LD Systems Maui P900 Test

Praxis

Die Maui P900 ist in vielerlei Hinsicht ein schweres Geschütz auf dem Markt der Säulensysteme. Wo selbst LD Systems und andere Hersteller auf Gewichtsreduktion achten, täuscht die P900 mit ihrem Aluminiumkleid und den Neodym-Treibern nur Leichtbauweise vor. Das Gerät ist mit seinen 46 Kilogramm ein echter Trümmer. Wir haben beim Testen auch alles gegeben: Der Fotograf hat sich an dem Subwoofer eine Läsur am Knöchel zugezogen und ich mir beim Auspacken den Rücken gezerrt.
Die Montage geht dann dank der geschickt verteilten Mulden und dem aus der Maui 28 G2 bekannten, überarbeiteten Konnektoren schnell von der Hand, trotz Gewicht. Kopflastig ist die Maui P900 keineswegs. Mit im Lieferumfang befindet sich eine zusätzliche Bodenplatte für den vorderen Bereich. So gesichert könnte die P900 sogar auf abschüssigen Rampen ihren Dienst verrichten.

Fotostrecke: 5 Bilder Der Zusammenbau ist so einfach, wie bei allen Stäbchensystemen

Erscheinung

Der Look der Maui P900 ist phänomenal und die Verarbeitung sauber bis in das letzte Spaltmaß. Formgebung und Materialwahl passen prima zu Hallenbad, großen Wohnzimmern, nüchternen Ausstellungsräumen bzw. stylischen Lounges, Bars und Restaurants im markanten Industrie-Design-Flair. Genau dafür ist die Maui P900 auch gemacht.
PA-Systeme stören in solchem Ambiente durch ihr konservatives, teilweise klobiges Aussehen im typischen Schwarz. Die Maui P900 bereitet dort mit dem Modern-Art-Appeal eine sehr gefällige, nahezu unauffällige Optik als akustisches Möbelstück. Praktisch das stylische Braun Transistorradio nur in ganz groß.
Aufgrund des Gewichtes und den kratzanfälligen Materialien empfiehlt sich die Säule für eine Festinstallation in entsprechenden Venues. Für Messeaussteller bzw. Ausrichter von hochklassigen Events lohnt sich der Aufwand des Transportes mit den sperrigen Flightcases. Ob allerdings hartes Touring mit den Gigbags schadlos für die P900 vonstattengehen kann, ist eine Frage für sich. Erfahrungsgemäß holen wir uns trotz diesem Schutz schnell Macken und Beschädigungen am Material ein. On-top bekomme ich bei dem Anschaffungspreis einer Maui P900 bereits hochamtliche Stereo-Säulensysteme, wie zum Beispiel zwei Bose L1 Modell II mit den großen B2-Subwoofern. Bei den aktuellen Straßenpreisen muss ich da nur noch ca. 800 Euro drauflegen.

Fotostrecke: 3 Bilder Sauberes Spaltmaß der Stäbchen-Elemente

Klang

Die horizontale Soundverteilung von 140° wird locker erreicht, sogar noch um Ecken. In der Vertikalen braucht es kaum mehr als die 15°, da die Box ohnehin über die Länge von zwei Metern Schall produziert. Der Anteil von Mitten und Höhen ist gleichmäßig über die zwei Elemente der Tonsäule verteilt. Ob sitzend im Nahfeld oder stehend in der Ferne, das Frequenzspektrum bleibt immer gleich. Sollte die Bauhöhe von 2,17 m vor Ort nicht möglich sein, lässt sich die Maui P900 auch nur mit einem Säulenelement fahren. Die maximale Höhe liegt dann bei 1,46 Metern.  Beim ersten Soundcheck kommt der Klang zunächst leicht hohl rüber. Die „nassen“ Frequenzen der unteren Mitten sind gedämpft, was dem Klang der Box einen PA-Contour-Charakter beschert: spritzige Höhen, rollende Bässe.
Die Sprachverständlichkeit ist hervorragend und der Spaß mit dem Bass ist überaus groß. Bei Snare Drums vermisse ich dann aber den Korpus. Wenige Stücke später habe ich mich an den Klang der Box eingewöhnt und der „stromlinienförmige“ Sound hat durchaus einen großen Charme. Trotzdem wünsche ich mir als Klangpurist die Wahlmöglichkeit zwischen „PA“ und „Flat“, was mittlerweile bei vielen aktiven Boxen implementiert ist und mit 50 Schalltreibern möglich sein muss. 

Fotostrecke: 2 Bilder Faszinierende Optik

Wie bei den anderen Maui Modellen, lässt ich der Anteil des Subwoofers dosiert an die Örtlichkeit bzw. Anlass anpassen. Die beiden 10-Zöller produzieren eine amtliche Basswelle. Die Begrenzung auf 42 Hz nach unten macht sich positiv in Lautstärke bemerkbar, denn die 1400 Watt (RMS) der drei Amps erzeugen im bunten Musikmix auf einen Meter 110 dB(A), in vier Metern 104 dB(A) und das über das ganze Verstärkerspektrum vollkommen rauschfrei. Enorm viel Druck und Dampf für ein Stäbchen-System, ca. 250 Zuhörer werden es zu schätzen wissen.
Die Bassabstrahlung hinter der Box ist recht stark. Der Hersteller bittet ohnehin aufgrund der Abwärme des Verstärkers, von Wänden 50 cm Abstand zu halten. Die Reflektion der rückwärtigen Basswelle könnte zudem noch ein Problem bei wandnaher Aufstellung darstellen. Also bevor ihr den Bassanteil runterregelt, versucht es erstmal mit ein paar Handbreit mehr Platz zwischen Box und Wand.

Bluetooth

Die theoretischen Werte sind gigantisch. Das Anfahren der Box mit einem drahtlosen Stereosignal soll bis 70 Metern die Kopplung mit einer weiteren Maui P900 als Stereosystem bis zu 40 Metern möglich sein. Was den Stereobetrieb mit einer weiteren Box anbelangt, kann ich keine Aussage tätigen. Die 70 Meter sind aber wohl nur mit gutem Willen, absolut funkfreier Peripherie und einem entsprechend starken Sender möglich.
Mit einem aktuellen Smartphone komme ich 20 Meter störungsfrei weit weg. Zwar hält das Smartphone auch bei über 50 Meter noch Kontakt zur Box, dann kommen aber nur noch Artefakte bei der Box an, die ich in 50 Metern Abstand noch sehr gut und laut höre. Übertragen wird das Audiosignal in verlustbehafteten SBC, AAX bzw. aptX Codierung. Zwar fliegen im Showroom dann keine Kabel rum, doch ist der Klang einen Tick besser, wenn wir die Maui P900 klassisch verkabeln.  

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