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Sonicware Liven XFM Test

Sonicware ist eine kleine japanische Synthesizerschmiede um den Entwickler Yu Endo, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, kreative, kleine, digitale Instrumente zu entwickeln. Den Anfang machte der ELZ_1, eine Mini-Workstation im Stile des Teenage Engineering OP-1. Schon dort war eine FM-Engine mit vier Operatoren und 31 Algorithmen enthalten. Und auch im Sonicware Liven 8bit Warps ist FM als Syntheseoption enthalten. So ist es nicht verwunderlich, dass Sonicware mit dem Liven XFM ein spezialisiertes FM-Instrument vorlegt, im gleichen Gehäuse wie die anderen Liven-Instrumente 8bit Warps und Bass & Beats, als Groovebox, mit Vier-Spur-Sequenzer und somit auch vierfacher FM-Tonerzeugung. Das X steht übrigens für das Morphing zweier FM-Quellen und klingt schon von der Idee her sehr vielversprechend. 

Sonicware Liven XFM Test (Foto: Christine Mangels)
Sonicware Liven XFM Test (Foto: Christine Mangels)

Details

Auspacken

Der Sonicware Liven XFM kommt in einem kompakten Karton, in dem sich neben der Groovebox selbst noch ein Overlay, ein Garantiezettel und ein visitenkartengroßer Willkommensgruß samt QR-Code, der uns auf die Herstellerwebsite beamt. Ich kann schon vorausschicken: Obwohl das Gerät dank der vielen Bedienelemente und cleveren Shift- und Funktionstasten ohne tiefe Menüs auskommt, ist ein Blick ins eher karg geschriebene Online-Manual manchmal unumgänglich.

Fotostrecke: 4 Bilder Haben wollen: launige Kaiju-Tentakeln greifen nach der Groovebox. (Foto: Christine Mangels)

Äußere Erscheinung

Das Liven XFM-Gehäuse ist einfach und pragmatisch gestaltet. Über den zweieinhalb Oktaven bietenden, sehr klapperigen 27 Keyboardtastern befindet sich eine Reihe mit 16 runden, grauen Schaltern und dazugehörigen roten LEDs für Sequenzereingabe und Menü-Anwahl, darüber eine weitere Reihe mit 16 hintergrundbeleuchteten Schaltern (z. B. für die Trackanwahl und Transportfunktionen) und wiederum darüber 16 schlicht gestaltete schwarze Plastikpotis.

Fotostrecke: 5 Bilder Als Groovebox bietet der Sonicware Liven XFM natürlich eine multifunktionale Behelfstastatur. (Foto: Christine Mangels)

Sämtliche Anschlüsse befinden sich ebenfalls auf der Oberfläche: Ein 9V-Stromanschluss, Sync-Ein-und-Ausgänge für Triggersignale, MIDI-Ein-und-Ausgänge im regulären 5-Pin DIN-Format, sowie Audio Ein- und -Ausgänge sowie ein Kopfhöreranschluss im 3,5 mm Stereo-Miniklinkenformat. Komplettiert wird das Bedienfeld mit einem vierstelligen LCD-Display sowie einem eingebauten Minilautsprecher. Der Liven XFM kann also ohne zusätzliche Verstärkung auch über den eingebauten Speaker abgehört werden und das auch draußen, denn die kleine Groovebox begnügt sich mit sechs AA-Batterien, wenn kein Stromanschluss in der Nähe ist. Wohl aus diesem Grund hat der Hersteller auch kein Netzteil beigelegt. Weil ein USB-Anschluss für Computeranbindung und USB-Stromversorgung ebenso fehlen, habe ich für diesen Test zu einem handelsüblichen Universalnetzteil gegriffen. Der Liven XFM macht auf den ersten Blick keinen sehr wertigen Eindruck. Das Gehäuse, der eingebaute Lautsprecher, die Potis und vor allem die klapperige Plastik-Tastatur sind eher mit einem Spielzeug, als mit einem ernsthaften Musikinstrument vergleichbar. Aber so hat man vor 40 Jahren über eine kleine silberne Plastikschachtel mit der Bezeichnung TB-303 auch gedacht. Und deshalb schauen wir jetzt mal auf die inneren Werte.

Fotostrecke: 3 Bilder Alle Anschlüsse oben: rundherum hat der Sonicware Liven XFM keine Outputs. (Foto: Christine Mangels)

FM-Morphing

Die Klangerzeugung besteht aus vier FM-Engines mit je vier Operatoren, die sich eine insgesamt sechsstimmigePolyphonie teilen. Die Stimmenverteilung erfolgt dynamisch. Für jede dieser Engines stehen drei verschiedene Morphing-Modi sowie ein überschaubares Set an klangverändernden Parametern wie Filter, LFO und Effekte zur Verfügung. Und natürlich der Sequenzer. 

Das digitale Filter im direkten Zugriff. (Foto: Christine Mangels)
Das digitale Filter im direkten Zugriff. (Foto: Christine Mangels)

Sequenzer

Der Sequenzer verfügt über 128 Pattern. Für jeden der vier Patterntracks können neben Tonhöhe- und -länge auch Parameter-Einstellungen für Synthesizer und Effekte live getweaked oder Step by Step mit Parameterlock programmiert werden, auch das Morphing. Das verspricht viel Bewegung im Spiel. Der XFM bietet einen globalen Effektgenerator mit folgenden Modi: Chorus, Flanger, Send Delay, Insert Delay, Bitcrush, Reverb, Mono Reverb, Distortion, Tiefpassfilter, Hochpassfilter, Isolator und Tremolo. Einige Effekte sind Send-Effekte mit regelbarem Effektsend, andere wirken on/off als Insert auf einen oder mehrere Tracks. Für jede der vier Patternsequenzen sind individuelle Längen von bis zu 64 Steps definierbar, beispielweise eine Percussionspur mit 16 Steps, eine Bassline mit 12 Steps und eine Melodie über vier Takte. Patterns und Soundbanks können ganz old-school-mäßig, wie in den 1980er Jahren zur schönsten FM-Zeit, per MIDI-Übertragung gesichert werden. 

Die vier Soundslots des Sonicware Liven XFM werden über die vier hintergrundbeleuchteten Track-Buttons angewählt, hier z.B. Track 3. (Foto: Christine Mangels)
Die vier Soundslots des Sonicware Liven XFM werden über die vier hintergrundbeleuchteten Track-Buttons angewählt, hier z.B. Track 3. (Foto: Christine Mangels)

Preset Sounds

Der XFM ist mit acht Soundbänken und insgesamt 512 Speicherplätzen ausgerüstet. Die über 300 internen Presets bieten klanglich keine Überraschungen, sondern einen bunten Querschnitt durch die best-of-was-man-von-FM-so-erwartet-Sounds: Digitale Bässe, scharfe Strings, glockige Bells, perlige E.Pianos, Orgeln, Chords und Dissonantes. Mehrere Presetgruppen widmen sich dem Thema Percussion, aber pro Track gibt es keine Drumkits, sondern jeweils nur einen Sound, wie Kick oder Snare oder HiHat, natürlich FM-generiert. Alle Presets können kopiert, editiert und das neue Ergebnis mit vierstelligem Namen für die spätere Nutzung abgespeichert werden.

Die Soundbänke werden durch klare Kürzel wie LD1/2, KEY1/2, PAD1/2, STR1/2, WND1/2, BS1/2, KCK1/2, SNR1/2, HH1/2, PRC1/2, BELL, CHD1/2, RYTM, SFX1/2, XLFO oder schlicht BK30, etc. angezeigt. (Foto: Christine Mangels)
Die Soundbänke werden durch klare Kürzel wie LD1/2, KEY1/2, PAD1/2, STR1/2, WND1/2, BS1/2, KCK1/2, SNR1/2, HH1/2, PRC1/2, BELL, CHD1/2, RYTM, SFX1/2, XLFO oder schlicht BK30, etc. angezeigt. (Foto: Christine Mangels)

Noch tiefer in die FM-Synthese tauchen

Bei den alten Yamaha FM-Synthesizern mit Menü und Folientastern war das Programmieren von Sounds ein langwieriger und akademischer Prozess. Hier musste man genau wissen, was man tut.  Also nichts für Gelegenheitsschrauber. Beim Liven XFM stehen die entscheidenden Parameter als Drehregler zur Verfügung und laden zum Suchen und Finden ein. Wir haben es hier mit einer 4-Operatoren FM-Synthese zu tun. Auch die günstigeren, aber sehr kultigen Yamaha-Klassiker wie DX100, TX81Z oder der immer noch aktuelle Reface DX von 2015 nutzen lediglich vier Operatoren. Der Liven XFM hat im Gegensatz zu diesen keine festgelegten Algorithmen-Presets. Jeder Operator kann mit jedem anderen oder sich selbst interagieren, hat seine eigenen Hüllkurven für Lautstärke und Tonhöhe und anders, als bei der guten alten analogen subtraktiven Synthese, verändern die Lautstärken der Hüllkurven auch den Klang. Je nach Operatorenverbindung kann das extreme Klangveränderungen hervorbringen. Also begeben wir uns in den Praxistest und betreten den Edit-Modus des Liven XFM. Und weil dort alles anders ist, platzieren wir das beigelegte Overlay, auf dem die Funktionen des Edit-Modes aufgedruckt sind.

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Demo-Patterns Bank 1

16 kurze Jams mit den Demo-Patterns auf Bank 1 des Sonicware Liven XFM

Audio Samples
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Pattern 1: INTR Pattern 2: POWR Pattern 3: DEUS Pattern 4: JOKR Pattern 5: LOFT Pattern 6: BE_X Pattern 7: NDCS Pattern 8: DBST Pattern 9: ELVS Pattern 10: MNMN Pattern 11: MDUB Pattern 12: SHFL Pattern 13: UNKW Pattern 14: FLWN Pattern 15: MYST Pattern 16: DHLS
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Praxis

Aufbau des Synthesizers

Die Architektur des Liven XFM zeigt sich in zwei Ebenen, welche durch zwei völlig verschiedene Bedienlayouts voneinander getrennt sind. Per Edit-Button gelangt man in den Maschinenraum der Groovebox. Hier hilft das mitgelieferte Overlay, denn fast alle Regler und Schalter bedienen nun völlig andere Funktionen. Die vier Trackanwahl-Schalter dienen jetzt zur Anwahl der Operatoren, die Regler zur Soundanwahl unter dem Display regeln im Quick Edit-Mode die Mixer Receive Levels der einzelnen Operatoren und im Deep Edit deren Feedback (positiv und negativ). 

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Alles ist mit allem verbunden

Die Verbindungen der Operatoren sind bereits in der Firmware angelegt und man dreht nur noch die Stärke der Receive Levels und Feedback-Intensitäten mit den Potis rein. Hier sollte man sich nicht von der Terminologie verwirren lassen. Wenn Operator 1 also von Operator 2 ein Signal erhält („Receive“), entspricht das natürlich dem Senden eines Signals von Operator 2 an Operator 1 bei anderen FM-Synths. Im Edit Mode werden entweder Sounds von Grund auf erstellt oder per Copy-Befehl aus der Library zur Bearbeitung in die Edit-Ebene hineinkopiert. Die graue Ebene des Overlays repräsentiert „Quick Edit“. Auf Page 1 regelt man z. B. mit den vier Potis unter dem Display die Mixer Receive Levels der vier Operatoren. Auf Page 2 bedienen die gleichen Potis das Feedback des einen OPs in den anderen. 

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Ähnlich läuft das mit den acht Potis in der zweiten Reihe von oben, wo die Tunings und Lautstärke-Levels der Operatoren verhandelt werden. Darunter liegt dann der „Deep Edit Mode“. Hier stehen die Hüllkurven, Time Scales und des angewählten Operators bereit. Alle OPs greifen auf das gleiche Parameterset zurück. Im Edit-Modus kann der Sequenzer nicht spielen, sodass Sounds nicht im Groove des Patterns editiert werden können. Der Sound eines Tracks liegt auch nicht automatisch im Edit-Mode an, sondern muss erst gesucht und geladen werden. Das ist wenig intuitiv und bremst den kreativen Fluss.

Sequenzer

Die Step-Programmierung ist denkbar intuitiv: Keyboardtaste drücken, Step wählen und fertig. Bei Nutzung des internen „Keyboards“ wird die Velocity per Regler editiert, per MIDI einfach übernommen. Die Länge kann in 16tel-Schritten bis auf 64 Steps geschraubt werden. Per Parameterlock lässt sich pro Step eine andere Soundeinstellung festhalten. Leider geht das nur per Step-Eingabe. Noten können hingegen auch per Real-Time-Recording eingespielt werden. Hier wird nicht nur der Note-on-Befehl von den Step-LEDs repräsentiert, sondern auch längere Noten mit entsprechenden LEDs dargestellt. Falsch sitzende Noten müssen alle einzeln mit der „Clear“-Taste gelöscht werden. Bedauerlicherweise kompliziert.

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Effekte

Beim Durchschalten der Effekte fallen starke Lautstärkeunterschiede auf, weil Send-und-Insert-Effekte durcheinandergemischt aufeinander folgen. Sowas sollte man im Livebetrieb nicht unbedingt machen. Sowieso bratzt der Klang beim Einsatz der Effekte schnell digital und mittig. Hier wäre ein Equalizer zum Bändigen störender Frequenzen angebracht, ist aber natürlich im minimalistischen Gerätekonzept so nicht vorgesehen. Also muss man des Öfteren mit dem Volumenregler gegensteuern, dabei aber aufpassen, dass man nicht unbeabsichtigt an den Regler zwischen Effekt- und Gesamtlautstärke kommt, denn das ist der Temporegler. Ich empfand es auch als störend, dass der Effekt-Send-Anteil mit gedrückter Shift-Taste geregelt wird, die beiden anderen Effektparameter allerdings ohne. Bei gedrückter Shift-Taste regeln die FX-Potis nämlich die Anschlagdynamik und die Pattern-Lautstärke, was bei unvorsichtiger Schrauberei zu ungewünschten Ergebnissen führen kann.
Gut gefiel mir der brauchbare Chorus. Der Flanger kann sehr metallisch klingen, aber die Range ist mir zu klein. Auch das Send-Delay macht viel Spaß, weil man mit dem Speed-Regler schön verstimmte Dub-Effekte hinbekommt. Allerdings fehlt mir hier ein Feedback-Parameter, es gibt nur Regler für Send, Return und Delay-Zeit.

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Die folgenden Audiobeispiele zeigen den Einsatz der einzelnen Effekte in der Reihenfolge des Auswahlmenüs: 

Audio Samples
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Angenehm klingender Chorus mit effektiver Kontrolle Flanger mit Lautstärkesprüngen Schön wobbeliges Send-Delay mit annehmbarer Kontrolle Schwer zu kontrollierendes Insert-Delay Harter Bitcrush mit Lautstärkesprüngen Unspektakuläres Reverb Das Mono-Reverb ist ein Insert-Effekt Kalter Lowpassfilter mit Lautstärkesprüngen Harter Highpassfilter ohne Sweetspots. Isolator als Insert-Effekt Tremolo als Insert-Effekt

Morphing als Klanggestaltungsmittel

Morphing ist ein echtes Highlight des XFM. Hier kann man eigene Patches erstellen, ohne erst tief in die FM-Synthese abtauchen zu müssen. Dazu stehen drei verschiedene Engines zur Verfügung. Mit der X-LAB Engine werden zwei FM-Sounds in einem per Regler definierbaren Verhältnis zu einem neuen Sound gemorpht. Mit der XFORM Engine morpht der Synth selber in einer dynamisch einstellbaren Zeitspanne. Und in der X-LFO Engine erledigt der namensgebende LFO das Morph-Tempo. Jede Engine ist mit einem Color-Regler ausgestattet, der entweder direkt oder per Shift erreichbar ist. Die „Farben“ red, orange, yellow, green, blue und purple sind farbenfrohe Umschreibungen für das das Morph-Verhalten. Am besten versteht man die „Morph-Farben“ als „Einfärbung“ des Morphens, was bei jeder Farbe andere Ergebnisse hervorbringt. Hier heißt es experimentieren. Ist ein interessanter Morph-Sound erstellt, kann dieser abgespeichert und später wieder aufgerufen werden. 

Fotostrecke: 2 Bilder Die vier Regler unter dem Display dienen je nach Modus zur Auswahl der Sounds und zum Morphen. Im Edit Modus gelten wieder andere Spielregeln. (Foto: Christine Mangels)

Das funktioniert ganz gut, aber der spektakuläre Aha-Effekt blieb bei mir aus. Am effektivsten ist das Morphen mit dem X-LFO-Algorithmus. Der erzeugt spektakuläre Wabber- und Blubber-Sounds, die sich gerade im Zusammenhang mit dem Sequenzer sehr ergiebig nutzen lassen.

Audio Samples
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Morphing X-Lab, X-Form und X-LFO mit Orgel und SFX Morphing X-Lab, X-Form und X-LFO mit Bass und Sägezahn Morphing X-Lab, X-Form und X-LFO mit Piano und Ensemble Die verschiedenen „Colours“ des Morphing X-Lab-Algorithmus mit Piano und Ensemble

Zufallsfunktionen

Random und Stutter sind zwei beliebte Kreativfunktionen, die manchmal begeisternde Ergebnisse liefern. Zufall würfelt oft die schönsten Sequenzen, auf die Musiker sonst nie kommen würden und Stutter lockert Live-Jams so zuverlässig auf wie der kleine Break des Drummers alle 16 Takte. Beide Funktionen sind auch im Liven XFM enthalten, aber klingen nicht sonderlich ergiebig. Schön zu haben, aber kaum genutzt.

Audio Samples
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Random Stutter

Was stört?

Zuerst einmal ist es wichtig, sich stets gegenwärtig zu sein, in welchem Modus sich der Liven XFM gerade befindet. Es dauert eine kleine Weile, bis man die interne Logik des Geräts verinnerlicht hat und das Jammen und Programmieren ohne Blick ins Onlinehandbuch vonstattengeht. Über die Inkonsistenz der Reglerbedienung – mal ohne Function-Key, mal mit – hatte ich ja schon berichtet. Ebenfalls stört es, dass die Regler zur Soundauswahl direkt vor dem Display positioniert sind, sodass die eigenen Finger immer im Weg sind, wenn man Klänge auswählen oder abgleichen möchte.

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Es sind Layout-Inkonsistenzen wie diese, die es dem User schwermachen, beim Schrauben einfach den Kopf abzuschalten, den Gefühlen zu folgen und sich im Sound zu verlieren. Der eingebaute Lautsprecher klingt nicht gut, aber gut genug, um schnell mal unterwegs ein paar Noten einzuspielen. Der sollte per Funktionstaste abgeschaltet werden, denn der Speaker ertönt ansonsten auch weiter, wenn ein Kabel im Line-Ausgang steckt. Die automatische Abschaltung sollte man ebenfalls ganz schnell deaktivieren, wenn man nicht mit Batterien arbeitet, denn sie ist eine tickende Zeitbombe: Alles, was bis zur Selbstabschaltung nicht gespeichert ist, geht beim Abschalten unwiederbringlich verloren. Schlussendlich verliert das Overlay auch irgendwann seinen Old-School-Charme, wenn man es immer wieder hervorkramen und auf dem XFM platzieren muss, um einen Sound zu editierten.

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Für wen ist das?

Der Liven XFM ist ein schöner Einstieg in die wunderbare Welt der Frequenz-Modulation und mit dem integrierten Sequenzer eröffnen sich einzigartige Programmierungsmöglichkeiten für inspirierende Klänge und Sequenzen. Wer die Lernkurve nicht scheut, wird mit rohen, rauen Sounds belohnt, die sich in der DAW prima weiterverarbeiten lassen und eine echte Alternative zu den Klängen subtraktiver Synthese darstellen. Die Preset-Sounds hauen mich hingegen nicht vom Hocker. Wer einfach und schnell edle Killer-Sounds für die nächste Produktion sucht, wird mit dem ungeschliffen klingenden Liven XFM nicht glücklich werden. 

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Alternativen

FM in der Groovebox, das gab es schon einmal beim Yamaha DX200. Die „Loop Factory“ verfügt zwar über nur einen FM-Part, dafür protzt dieser aber mit der Engine des DX7, mit sechs Operatoren und 16-stimmiger Polyphonie. Der DX200 kann sogar DX7-Patches laden. Zusätzlich gibt es eine 32-stimmige AWM2-Sampleplayback Engine mit Drums und Bass-Sounds. Dank der vielen Potis bietet der DX200 mächtige FM-Synthese mit Hands-On-Appeal und ist immer noch ein sehr guter Gebrauchtkauf. Eine weitere noch nicht so alte FM-Groovebox ist die Korg Volca FM. Nur dreistimmig, aber dennoch mit der Kraft der sechs Operatoren. Mit dem eingebauten Lautsprecher, Batteriebetrieb und der spielzeughaften Anmutung ist der Volca FM schon eher mit der Liven XFM vergleichbar. Die Sonicware-Groovebox bietet mehr Funktionen und dank der vielen Regler auch einen spontaneren Zugang zur nicht immer einfach zu durchschauenden FM-Synthese. Dafür kostet der etablierte Volca FM auch gleich 100 Euro weniger.

Fotostrecke: 4 Bilder Sync In und Out und DIN-MIDI in und Out – der Liven XFM lässt sich gut in Hardware-Setups integrieren. (Foto: Christine Mangels)
Audio Samples
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Lead Sound Bank 1 + 2 Key Bank 1 + 2 Pad Sound Bank 1 + 2 Strings Sound Bank 1 + 2 Wind Sound Bank 1 + 2 Bass Sound Bank 1 + 2 Kick Sound Bank Snare Sound Bank HiHat Sound Bank Percussion Bank Bell Sound Bank Chord Sound Bank 1 + 2 Rhythmic Sound Bank SFX Sound Bank 1 + 2

Die folgenden Audiobeispiele zeigen die drei Morphing-Engines X-LAB, X-FORM und X-LFO.

Audio Samples
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Morphing mit der X-LAB-Engine Morphing mit der X-FORM-Engine Morphing mit der X-LFO-Engine

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Fazit

Der Liven XFM ist ein inspirierender Hands-on-FM-Baukasten, dessen vier FM-Module dank der vielen Regler intuitiv manipulierbar sind. Auch FM-Novizen mit Forschungsdrang stoßen schnell auf extreme Sounds, die als Leads, Effekte oder Ear-Candy bestes Ausgangsmaterial für die Weiterverarbeitung in der DAW sind. Als eigenständige Groovebox zeigt sich der Liven XFM jedoch nicht konsequent genug. Für viele Sounds wünscht man sich zusätzliche Bearbeitungsmöglichkeiten, um einen ausgewogenen Stereo-Mix zu erzielen, was bei dem günstigen Preis jedoch utopisch ist. Als Ideenlieferant für interessante dynamische FM-Sounds in Kombination mit einer DAW ist die kleine Plastikkiste jedoch ihr Geld Wert.

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Liven XFM Presets für Ambient, Electronica und Techno – Demovideo

PRO

  • FM-Soundmorphing
  • Hands-On FM-Programmierung
  • Tempo pro Pattern und globales Tempo unabhängig
  • Einbindung in modulare Systeme mit sync in/out
  • MIDI-Buchsen im DIN-Format
  • Eingebauter Lautsprecher
  • Günstiger Preis

CONTRA

  • Wenig intuitive Trennung zwischen Basismodus und Edit-Modus
  • Kein Sequenzerbetrieb im Edit-Modus
  • Billig wirkendes Plastikgehäuse
  • Kein USB
  • 9 V DC Netzteil nicht im Lieferumfang enthalten
  • Einschaltknacksen
Sonicware Liven XFM Test (Foto: Christine Mangels)
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