Anzeige

Best Service Titan 2 Test

Mit Titan 2 liefert die Münchner Softwareschmiede Best Service nun die Fortsetzung ihrer Synthesizer-Library. Insgesamt 266 Synthesizer in 10000 Multisamples beinhaltet der riesige Synth und schreckt dabei auch nicht vor virtuellen Software-Synthesizern zurück. Kann der All-in-One-Synth mit seiner Masse an Sounds überzeugen, oder handelt es sich hierbei doch um „Quantität statt Qualität“? 

BestService_Titan2_01_Aufmacher


In Zusammenarbeit mit Yellow Tools hat sich Best Service schon einmal der Herausforderung gestellt, die beliebtesten Synthesizer zu sampeln und in einer Library zusammenzustellen. Inzwischen gehört der Software-Sample-Experte Yelow Tools zu Magix und frischt die erste Library, die vorher hauptsächlich aus Hardware-Geräten bestand, mit Software-Synthesizern auf. Synths wie Massive, Sylenth1 und Dune erfreuen sich wachsender Beliebtheit, da ist es nicht verwunderlich, dass man einige ihrer Sounds sampelt, in einer Library zusammenfasst und diese für einen Kampfpreis von 199 Euro in den Ring schickt.

Details

Die Library

Erhältlich ist die Sample-Library ausschließlich für den kostenlosen Sample-Player „Engine“. Titan 2 simuliert insgesamt 266 Synthesizer von den 70er Jahren bis heute, darunter nahezu jede erdenkliche Klangsyntheseart. Analoge Klassiker, Raritäten und ihre virtuelle Software-Kollegen wurden in 12800 Presets zusammengestellt, die nach Klangart (Categories) und Klangquelle (Synths) kategorisiert sind. Dabei werden zwar nicht die Namen der Originale genannt, allerdings wird beispielsweise mit „Massif“, „Neksos 2“ und „Alchemist“ unübersehbar mit dem Zaunpfahl gewunken. So findet man sich im Gegensatz zur ebenfalls enthaltenen Titan-1-Library schnell zurecht. Diese wurde bezüglich ihrer Benennung belassen und besteht somit weiterhin aus Kategorien und Zahlenwerten. Die ursprünglich 90 Gigabyte große Library wurde mit einer verlustfreien Datenkomprimierung im OGG-Format auf vergleichsweise geringe 25 Gigabyte minimiert.

Der Titan 2 von Best Service vereint 266 Synthesizer in einer Library.
Der Titan 2 von Best Service vereint 266 Synthesizer in einer Library.

Die Bedienoberfläche

Zur Bedienung ist Titan 2 aufgeteilt in „Quick Edit“ und „Pro Edit“. Ihr ahnt es: Unter dem sauber strukturiertem Quick Edit befinden sich die für den aktuellen Sound wichtigen Parameter wie Filter, Effekte und Amp-Hüllkurve, wohingegen unter dem mehr als unübersichtlichem Pro Edit die Feineinstellungen wie zum Beispiel Modulationen vorgenommen werden. Doch gerade für diese wären Regler mehr als wünschenswert. Stattdessen findet man fast nur Zahlenwerte in minimaler Schriftgröße in blau auf schwarz. Weder auf einem 17 Zoll Macbook Pro noch auf einem 27-Zoll-Bildschirm lässt sich mit einer Auflösung von 1920 x 1080 etwas erkennen, ohne die Augen zusammenzukneifen. Zwar ist es manchmal sinnvoll, viele Parameterwerte auf einer Seite zu platzieren, wenn dadurch allerdings die Übersichtlichkeit leidet, ist die Bedienoberfläche jedoch eher der Kategorie „frickelig“ zuzuordnen. Die weiteren Fenster „Browser“, „Mixer“ und „Preferences“ sind durch weniger Parameter(-Beschriftungen) dagegen aufgeräumter. Im Browser liegen alle Presets in einer Art Ordnerstrukur vor und können innerhalb von Titan in zwei Layern geladen werden. Das bedeutet, dass beispielsweise zwei verschiedene Synthesizer geladen werden können und jeder Synth seine unabhängig voneinander arbeitenden Filter, Hüllkurven, Modulationsmöglichkeiten und Effekte bekommen kann. Als wäre das nicht genug, kann man im Sample-Player Engine mehrere Instanzen von Titan 2 laden, wodurch dem Layering im Grunde keine Grenzen mehr gesetzt sind.

Fotostrecke: 6 Bilder Die Bedienoberfläche von Titan bietet Quick Edit …

Mixer

Das virtuelle Mischpult ist übersichtlich gehalten und bietet neben den obligatorischen Fadern und Panorama-Potis auch Insert-Effekte und ein flexibles Routing mit Bussen von Mono über Stereo bis hin zu 8.1 Surround. In Verbindung mit der Multi-Output-Möglichkeit des Sample-Players „Engine“ können mit nur einer einzigen Engine-Instanz komplexe Projekte gefahren werden − sofern die Leistung des Computers es zulässt, versteht sich. Die Effekte des Mixers lassen bereits durch die Kategorien (EQ, Filter, Dynamic, Modulation, Distortion, Delay, Reverb, Helper, Special und Vandal) erahnen, dass hier Effekte in Hülle und Fülle vorhanden sind. Ein integrierter Faltungshall verfügt zudem 1000 Impulsantworten. 

Anzeige

Praxis

Installation – Engine

Zur Installation der Library benötigt man zunächst den kostenlosen Sample-Player „Engine“. Die aktuellen Versionen stehen für Mac und PC unter www.bestservice.de/download zum Download bereit. Nach dem Download und der Installations-Routine wird ein Neustart empfohlen, jedoch nicht erzwungen.

Installation – Titan 2

Die 25 Gigabyte große Library gibt es entweder per Download oder als Produkt-Box, welche die Daten auf einem USB-Stick bereit hält. Wir entschieden uns für die Produkt-Box-Variante und kopierten die Library auf eine externe Festplatte. Der Speicherort für die Library ist frei wählbar und wird danach in den Preferences von Engine mit „Add Library“ zugewiesen. Danach wird Titan 2 im Best Service Account mit der in der Produkt-Box enthaltenen Seriennummer registriert, wodurch ein Response-Code per E-Mail zugesandt wird. Mit Copy/Paste wird dieser in Engine eingetragen, und die Library ist somit aktiviert.

Ladezeiten

Laut Best Service beträgt die Ladezeit eines Presets weniger als eine Sekunde. Das kann ich bestätigen, allerdings traten Aussetzer und Knackser bei manchen Presets auf. Bis auf die wenigen Ausnahmen funktioniert es allerdings fehlerfrei und man skippt sich schnell von Preset zu Preset, ohne wirklich warten zu müssen – da macht das Preset-Skippen Freude!

Synth vs. Sample

Synthesizer erzeugen für gewöhnlich Sounds, die je nach Einstellung der Modulationen des Synths den Klang stetig ändern und somit lebendige Klänge liefern. Ein Sample eines Synths klingt dagegen zunächst recht statisch, nicht aber beim Titan! Best Service und Yellow Tools haben sich um die Problematik der Lebendigkeit Gedanken gemacht und im Titan die Parameter„Analog 1“ und „Analog 2“ integriert, die durch Veränderung des Samplestarts und durch Tonhöhenschwankungen den Samples wieder Leben einhauchen. Das funktioniert auch gut und macht statische Sounds wieder etwas lebendiger, allerdings funktioniert das Prinzip nicht bei allen Presets.

Die Presets

Die Sortierung nach Kategorien und Synthesizern finde ich sehr gut umgesetzt. So ist es einerseits möglich, Sounds nach Kategorien zu suchen, wenn man gerade auf der Suche nach dem „Hit-Lead“ ist. Andererseits gibt es auch die Möglichkeit, den Sound zu suchen, der aus einem bestimmten Synth kommt – sehr praktisch!

Fotostrecke: 2 Bilder Der Titan 2 ist praktischerweise sortiert nach Kategorien …

Da es mir bei 266 Synthesizern mit insgesamt 12800 Presets im Rahmen dieses Tests nicht möglich ist, alle Facetten der Library zu präsentieren, zeige ich euch dennoch einige Sounds der neu hinzugekommenen Synths.
Beginnen wir mit dem Native Instruments Massiv, der nicht zuletzt für seine knarzigen Bass-Sounds bekannt ist.

Audio Samples
0:00
Preset “Bass 06” des Synths “Massif” Preset “Dubstep 47” des Synths “Massif”

Selbst Produkte wie Nexus 2 und Omnisphere, ebenfalls Sample-Librarys, birgt der Titan sich. Hier wird also ein Sample gesampelt – ob das von ReFX und Spectrasonics darüber freuen?

Audio Samples
0:00
Preset “Guitar 18” des Synths “Neksos 2” Preset “Lead 17” des Synths “Neksos 2”

Auch der ImpOSCar ist beim Titan vertreten. Hören wir uns doch mal eine Rhythmische Sequenz an.

Audio Samples
0:00
Preset “Rhy-Seq 11” des Synths “ImpRSCor2”

Der Alchemy von Camel Audio wurde ebenso gesampelt, mit dem ich im folgenden ein Pad einspiele. 

Audio Samples
0:00
Preset “Pad 13” des Synths “Alchemist”

Ebenso mit dabei die Sounds des Sylenth1. Im Folgenden ein Lead-Sound.

Audio Samples
0:00
Preset “Pad 13” des Synths “Sylence1”

Neben den Instrument-Sound, bietet der Titan auch Effekt-Sounds und Swooshes, aus der Kategorie „Drums & Effects“.

Audio Samples
0:00
Preset “Effects Swoosh & Boom” aus der Kategorie “Drums & Effects”

Zu guter Letzt machen wir noch einen kleines Vergleich zwischen einem Titan 2 Preset und einem Orginal Software-Synth den viele von euch sicher kennen, dem A.N.A. von Sonic Academy (im Browser des Titan 2 als „A.M.A.“ betitelt). 

Audio Samples
0:00
Preset Bass08 des Synths “A.M.A.”

Das Preset kam mir bekannt vor, weswegen ich den Original Software-Synthesizer A.N.A. öffnete und schnell mit dem Preset „Bassic Disco Funk 3“ fündig wurde.

Audio Samples
0:00
Das Original-Preset “Bassic Disco Funk 3” von A.N.A.

Hier sind aus meiner Sicht klangliche Unterschiede zu hören, aber die Samples können sich doch sehen, bzw. hören lassen. Der kleine Unterschied wird jedoch nicht durch die Datenreduzierung von 90 auf 25 Gigabyte zustande kommen, denn dabei hat man sich, wie bereits erwähnt, für das OGG-Format entschieden, das auf der verlustfreien(!) Komprimierung „Vorbis“ bzw. „FLAC“ basiert. 
Auch wenn manche Sounds trotz der Analog-Funktion etwas statisch auf mich wirken, hat der Titan mich letzten Endes doch durch seine Masse an Synths überzeugen können. Die gesampelten Presets der Originale sind für meinen Geschmack gut gewählt und bieten zum Großteil authentische Sounds. Die Vorzüge der jeweiligen Synthesearten spiegeln sich im Sound der Presets wieder, wodurch klanglich weitestgehend alles vertreten ist, wenn auch etwas „Dance-lastig“. Die anfängliche Skepsis im Bezug zur Quantität verbindet sich jedoch mit der Qualität der Synths.

Anzeige

Fazit

Die Sample-Library Best Service Titan 2 hinterlässt bei mir gemischte Gefühle. Einerseits bietet „Engine“ mit dem Titan 2, im Vergleich zu anderen Sample-Playern, sehr kurze Ladezeiten und deckt durch die vielen Synthesizer ein wirklich sehr breites Spektrum an zeitgemäßem und auch klassischem Klangmaterial ab. Auch die Kategorisierung nach Synthesizern und ebenfalls nach Attributen ist für die neuen Sounds sinnvoll umgesetzt. 
Andererseits bringen manche Sounds auch Knackser und Aussetzer mit sich, die wahrscheinlich mit den schnellen Ladezeiten Hand in Hand gehen. Auch müssen Abstriche bei der unübersichtlichen Bedienoberfläche gemacht werden, wodurch die Library teilweise anstrengend  in der Bedienung ist. Hier muss wirklich nachgebessert werden. 
Natürlich sollte bei der Verwendung einer Sample-Library klar sein, dass keine individuellen Sounds von Grund auf geschraubt werden können, jedoch bietet der Titan viele Möglichkeiten, die Presets und Layerings zu tweaken. Doch auch ohne eigene Anpassungen bekommt man mit dieser Library Presets geliefert, die sicherlich „production ready“ sind und durch die Masse an Synths und deren Synthesearten abwechslungsreiche Klänge bieten. Die Zielgruppe des Titan 2 liegt ganz klar bei Produzenten, die einige Sounds bekannter Synthesizer gut sortiert und „sofort einspielbar“ verfügbar haben wollen. Und genau das kann der Titan! Hinzu kommt ein Mixer, mit vielen brauchbaren Effekten und einem flexiblen Routing, wodurch der Titan insgesamt zu einer Waffe wird, die mit nur einer Instanz komplexe Projekte und aufwendiges Layering bewältigen kann.

Pro:
  • breites Klangspektrum durch 266 gesampelte Synthesizer
  • ausgiebige Effekt-Sektion
  • flexibles Routing und Layering durch Mixer und Engine-Outputs
  • schnelle Ladezeit der Samples
Contra:
  • unübersichtliche Bedienoberfläche
  • Knackser und Aussetzer bei manchen Presets
BestService_Titan2_01_Aufmacher
Features:
  • 266 charakteristisch simulierte Synthesizer
  • 12.800 Presets (sortiert nach Synthesizer- und Klangkategorien)
  • 1.800 Drum- & FX-Sounds
  • 1.500 rhythmische Sequenzen
  • 2.000 Arpeggiator- und Sequencer-, Modulation- und Effekt-Presets
  • 80 GB Sound-Library, durch unhörbare Datenkompression auf 25 GB reduziert
  • alle Synthesizer lassen sich für neuartige Klangkreationen kombinieren und mischen
  • 64-Bit-Performance
  • zwei unabhängige Synthesizer pro Preset mit individuellen Filtern, Modulationen und über 50 Effekten
  • Faltungshall mit 1.000 Impulsantworten
  • superschnelles Laden von Presets (max. 1 Sekunde)
  • geringe CPU-Last
  • alle Parameter MIDI-steuerbar
  • „All in one“ Bedienoberfläche
  • komplettes Modularsystem über Pro-Edit
  • Randomizer und Attacker
  • Auto-Playback-Sektion mit Arranger (Chord Memorizer, polyphoner MIDI-File-Player)
  • umfangreicher Arpeggiator und polyphoner Step-Sequencer
  • benötigt Engine 2.3.0.25 oder neuer
Preis:
  • EUR 199,- (UVP)
Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • breites Klangspektrum durch 266 gesampelte Synthesizer
  • ausgiebige Effekt-Sektion
  • flexibles Routing und Layering durch Mixer und Engine-Outputs
  • schnelle Ladezeit der Samples
Contra
  • unübersichtliche Bedienoberfläche
  • Knackser und Aussetzer bei manchen Presets
Artikelbild
Best Service Titan 2 Test
Für 189,00€ bei
Hot or Not
?
BestService_Titan2_01_Aufmacher Bild

Wie heiß findest Du dieses Produkt?

Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Bonedo YouTube
  • Exploring the NUX Amp Academy Stomp | Sound Demo with Various Playing Styles
  • Funk Rock Riffing with the NUX Amp Academy Stomp!
  • Subtle Compressor Tones with the Wampler Mini Ego 76 Compressor!