ADAM Audio Artist 5 Test

PRAXIS

Auch bei der Artist 5 mache ich keine Unterschiede: Zuerst geht es auf die Stative hinter meinem Arbeitstisch in ca. 1 m Entfernung. Die XLR-Verbindung wird gewählt, die Frontpotis auf null belassen und die Laustärke über meinen Monitorcontroller geregelt. 

Der Klangeindruck ist sofort gut. Die Speaker haben eine amtliche Stereoauflösung und genügend Reserven für moderate Pegel. Der Frequenzgang ist ausgewogen und frei von Überbetonungen. Tiefer als 60/65 Hz gehen aber auch diese Speaker nicht. Kein Wunder bei diesen kompakten Abmessungen. Im Bassbereich zwischen 70-90 Hz kann ich auch hier wieder eine leichte Erhöhung feststellen. Das ist bei kleinen Speakern aber durchaus üblich, um den hörpsychologischen Verlust der Basswirkung bei geringeren Lautstärken zu kompensieren.

Fotostrecke: 24 Bilder ADAM Artist 5 – Übertragungsverlauf

Die versprochenen THD-Werte von unter 0,6 % ab 100 Hz bei 90 dB SPL bestätigen sich mir aber leider nicht. Unsere Klirrfaktor-Messung zeigt deutlichere Verzerrungen. Und das deckt sich auch mit meiner Hörerfahrung. Für einen mit “größer-gleich 110 dB SPL Peak pro Meter” beworbenen Speaker sind die kleinen Treiber doch relativ schnell am Ende ihrer Kräfte angelangt. Das überrascht mich aber nicht.

Konkret: Während ich Rammstein und Clint Mansells “Tree of Life” gerade noch so vollausgesteuert hören konnte, schießt bassintensives Material wie Trentemøller, The Black Keys und Gaiser deutlich über das Ziel hinaus. Daran ändern auch die zwei mal 50 Watt nichts, für deren Aussagekraft so etwas wie “RMS” ohnehin Mindestbedingung gewesen wäre. In einem eingeschränkten Pegelbereich und bei dem Genuss eventuell tiefbassschwächerer Musik erreichen die kleinen Speaker dennoch beachtliche Seriosität. Eventuell sollte man über einen Subwoofer nachdenken.

Das Ende der Fahnenstange kündigt sich vor allem durch die starken Portturbulenzen an. Im Direktvergleich zerrt es bei der Artist 5 an ihrem rückseitigen Bassreflexausgang sogar schon etwas eher als bei der A5X. Das allerdings nimmt man aufgrund der vom Hörort weggewandten Platzierung erst etwas später wahr. 

Und deshalb sieht es auch auf den Messungen so aus, als würde die Artist 5 weniger zerren, da deren Bassreflexausgang eben vom Mikro weggewandt war. Der Bassport der A5X hingegen zeigte direkt auf das Messmikro, was höchstwahrscheinlich auch den durch Interferenz am Messort herbeigeführten Mitteneinbruch erklärt. Die günstigere A5X ist demnach entgegen den Diagrammen basskräftiger und ähnlich ausgewogen in ihrem Verlauf, wenngleich die Artist 5 ein wenig glatter und höhenbetonter rüberkommt. Beide Boxen sind allerdings von mäßigen Gehäuseresonanzen im Tief-Mitten-Bereich gekennzeichnet. Trotz aller Kritik sollte man aber nicht die veranschlagte Preisklasse und die Größe aus den Augen verlieren. 

Für knapp 800 Euro das Paar erhält man viele Eingänge, ein USB-Interface und eine wohnzimmertaugliche “fancy” Optik. Im Vergleich zur A5X ist der Frequenzgang der Artist 5 sogar etwas gutmütiger und mit etwas mehr Höhen ausgestattet, jedoch liegt sie rein von den Aussteuerungsreserven knapp hinter ihrer kleinen Schwester.  Für 120 Euro weniger erhält man mit der puristischeren A5X dennoch nicht weniger Qualität. Bei knappen Budgets wird das Bedroom-Producer sicherlich freuen. 

Wer es etwas seriöser und amtlicher mag, sollte sich die Genelec 8030 und die Dynaudio BM5A MKII zu Gemüte führen, die pro Paar rund 200 Euro  mehr kosten als die Artist 5 und ca. 320 Euro mehr als die A5X. Wer noch weniger ausgeben will und mit weniger gutmütigen und glatten Übertragungsverläufen leben kann, sollte sich die die Mackie MR5 MKII und die KRK Rookit 5 anschauen. Gerade letzteres Exemplar bietet ein hervorragendes Preis-Leistungsverhältnis bei einem Paarpreis von gerade einmal 300 Euro.

Fotostrecke: 5 Bilder Alternative: Dynaudio BM5A MKII

Ob man das On-Board USB wirklich braucht, sollte man abwägen. Bei Wohnzimmer-Flair ist alles in Ordnung: USB anstecken, warten, “Do-Ding” (je nach Betriebssystem) und los geht’s! Die Wandler sind allemal besser als beispielsweise die eines Net-Books, verfügen jedoch nicht über Pro-Audio relevante Niedrig-Latenz Treiber oder 24-Bit Betriebsmöglichkeiten. Eventuell kann man sich unter Windows mit dem ASIO4All-Treiber selbst behelfen. Auch am Mac klappte alles wunderbar. Jedoch hat man hin und wieder mit dubiosen Knackgeräuschen im Standby zu kämpfen.

Die Stereo-Link-Funktion ist eine nette Zugabe, allerdings muss man beim Verkabeln schon mal ins Handbuch schauen, denn nur durch reines Betrachten der Rückseite erschloss sich mir die Funktionsweise nicht. Im Gegenteil, anschließend war ich noch verwirrter.

Hier des Rätsels Lösung: Es gibt mehrere Handbuch-Revisionen. In meinem, anscheinend veralteten Handbuch, sind die Buchsen des Stereo-Links verkehrt herum abgebildet, sprich, In- und Output vertauscht. Da die Beschriftung so winzig ist und von Pixel-Artefakten verstümmelt, müsst ihr den Fehler also nicht bei euch suchen, wenn nicht gleich alles glatt läuft. Eine andere Formulierung ist auch etwas unglücklich gewählt, sodass ich an dieser Stelle noch etwas Aufklärungsarbeit leisten möchte:

USB/STEREO-LINK SZENARIO 

  • Nur der linke Speaker bekommt die USB-Verbindung.
  • Stereo-Link-Output vom linken Speaker wird mit dem Unbalanced-In vom rechten Speaker verbunden. Dafür ist das mitgelieferte 2 m Mono-Cinchkabel da. Stereo-Link am linken Speaker leuchtet auf. Der rechte Speaker erhält nun vom linken das rechte Signal aus der USB-Stereo-Verbindung. An den rechten Speaker kommt kein USB-Kabel. Hier leuchtet auch keine Stereo-Link LED.
  • Den 3,5 mm Klinkeneingang auf der Front kann man nur auf der linken Seite benutzen. Der rechte Speaker erhält seine Verbindung ebenfalls über das Mono-Cinch-Kabel.
  • Eine weitere unsymmetrische Verbindung lässt sich über Cinch aufbauen: Dazu wird der linke Kanal des Cinch-Signals an den Unbalanced-In vom linken Speaker angeschlossen und der rechte Kanal des Cinch-Signals an den Stereo-Link-Input. Der rechte Cinch-Kanal wird also einmal durch die linke Box geschleift.
  • Bei allen drei Varianten USB, 3,5 mm Klinke und Cinch über Stereo-Link kann die Lautstärke global mit dem Poti am linken Speaker geregelt werden. Das Poti am rechten Speaker sollte jedoch in der Mittelstellung verweilen, es sei denn, man braucht ein L/R-Offset.
  • Linker und rechter Speaker können zusätzlich und separat per XLR angeschlossen werden.
  • Insgesamt gibt es vier nutzbare Stereo-Eingänge

KONSERVATIVES SZENARIO:

  • Der linke Speaker ist per XLR mit Quelle 1/L verbunden.
  • Der linke Speaker ist per Cinch mit Quelle 2/L am Unbalanced-In verbunden.
  • Der rechte Speaker ist per XLR mit Quelle 1/R verbunden.
  • Der rechte Speaker ist per Chinch mit Quelle 2/R am Unbalanced-In verbunden.
  • Jedes Level-Poti regelt die eigene Lautstärke.
  • Es ist keine Verbindung zwischen den Speakern nötigt.
  • Insgesamt gibt es zwei nutzbare Stereo-Eingänge.
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Profilbild von Juergen

Juergen sagt:

#1 - 22.11.2013 um 20:23 Uhr

0

Die Höhenwidergabe ist unglaublich detailliert mit viel Detailreichtum. Das ist wohl schon das Beste an diesen Lautsprechern. Der Mittentonbereich ist sehr angenehm Neutral aber etwas zu präsent gegenüber dem Bass und den Höhen. Die Räumliche Abbildung ist nicht neutral. Im Hochtonbereich gibt es Zeitungleichheiten zwischen den beiden Kanälen, so dass manche Töne an einer Seite beginnen und sich dann erst im Raum platzieren. Gitarren wirken riesengroß und platzieren sich im Vordergrund aber dafür mit unglaublich viel Detailreichtum. Die Stereozone (Sweet spot) ist leider sehr klein. In meinen Hörraum erzielte ich die besten Ergebnisse mit einen hörabstand von maximal zwei Metern. Darüber hinaus wird der ohnehin etwas schwächliche Bassbereich unbrauchbar und die Stereoabbildung wird auch schlechter. Mein Hörraum war sicher etwas zu groß für diese kleinen Lautsprecher. Vieleicht sind die Adams etwas besser in kleinen Räumen.Der Rauschspannungsabstand verschlechterte sich leider auch nach ein bis zwei Monaten.

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