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Verzerrer – Gitarren-Effekte richtig einsetzen – Workshop

Der verzerrte Gitarren-Sound ist zweifelsohne der wichtigste Klang in der Rockmusik und wird direkt mit der E-Gitarre in Verbindung gebracht. Ohne diesen Sound würden die markanten Riffs von Hendrix, Led Zeppelin oder Metallica – wenn überhaupt – nur halb so gut klingen.


In den 50er und 60er Jahren hatten die Gitarristen nur eine Möglichkeit ihre Riffs zu verzerren: sie mussten ihre Verstärker voll aufdrehen. Das lag nicht zuletzt daran, dass das Klang-Ideal bei den Verstärker-Herstellern damals noch ein anderes war – man versuchte nach wie vor  Amps zu bauen, deren Sound auch bei hohen Lautstärken möglichst clean blieb. Für Leo Fender brach eine Welt zusammen, als die Gitarristen plötzlich unbedingt einen verzerrten Ton haben wollten, hatte er doch jahrelang daran gearbeitet, dass die Amps selbst bei hoher Lautstärke nicht verzerren. Jemand, der die Gunst der Stunde nutzte und auf die Wünsche der jungen Gitarristen einging, war Jim Marshall. Er stellte im Jahr 1961 den ersten Prototypen eines Rock´n´Roll-Verstärkers vor. Aber auch hier gab es den Nachteil, dass der Röhren-Verstärker erst in ohrenbetäubender Lautstärke den Verzerrungsgrad erreichte, den die Gitarristen wollten. Die Erfindung des Transistors brachte die Wende und machte es möglich, den begehrten Sound Mitte der 60er Jahre erstmals in einer kleinen Kiste zu konservieren. Zu dem war der Transistor kleiner und günstiger als die Röhre und hatte auch bei heftigstem Bühneneinsatz eine wesentlich höhere Lebenserwartung.
Als das Maestro Fuzz Tone 1963 auf den Markt kam, begann das Zeitalter der Effekt-Pedale. Zwar hatte es recht wenig vom Klang eines übersteuerten Röhren-Verstärkers, war dafür aber klein, handlich und zerrte  – und das selbst bei Zimmerlautstärke. Das berühmteste Audio-Dokument dieses Pedals hat Keith Richards mit dem Riff von Satisfaction der Nachwelt überlassen.
Bis zum heutigen Tag werden Verzerrer in allen erdenklichen Arten und Farben entwickelt, gebaut und auf den Markt gebracht. Dabei kann man zwischen vier verschiedenen Gruppen unterscheiden:  Booster/Overdrive, Distortion, Metal und Fuzz.

WAS KANN EINGESTELLT WERDEN?
Je nachdem um welchen der vier Verzerrer-Typen es sich handelt, können die zur Verfügungen gestellten Bedienelemente und ihre jeweiligen Bezeichnungen variieren.  Auch setzen unterschiedliche Hersteller gerne auf individuelle Benennungen. Die Funktionen sind aber in der Regel identisch. Hier eine Liste der gängisten Regler und ihrer jeweiligen Zuständigkeiten.

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Boost / Drive / Gain / Distortion / Dist / Fuzz
Regelt den Grad der Verzerrung
Tone / Colour / Bass / Middle / Treble
Regelt die Klangfarbe, bzw. den Anteil des jeweiligen Frequenzbereichs
Mid Frequency
Auswahl der Mitten-Frequenz, die angehoben oder abgesenkt werden soll (findet man meist bei einem Metal Distortion)
Level/Volume
Regelt die Gesamt-Lautstärke

WIE KLINGEN DIE EINZELNEN VERSTÄRKERTYPEN?
Für die folgenden Hörbeispiele wurden alle Pedale über einen clean eingestellten Sovtek MIG-50, der an eine Marshall 4×12 Box angeschlossen wurde, gespielt.

Audio Samples
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Crunch Chords Blues D-Riff Full OD Powerchord Big Muff Full DS Lead DS Über Metal Black 13 Metal Zone Fuzz Octavia LP Fuzz GR Fuzz

WO KANN MAN DEN EFFEKT HÖREN?
Überall in der Rockmusik sind verzerrte Sounds zu hören. Ob die jetzt mit einem Amp oder Pedalen erzeugt wurden, wissen zum Teil die Gitarristen selbst nicht mehr…. Gerüchten zu Folge hat Joe Satriani die Platte „Surfing With The Alien“ mit einem Boss DS-1 eingespielt. Jeff Beck soll angeblich die Ratte (The Rat) bei einigen Aufnahmen in den 80ern benutzt haben –  nur wo und bei welchem Song ist nicht dokumentiert. Wer einmal ein breites Spektrum verzerrter Sounds hören möchte, dem sei das Album „Mescalero“ von ZZ Top empfohlen. Billy Gibbons zaubert hier einiges aus seinen verschiedenen Fuzz-Boxes und Distortion-Pedalen. Weitere Hörbeispiele von Fuzz-Sounds sind  Satisfaction – Rolling Stones (Riff mit Maestro Fuzz), Purple Haze – Jimi Hendrix (im Solo Octavia Fuzz), Devil In A Midnight Mass – Billy Talent, Bring It On – Lenny Kravitz.

Fotostrecke: 3 Bilder Jimi Hendrix Purple Haze, im Solo Oktavia Fuzz (Album: Are You Experienced 1967)

Auf den nächsten Seiten stellt Thomas die einzelnen Verzerrer-Typen in separaten Video-Clips vor.

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Booster haben den niedrigsten Verzerrungsgrad und werden benutzt, um den Eingangspegel zu erhöhen und den Input des Amps so ein wenig jntensiver zu übersteuern. Viele Gitarristen setzen den Booster aber auch ein, um dem bereits verzerrten Signal z.B. für Solos noch etwas mehr Gain und Lautstärke hinzuzufügen.

Fotostrecke: 3 Bilder Vox Cooltron – Brit Boost

Der Overdrive zerrt schon etwas mehr – ins Deutsche übersetzt, bedeutet Overdrive „übersteuern“. Der Effekt simuliert die Übersteuerung eines Röhren-Verstärkers. Schaltet man dieses Pedal vor einen cleanen Amp, bekommt man einen warmen, leicht verzerrten Ton. Stellt man den Verzerrungsgrad (Gain) beim Overdrive-Pedal relativ niedrig ein, kann man es auch als Booster benutzen. Overdrive-Pedale sind vor allem im Blues, Rock´n´Roll und Country beliebt. Überall da, wo eine leichte Verzerrung mit ausreichend Dynamik gefragt ist.Es gibt unzählige Overdrive-Pedale – das bekannteste ist der Ibanez Tube Screamer, der unter anderem von Stevie Ray Vaughan und anderen Blues-Legenden benutzt wird. Stevie Ray Vaughan hatte gleich zwei in seinem Pedalboard, die mit unterschiedlichem Verzerrungsgrad eingestellt waren. Somit konnte er zwischen zwei Zerr-Sounds aussuchen, und wenn es richtig zur Sache gehen sollte, schaltete er beide an. So einfach macht man aus einem einfachen Clean-Amp ein Vierkanal System:
1. Clean (kein Overdrive-Pedal an)
2. Crunch (1. Overdrive-Pedal mit wenig Gain eingeschaltet)
3. Verzerrt (2. Overdrive-Pedal mit mehr Gain eingeschaltet)
4. Lead (beide Overdrive-Pedale eingeschaltet)
Okay, jetzt seit ihr schon ziemlich gut informiert. Doch das war erst der Anfang. Die ultimative Komplettbedienung in Sachen Overdrive, seiner Sounds und Möglichkeiten gibt’s im folgenden Video-Clip.

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Hiermit wird der klassische Verzerrer-Sound erzeugt. Man kann fast sagen, dass der Distortion da anfängt, wo der Overdrive aufhört. Der Klang ist obertonreicher und hat mehr Sustain.

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Gut geeignet für sämtliche Arten von Rockmusik, bei der die Gitarre ordentlich krachen soll. Allerdings ist bei diesem Pedal die Dynamik wesentlich geringer als beim Overdrive. Auch hier gibt es einige Pedale, die sehr oft (auch heute noch) im Einsatz sind. Die meisten stammen aus den 70er Jahren, wie zum Beispiel der Big Muff von Electro Harmonix. Bei den Metal Gitarristen ist der MXR Distortion Plus sehr beliebt, der unter anderem bei Rhandy Rhoads (Ozzy Osbourne) und Dimebag Darrel (Panthera) zum Einsatz kam. Die Speedfinger-Abteilung hingegen mit Steve Vai, Yngwie Malmsteen und Joe Satriani schwören auf den DS-1 aus dem Hause Boss, der auch schon seit 1978 auf dem Markt ist. In den 80ern wurde ein Pedal entwickelt, das schnell Kultstatus erlangte: The Rat von der Firma Proco. Dieses Pedal wurde von Gitarristen aus den unterschiedlichsten Stilistiken benutzt, unter anderem sind da Frank Zappa, John Scofield, Joe Perry (Aerosmith), Nile Rodgers (Chic), Jeff Beck und Keith Richards zu nennen.

Weitere Infos zum Thema “Distortion” inklusive effektiver Tipps zur Einstellung und Verwendung, findet ihr im folgenden Clip.

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Beim Distortion-Sound im Metal  werden die Mitten extrem aus dem Klangbild herausgenommen. Man spricht hierbei von einem Mid-Scoop-Sound. Der Verzerrungsgrad ist hier noch ein wenig höher als beim herkömmlichen Distortion-Pedal. Um den Klang eines Metal Distortion-Pedals optimal zu nutzen, sollte der Verstärker clean eingestellt sein. Hat man den Amp verzerrt eingestellt, werden Verzerrungsgrad und  Nebengeräusch-Level zu hoch. Der Ton kommt sehr undeutlich und matschig aus den Lautsprechern.

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Die Metal-Verzerrer sind die jüngsten Pedale im Distortion-Bereich. 1991 brachte Boss den MT-2, den ersten Verzerrer mit parametrischer Mitten-Reglung heraus. Dieser Effekt ist mittlerweile Standard im Effektboard vieler Metal-Gitarristen. Weitere gute Pedale sind der Line 6 Übermetal, Krank – Distortus Maximus und das Black 13 von Digitech, ein Signature Pedal mit den Sounds von Anthrax-Gitarrist Scott Ian.

Wie Metal-Zerrer klingen und was sie so alles können, erzählt Thomas am besten selbst:

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Dies ist der Sound, der in den 60ern mit Hilfe der Transistor-Technik entwickelt wurde, um einen verzerrten Röhren-Amp zu simulieren. Klingen tut es zum Teil aber eher wie ein Röhren-Verstärker, der kaputt ist und gleich explodieren wird. Viele Riffs aus den 60ern und 70ern basieren auf diesem Sound. Bei „Satisfaction“ von den Rolling Stones ist ein Maestro Fuzz Tone am Start, Jimi Hendrix hat live und im Studio sehr oft mit einem Dallas Arbiter Fuzz Face gearbeitet.

Eine modernere Variante zum Thema Fuzz: das Boss FZ-5
Eine modernere Variante zum Thema Fuzz: das Boss FZ-5

Und wieder hat Thomas höchstselbst das letzte Wort:

Hot or Not
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