Novation Circuit Test

Praxis

Betriebsmodi

Der Novation Circuit lässt sich in verschiedenen Betriebsmodi verwenden, die zum Steuern der einzelnen Sektionen vorgesehen sind. Dabei dienen die RGB-Pads zur Visualisierung und gleichzeitigen Steuerung des jeweiligen Modus.

Synth View

Zum synthetischen Klangdesign dienen zwei Synthesizer, die jeweils mit einer sechsstimmigen Polyphonie ausgestattet sind und auf der MiniNova-Engine basieren. Allerdings lassen sich die Circuit-Synths leider nicht von Grund auf programmieren und vollständig editieren. Pro Synth-Einheit können lediglich 64 vorgefertigte Patches aufgerufen und mit einigen Parametern an die eigenen Bedürfnisse angepasst werden. Klangtüftler dürften davon mit Blick auf die durchaus mächtige Nova-Klangerzeugung eher enttäuscht sein. Hier hat Novation ganz das schnelle Ergebnis in den Vordergrund gestellt – das Motto lautet: Klang aussuchen, etwas schrauben, passt (oder eben nicht).
Beide Synth-Einheiten bieten eine Sidechain-Funktion, die sich durch Drum 1 triggern lässt, um so beispielsweise Pumpeffekte zu erzeugen, wie man sie gerade in elektronischen Stilen gern mit Sidechain-Kompressoren erzeugt.
Im Synth-Mode werden die Pads zu einer Klaviatur über zwei Oktaven, die entweder chromatisch verwendet werden kann oder im Scale-Mode über auswählbare 16 Skalen verfügt. Möchte man die Synthline nicht selbst einspielen sondern programmieren, kann man dafür den 128-Step-Sequencer verwenden, der pro Step mehrstimmig programmiert werden kann, um Akkorde zu erzeugen.

Die 32 Pads werden im Synth-Mode zu einer Klaviatur, die chromatisch oder in Skalen gespielt werden kann.
Die 32 Pads werden im Synth-Mode zu einer Klaviatur, die chromatisch oder in Skalen gespielt werden kann.

Drum View

Auf der Rhythmus-Ebene stehen ebenfalls 64 Drum-Patches bereit, von denen maximal vier gleichzeitig Bassdrum-, Snaredrum- und Hihat-Sounds erzeugen können. Im Drum-Mode werden die Sounds nicht live eingespielt, sondern mit dem Step-Sequenzer in maximal 128 Steps ganz einfach programmiert. Es können jeweils zwei Sounds gleichzeitig programmiert werden. Im Hinblick auf Live-Performances ist das Fehlen einer Option zur Live-Einspielung etwas schade!

Pattern View

Das Anlegen und Auswählen der Patterns für alle Klangerzeuger erfolgt im Pattern-Mode. Zudem kann hier auch Patternlänge definiert werden (1 bis 8 Bars). Die Handhabung ist dabei sehr einfach: Um ein Pattern auszuwählen, wird es einfach angetippt. Um die Länge eines Pattern zu bestimmen, wird das Pattern gedrückt gehalten und eines der sieben weiteren Patterns betätigt. Eine blinkende Visualisierung bestätigt somit die neue Patternlänge. Arrangements werden im Pattern-Mode immer Tempo-synchron durchgeführt, da auch die Patterns synchron zum Grid laufen. Wählt man ein Pattern aus, so wird es nach Beendigung des aktuellen Taktes abgespielt.

Fotostrecke: 2 Bilder Im Drum-Mode können jeweils zwei Sounds gleichzeitig in maximal 128 Steps programmiert werden.

Im Video könnt ihr sehen, wie sich die Erstellung eines Patterns mit den verschiedenen Modi in der Praxis gestaltet:

Mixer View

Um die Klangerzeuger zu mischen und stumm zu schalten, dient der Mixer-Mode. Dabei dienen die Macro-Encoder als Volume-Regler und die Pads unter den Klangerzeuger-Auswahl-Buttons als Mute-Buttons zum Stummschalten der Sounds. So ist es problemlos möglich, während einer Performance in den Mix einzugreifen.
FX View
Die Effekt-Sektion ist passend zum Konzept einer Performance-Groovebox sehr überschaubar gehalten. Einzig und allein Reverb und Delay lassen sich hier mit den Macro-Encodern den Sounds hinzumischen. Die Pads dienen im FX-Mode zur Auswahl von acht Reverb- und 16 Delay-Presets. Auch hier steht also ganz klar der Performance-Gedanke im Vordergrund: Statt auf detaillierten Einstellmöglichkeiten liegt der Fokus beim Novation Circuit auf einer unkomplizierten und intuitiven Bedienung “on the fly”.

Einbindung ins Setup

Über die USB- bzw. MIDI-Schnittstelle lässt sich der Novation Circuit in die DAW einbinden und über den Port „Circuit“ via MIDI-Clock zum Song synchronisieren. Die Groovebox kann somit live und auch in einer Produktion problemlos ins Setup eingebunden werden, um als Klangerzeuger der Performance beizusteuern.
Zudem kann die Groovebox in DAWs als MIDI-Controller eingesetzt werden. In Ableton Live lässt sich der Circuit über das Launchpad-Template einrichten. Falls man den Circuit als reinen MIDI-Controller nutzen möchte und er keinen Laut von sich geben soll, so wählt man im Session-Mode ganz einfach eine leere Session. Der Circuit lässt sich natürlich auch zur Ansteuerung anderer Klangerzeuger verwenden, wobei sowohl der Step-Sequencer als auch die Pad-“Klaviatur” eingesetzt werden können.

Das Grid

Beim Step-Sequencer und auch beim live Einspielen ist wichtig zu wissen, dass das Grid fest in 1/16 gerastert ist und sich dieses Taktraster nicht ändern lässt. Somit sind beispielsweise keine Triolen möglich. Obwohl das 16tel-Raster für die allermeisten Anwendungen in elektronischen Stilen ausreicht, ist das doch sehr schade und schmälert die Möglichkeiten des Sequencers erheblich.

Sound

Die Demo-Sessions bieten einen guten Einblick in die Soundwelt des Circuits. Natürlich ist er zur elektronischen Grooveproduktion gedacht, weshalb unter den Demos hauptsächlich EDM-Sessions zu finden sind. Hören wir doch mal rein:

Audio Samples
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Minimal Trap Deep House Hands Up Break Beat

Die Drum-Sounds klingen durchweg gut und lassen sich allesamt mit Pitch, Decay, Distortion und Filter bearbeiten. Die insgesamt 64 Sounds decken zwar ein kleines Standardrepertoire ab, jedoch dürfte es auch gerne das Doppelte oder Dreifache sein. Vier Drum Parts sind zudem definitiv zu wenig, um einen kompletten Groove, geschweige denn Song zu produzieren. Hier offenbart sich dann doch recht deutlich, dass der Circuit eher eine Einsteiger-Groovebox ist.
Bei den Synths ist es ähnlich: Zwar lassen sich die 64 Sounds pro Synth an die eigenen Bedürfnisse anpassen, jedoch handelt es sich um vorgefertigte Patches, die sich mit den acht Encodern auch nur begrenzt verändern lassen. Die Patch-Library wird daher ebenfalls schnell ausgeschöpft sein, zumal die Sounds zwar zum Teil zeitgemäß sind, jedoch ganz sicher keine Neuheiten bieten. In der Nova-Engine steckt viel mehr, als der Circuit erahnen lässt – hier bleibt die Groovebox etwas hinter ihren Möglichkeiten zurück.
Die Effekt-Sektion fällt mit Hall und Delay in der heutigen Zeit natürlich eher spartanisch aus. Zwar bieten manche Patches der Synths den ein oder anderen “eingebauten” Modulations-Effekt wie Chorus und Flanger, der dann jedoch nur mit einem Regler steuerbar ist, wodurch nicht wirklich tief ins Geschehen eingegriffen werden kann.
Die klangliche Ausstattung der Synths, Drums und Effekte passt zum einfachen Bedienkonzept des Circuits und der Grundsound ist gut. Jedoch halte ich es für wahrscheinlich, dass die klanglichen Grenzen recht schnell erreicht sein werden und so mancher Nutzer sich etwas mehr wünschen wird. 

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microbug sagt:

#1 - 20.05.2020 um 09:59 Uhr

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Die aktuelle Firmware 1.8 beseitigt einige Kritikpunkte und zudem sind etliche neue Features hinzugekommen - vielleicht würde mal ein Update dieses Tests lohnen
.

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