Formula Sound FF6.2 L Test

Die Kooperation der britischen Hersteller Funktion One und Formula Sound will mit dem FF6.2 L das Beste analoger Audiotechnik dauerhaft in den Clubs etablieren. High-End-Sound, gepaart mit professioneller und nachhaltiger Studiotechnik sowie jeder Menge ausgeklügelter Features, sollen Clubbetreiber, Partyveranstalter und Festivalorganisatoren von der Anschaffung oder Ausleihe der englischen DJ-Mixer überzeugen. Der Ansatz ist schlüssig wie konsequent, denn wozu sollte man als Veranstalter eine hochpreisige Funktion-One-Anlage ausleihen, wenn schon das georderte Frontend nicht die nötigen Voraussetzungen hierfür erfüllt?

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Diese Frage stellte sich eines Tages auch Tony Andrews, einer der beiden Mitbegründer von Funktion One, dessen Antwort letztlich in der Kooperation mit der Company Formula Sound mündete, aus der bis dato vier hochkarätige Mischpulte hervorgegangen sind, die allesamt gegen einen kleinen Aufpreis auch als R-Version, sprich mit Rotary-Reglern anstatt mit linearen Fadern, erhältlich sind.
Der mir vorliegende Mischer stellt vorläufig die Spitze der gemeinsam initiierten Evolution dar und kommt als reiner Installationsmixer im schwarzen Full-Metall-Jacket. Er bietet neben sechs prall gefüllten Kanälen alle erdenklichen Optionen, die für Festinstallationen in Clubs im Hier und Jetzt von Nöten sind, was letztlich in einem VK von aktuell 3990 Euro resultiert. Zuviel meint ihr? Wir wollen es herausfinden.

Details

Black Beauty und Verweise in die Messtechnik

Der Vollmetallbolide erweist sich mit 10 kg Einwaage als schwer zähmbares Schwergewicht und seine Ausmaße sind mit 44,2 x 35,5 x 12,5 cm mehr als erheblich. Mein erster prüfender Blick über die Pultoberfläche offenbart weder offensichtliche konzeptionelle Versäumnisse noch Schwächen hinsichtlich der Fertigung. Nein, ganz im Gegenteil. Sehr erfreut bin ich über die Auswahl der Potiknöpfe, die ohne jegliche Verjüngung auskommen, zylindrisch geformt und aus Aluminium gefertigt wurden. Das Finish ist schwarz, die Seiten sind geriffelt und eine feine weiße Markierung gibt eine konkrete Auskunft über den aktuell eingestellten Wert und das, obwohl die Drehregler komplett ohne konzentrische Skalen auskommen. Die Drehknöpfe ähneln sehr den Spannzangenexemplaren aus Aluminium von der Firma Mentor, die aber eher in der Messtechnik Verwendung finden, was im Grunde schade ist, denn sie vermitteln sehr viel Gefühl aufgrund des großzügigen Arbeitswegs und der geriffelten Seiten.
Hier jedenfalls findet man hiervon sieben Stück pro Kanal, sprich zusammen 42 Stück und dann noch einmal zwölf davon in der Master/Monitor-Sektion, macht insgesamt 54 sehr angenehme Drehregler, die einem zudem einen wohl dosierten Widerstand entgegenbringen. Viel PS und viel Gefühl – das passt gut zusammen.
Das Layout ist mit sechs von oben nach unten durchgehenden Kanälen zur Linken und dem Master/Monitor-Sektor auf der rechten Seite klassisch gehalten und die Aufteilung wirkt klar, was auch an der aufgebrachten weißen Linienführung liegt und ziemlich schnell zu einer guten Übersicht führt.
An den Seitenteilen auf dem zweiten Bild gut zu erkennen sind die beiden Gehäuselüfter, die direkt mit Einschalten des FF6.2 L ihren unüberhörbaren surrenden Betrieb aufnehmen. An dieser Stelle sollte spätestens auch dem letzten Träumer klarwerden: Das englische Flaggschiff gehört definitiv nicht ins DJ-Wohnzimmer, sondern ausschließlich in den Club oder in ein Festival-Rack! Für daheim sind allein schon die Lüfter viel zu laut! Und jene Propeller sind nicht zum Spaß installiert worden, denn der Mixer, wird mordsheiß, insbesondere in der rechten oberen Ecke, wo sich der Netzanschluss befindet.
Die durchgehend analoge Bauweise und ein mutmaßlich großzügig dimensioniertes Netzteil haben natürlich auch die alt bekannten Nebeneffekte der „guten alten analogen Zeit“ gleich mit an Bord, was sich in relativ großen Wärmeverlusten widerspiegelt, die zu dem Eindruck führen, man könne die metallene Pultoberfläche auch zum Finalisieren diverser Eierspeisen nutzen … naja gut, aber Strom wird hier definitiv nicht gespart, so viel steht jedenfalls fest.

Fotostrecke: 2 Bilder Klassisches Layout, gute Übersicht trotz vieler Features

Channel-Sektion

Die ersten beiden Kanäle verfügen wahlweise über einen Mikrofonanschluss in Form einer weiblichen XLR-Buchse oder einem Paar 6,35-Millimeter-Schaltklinkenbuchsen, die symmetrisch wie unsymmetrisch betrieben werden können. Der Mic-In verfügt über eine separat schaltbare Phantomspeisung und einen Gain-Trimmer. Offensichtlich dienen die Line-Eingänge im Wesentlichen als Return für den Aux Send, sprich für die Effektschleife.
Den Kanälen 1 und 2 ist jeweils ein eigener Kompressor anheimgestellt, dessen Regler für Threshold und Ratio ebenso wie der Phantompower-Switch und der Mic-Gain auf der Unterseite des Gerätes zu finden sind. Nichts für Änderungen während des laufenden Betriebs also, sondern eher für einmalige Konfigurationen vor der Festinstallation.
Das Überschreiten des Thresholds wird durch eine rote LED am Fuße des Kanalzuges angezeigt; der Kompressor wird durch den daneben befindlichen Button aktiviert. Beide Kanalsignale können wieder auf die Aux-Sends geroutet werden, um dufte Feedbacks zu erzeugen, gelangen aber nicht auf den Crossfader, sondern direkt auf die Pultsumme.
Die übrigen vier Kanäle sind DJ-typisch als Dual-In mit separaten Line- und Phono-Eingängen ausgelegt. Sie können zwar nicht auf einen Kompressor zugreifen, dafür aber auf die Aux Sends 1 und 2 und beide Seiten des Crossfaders geroutet werden. Allen Kanälen gemein sind die aus 12 LEDs bestehenden, dreifarbig kodierten (grün/gelb/rot) Mono-Peak-Meter und die Vierband-Equalizer, die sehr praxisdienlich parametrisiert sind. Der Bassregler regelt unterhalb von 140 Hz, die unteren Mitten bearbeiten das Band zwischen 140 und 750 Hz. Die oberen Mitten sind in dem Bereich von 750 Hz und 4,3 kHz angesiedelt und der High-Shelf zeigt sich für die Frequenzen oberhalb von 4,3 kHz verantwortlich.
Sämtliche Bänder ermöglichen einen Full-Cut und einen maximalen Boost von 6 dB. In allen Kanalzügen folgt dem EQ eine zweiteilige Filtersektion, die über einen grün leuchtenden Button (wenn aktiviert) ein- bzw. ausgeschaltet wird. Zwei für die Grenzfrequenzen dedizierte Regler bestimmen stufenlos die Grenzfrequenz für das Tiefpass- und das Hochpassfilter zwischen 20 Hz und 20 kHz. 60 Millimeter lange Linefader sorgen für gefühlvolle Fades und ein 45 Millimeter langer Crossfader, der gegen Aufpreis auch als Pro-Version erhältlich ist, beherrscht aufgrund seiner stufenlos einstellbaren Kurvencharakteristik alles zwischen gefühlvollen Blenden und knackigen Cuts.

Fotostrecke: 2 Bilder Die Kanäle: DJ-Herz, was willst du mehr?

Master und Booth

Der Masterbus ist zu meiner Überraschung gar nicht so üppig ausgestattet wie man es hätte vermuten können. Jedenfalls fehlt ihm ein Monoschalter und/oder ein Balance-Regler, die aber beide in der Booth-Sektion zu finden sind, was mir bis jetzt immer noch nicht einleuchten will. Beide Controller können sowohl in der Booth als auch auf dem Dancefloor benötigt werden und sollten in einem professionellen DJ-Beschallungspult erst recht bei dem Preis in beiden Sektionen vorhanden sein. Meine Meinung.
Die Mastersumme verfügt über einen Stereo-Insert, der über zwei rückseitige ISR-Buchsen (6,35 Millimeter) realisiert wird. Obwohl sich das Booth-Signal ausschließlich aus der Summe speist, macht sich das Aktivieren des Masterinserts nicht auf dem Booth-Signal bemerkbar. Bei den kleineren Pulten FF4000 L und FF6000 L kann man zumindest auswählen, ob der Insert sich auf den Booth auswirken soll oder nicht, bei meinem Testkandidaten geht das nach meinem jetzigen Kenntnisstand (23.05.17) jedenfalls nicht.
Sowohl Master als auch Booth verfügen jeweils über ein separates dreifarbiges Stereo-Peak-Meter, das aus 2×12 LEDs zusammengesetzt ist. Beide Pegelsteller münden in einem etwas großzügiger gefassten Potiknopf, um dem Anwender bei Feineinstellungen während des laufenden Betriebs einen größeren Regelweg bereitzustellen.
Master und Booth werden über rückseitige XLR-Paare aus dem Pult geführt. Ein weiteres XLR-Weibchen kann wahlweise als Ausspielweg für die Monosumme (L+R) oder als Subbassausgang (Headphones

Hinsichtlich der Kopfhörersektion gibt es nicht viel rumzumäkeln. Neben zwei Ausgängen (3,5 und 6,35 Millimeter) stellt das FF6.2 L DJ-typisch einen stufenlosen Cue/Mix-Regler, regelbare Kopfhörerlautstärke sowie eine Split-Schaltung bereit. Erwähnenswert finde ich, dass der Cue-Abgriff Pre- oder Post-EQ geschaltet werden kann.

Fotostrecke: 3 Bilder Dem Master fehlt’s wie so häufig an einem Balance-Regler. Einen Flip-Schalter für die Spilt-Schaltung hätte ich natürlich auch gern gesehen.

Besonderheiten

Der Hersteller bestätigte bei Erscheinen, dass der FF6.2 L auch als R-Version erhältlich ist, sprich mit Rotarys bestellt werden kann. Bilder hiervon gibt es allerdings bis dato nicht. Darüber hinaus kann der geneigte Interessent den Mixer mit externem Netzteil ordern, auf Anfrage werden auch 19-Zoll-Rackmounts mitgeliefert.
Über einen Phönix 9-Pin-Connector kann ein weiterer „Zone Out“ verfügbar gemacht werden. Die zweite Stereosumme ist für die Beschallung eines weiteren Raums angedacht und wird über eine Remote, die ebenfalls in jenem Raum untergebracht werden kann, hinsichtlich der Lautstärke gesteuert. Eine Alarmschnittstelle (ebenfalls Phönix Multipin) ermöglicht den Anschluss einer Notfallschaltung, die bei Bedarf zum Beispiel von der Geschäftsleitung aktiviert werden kann. Sie schaltet alle Quellen des FF6.2 L stumm, außer das Konsolenmikrofon, das dann für Durchsagen bereitsteht. Das Konsolenmikrofon wird rückseitig links oben via XLR angeschlossen, verfügt über einen Dreiband-EQ und gelangt direkt auf die Stereosumme.

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