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Roland FP-7 Digitalpiano Test

Rolands FP-7 ist eines der teuersten Stagepianos auf dem Markt. Und dabei kann es nicht mal Synthie- oder Masterkeyboard, wie etwa Kawais MP 8 II oder Yamahas S 90 ES. Da bedarf der Preis einer Rechtfertigung!

RolandFP7_Angle

Okay, man findet an Bord des FP-7 zwar ein paar mehr Sounds als nur ein akustisches Klavier, und auch eine Begleitautomatik und ein Audio-Player ist mit dabei – dennoch: Im Prinzip ist es ein klassischer Klavierersatz, das war´s.Diesen Job erledigt der Roland Schützling allerdings richtig gut. Bestnoten gibt es, soviel sei bereits verraten, in den Bereichen Klaviersound und Tastatur. Seit zwei Jahren besitze ich selbst das Gerät – und ich habe den Kauf bisher nicht bereut!   

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ÄUßERLICHKEITEN UND TASTATUR
Das Roland FP-7 kommt in elegantem schwarz daher. Es ist ungewöhnlich schlank und schmiegt sich so unauffällig an jede Wohnzimmerwand. Natürlich gibt es optional auch einen passenden Ständer. Gleichzeitig ist das FP-7 allerdings mit 24 kg relativ schwer. Für einen ständigen mobilen Einsatz ist das kein unmittelbares Empfehlungsschreiben. Lobenswert sind die beiden internen, gut klingenden 13 Watt Boxen. Sie befinden sich jeweils links und rechts an der Oberseite des Gerätes. Die Tastatur fühlt sich ausgesprochen authentisch, sprich: „flügelnah“ an, was für mich damals ausschlaggebendes Argument für den Kauf des Gerätes war. Die 88 Tasten sind mit Rolands „Progressive Hammer Action II“ ausgestattet. Was nach einem neuen Schwarzenegger-Actionfilm klingt, steht für einen sehr gleichmäßigen Anschlagsweg und eine sehr angenehme, natürliche Gewichtung. Zudem ist die untere Lage stärker gewichtet als die obere, wobei die Mechanik insgesamt eher in Richtung leichtgängig tendiert. Für mich momentan die beste Tastatur in dieser Preisklasse und darüber hinaus.

RolandFP7_TopAngle
RolandFP7_Back_02

PANEL
Die Bedienelemente des Stage-Pianos liegen aneinander gereiht oberhalb der Tastatur. Ganz links befinden sich zunächst zwei Drehpotis für das Volumen und das Volumenverhältnis bei gesplitteter Tastatur. Es folgen die Function-Taste zur Einstellung diverser Parameter und die Transpose-Taste. Mit dem Audio-Key können Audio-Dateien auf einem USB-Stick angesteuert werden. Daneben befindet sich schließlich die Sektion zur Steuerung der Begleitautomatik, genannt „Session Partner“, sowie Sequenzer und Metronom. In der Mitte liegt das grafische LCD-Display, dessen Anzeige zwischen aktuellem Sound, Session Partner, Songs und Metronom gewechselt werden kann. Rechts vom Display befinden sich schließlich sieben Taster zur Soundanwahl, sowie ein Split-Taster und die Effektsektion. Vergeblich sucht man ein Pitchbend- oder Modulationsrad. Als Anschlüsse auf der Rückseite gibt es MIDI In/Out, USB, drei Pedal-Anschlüsse (Sustain, Sostenuto, Soft), Stereo-Out, Stereo-In und ein extra Miniklinke-Eingang für einen MP3-Player oder ähnliches. Zwei Kopfhörerausgänge warten auf der Vorderseite des Gerätes, ebenso wie der Anschluss für einen USB-Stick.    

INNERER AUFBAU
Über die Tone-Taster gelangt man direkt in die einzelnen Instrumenten-Kategorien. Diese sind aufgeteilt in Gruppen wie Piano, E-Piano, Strings/Pad etc. Insgesamt stehen einem 339 Sounds plus neun Drumssets zur Verfügung. Darin enthalten sind ebenfalls die GM-Klänge. Über den Split- und Dual Modus lassen sich jeweils zwei der Klänge gleichzeitig spielen. Als Masterkeyboard mit umfangreicheren Tastatursplits ist das FP-7 somit nicht konzipiert. Die Anschlagsempfindlichkeit ist einstellbar in sechs Stufen, von „off“ bis „super heavy“.

RolandFP7_Keys_Panel_Angle

Effekte
Die Effektsektion teilt sich in vier Bereiche mit jeweils eigenem Taster ein. Zur Verfügung stehen Hall, Multieffekt, Soundkontroll und Equalizer, alle FX sind dabei gleichzeitig nutzbar. Zwar klingt der Hall sehr gut, doch ein bisschen mehr Editiermöglichkeiten hätte ich mir hier gewünscht. Außer der Tiefe des Reverbs können hier keine weiteren Parameter eingestellt werden.

Hinter dem Multieffekt verbergen sich 62 verschiedene Effekte, von diversen Delays über Phaser bis hin zu Amp-Simulationen. Für ein Digital-Piano also recht abwechslungsreich und qualitativ absolut hochwertig. Der Multieffekt ist im Gegensatz zu den anderen Effekten auch soundspezifisch speicherbar. Der Soundkontroll-Taster bietet die drei grundsätzlichen Klangcharakteristika Sharp, Clear und Power und fungiert somit als eine Art grober EQ. Ergänzt wird dieses durch einen zusätzlichen 4-Band Equalizer.

Roland FP-7 Display und Soundauswahl
Roland FP-7 Display und Soundauswahl

Audio-Key (USB)
Sehr interessant ist die Audio-Key Funktion. Diese erlaubt es, Audio-Files von einem angeschlossenen USB-Stick abzuspielen. Dabei werden die einzelnen Tasten der unteren Oktave als Start/Stop-Steuerung benutzt. So können zum Beispiel Strophen und Refrain-Playbacks je nach Wunsch abgespielt und oben drüber sogar noch One-Shot Samples abgefeuert werden. Wie sich die einzelnen Files verhalten sollen (Loop, Start/Stop, One-Shot), kann mit einer mitgelieferten Software im Vorhinein definiert werden.

Session Partner
Der so genannte Session Partner ist die Begleitautomatik des FP-7. Aus verschiedenen Genres findet man hier 80 vorgefertigte Begleitpatterns. Per Knopfdruck kann man dabei wahlweise Schlagzeugspur, Bass und harmonische Begleitung ein- und ausschalten und selber dazu spielen. Die Patterns sind mit genretypischen Akkordfolgen bedacht, allerdings lassen sich auch sehr einfach, ähnlich wie bei der Software Band-In-A-Box, eigene, bis zu 16-taktige Changes vorgeben. Leider ist die Qualität der Patterns nur sehr mittelmäßig. Für Übungszwecke geht das in Ordnung, zum Vorzeigen geschweige denn live Spielen sind die Patterns und Sounds allerdings bei weitem zu unmodern und unkreativ.

RolandFP7_SessionPartner

Sequenzer und Registrations
Mit an Bord des FP-7 ist weiterhin ein 3-Spur Sequenzer, mit dem sich auch das eigene Spiel zum Session Partner aufnehmen lässt. Der Sequenzer kann insgesamt 99 Songs fassen. Erwähnen möchte ich außerdem, da dies nicht selbstverständlich ist, dass sich den Pedalen diverse Funktionen zuweisen lassen: zum Beispiel Start/Stop des Session Partners oder Bending up/down von bestimmten Noten.

Der FP-7 kann insgesamt 28 „Registrations“ speichern. Eine „Registration“ ist eine Art favorisierte Arbeitsoberfläche, die mehrere Parameter umfasst. Einstellungen zu Sounds, Session Partner, Effekten und Transponierung lassen sich so speichern. 99 dieser „Registration-Sets“ (bestehend aus jeweils 28) lassen sich auch extern auf einem USB-Stick ablegen.

Roland FP-7 mit optionalem Heimständer
Roland FP-7 mit optionalem Heimständer
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Praxis

Flügelklänge
Das Wichtigste zuerst: Der Klaviersound des FP-7 ist für meine Begriffe sehr gut. Es gibt drei Flügelpresets, die sich vornehmlich in ihrer Brillanz unterscheiden. Alle drei klingen warm und natürlich. In einer kürzlich absolvierten Studiosession haben die Klänge des FP-7 so einige virtuelle Piano-PlugIns auf ihre Plätze verwiesen – zu meinem Stolz und des Produzentens Überraschung. Was mir allerdings fehlt ist der Klang eines guten Upright-Pianos, wie es ihn etwa bei Native Instruments Akoustik Piano oder bei Clavias Nord Serie gibt. Es muss doch nicht immer gleich Konzertflügel oder Honkey-Tonk Piano sein.

Piano Designer
Mit dem so genannten „Piano Designer“ lässt sich der Klaviersound zusätzlich leicht den eigenen Wünschen anpassen. Als Klangwerkzeuge stehen einem dabei die Öffnung des imaginären Flügeldeckels, Geräusche des Dämpferpedals, Saitenresonanz und Key-Off Resonanz zur Verfügung. Mit der Hammer Response Funktion kann zusätzlich das verzögerte Auftreffen des Hammers auf die Saite bei leichtem Anschlag emuliert werden. Und auch der passende Sound wird mit den „Hammer Noise Samples“ gleich mitgeliefert. Zusätzlich kann jede Note einzeln mit bis zu 50 Cent ver- bzw. gestimmt werden. Es gibt also einige Möglichkeiten den Klang seinen eigenen Vorstellungen anzupassen. Doch wie gesagt: Schon die Presets sind mehr als zufriedenstellend.

Roland FP-7
Roland FP-7

Weitere Sounds
Bei den E-Pianos gibt es die Klassiker Rhodes, Wurlitzer, Clavinet etc. Alle klanglich vertretbar, aber nicht übermäßig funky. Interessanter wird es da bei den Orgeln. Die Presets klingen schon recht gut. Zusätzlich können die Tone-Taster als Zugriegelersatz eingesetzt werden. Und auch sonst sind die Orgelsounds voll editierbar. So ist beispielsweise der typische Percussionsound zuschaltbar, sowie dessen schnelles oder langsames abschwellen – und natürlich auch der klassische Leslie-Effekt. Das alles ist allerdings recht umständlich, sodass man zwar einen Orgelsound seiner Wahl komplett programmieren kann, dies aber nicht live zu bewerkstelligen ist. Außerdem wird man das FP-7 auf Grund der gewichteten Tastatur wohl eh kaum zum exzessiven Orgelspielen benutzen wollen.

Die anderen Sounds wie etwa Streicher, Bässe oder Gitarren sind in Roland-typischer, hoher Qualität vorhanden, wobei die Auswahl und Editier- möglichkeiten natürlich begrenzt sind.

In der Praxis ist vor allem die Kombination aus guter Tastatur, gutem Sound und guten Boxen bestechend. So kann man das FP-7 sowohl zu hause zum Üben, als auch auf der Bühne oder im Studio problemlos nutzen. Die Boxen klingen (im Vergleich zu anderen Stagepiano-Boxen) warm und druckvoll. Außerdem lassen sie sich ausschalten, wenn beispielsweise über eine externe PA gespielt wird.

Ebenfalls praktisch ist der Miniklinke-Eingang. Da kann man schnell mal einen MP3-Player anschließen, zum Mitspielen oder Transkribieren. Ein internes Metronom ist natürlich Standard, die genaue Angabe der Taktart aber dennoch löblich und unerlässlich. Weiterhin benutze ich zum Üben recht häufig den Session Partner mit seiner Funktion, eigene Akkorde aufzunehmen. So lassen sich etwa komplizierte kurze Harmonieabfolgen im Loop abspielen, um dazu Skalen etc. zu üben.

Roland FP-7 mit optionalem Bühnenständer
Roland FP-7 mit optionalem Bühnenständer
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FAZIT

Wie Eingangs bereits erwähnt, ist das FP-7 in den entscheidenden Bereichen für mich unschlagbar. Die Tastatur spielt sich sehr natürlich, nuanciert und gleichmäßig, keine Spur von künstlicher Gewichtung. Und auch der akustische Flügelsound ist sehr gut. Die Qualität der anderen Sounds inklusive der Session Partner Patterns ist etwas weniger herausragend, geht aber in Ordnung. Zugegeben: das FP-7 befindet sich preislich eher am oberen Ende der Nahrungskette. Für noch mehr Geld erhält man dann gleich kraftstrotzende Alleskönner wie das Kawai MP 8 II oder Yamahas S 90 ES (beide allerdings ohne interne Boxen). Wer aber „nur“ ein transportables Klavier fürs Wohnzimmer oder die Bühne sucht und dabei Wert legt auf ein höchst pianistisches Spielgefühl, dem sei das FP-7 wärmstens empfohlen!

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • sehr gute Tastatur
  • sehr guter akustischer Flügelsound
  • Integration von Audio Files über USB-Anschluss
Contra
  • Qualität der Session Partner Patterns
Artikelbild
Roland FP-7 Digitalpiano Test
Für 1.649,00€ bei
Roland FP-7
Roland FP-7
Technische Daten
  • 88 gewichtete Tasten (PHA II – Mechanik)
  • 2 x 13W Box
  • 128-fach polyphon
  • Presets: 339 + 9 Drumsets
  • Effekte: Reverb, Multieffekt (62 Typen), Sound Control (3 Typen), Equalizer
  • Session Partner (Begleitautomatik) mit 80 Patterns (jeweils zwei Varianten)
  • 3-Spur-Recorder (bis zu 99 Songs intern speicherbar)
  • 65 interne Songs
  • Audio-Key Funktion (Audio und MIDI-Files auf einem USB-Stick über die Tastatur ansteuerbar)
  • Anschlüsse: Stereo-Out, Stereo-In, Miniklinke-In, MIDI In/Out, Sustain-, Sostenuto- und Softpedal, USB (to host/to device), 2x Kopfhörer
  • Maße: 1346 x 375 x 137 (B x T x H in mm)
  • Gewicht: 23,9 kg
  • Preis: UVP: € 1659,-
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Profilbild von Simon

Simon sagt:

#1 - 26.05.2011 um 20:11 Uhr

0

Das ist doch mal ein Test, in dem das Wichtige anschaulich erklärt wird. Vielen herzlichen Dank hierfür. Der Tester ist ganz offensichtlich kompetent, weil von der Warte des spielenden Musikers (und nicht wie leider so oft irgendwelche PR-Typen, die es ganz faszinierend finden, dass es eine Begleitautomatik gibt und die seit 10 Jahren keine Bühne mehr mit anderen Musikern betreten haben), ich fühle mich von ihm verstanden, weil er das, was für mich wichtig ist, verständlich rüberbringt.Weiter so!

Profilbild von Guenther

Guenther sagt:

#2 - 29.03.2014 um 22:41 Uhr

1

Ja wirklich eine super review. Ich hab das FP-7 seit einigen Jahren zusammen mit ein paar dutzend anderer Pianos und Synths in Gebrauch. Dieses geb ich nie wieder her, denn dem FP-7 kann kaum eines das Wasser reichen. Hier ist Roland wirklich ein großer Wurf gelungen. Warum es nicht mehr hergestellt wird ist mir ein Rätsel. Der Nachfolger FP-80 kostet stolze 1.800,00 und das FP-7 hab ich damals um 1.600,00 gekauft. Ich bereue keinen Cent.

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