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Harley Benton GL-2NT Guitarlele Test

Die Harley Benton GL-2NT Guitarlele vereint die Gene einer Konzertgitarre und einer Tenorukulele. Von der Ukulele hat sie Größe und Mensur, von der Gitarre die sechs Saiten geerbt, und deshalb trifft auch die Wortschöpfung „Guitarlele“ den Nagel auf den Kopf, obwohl die Bezeichnung Ukutarre natürlich auch passen würde.

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Die Grundstimmung entspricht der einer Gitarre, allerdings mit den Tönen A-D-G-C-E-A. Daraus resultiert dann auch der hawaiianisch anmutende Sound. Wie sich die kleine Hybridgitarre in der Praxis schlägt und für welche Einsatzzwecke sie sich besonders empfiehlt, wird der folgende Test zeigen.

Details

Die HB GL-2NT kommt in einem Gigbag mit Rucksackgurt und Tragegriff. Mit einer Mensur von knapp 43,3 cm bei einer Gesamtlänge von 73 cm hat die GL-2NT die Größe einer 1/8 Konzertgitarre bzw. die einer Tenorukulele, womit sich der Kauf einer Reisegitarre unter Umständen erübrigen könnte.
Die verbauten Hölzer – ein munterer Mix aus Fichte (Decke), Mahagoni (Body), Blackwood (Griffbrett) und Nato (Hals) – unterliegen nicht den Restriktionen, die den Herstellern im Washingtoner Artenschutzabkommen zum Schutz der bedrohten Arten zur Auflage gemacht werden. Weniger erfreulich ist die Tatsache, dass der Hersteller kein massives Holz verbaut hat. Wenn man die Schalllochränder im Querschnitt betrachtet, erkennt man, dass eine Schicht Sperrholz mit einem hauchdünnen Furnier aus Fichtenholz verblendet wurde. In diesem Preissegment dürften diese Maßnahmen aber kaum überraschen.
Auch mit Intarsien hält sich unser Testmodell vornehm zurück, denn auch eine Schalllochumrandung hat man der GL-2NT nicht spendiert. Mit einem schön gemaserten Body aus Mahagoni zeigt sie sich aber von ihrer Schokoladenseite.

Fotostrecke: 5 Bilder Praktischerweise hat Harley Benton seiner Guitarlele GL-2NT ein passendes GigBag beigefügt.

Der große aufgeleimte und angeschraubte Rechtecksaitenhalter aus Blackwood beherbergt eine nicht kompensierte Stegeinlage, die bei Nylonsaiten auch nicht unbedingt vonnöten ist. Die Saiten werden am Tieblock fest verknotet und halten dort nach einer gewissen Einspielzeit auch stabil die Stimmung.
Eine schwarze Einbindung schützt rundum die Korpuskanten am Decken- und Bodenrand, und die halbmatte Lackierung wurde hauchdünn ohne Fehl und Tadel aufgetragen.
Im Inneren der Guitarlele dominieren die Gene der Gitarre. Boden und Decke werden mit echten Reifchen mit den beiden Zargen verbunden, die einteilige Decke und der einteilige Boden wurden lediglich mit zwei Querbalken stabilisiert.

Fotostrecke: 5 Bilder Der Saitenhalter ist aus Blackwood gefertigt und zusätzlich zur Verleimung mit zwei Schrauben fixiert.

Hals und Griffbrett

Das Griffbrett aus Blackwood ist akkurat und ohne Überstände auf einen Hals aus Nato geleimt, das Halsprofil entspricht einem flachen D. Eine Verstärkung benötigt der schlanke Hals nicht, er sollte auch so dauerhaft dem Saitenzug der Nylonsaiten widerstehen. Eine ausgeprägte Welle im oberen Drittel des Griffbretts stört den Spielfluss nicht, vor allem, wenn man mit herkömmlichen „open-string“ Griffen unterwegs ist.

Fotostrecke: 3 Bilder Der Hals besteht aus Nato und ist per Schwalbenschwanzverbindung fest mit dem Korpus verbunden.

Allerdings hat man der Guitarlele einen Bund „gestohlen“. Auf dem Griffbrett haben nämlich nur 17 Bünde Platz gefunden. Damit kann man aber gut leben, da man in den höheren Lagen ohnehin mit den immer schmaler werdenden Bünden zu kämpfen hat. Und zum Solospiel sollte man die Guitarlele mit ihren relativ unelastischen Nylonsaiten auch nicht unbedingt überreden.
Positionsmarker sind lediglich auf der schwarzen Griffbretteinfassung platziert.
Der Sattel wurde passgenau eingesetzt und er ist mit 4,8 cm wesentlich breiter als der einer ausgewachsenen Westerngitarre. Der Hals-Korpus-Übergang befindet sich wie bei einer Konzertgitarre am 12. Bund.

Kopfplatte

Die gefensterte Kopfplatte gibt sich ebenfalls betont klassisch. Die offenen Mechaniken wurden auf einer einteiligen Grundplatte aus Chrom („three on a plate“) verschraubt. Die weißen Kunststoffwirbel arbeiten leichtgängig und verrichten einen ordentlichen Job.

Fotostrecke: 2 Bilder Typisch für eine Konzertgitarre ist die durchbrochene Kopfplatte,…
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Praxis

Gitarristen und Ukulelespieler dürften mit unterschiedlich Ansprüchen an die Guitarlele herangehen. Der hauptamtliche Gitarrist muss sich an die kurze Mensur mit deutlich kürzeren Bünden gewöhnen. Das String Spacing ist trotzdem größer als bei der Westerngitarre, sodass die Finger bei den weiteren Abständen genügend Spielraum haben. Die höhere Stimmung dürfte den geübten Gitarristen kaum irritieren, da keine neuen Griffe eingeübt werden müssen. Aber mit den kompakten Abmessungen des Instruments könnte es ernsthafte Probleme beim Handling geben. Die optimale Sitzposition habe ich bei der Session nicht gefunden.
Der hauptamtliche Ukulele-Spieler muss dagegen mit sechs Saiten kämpfen und den einen oder anderen unbekannten Griff einüben. Darüber hinaus ist das Spring-Spacing kleiner als bei einer Ukulele. Aufgrund der kurzen Mensur und der daraus resultierenden geringeren Saitenspannung sollte der Zugriff überall ohne größere Widerstände gelingen. Nylonsaiten schonen überdies die Fingerkuppen.

Die Harley Benton GL-2NT Guitarlele spielt klanglich nicht unbedingt in der ersten Liga.
Die Harley Benton GL-2NT Guitarlele spielt klanglich nicht unbedingt in der ersten Liga.

Die Bass-Wiedergabe wird mit dem recht kleinen Resonanzkörper vergleichsweise doch recht stark eingeschränkt. Mit einer perkussiven Attack und einem schnell abklingenden Decay klingt das Instrument dann am Ende doch eher wie eine Ukulele. Von ausschweifenden Soloeinlagen in höchsten Lagen würde ich Abstand nehmen, da ich den Einsatzbereich der Guitarlele eher als liedbegleitendes Instrument sehe. Da sollte man lieber seine Stimme gut ölen. Allerdings fühlen sich die Nylonsaiten hier doch recht schlaff an. Unterm Strich war ich vom Klang nicht sonderlich begeistert. Aber das Instrument lässt sich schnarrfrei bespielen und inzwischen gibt es auch passende Saitensätze für die Guitarlele. Wer sie in der Gitarrenstimmung spielen möchte, sollte deutlich dickere Saiten aufspannen.
Leider kamen die Akkorde an der einen oder anderen Stelle nicht immer oktavrein rüber. Pardon.

Audio Samples
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Beispiel1: Guitarlele Picking Beispiel2: Guitarlele Rhythm
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Fazit

Die Harley Benton GL-2NT Guitarlele könnte gleichermaßen Gitarristen und Ukulele-Spieler mit auf die Reise nehmen, denn dem Hersteller ist es gelungen, ein preiswertes Instrument zu produzieren, das sich ohne Verarbeitungsmängel präsentiert. Allerdings spielt das Instrument klanglich nicht unbedingt in der ersten Liga, weshalb man seine Erwartungen nicht allzu hochschrauben sollte. Andererseits darf man den Spaßfaktor bei diesem „Unikum“ keinesfalls vernachlässigen. Die Guitarlele ist zweifellos am Lagerfeuer oder dem Campingplatz gut aufgehoben und erweist sich ohne Zweifel als ein durchweg geselliges Instrument.

Unser Fazit:
3,5 / 5
Pro
  • exotische Optik
  • niedriger Preis
Contra
  • nicht komplett oktavrein
  • Gesamtsound nicht ausgewogen
  • Saiten ziemlich schlaff
Artikelbild
Harley Benton GL-2NT Guitarlele Test
Für 59,00€ bei
Die Harley Benton GL-2NT Guitarlele besitzt einen gewissen Spaßfaktor und ist als Reiseinstrument am Lagerfeuer oder dem Campingplatz gut aufgehoben.
Die Harley Benton GL-2NT Guitarlele besitzt einen gewissen Spaßfaktor und ist als Reiseinstrument am Lagerfeuer oder dem Campingplatz gut aufgehoben.
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Harley Benton
  • Bezeichnung: GL-2NTGuitarlele
  • Typ: Konzertgitarre in 1/8 Größe
  • Farbe: Natur matt
  • Decke: Fichte
  • Korpus: Mahagoni mit schwarzem Binding
  • Hals: Nato
  • Griffbrett und Steg: Blackwood
  • Bünde: 17
  • Mensur: 433 mm
  • Sattelbreite: 48 mm
  • Mechaniken: offene Chrom
  • Besaitung ab Werk: Medium Tension Nylonsaiten
  • Gesamtlänge: 71 cm
  • Breite: 22,5 cm
  • Stimmung: A/D/G/C/E/A
  • inkl. Gigbag
  • Ladenpreis: 49,00 Euro (Januar 2021)
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Allerdings werden hier keine massiven Hölzer verwendet, was aber in diesem Preissegment in Ordnung geht.

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