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Drum Play-Alike – Dave Grohl Workshop

Seid gegrüßt, lernwütige und mutige Trommler und Trommlerinnen! Dieser Workshop wird sich mit ein paar typischen Tricks von Dave Grohl beschäftigen, der – mal abgesehen von seiner momentanen Haupttätigkeit als FooFighters-Sänger-Gitarristen-Mastermind – schon Anfang der Neunziger Jahre als Drummer der Band Nirvana Rockgeschichte schrieb. Nachdem sich seine Punk/Hardcoreband Scream auflöste und er völlig abgebrannt in L.A. strandete, kam der wohl wichtigste Anruf seines Lebens: Ein gewisser Krist Novoselic meldete sich am anderen Ende der Leitung und fragte Dave, ob er sich vorstellen könne, für seine Band Nirvana zu spielen. Das konnte er sich sehr gut vorstellen und bald darauf gab es Nevermind für die Welt, eines der bedeutendsten Alben der Rockgeschichte (das erste Nirvana Album „Bleach“ wurde noch von Chad Channing und Dale Crover eingetrommelt).

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Inhalte
  1. Sound und Spielweise
  2. Grohl’s Stil
  3. QOTSA – A Song For The Deaf
  4. Juliette And The Licks – Killer
  5. QOTSA – First It Giveth
  6. QOTSA – Avon (live)

Doch damit das hier keine Grohl-Biographie, sondern ein Workshop wird, werde ich nur die wichtigsten Stationen und Inhalte seines trommlerischen Schaffens beleuchten. Im Workshop werde ich keine kompletten Songs analysieren und transkribieren, sondern vielmehr die Besonderheiten seines Spiels anhand von Ausschnitten verschiedener Songs darlegen.

Es geht nicht darum, nach dem Durcharbeiten möglichst viele Dave-Grohl-Songs nachtrommeln zu können. Vielmehr möchte ich hier einen Einblick in seine Trickkiste an konkreten Beispielen geben, auf deren Basis du im Proberaum eigene Ideen entwickeln kannst.

Sound und Spielweise

Dave Grohls Spiel zeichnet sich durch eine große Musikalität aus. Er versteht es sehr gut, die Songs, zu denen er spielt, zu unterstützen und ihnen die nötige Power und Modernität einzuhauchen.

Dabei bedient er sich – wie jeder große Schlagzeuger dieser Welt – aus einem Arsenal an Figuren, die er sich irgendwann einmal zurechtgelegt hat und die für ihn und die musikalischen Umgebungen, in denen er auftritt, sehr gut passen und in verschiedenen Variationen für Abwechslung sorgen. Nicht zuletzt machen genau diese wiederkehrenden Figuren seinen persönlichen Stil aus.

Den wahrscheinlich größten Einfluss auf Dave hatte John Bonham, der Drummer von Led Zeppelin, denn viele Licks, die Grohl zum Besten gibt, kann man schon auf den alten Led-Zeppelin-Platten hören. Bonham wiederum hatte auch seine Vorbilder: Keine geringeren als Gene Krupa und Buddy Rich (und wahrscheinlich mochte er auch Elvin Jones…).
Aber warum, wird sich der eine oder andere jetzt fragen, machen wir einen Grohl-Workshop, wenn der doch das gleiche Zeug spielt wie “Bonzo” Bonham oder gar Krupa und Rich?

Nun ja, ganz so ist es eben auch nicht. Zwischen den aufgezählten Drummern liegen Jahrzehnte und in dieser Zeit hat sich einiges bezüglich Hörgewohnheiten, Stilistiken und Studioarbeit getan. Während es früher noch üblich war, dass ein Studiorecording ganz natürlichen Temposchwankungen unterlag, so passiert das heute kaum noch und es herrscht ein wesentlich strikteres Timing- und Tempoverständnis (oft allein schon deswegen, weil mittlerweile viele Teile einer Produktion aus dem Computer stammen).

Eine klare Time ist auch unabdingbar bei einer Spezialität des Studio-Drummers Dave Grohl: Bei Recordings trennt er gerne einzelne Instrumentengruppen voneinander, um sie im Nachhinein besser und ohne lästige Mikrofon-Übersprechungen bearbeiten zu können. Dieses Prinzip trägt grundlegend zum Drumsound auf „Songs For The Deaf“ von den Queens Of The Stoneage bei. So hat er dort elektronische Triggerpads an Stelle der Becken montiert um die Basic-Takes ausschließlich mit Snare, Bassdrum und Toms zu spielen. Die Cymbals wurden im Anschluss als sogenanntes Overdub auf die vorhandene Schlagzeugaufnahme einzeln eingespielt. Das ist sicher kein simples Verfahren, führt aber zu einem äußerst eigenständigen Sound.

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Grohl’s Stil

Dave Grohls Grooves nageln sich durch die Arrangements mit einer unglaublichen Energie, Präzision und Konstanz, und seine Fill-Ins schieben jedes Mal das gesamte Stück ein Power-Level höher. Er liebt Flams und Ruffs und spielt so gut wie nie Ghost-Notes. Jede Note ist extrem bewusst gesetzt.

Flams binär (oben) und ternär (unten)
Flams binär (oben) und ternär (unten)
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Ruffs binär (oben) und ternär (unten)
Ruffs binär (oben) und ternär (unten)
Ruffs_ternaer

Man könnte sagen, dass es in seinem Spiel im Wesentlichen nur zwei Dynamikstufen gibt: Sehr laut und kraftvoll und nicht ganz so laut und trotzdem kraftvoll (was immernoch verdammt laut ist). Natürlich wäre er technisch zu leisem Spiel in der Lage, beschränkt sich aber bewusst auf „laut und hart“. Wer würde schon gerne ein mit jazziger Fingertechnik gespieltes Rockalbum hören wollen?
Auch spielt er so gut wie nie Double Strokes, da Single Strokes mit wesentlich höherer Energie und Lautstärke gespielt werden können.
Wenn er mal – was nicht selten vorkommt – ein Becken zu einem Groove in Vierteln oder Achteln „durchcrasht“, benutzt er meistens sein Ridebecken – die Crash-Cymbals dienen lediglich für Akzente.
Erstaunlicherweise benutzt er grundsätzlich kein Double-Bassdrum-Pedal. Dennoch schafft er es, dass es oft so klingt, als würde er ein Double-Pedal spielen. Dabei kompensiert er die Energie der zweifachen Fuß-Action mit druckvollen Bassdrum-, Tom- und Snare-Kombinationen. Und mit genau diesen Figuren werde ich mich in diesem Workshop beschäftigen.

QOTSA – A Song For The Deaf

In einige Alben wie „Queens of the Stone Age – Songs fort the Deaf“ muss man sich regelrecht hineinhören und sich an die ungewöhnlichen Sounds gewöhnen. Es ist wie mit dem Rauchen: Die erste Zigarette schmeckt niemandem, aber wenn man weitermacht, können die wenigsten noch ohne.
Ein Song, der wohl von Vielen beim ersten Mal nicht gleich bis zum Ende angehört wird, ist „A Song for the Dead“. Er beginnt mit einem genial-brachialen Intro das Seinesgleichen sucht, wird dann noch brachialer um anschließend in einen völlig „verdrogt“ klingenden Hauptteil zu münden, der sehr durch seine raue Monotonie besticht – und genau das ist es, was man bei den Queens lernen muss: Sich diesem „Sound-Gebrate“ hinzugeben. Wer das dann alles durchgehört hat, wird mit einem fulminanten Schlussteil belohnt, der an Energie keine Vergleiche mit Bands wie Sepultura zu scheuen braucht.
Hier bedient sich Grohl eines seiner gebräuchlichsten Pattern. Mit diesem recht simplen Ding kann man allerhand anstellen. Besonders wenn man es in seine Einzelteile zerlegt und anders zusammen baut.
In diesem Fall spielt er nichts anderes als R (rechte Hand), L (linke Hand), F (rechter Fuß/Bass Drum) triolisch hintereinander, dazu tritt er die HiHat auf die Viertel. Das ist übrigens eine wunderbare Koordinationsübung, die man überall machen kann: In der Schule oder der Uni, im Bus oder eben am Schlagzeug, wo es sicher am meisten Spaß macht. Dafür brauchen wir aber noch die Instrumentierung, damit das ganze dann auch nach Grohl klingt:
Die Füße sind ja im Normalfall eh klar: Rechts Bass-Drum, Links Hi-Hat. In diesem Fall spielt die linke Hand fürs erste nur auf dem Hängetom (das bei Herrn Grohl schon gerne mal stattliche 14 Zoll Durchmesser haben kann), die rechte Hand wechselt in einem bestimmten Pattern zwischen Snare Drum und Floor Tom.
Das sieht dann so aus:

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Dieser Teil erhält noch eine Steigerung, indem später die linke Hand nicht nur auf dem Rack Tom bleibt, sondern jedem Snare-Schlag der rechten Hand auf eben diese folgt, was einen Doppelschlag ergibt, der nach einer Mischung aus Flam und zwei Triolen klingt. Der Handsatz ist folglich der gleiche:

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Juliette And The Licks – Killer

Ein weiteres Album, auf dem man das typische Spiel von Dave Grohl sehr gut studieren kann, ist „Four on the Flour“ von Juliette and the Licks.

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Die Frontfrau Juliette Lewis – genau: die Schauspielerin – ist bekanntgeworden durch Filme wie „Natural Born Killers“ oder „From Dusk Till Dawn“ sorgt jetzt mit ihrer Musik für außerordentlich gute Unterhaltung – und uns Trommlern bietet sie ein ganz besonderes Schmankerl: Sie bucht den Grohl… Im Song „Killer“ von Juliette and the Licks kommt kurz vor Schluss (ca. bei 1:50 min) der gleiche „Trick” zum Einsatz – allerdings wechselt die rechte Hand ganz simpel auf jeder Viertel zwischen Snare und Tom:

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Diese durchaus druckvolle Rechts-Links-Fuß-Kombination kann man natürlich auch noch auf diverse Arten variieren. Stellt euch mal all die Möglichkeiten vor, das Ding in sich zu verdrehen:
1. R L F kennen wir…
2. L R F geht aber auch.
Dann könnte man den Fuß auch mal in die Mitte setzen:
Also 3. R F L oder
als Alternative 4. L F R…
Natürlich kann der Fuß auch an erste Stelle gesetzt werden:
5. F L R oder eben
6. F R L.
Die letztgenannte Variante (6.), wird von Grohl auch sehr gerne gespielt – allerdings meistens nicht so durchgängig wie unser erstes Beispiel und leicht abgewandelt – aber die Basis ist die Gleiche. Man kann damit wunderbar druckvoll auf Akzente „zurollen“.
Hier marschiert die Bass Drum einfach als Achtel durch und wird abwechselnd zusammen mit einem Crashbecken als Akzent gespielt und dann – ohne Crash – der Anfang des Rolls mit den Toms:

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Hier das Ganze noch einmal mit Pausen dazwischen, damit ihr “in Ruhe” üben könnt:

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QOTSA – First It Giveth

Die auf der vorigen Seite vorgestellte Figur existiert auch in einem durchgängigen Groove, der von Dave im Refrain von „First it Giveth“ (auch auf QOTSA’s Album “Songs for the Deaf”) gespielt wird. Das Geile an diesem Groove ist, dass er wie ein Tom-Tom-Groove klingt, Grohl es aber schafft, fette Backbeats und ein Crashbecken auf die Viertel zu spielen.
Die rechte Hand wechselt in diesem Fall fast immer zwischen Ridebecken („gecrasht“) und Floor-Tom. Die linke Hand ist für die Backbeats auf der Snare-Drum und die restlichen Tomschläge auf den Sechzehntel-Synkopen zuständig – die Bassdrum füllt den Rest und macht Druck im unteren Bereich.

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Bis jetzt haben wir uns dieser Schlagabfolge aus R L F nur ternär genähert. Dabei leuchtet dem schnellen Hirn sofort ein, dass man genau das Gleiche auch auf binäre Sechzehntel verteilt spielen kann.
In dieser „geraden“ Zählweise unterteilt sich aber jede Viertel in zwei anstelle von drei Achtel bzw. in vier Sechzehntel anstelle von sechs. Das heißt, es liegen Zahlen vor, die nicht durch drei teilbar sind. Folglich kann dieses Pattern nicht mehr so einfach aufgelöst werden. Die Figur verschiebt sich hier zum Taktschwerpunkt – man spricht von einer Dreier-Verschiebung, da die Figur aus einem wiederkehrendem Muster aus drei Sechzehntel-Noten besteht. Nach drei Vierteln kommt man logischerweise wieder mit Rechts auf der vierten Viertel an – nach drei Takten ist man mit Rechts wieder auf der „Eins“ des vierten Taktes.
Hier die dazugehörigen Noten:

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Auch eine sehr schöne Sache – obwohl es eigentlich das Gleiche ist, klingt es doch ganz anders.

QOTSA – Avon (live)

Es gibt ein sehr kurzes, grandioses Schlagzeugsolo von einer Live-Version des Songs „Avon“ (oben genanntes YouTube Video). Die Studioversion ist auch schon grandios getrommelt (Alfredo Hernández auf dem ersten QotSA-Album), wird live von Grohl aber in andere Sphären geprügelt (hier anzusehen).Das Gute ist – und darum habe ich es an dieser Stelle in meinen Workshop genommen – die Kombination aus den oben beschriebenen binären und den weiter oben erwähnten ternären Pattern. Wir sind jetzt auch bei der höchsten Schwierigkeitsstufe dieses Workshops angelangt, denn es sind ein paar Kniffe zu beachten:Der binäre Teil des Solos ist nicht einheitlich R L F. Grohl kombiniert zwei der oben genannten Figuren. Du erinnerst dich sicher an den Satz: „Dann könnte man den Fuß auch mal in die Mitte setzen: Also R F L oder als alternative L F R…“Das macht er in einer leichten Variation und setzt noch einen Flam auf die Eins:
R F R L F L

Lange Zeit, sich daran zu gewöhnen, hat man nicht, denn er leitet nachdem er einmal R F R L F L R F R und L R F gespielt hat mit einem kurzen Übergang, der aus zwei Sechser-Gruppen (eine wiederkehrende Figur aus sechs Sechzehnteln) besteht, den ternären Teil des Solos ein, der dann nur noch aus R L F besteht.

Hui, in der Theorie klingt das immer viel schlimmer als es ist, denn wenn man erst die einzelnen Dreier-Figuren in allen Variationen gelernt hat, ist der Rest fast ein Kinderspiel.
Also: Schön üben und zwar binär und ternär, dann ist das, was jetzt kommt, leicht – Viel Spaß damit:

Noten9

Weitere interessante Inhalte:

Drum Recording – Basics und Tipps – Video-Workshop von Nick Mavridis und Christoph Behm
Selfmade Grooves mit Rudiments – So baut ihr Rudiments in Grooves ein
Groupings am Drumset – Superdrummer Moritz Müller erklärt im Video Dreier-, Fünfer- und Sechsergruppen
Drum Cover Workshop – Legendäre Schlagzeug-Beats zum Nachspielen

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