EBS MultiComp Test

Wenn es einen Effekt gibt, der für den Bass auch von denjenigen verwendet wird, die ansonsten eher puristisch daherkommen und gar nicht gerne mit „Soundverdrehern“ arbeiten, dann handelt es sich um einen Kompressor. Genau genommen ist der Kompressor aber gar kein Effektgerät, denn – vorausgesetzt, er wird subtil eingesetzt – er arbeitet am besten, wenn man ihn eigentlich überhaupt nicht wahrnimmt. Das machte es einem Testbericht nicht einfach, dem Leser/Hörer zu vermitteln, ob ein Kompressor gut oder schlecht ist, denn in der Regel ist es besser, ihn so wenig wie möglich beim Arbeiten zu hören.

EBS_Multicomp_Intro


Das Signal eines E-Basses ist eines der dynamischsten in der Musikwelt. Es verfügt über eine immense Impulsstärke, die mitunter Lautsprecher töten kann, und über eine riesige Frequenz- und Dynamikweite. Ein Basston verfügt über eine sehr schnelle Einkling- und eine sehr lange Ausklingphase. Und das ist einerseits der große Vorteil des E-Basses: Er lässt dem Musiker einen enorm großen Dynamikspielraum, den er zugunsten seiner musikalischen Performance nutzen kann. Andererseits sind vor allem im Studio, aber auch unter vielen Livebedingungen, genau diese großen Dynamikunterschiede problematisch. Sie lassen den Sound unter Umständen sehr roh erscheinen, manche Töne verschwinden im musikalischen Kontext, während andere wiederum viel zu stark hervortreten. Das potenziert sich, wenn sehr unterschiedliche Spieltechniken zum Zuge kommen oder der verwendete Bass in sich variiert und einzelne Töne unterschiedlich stark wiedergegeben werden. Hier kann ein Kompressor die notwendige Balance zwischen Dynamik und musikdienlicher Dynamikbegrenzung herstellen. Darüber hinaus kann er aber tatsächlich auch als Effekt verwendet werden, indem man ihn bewusst an seine Grenzen fährt. So lassen sich beispielsweise unnatürlich lange Sustainfahnen oder schrille, pumpende Sounds erzeugen, bei denen leise Flageoletts genau so laut erscheinen wie harte Slap-Passagen.
Nicht unerwähnt bleiben soll, dass natürlich auch die Wahl des Verstärkers die Verwendung eines Kompressors beeinflusst. Während ein Röhrenverstärker von sich aus, speziell im Bereich der beginnenden Übersteuerung, bereits auf sehr natürliche und harmonische Weise das Bass-Signal komprimiert, wird ein Transistorverstärker dies aufgrund seiner Art der Impulsverarbeitung weniger oder überhaupt nicht tun. Wer also beispielsweise seinem Transistorverstärker die Arbeit der harten Impulsverarbeitung erleichtern und sich das Gefühl gönnen möchte, mehr Leistung zur Verfügung zu haben, der sollte ebenfalls über die Verwendung eines Kompressors nachdenken.

DETAILS

Ausgeliefert wird der DynaComp im verstärkten Pappkarton. Das Gerät selbst ist zusätzlich staub- und feuchtigkeitsgeschützt in Klarsichtfolie eingepackt und eine im Lieferumfang enthaltene 9V-Batterie ist bereits installiert. Außerdem befinden sich in der Verpackung die Bedienungsanleitung, ein Herkunfts-Zertifikat (Certificate of Origin) mit Unterschrift und die EBS-Registrierungs-/Garantiekarte.
Das Gehäuse des MultiComp ist – wie im Übrigen alle Gehäuse der Black Label Serie – aus solidem Metall gefertigt, bringt 480 Gramm auf die Waage und besitzt an der Unterseite eine rutschfeste Schaumstoffauflage. Klinkenein- und -ausgang verbinden das Pedal mit der Außenwelt und ein Druckschalter an der Seite sorgt für die richtige Anpassung der Eingangsempfindlichkeit an passive oder aktive Bässe. Es ist wichtig, diese korrekt einzustellen, da der Kompressor sonst nicht den gewünschten Effekt erzielt.

Per Fußschalter wird der Effekt ein und ausgeschaltet und eine rote LED signalisiert, wenn er aktiv ist. Wird ein Signal komprimiert, beginnt sie abgeschwächt zu flackern. So hat man auch eine optische Kontrolle über die Arbeit des Kompressors – denn wie gesagt, es handelt es sich um einen subtilen Effekt.
Zur Auswahl stehen drei Kompressor-Typen, die mittels eines Dreifach Mode-Kippschalters angewählt werden können:
Normal: Dies ist eine Standard-Kompressorschaltung, die man verwendet, um sein Signal dezent zu limitieren, anzuheben und durchsetzungsfähiger zu machen.
MB: Dahinter verbirgt sich ein Multiband-Kompressor, der zwei Frequenzbänder (Höhen/Bässe) getrennt komprimiert, woraus eine weitaus höhere Transparenz im komprimierten Signal hörbar wird. Vor allem für starke Kompression geeignet.
Tubesim: Die dritte Funktion simuliert das Verhalten eines Röhrenkompressors, er verstärkt also die Obertöne des Signals, wie es bei Röhren natürlicherweise geschieht. Es entsteht ein Höreindruck, den man normalerweise mit dem Begriff „Wärme“ beschreibt.

ModeEffekt
NormalStandard-Compressor
MBMultiband-Kompressor (2-Band)
TubesimRöhren-Kompressor

Die beiden Regler „Comp/Limit“ und „Gain“ bestimmen den Kompressionsgrad und die Ausgangslautstärke des komprimierten Signals und können durchaus auch zum Boosten verwendet werden, sollte es nötig sein.Für den Multiband-Kompressor gibt es eine zusätzliche Besonderheit: Im Geräteinneren befinden sich zwei kleine Potentiometer, mit denen man den Wert des Threshold – das ist der Punkt, ab dem der Kompressor beginnt, das Signal zu begrenzen – einstellen kann. Ab Werk ist der Wert für beide Frequenzbänder auf 50 eingestellt und kann dort sowohl nach oben als auch nach unten nachreguliert werden. Allerdings muss dazu gesagt werden, dass das für die im Test verwendeten Bässe nicht notwendig war. Diese Einstellungen gelten außerdem nur für den Multiband-Mode, sie haben keinen Einfluss auf die Modes „Normal“ und „Tubesim“.

PRAXIS

Im Videobeispiel folgen vier Abschnitte, in denen nacheinander eine Basslinie die Funktionen „Bypass“, „Normal“, „MB“ und „Tubesim“ durchläuft. Es handelt sich dabei um eine dynamische Slapbass-Figur, gespielt auf einem aktiven Tobias 5-String Bass. Man kann aufgrund der Soundeigenschaft dieses Basses sehr gut die unterschiedlichen Charaktere der MultiComp-Modes hören. Während der Bass im Normal-Mode zwar etwas dünner, aber dafür auch bissiger klingt, erhält er im Multiband-Mode seinen größten Druck und natürliche Ausgewogenheit. Zwar verliert er diese Ausgewogenheit durch Verlust in den Tiefmitten im Tubesim (Röhren) Mode, erhält aber im Gegenzug dafür reichhaltige Obertöne mit leichtem Overdrive-Charakter. Alle Kompressorvarianten zeigen dabei ihren eigenen Reiz.

Hört man im letzten Beispiel sehr deutlich die Unterschiede in den verschiedenen Kompressor-Modes, widmet sich das nächste Beispiel ausschließlich der Multiband-Kompression in der „klassischen“ Weise. Der Kompressor wird eingesetzt, um dem Bass-Signal zu etwas mehr Durchsetzungskraft innerhalb des Playbacks zu verhelfen. Im nächsten Video folgt in jeweils zweitaktigen Abschnitten ein Bass mit viel Tieffrequenzanteil mit einem afrikanischen Motiv. Man hört abwechselnd das unkomprimierte und das komprimierte Signal. Eher subtil, aber dennoch deutlich hörbar, gewinnt der komprimierte Bass mehr Volumen und Durchsetzungskraft gegenüber dem unkomprimierten Signal. Obwohl er vom Pegel her identisch mit dem unkomprimierten Signal ist (die Pegel wurden angeglichen), erscheint der komprimierte Bass im Vergleich lauter.

Der Track in Beispiel 3 mit „Lounge“-Charakter arbeitet mit zwei unterschiedlich komprimierten Bässen. Während der tief angelegte Begleitbass eine starke Kompression im Multiband-Mode bekommt, um mit den tiefen Tönen durchgehend einen sanften, warmen „Einlull-Charakter“ zu erzielen, erhält die Solostimme einen Normal-Mode-Kompressor mit leicht sägender Durchsetzungskraft und ohne die Gefahr unangenehmer Dynamikspitzen. Zu große Dynamiksprünge im Bass können das Ergebnis im Gesamtmastering einer Studioaufnahme negativ beeinflussen. Oft drücken sie die Lautheit eines ganzen Masters nach unten, weswegen es hin und wieder sogar zwingend notwendig wird, bei einem übermäßig dynamischen Bass die Spitzen per Kompression zu kappen. Auffällig, wie trotz der Frequenztiefe der Begleitbass durchgehend zu orten und jeder Ton klar zu hören ist.

Audio Samples
0:00
Beispiel 3

Verwendeter Bass: Begleitung: MusicMan 25th Anniversary, Solo: Tobias

MultiComp_Totale_left
Technische Spezifikationen
  • Basskompressor
  • Multiband-Modus, Röhren-Simulation
  • True-Bypass
  • Frequenzgang: 20 Hz – 20 kHz
  • Spannungsversorgung: 9V
  • Preis: € 213,- (UVP)
Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • hohe Klanggüte
  • erstklassige Verarbeitung
  • extrem einfache Handhabung
  • drei Kompressor-Modes: Normal, MB (Multiband/2-Band), Tubesim (Röhren)
  • hohe Dynamikverarbeitung, kein ungewolltes Pumpen
  • regelbarer Threshold über Minipotis im Geräteinneren für Multibandmode
  • Eingangsempfindlichkeit in zwei Stufen schaltbar (aktiv/passiv)
  • mechanischer True Bypass
Contra
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Profilbild von Zoid

Zoid sagt:

#1 - 01.02.2013 um 17:59 Uhr

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Der Abschnitt über die beiden innen liegenden Potis stimmt aber nicht so ganz. Im Text steht:"Diese Einstellungen gelten außerdem nur für den Multiband-Mode, sie haben keinen Einfluss auf die Modes „Normal“ und „Tubesim“."Richtig ist, dass das Poti für die Höhen keine Auswirkungen hat. Mit dem Basspoti wird aber auch im Normal- und Tubesim-Modus der Trashhold eingestellt - dann allerdings natürlich für das ganze Frequenzband.

Profilbild von Oliver (Bonedo)

Oliver (Bonedo) sagt:

#2 - 05.02.2013 um 01:45 Uhr

0

Hallo Zoid,danke für Deine Anmerkung und Feststellung. Weitgehend hast Du recht.Hierzu die Erklärung von Mats Kristoffersson,
Technical Director,
EBS Sweden AB,"The threshold levels controls the sensitivity of the frequency bands independent of the mode of the MC, i.e. the side chains are affected by the settings of these trimpots, although most obvious performance in the multiband mode."Die Potieinstellungen im Inneren des MultiComp wirken sich also auf alle 3 Modi aus, am deutlichsten wahrnehmbar sind sie im MultiMode.Herzliche GrüßeOliver

Profilbild von Heiko marquardt

Heiko marquardt sagt:

#3 - 22.09.2014 um 21:26 Uhr

0

Ich nutze den Compressor für meinen Kontrabass. Kann ich nur jedem empfehlen der einen Kontrabass in Slaptechnik spielt. Ab und an wird dann noch der EBS Multdrive zugeschaltet und das scheppert. Nie mehr ohne Kompressor auf die Bühne....

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