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Guild F-1512E Test

Guild F-512 hieß das Jumbo-Zwölfsaitermodell, das die amerikanische Gitarrenmanufaktur 1968 vorstellte, und das in die Geschichte der Westerngitarren eingehen sollte. Nicht zuletzt durch viele prominente User wie Pete Townshend oder auch Queens Brian May, der diese Jumbo sowie die F-412 auf dem Queen-Klassiker “´39” einsetzte, gewann diese Gitarre Kultstatus – allerdings hat dieses in den USA gefertigte Modell auch seinen Preis.

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Mit der F-1512 ist allerdings auch eine Version erhältlich, die in China hergestellt wird und deutlich eher auf ein musikergerechtes Budget zugeschnitten ist. Die Gitarre gibt es ohne Pickupsystem, wir haben uns für diesen Test aber für die F-1512E entschieden, die mit einem Fishman Sonitone System ausgestattet ist.

Details

Korpus

Die F-1512E präsentiert sich mit einem mit Polyurethan lackierten Jumbokorpus, dessen Decke aus Sitka-Fichte und Zargen sowie Boden aus Indischem Palisander gefertigt sind. Die Zargen garniert ein sehr schönes, elfenbein-weißes Kunststoffbinding, das sich mit feinen schwarzen Linien zur Decke abgrenzt. Rein optisch ist alles an der Gitarre perfekt verarbeitet und macht einen edlen Eindruck.

Fotostrecke: 5 Bilder Die auf ein musikergerechtes Budget zugeschnittene Guild F-1512E…

Eine ebenfalls schwarz-elfenbeinfarbige Perlmutt-Rosette umfasst das Schallloch, unterhalb findet sich ein Schlagbrett im Schildpatt-Look. Die Decke wurde mit einem “Scalloped X Bracing” aus Sitka-Fichte stabilisiert, die Korpustiefe misst 101 mm an der halszugewandten Korpusseite und 114 mm jenseits des Steges, die Breite 305 mm und 422 mm, wobei die Gitarre eine Gesamtlänge von 1118 mm besitzt.

Fotostrecke: 3 Bilder Zum Schutz vor Kratzern ist ein Schlagbrett im Schildpatt-Look unterhalb des Schallochs angebracht.

Für eine bessere Bundreinheit ist die Stegeinlage kompensiert, beim Steg selbst kommt, wie auch bei Boden und Zargen, Indischer Palisander zum Einsatz. Die zwölf Saitenpins bestehen aus elfenbeinfarbenem Kunststoff und sind mit einem schwarzen Punkt in der Mitte versehen. 

Fotostrecke: 4 Bilder Ebenfalls aus indischem Palisander ist der Steg gefertigt.

Gurtpins gibt es am Hals-Korpusübergang und an der unteren Zarge, wobei letzterer auch die Funktion der Klinkenbuchse für unser Tonabnehmersystem übernimmt. Die Pickup-Einheit, ein Fishman Sonitone mit Sonicore-Tonabnehmer, ist als reines Piezosystem konzipiert, wobei Volume- und Tone-Regler durch das Schallloch erreichbar sind, während das Batteriefach im Inneren am Halsfuß per Klett befestigt ist.

Fotostrecke: 3 Bilder Durch das Schalloch sind Tone- und Volumenregler des internen Pickupsystems erreichbar.

Hals

Beim Hals kommt Mahagoni mit einem aufgeleimten Palisandergriffbrett zum Einsatz, die Einlagen sind aus Perlmutt. Die Halsform ist ein klassisches C-Shape, und liegt, insbesondere für eine Zwölfsaitige, sehr komfortabel in der Hand. Spieler, die auf solche Instrumente mit Berührungsängsten reagieren, werden sich über diese Halseigenschaften sehr freuen. Der Hals gehört zu einer 648 mm Mensur, ist mit 20 Bünden bestückt und umfasst einen 16″ Radius bei einer Sattelbreite von 48 mm. Der Sattel selbst besteht übrigens aus Knochen.
Den Hals-Korpusübergang finden wir standardgerecht auf Höhe des 14. Bundes und die Kopfplatte ist mit dem Guild-Schriftzug und dem Chesterfield-Emblem garniert, das bereits in den 60er Jahren auf den Instrumenten der Marke zu sehen war. Wie bei zwölfsaitigen Gitarren häufig üblich, ist die F-1512E mit zwei Halsstäben ausgestattet, die durch das Schalloch justiert werden können. Als Stimmmechaniken kommen vernickelte Guild “Die Cast Closed Gear” Modelle zum Einsatz.

Fotostrecke: 6 Bilder Der Hals-Korpusübergang ist in Höhe des 14. Bundes.

Guild Jumbo Polyfoam Case

Die F-1512E wird in einem Guild-Softcase geliefert, in dem sich die Gitarre perfekt in die grüne, samtartige Auskleidung einpasst. Ein Fach im Inneren liefert genug Stauraum für diverse Utensilien und beinhaltet auch zwei Gurte, die es ermöglichen, das Case auf den Rücken zu schnallen. Auf dem Deckel finden wir zusätzlich ein Außenfach, das jedoch höchstens Platz für ein dünnes Notenheft bietet.

Fotostrecke: 2 Bilder Im Lieferumfang ist ein passendes Guild-Softcase enthalten,…
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Praxis

Für die Soundbeispiele verwende ich ein Neumann KM 184 als Kleinmembraner und ein Audio Technica AT4060a als Großmembran/Röhrenmikrofon. Beide Mikros sind im ca. 25 cm Abstand auf den 12. Bund gerichtet und werden über einen Great River MP500 NV und einen Sound Sculpture MP573 Mike Preamp verstärkt.
Beim ersten Antesten der F-1512E fällt sofort die sehr bequeme Bespielbarkeit auf. Wer jemals Zwölfsaiter gespielt hat, kann sich lebhaft vorstellen, in welchen Kampf ein schlecht eingestelltes Modell ausarten kann. All das ist hier nicht zu befürchten, denn sowohl hinsichtlich der Saitenlage (die Gitarre ist mit einem beschichteten Satz 010 – 047 Phosphor Bronze Light bestückt) als auch der Verarbeitung gibt es keinerlei Beanstandungen: Alle Bünde sind perfekt abgerichtet und die Bundreinheit ist tadellos.
Werfen wir nun ein Ohr auf einige Strumming-Passagen. Ihr hört alle Beispiele mit zwei verschiedenen Mikrofonen abgenommen und zusätzlich das Piezosystem, auf das später näher eingegangen wird:

Audio Samples
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Strumming: Neumann KM 184 Mikrofon Strumming: Audio Technica AT 4060 Mikrofon Strumming: Interner Pickup

Die Guild besitzt ein schönes, voluminöses Klangbild, und alle Saiten wirken quer über das Griffbrett sehr ausgewogen. Der Bassbereich klingt voll und knackig, aber auch sehr klar und aufgeräumt. Der breite Strummingsound, den man von einer zwölfsaitigen Gitarre erwartet und warum man auch oft zu dieser Bauform greift, ist sofort voll da und die Saitentrennung ist klar und deutlich.
Nun ein Strumming in höheren Lagen. Auch dort zeigt sich ein sehr ausbalancierter Klangeindruck. Alle Frequenzbereiche sind sehr präsent und die Höhen haben den klassischen “chime” und die Offenheit einer guten Twelvestring, was natürlich nicht zuletzt auch der Fichtendecke geschuldet ist, die als Weichholz die genannten Klangeigenschaften begünstigt.
Häufig liest man das Vorurteil, dass Gitarren aus Fernost gerne “zu Tode lackiert” und dem Holz dadurch natürliche Schwingungseigenschaften genommen werden -nichts davon ist bei dem vorliegenden Modell zu befürchten. Die Bespielbarkeit in den hohen Lagen bestätigen den Anfangseindruck der Gitarre: Barré-Akkorde jenseits des 5. Bundes bereiten überhaupt keine Probleme und sind ohne Scheppern und Schnarren zu bewerkstelligen.

Audio Samples
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Strumming 2: Neumann KM 184 Mikrofon Strumming 2: Audio Technica AT 4060 Mikrofon Strumming 2: Interner Pickup
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Der Begriff Jangle leitet sich aus dem typischen Sound einer gepickten zwölfsaitigen Gitarre ab, wie sie häufig in den 60er Jahren von Bands wie den Beatles und den Byrds und gerne auch als zwölfsaitigen E-Gitarre eingesetzt wurde. Die F-1512E bringt schön diesen silbrigen Flair zum Vorschein, den man sich von solchen Passagen erhofft.
Hier ein Beispiel für Flatpicking auf der F-1512E:

Audio Samples
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Flatpicking: Neumann KM 184 Mikrofon Flatpicking: Audio Technica AT 4060 Mikrofon Flatpicking: Interner Pickup

Wie man zum Sound von Piezopickups steht, wird wohl immer Geschmackssache bleiben, aber dass man bei einer Gitarre für etwas mehr als 1000 Euro kein hochwertiges Mikrofonsystem erwarten kann, versteht sich von selbst. Insofern kam in der F-1512E ein relativ preiswertes System der Firma Fishman zum Einsatz. Der Sonicore-Pickup samt Sonitone-System macht seinen Job gut, auch wenn die typischen “zirpigen” Eigenschaften des Piezosystems hörbar sind. Durch das Platzieren der Preampeinheit innerhalb des Schalllochs kann man sehr gut alle Regler bedienen, und da keine Fräsarbeiten an den Zargen anfallen, könnte man das PU-System bei Bedarf natürlich auch ohne großen Aufwand durch ein höherwertigeres ersetzen, ohne starke Modifikationen an der Gitarre vornehmen zu müssen.
Hier zwei Beispiele mit dem eingebauten Piezo-System:

Audio Samples
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Pickup: Toneregler Maximum Pickup: Toneregler Minimum
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Fazit

Die Guild F-1512E hat alles, was man von einer zwölfsaitigen Gitarre erwartet, und das zu einem sehr guten Preis. Verarbeitung und Werkseinstellung sind einwandfrei und die Bespielbarkeit ist über das gesamte Griffbrett äußerst komfortabel, dabei sind weder Schnarren noch tote Punkte auszumachen. Der Klangeindruck ist sehr offen und ausgewogen, wobei die Guild mit einem schönen Klangbild auch im Bass punktet und die Höhen das typische silbrige Flair wiedergeben.
Dazu kommt ein Softcase sowie ein eingebautes Pickupsystem, das die F-1512E auch zu einem tollen Live-Werkzeug macht. Bei einem Thekenpreis von knapp über 1000 Euro deshalb Daumen hoch!

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • ausgewogenes Klangbild
  • komfortable Bespielbarkeit
  • tadellose Verarbeitung
  • gutes Preis-Leistungsverhältnis
Contra
  • keins
Artikelbild
Guild F-1512E Test
Für 1.129,00€ bei
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Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Guild
  • Modell: F-1512E
  • Bauform: Jumbo, 12-saitig
  • Made in: China
  • Korpus: Sitka Fichte
  • Farbe: Natural
  • Finish: Polyurethan Lack
  • Steg: Indischer Palisander
  • Stegeinlage: Knochen
  • Mensur: 648 mm
  • Hals: Mahagoni
  • Halsprofil: C
  • Griffbrett: Indischer Palisander
  • Griffbrettradius: 16″
  • Halseinlagen: Perlmutt Punkte
  • Bünde: 20
  • Sattel: Knochen
  • Sattelbreite: 48 mm
  • Schlagbrett: Schildpatt
  • Mechaniken: Guild Die Cast Closed Gear
  • Saiten ab Werk: D’Addario EXP38 Phosphor Bronze beschichtet .010 – .047
  • Tonabnehmer: Fishman Sonitone mit Sonicore Pickup
  • Zubehör (inklusive): Guild Jumbo Polyfoam Case, Imbusschlüssel
  • Preis: 1308,00 Euro UVP
Hot or Not
?
…hat ihre Gene von der berühmten und legendären F-512.

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