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Behringer UMX610 Test

Wenn von Behringer die Rede ist, dann geht es in der Regel um Produkte im unteren Preissegment. Dass sich diese Einstufung nicht unbedingt auch immer auf die Qualität übertragen lässt, zeigen zahllose Beispiele. Im Gegenteil: In der reichhaltigen Produktpalette finden sich durchaus ab und zu Überraschungen, die aus der Masse herausragen und zum Teil wirklich Sensationelles für ihren Preis zu bieten haben.

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Das UMX610 ist ein USB-Masterkeyboard mit 61 Tasten, das über die Hardware-Features hinaus mit einem umfangreichen Software-Paket punkten möchte. Zumindest in der Gunst der Käufer scheint es damit weit vorne zu liegen. Ob es aber tatsächlich zu den besagten Überraschungen im Behringer Portfolio gehört, das soll dieser Test herausfinden.

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Das Behringer UMX610

DETAILS
Das Behringer UMX610 gehört nicht zu den Unauffälligen seiner Gattung. Mit seinem Rot-Metallic-Finish sticht es aus den meisten Studio- oder Bühnensetups deutlich hervor. Ich mag’s ja eher dezent, aber die Farbe ist ohne Zweifel funky. Überhaupt ist das Design des MIDI-Helfers ziemlich gelungen, wenn man vom – wie ich finde – extrem hässlichen Behringer-Logo und einer etwas überflüssigen Tabelle mitten auf dem Bedienpanel einmal absieht, die uns die Standardbelegung der Drehregler erklärt.

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Im Angebot hat das UMX610 neben der 61er Tastatur die üblichen Spielhilfen, also Pitch Bend- und Modulationsrad, einen Fader, Octave-Shift-Tasten, 8 Drehregler und 8 Taster. Anschließen lassen sich ein USB-Kabel sowie ein Sustain-Pedal. Positiv fällt zudem die MIDI-Out-Buchse auf, mit deren Hilfe man das UMX610 auch jenseits eines Computer-Setups z. B. live einsetzen kann. Die Stromversorgung geschieht über den USB-Bus, kann aber auch per Batterie oder (nicht mitgeliefertem) Netzgerät erfolgen.

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Zwar verfügt das Masterkeyboard nicht über eine integrierte Soundkarte. Diese wird aber in Form einer ungefähr zigarettenschachtelgroßen, ebenfalls leuchtend roten Kiste separat mitgeliefert. Das UCA222 genannte Interface bietet Stereo-In und -Out (Cinch), einen Optical Out, einen Kopfhöreranschluss (3,5-mm-Klinke), einen Lautstärkeregler sowie einen Monitorschalter, der es ermöglicht, ein eingehendes Signal direkt abzuhören, also zum Output zu leiten. Die Soundkarte kann über USB angeschlossen werden, wobei das entsprechende Kabel bereits fest an ihrem Gehäuse verdrahtet ist.
Bereits auf der Verpackung wird deutlich darauf hingewiesen, dass dem UMX Software in größerem Umfang beiliegt. Die Rede ist von 100 virtuellen Instrumenten, weiteren 50 VST-Effekten, dem Kore Player von Native Instruments und nicht zuletzt einer eigenen DAW namens energyXT.

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PRAXIS
In Sachen Verarbeitung müssen sich die Keyboards der U-Control Serie (das UMX490 und das UMX250 verfügen über 49 bzw. 25 Tasten, ansonsten aber über die gleichen Features wie das UMX610) nicht verstecken. Das Gehäuse wirkt so solide, wie ein leichtes Plastikkeyboard eben sein kann, Wheels, Fader, Drehregler und Taster sind qualitativ gut. Schade, dass bei meinem Testgerät das Pitch-Bend-Wheel und zumindest einer der Drehregler am Plastikgehäuse entlangschaben. Das trübt den ansonsten soliden Eindruck.
Die Tastatur ist von sehr guter Qualität und vermittelt erst einmal ein souveränes Spielgefühl. Nach einiger Zeit fällt allerdings auf, dass es die Damen und Herren bei Behringer mit der Spannkraft ein bisschen zu gut gemeint haben. Der Widerstand der Tasten ist wirklich extrem hoch. Beim Loslassen kommt es einem vor, als würden die Finger von der strammen Federung regelrecht zurückgeschoben. Zwar macht dies beispielsweise beim Einspielen von Drums durchaus Sinn und Freude. Für alle Tasteninstrumente ist das aber viel zu schwergängig, nach einer Weile schmerzt der Unterarm. Auch fehlt gerade bei den leiseren Tönen schlicht die Präzision, weil man gezwungen ist, ständig voll reinzuhauen.

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Bei meinem Test kam es vor, dass einige Tasten trotz ähnlicher Anschlagshärte deutlich höhere Velocity-Werte sendeten als andere. Ich gebe das einfach mal zu Protokoll. Technisch gesehen schiene mir ein solches Verhalten wenig plausibel (auch wenn man schon mal davon gehört hat, dass bei einem Keyboard die weißen Tasten “leiser” sein sollen als die schwarzen).
Da das UMX610 über kein Display verfügt, tappt man bei den Editiermöglichkeiten ein wenig im Dunkeln. Generell lassen sich aber alle Bedienelemente umkonfigurieren, sodass sie entweder auf einem anderen MIDI-Kanal senden oder eine andere Controller-Nummer verschicken oder beides. Damit kann man das Setup ganz auf die eigenen Bedürfnisse abstimmen. Leider lässt sich neben der Standardbelegung nur ein einziges User-Setup speichern. Viele verschiedene (komplexe) Arbeitsplätze sollte man dem Behringer also nicht zumuten.Die acht Drehregler, die sich mit ihrer weichen Gummierung sehr gut bedienen lassen, sind leider nicht als Endlos-Regler gestaltet. Da ein Regler aber nicht notgedrungen physisch in der Position steht, die dem digitalen Wert des MIDI-Controllers z. B. bei einem Plugin entspricht, sind hier Wertesprünge unvermeidlich. Es mag sein, dass Regler mit physischem Start- und Endpunkt in manchen Zusammenhängen Sinn machen, flexibler aber sind zweifellos Endlosregler, sodass ich die Wahl von Behringer in diesem Fall für die Falsche halte.

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Über weitere Kontrollelemente am UMX610 ist gar nicht viel zu sagen, denn der eine Fader (welcher von einem Nullpunkt aus in positive und negative Werte geschoben werden kann), die Taster oder die Octave-Shift-Tasten tun eben das, was sie sollen. Eher müsste man sich Gedanken darüber machen, was einem alles fehlt bei dieser Auswahl. Sicher, bei einem Gerät dieser Preisklasse möchte man die Wunschliste nicht überstrapazieren. Aber eine Gruppe von Fadern wäre schon schön gewesen, und auch irgendeine Art von DAW-Steuerung hätte man sich erhofft – immerhin wird ja mit energyXT auch eine DAW mitgeliefert.
Dass Behringer dem Keyboard eine kleine Soundkarte beilegt, ist natürlich zu loben. Zwar versprüht das kleine rote Ding mit seinen schlichten Cinchbuchsen und den etwas an Kinderspielzeug erinnernden Bedienelementen nicht gerade das Flair der großen weiten Welt. Aber immerhin erfüllt sich damit der Anspruch, dass der geschätzte Käufer mit dem erworbenen Paket gleich loslegen kann – und eben nicht noch zusätzlich eine Soundkarte kaufen muss. Allerdings stellt sich durchaus die Frage, warum man die Soundkarte nicht gleich in das Keyboard integriert hat, wie es z. B. beim UMA25S aus dem gleichen Hause der Fall ist. Wenn man bedenkt, dass die mitgelieferte Soundkarte nun wirklich nur den Mindestanforderungen gerecht werden kann und man also schon, wenn man mal mit einem Mikrofon aufnehmen möchte, ohnehin zu einer “ordentlichen” Soundkarte greifen wird, hätte ich es doch sehr begrüßt, Ein- und Ausgänge gleich beim UMX610 mit an Bord zu haben. So, wie es ist, bleibt die Soundkarte eher ein Gimmick – man möchte sich um Himmelswillen nicht beschweren, aber so richtig brauchbar ist sie am Ende auch nicht.

Behringer macht es einem mit der Bewertung wahrlich ein wenig schwer. Bei einem Straßenpreis von gerade einmal 135 Euro kann man mit einem schlichten, ordentlich gefertigten Keyboard schon zufrieden sein, und alles darüber hinaus ist beachtlich. Andererseits wird man den Eindruck nicht los, dass es bei den Dreingaben mehr um Masse als um Klasse ging.Besonders deutlich wird dies bei der mitgelieferten Software. Herzstück des Pakets ist energyXT, eine in jeder Weise leichtgewichtige Software zur Musikproduktion – sprich: DAW. Es handelt sich allerdings um eine “Behringer Edition”, die entsprechend beschnitten wurde durch Limitierungen bei der Track-Anzahl, der Anzahl der verwendbaren virtuellen Instrumente und – besonders ärgerlich – beim mp3-Export. In der Vollversion kostet energyXT 59 Euro, die Behringer-Version lässt sich für 29 Euro auf die Vollversion upgraden. Im Grunde kann man über energyXT nichts Negatives sagen. Auf den ersten Blick handelt es sich um eine – vom optischen Stil etwas an Ableton Live erinnernde – DAW, mit der man Audio- und MIDI-Spuren aufnehmen, Plugins verwenden oder virtuelle Instrumente spielen kann. Die Software ist sehr flott und ließ sich auf meinem Mac ohne Weiteres schnell installieren und verwenden. Sonderlich intuitiv fand ich die Bedienung nicht, aber das wird jeder anders empfinden.
So weit, so gut. Man erhält mit dem UMX610 also eine Software, mit der man unter Windows, Linux und OS X gleichermaßen aus dem Stand loslegen und kleine Tracks produzieren kann. Da man mit den standardmäßigen Möglichkeiten von energyXT (ein virtueller Synthesizer und ein paar Effekt-Plugins) natürlich schnell am Ende ist, laden die versprochenen ca. 150 weiteren Plugins auf der DVD zum Experimentieren ein. An diesem Punkt wird es, das muss man sagen, allerdings ein wenig abenteuerlich. Es handelt sich bei den Plugins, soweit ich das erkennen konnte, weitgehend oder ausschließlich um Freeware- oder Shareware-Programme. Insofern darf man Behringer einen gewissen Sammeleifer attestieren, einen finanziellen Mehrwert bedeutet dieses Kompendium allerdings nicht, denn Plugins wie “Mr Tramp” sind auch ohne den Kauf des UMX610 für jeden frei verfügbar. Besonders unerfreulich wird es für Mac-Besitzer, denn das Ganze kommt ausschließlich in Form von VST-Plugins daher. Und es ist mir tatsächlich nicht gelungen, auch nur ein einziges der virtuellen Instrumente oder Effekt-Plugins so richtig ans Laufen zu bekommen. Zwar werden dankenswerterweise zwei Programme mitgeliefert, die die Verwendung von VST-Plugins auch unter OS X erlauben sollen (sog. VST-Hosts). Aber bei diesen handelt es sich um lobenswerte Bemühungen aus der Szene, die leider beide fast umgehend abstürzten. Wenn ich einem Plugin dann aber für kurze Zeit ein paar Töne entlocken konnte, wurde schnell klar, dass das meiste auf dieser DVD eher nicht zum halbwegs ambitionierten Einsatz taugt.Nein, gerade für Mac-Benutzer (die ja ohnehin über das absolut verwendbare Garageband verfügen) bietet das Behringer-Softwarepaket weder Mehrwert noch Freude. Wie gesagt, gegen energyXT kann man überhaupt nichts haben. Beim Rest der Zusammenstellung hätten es auch gerne nur 20 Plugins sein dürfen – die dann aber tatsächlich auf allen Plattformen laufen und eine entsprechende Qualität besitzen sollten.

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FAZIT
Mit dem UMX610 hat Behringer ein optisch herausstechendes und qualitativ sehr ordentliches USB-Keyboard gebaut. Alle Bedienelemente inklusive der Tastatur machen -gemessen am Preis- einen sehr guten Eindruck. Allerdings ist die Tastatur so schwergängig geraten, dass sie beim Spielen gleichzeitig dem Unterarmtraining dient. Dass Behringer dem Gerät mit einer rudimentären Soundkarte (die wir allerdings gerne im Gerät selbst gesehen hätten) und einem Softwarepaket diverse Extras beilegt, nimmt man erfreut zur Kenntnis. Vielleicht wäre hier eher der Grundsatz Klasse statt Masse angebracht gewesen und man hätte sich die tendenziell überflüssigen Gimmicks sparen können. Für alle, die nicht unbedingt tagtäglich einfühlsame Balladen spielen müssen und über kräftige Unterarme verfügen, ist das UMX610 im unteren Preissegment dennoch durchaus zu empfehlen.

Unser Fazit:
3,5 / 5
Pro
  • solide Verarbeitung
  • gutes Preis-/Leistungsverhältnis
  • DAW (energyXT) inklusive
  • MIDI-Out Buchse
Contra
  • Tastatur schwergängig
  • mitgelieferte Plugins nur als VST
  • Soundkarte zwar mitgeliefert, aber nur extern
Artikelbild
Behringer UMX610 Test
Für 139,00€ bei
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Facts:
  • 61 Tasten und USB/Audio Interface (extern)
  • anschlagsdynamisch
  • 8 Echtzeit-Drehregler plus 10 zuweisbare Schalter
  • Pitchbend- und Modulationsrad
  • Octave Shift-Funktion
  • separater MIDI Out
  • Stromversorgung über USB
  • Batterien oder optionaler Netzadapter
  • inkl. energyXT2.5 Compact BEHRINGER Edition und NI KorePlayer Software
  • Preis: 149,00 Euro UVP
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