nur noch wenig Platz ist – mit Winkelklinkensteckern ist man platzmäßig dort auf jeden Fall auf der sicheren Seite. Neben den beiden Klinkenbuchsen und dem Netzteilanschluss findet sich dort noch ein kleiner Schalter mit der Bezeichnung „Move Hotspot“. Er verändert bei Aktivierung den Bereich, in dem sich der charakteristische „Oahh“-Sound entfaltet. Normalerweise steht dazu nur ein kleiner Regelweg zu Verfügung, der sich bei herkömmlichen Wah Wah Pedalen im oberen Drittel der Pedalbewegung befindet. Bei unserem Kandidaten kann dieser Sweetspot über einen größeren Regelbereich verteilt werden. Weitere Eingriffsmöglichkeiten in die Soundgestaltung des Wah Effektes finden sich auf der Oberseite des Gehäuses. Das Gull Wah bietet drei Wah Wah Sounds, die per Schalter angewählt werden. Wah 1 lehnt sich am klassischen Wah Sound an, während Wah 2 einen rundum fetteren, aber auch weniger hochfrequenten Sound bietet und sich wesentlich besser für verzerrte Sounds eignet. Dritter im Bunde ist der sogenannte „Yoy-Yoy“-Effekt, den es Anfang der 70er Jahre eine Zeit lang gab. Ich kenne den Sound nur von meinem alten Schaller Wah Wah und habe mich persönlich immer gefragt, warum kein Hersteller diesen abgefahrenen Effekt in seine Wah Wah Pedale integriert. Die mögliche Antwort liegt vermutlich in der Tatsache, dass der Yoy-Yoy-Sound zwei Spulen benötigt und somit ein Kostenfaktor darstellt.
Kommen wir zu den beiden Potis, die sich seitlich angeordnet neben dem Wah Wah Wahlschalter befinden. „Boost“ macht den Wah Sound bei Bedarf lauter, wodurch der Amp, bzw. der nachgeschaltete Verzerrer einen zusätzlichen Kick bekommt. Mit dem Slope Poti wird der gesamte Character des Sounds verändert. Je weiter man Slope aufdreht, umso intensiver und fetter wird der Sound, wodurch sich etliche individuell einstellbare Klangnuancen ergeben.

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PRAXIS
Mit dem T-Rex Gull stellt sich ein vielseitiges, aber gleichzeitig sehr einfach zu bedienendes Pedal vor. Der User kann im Prinzip aus drei Effektvarianten wählen, einem klassischen Wah Sound, einer modernen rockigeren Variante und einem eher ungewöhnlichen Sound. Wah1 ähnelt einem alten Cry Baby. Der Sound hat genau wie der Klassiker schöne Höhen und eignet sich gut für cleane bis leicht angezerrte Wah-Sounds. Man kann den Ton mit dem Slope Regler in gewisser Weise fetter gestalten, aber wenn es um viel Verzerrung geht, können die Höhen bei zu weit geöffnetem Pedal den Sound förmlich zerschießen. Was bei cleanen Sounds von Vorteil ist, kann sich bei High Gain Einstellungen als störend erweisen. Hier kommt der zweite Sound gerade recht, denn er bietet einen kräftigeren und insgesamt markigeren Ton, der diesen Zakk Wylde Sound bestens unterstützt. Klasse!  Der Sound erinnert mich an die Silvermachine von Music Sound Design, die ebenso wie das Gull Wah auch mit unglaublich viel Gain bestens klarkommt. Der Wah Effekt verwischt in der Einstellung Wah 2 auch mit einer guten Schippe Verzerrung nicht zu einem Einheitsbrei, sondern formt den Sound sehr stark.

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Der Slope-Regler bringt beim Aufdrehen ein „Mehr von allem“ in den Klang. Ich war anfangs geneigt, den Regler immer voll aufzureißen, was aber den Ton schnell zu dick machen kann. Gerade beim Yoy-Yoy Effekt bekommt man erst beim Zurückdrehen, also bei 8 Uhr, diesen originalgetreuen Oldschool-Sound  hin, der bei zu hohen Einstellungen einfach zu fett klingt. Bei den beiden Wah-Sounds habe ich mich beim Slope-Regler nach einer Weile auf Einstellungen zwischen 11 und 14 Uhr eingeschossen.
Kommen wir zu meinem heiß geliebten Yoy-Yoy-Sound. Ich habe ihn tatsächlich mit meinem uralten Schaller-Wah verglichen und hier kommt der T-Rex Neuling dem Original verdammt nah. Ich fand diesen Sound immer schon toll. Er eignet sich sehr gut für abgefahrene cleane funky Sounds im Stil von Prince oder anderen Soundfetischisten. Er ist aber relativ selten auf Produktionen zu hören. Mit verzerrten Sounds hat mir die Yoy-Yoy-Einstellung dagegen nicht so gut gefallen, obwohl auch hier das Gull Wah eine sehr gute Figur macht. Mit viel Gain modelliert der Yoy-Yoy-Effekt den Sound nur leicht und gibt ihm eine nasale Färbung. Aber auch das hat seinen eigenen Charme. Mit dem Gull Wah ist es eigentlich nicht möglich, einen wirklich schlechten Sound einzustellen. Die Möglichkeiten sind äußerst vielseitig und machen das Pedal zum idealen Sparringspartner im Studio und auf der Bühne.
Als ich zum Vergleich mein uraltes Schaller-Pedal herausgekramte, wurde schnell klar, dass Potis ein Verfallsdatum haben, denn beim Bewegen der Wippe kommt beim alten Schätzchen ein unüberhörbares Kratzgeräusch aus dem Speaker. Solche Probleme können beim Gull Wah wohl niemals auftreten, denn das Pedal arbeitet mit einem magnetischen Sensor. Die Verarbeitung und die Handhabung des Gull Wahs sind über jeden Zweifel erhaben. Das Pedal eignet sich für Puristen, beinharte Rocker und Klangtüftler, die ihren ganz eigenen Sound kreieren möchten. Schade, dass ich das Teil nach dem Test wieder zurückschicken musste. Aber so ist das Leben.

Audio Samples
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Clean Wah 1 Clean Wah 2 High Gain Wah 1 High Gain Wah 2 Clean Yoy Yoy High Gain Yoy Yoy
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Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • Verarbeitung
  • Sound
  • Vielseitigkeit
  • Yoy Yoy Sound
Contra
Artikelbild
T-Rex Gull Test
Für 155,00€ bei
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Facts
  • Schalter für drei Wah Wah Sounds
  • Regler: Boost, Slope
  • Anschlüsse: In/Out, Netzteilbuchse
  • Magnetische Steuerung, keine mechanischen Verschleißteile
  • Spannung 8 –12,5 Volt
  • Abmessungen: 96 x 85 x 265 mm
  • Gewicht: 1 kg
  • Preis: 237,00 Euro (UVP)
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