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Ecler WARM2 Rotary DJ-Mixer Test

WARM2, so heißt der neue Rotary DJ-Mixer der katalanischen Traditionshauses für DJ-Equipment Ecler. W-A-R-M, das steht für Warehouse Analog Rotary Mixer. Sämtliche Schaltungen werden in Spanien entwickelt, montiert und getestet. Der Hersteller verspricht kristallklaren analogen Klang und messerscharfe Filter – verpackt im edlen schmalen Formfaktor-Gehäuse mit Holzverkleidung. Rein optisch ist das Teil schon einmal ein Hingucker. Ob das Pult einem WARM ums Herz werden lässt, erfahrt ihr in diesem Artikel.

Details

Kurz zu Ecler, falls ihr die Company (noch) nicht kennt: Die Hardware-Schmiede ist bereits seit einem halben Jahrhundert am Markt und hat ihren Hauptsitz in Barcelona. Dort entwickelt sie neben Installationspulten wie dem Ecler Compact 4BT und DJ-Pulten wie dem Ecler Nuo 2 auch PA-Audio & Controller, Video- und Acoustic-Produkte.

Die Firmenhistorie geht zurück bis in die 70er-Jahre, wo das erste Mischpult namens A4 vom Stapel lief und danach die an DJs adressierten Modelle AM4 und AC4 herauskamen. Meilensteine ​​der Firmengeschichte waren unter anderem die MAC- und SCLAT-Mixer sowie der Battlemixer HAK und besagte NUO-Serie. Pulte, von denen wir hier auch einige unter die Finger bekommen haben.

Ecler WARM2 Rotary DJ-Mischpult

WARM2 ist nun ein Rotary DJ-Mischpult und es weist hinsichtlich des Hardware-Layouts einige Gemeinsamkeiten mit dem etablierten Ecler Nuo 2 auf. Man könnte quasi meinen, Ecler haben die Flachbahnregler gegen japanische ALPS Blue Velvet Potis ausgetauscht und alle Fader-relevanten Features gestrichen. Einhergehend mit einer veränderten Aufteilung des Bedienfeldes versteht sich. Aber ganz so einfach ist das dann doch nicht.

Hier mal zwei Bilder, die euch Gemeinsamkeiten und Unterschiede verdeutlichen sollen. Interessanterweise findet sich auf der internationalen Website ecler.com übrigens keine Produktseite zum WARM2, jedoch werdet ihr auf der Website eclerdj.com fündig.

Fotostrecke: 2 Bilder Ecler NUO2 DJ-Mischpult

Lieferumfang

Auspacken ist angesagt: Ecler hat das WARM2 Rotary DJ-Mischpult gut verpackt auf die Reise zum Kunden geschickt und es mehrfach mit Schutzfolie umwickelt, damit beim Transport kein Kratzer auftritt und die schöne anthrazitfarbene Faceplate oder die silbern akzentuierten Rotary-Caps beeinträchtigt. Im Karton findet man als Dreingaben neben dem Stromkabel und Garantiehinweisen lediglich vier Verschlussstecker für nicht genutzte Buchsen.

Fotostrecke: 2 Bilder Karton Ecler WARM2 Rotary DJ-Mischpult

Stylo

Hält man das stylische Mischpult, das mit seinem seitlichem Branding, welches mich an den Top Rotary-Mixer RANE MP2015 erinnert, dann erstmals in den Händen, ist man erstaunt über das Gewicht 3,6 kg. Dies verteilt sich auf Maße von 400 x 100 x 185 mm (ohne Holzseiten).

Die Optik gefällt mir sehr gut, die Holz-Seitenteile mit der Brand-Prägung würde ich pers. eventuell imprägnieren oder mit klarem Lack überziehen, denn sie scheinen mir auf Dauer nicht sehr gut gegen Flecken gewappnet zu sein.

Ecler WARM2 Front und Backpanel

Am übersichtlich gestalteten Backpanel finden sich neben dem Ein/Ausschalter für das integrierte Netzteil die Anschlussbuchsen für Audio-Zuspieler (allesamt Cinch) und eine 6,3-mm-Mikrofonbuchse sowie eine griffige Rändelschraube für die Massekabel der Plattenspieler.

Kanal 1 und 2 offerieren je ein paar Phono- und Line-Inputs, die über einen Kippschalter auf der Mixeroberfläche selektiert werden. Kanal 3 geht mit besagter Mikrofonbuchse und Line-In ins Rennen, ebenfalls oben umschaltbar.

Genug Inputs stehen zur Verfügung und das lässt einige Kombinationen hinsichtlich des Setups zu

Das Summensignal wird via XLR-Pärchen in professionelle PA-Systeme, DJ-Anlagen, Monitore und Co überführt. Als Alternative stehen Cinch-Ausgänge bereit. Außerdem vorhanden sind zwei L/R-Cinch-Paare für die Booth-Anlage und das Mitschneiden des Mixes (REC-Out). Dazu gesellt sich eine Effektschleife im –  ihr ahnt es schon – Cinch-Format ausgeführt. Booth-Klinke und Mike-XLR gibt es beim Ecler WARM2 nicht.

An der Vorderseite finden sich zwei Anschlüsse für Kopfhörerklinkenstecker in 3,5 mm und 6,3 mm. Gleich daneben treten zwei angenehm große Regler für die Kopfhörerlautstärke und den Cue-Mix in Erscheinung.

Übersichtliche Vorderseite am Ecler WARM2

Bedienoberfläche des Ecler WARM2 Rotary DJ-Mixers

Die Bedienoberfläche des Ecler WARM2 Rotary DJ-Mixers teilt sich visuell in drei Bereiche auf. Unten die Lautstärke Potis mit Pegelmeter, darüber der Isolator-EQ und in der oberen Hälfte die Kanal- und Lautstärke-Regelungen nebst Stellschalter.

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Praxis

Für den Praxistest kommen zwei Pioneer PLX500-Turntables, ein NI DVS-Audiointerface nebst DJ-Controller sowie diverse Effektgerätschaft zum Einsatz, als Monitorboxen verwende ich Pioneer SDJs.

Effektgeräte, DVS-Interface und Controller am WARM2

Quellwahlschalter und Pegelregelung

Zweimal Phono-Line, einmal Mikro/Line – das sind die Auswahlmöglichketen für die drei Kanäle. Die Kanalverstärkung  über die Trim-Regler ist beim WARM2 unterschiedlich dimensioniert. So stehen für Channel 1 und 2 jeweils 15 dB Gain zur Verfügung, wogegen es beim Input 3 sogar 20 dB sind. Die Line- und Phono-Signale klingen sauber und transparent. Der Mikrofonkanal arbeitet rauscharm und kann zudem via Zweiband-EQ gut abgestimmt werden.

Quellwahlschalter und Master/Booth-Pegelregelung

Groß und griffig thronen die Master-Regler für House und Booth-Output im oberen Mischpultzentrum. Mit den Drehreglern lässt sich der Output-Pegel sehr gut justieren. Das gilt auch für die Channel-Volume-Regler. Das Pult hat einen maximalen unverzerrten Output von 21dBV (23dBu). Interessant zu wissen: Via Dip-Schalter im Gehäuseinneren lässt sich Phantom-Power (de)aktivieren und eine Master-Booth Level-Anhebung realisieren.

Channel Volume-Regler am Ecler WARM2

Channel-EQs

Bei den Kanal EQs  – ebenso wie den Isolatoren – setzt Ecler auf ALPS Blue Velvet Pots. Die beiden Hauptkanäle 1 und 2 arbeiten laut Techspecs mit 10 dB Anhebung und einer Absenkung von -30 dB in Bass und Treble sowie -25 dB im Mittenband. Etwas eigentümlich, da dort „off“ zu lesen ist.

Die Potenziometer rasten in der Nullstellung ein, wobei mir aufgefallen ist, dass die weißen Markierungen der Pots nicht exakt an 12-Uhr-Position stehen, sondern eher „ein paar Minuten nach“ . Für Input 3, der ohne Mittenregelung auskommen muss, beträgt der Treble- und Bass-Cut-Boost je +/- 15 dB. Auch hier werden Erinnerungen an den NUO wach.

Fotostrecke: 3 Bilder Kanalverstärkung Channel 3 Ecler WARM2

Vorhöre

Es folgen die PFL-Tasten, also sprechen wir gleich mal über das Monitoring System. WARM2 ist mit einem klassischen Abhörsystem via Vorhörtaste für jeden Kanal ausgestattet, welches DJs ermöglicht, Pre-Fader-Listening zu betreiben und die Mix-Pegel sowohl für die Einzelkanäle A/B und den Summenpegel am VU-Meter abzulesen respektive anzupassen.

Dabei steht eine von -30 dBV bis +20 dBV reichende, mit zwölf Segmenten durchaus komfortabel ausfallende LED-Kette in Ampelfarben bereit.  Beim Abhören kann via Cue-Mix-Regler zwischen Vorhörsignal und Mix-Summe geblendet werden. Industriestandard, wenn man so will.

Der Kopfhörerausgang ist amtlich laut und transparent im Sound. Der Headphone Volume-Knopf an meinem Testmuster ist verhältnismäßig schwergängig, sein gegenüber dafür aber umso leichter. Ich finde dies etwas befremdlich. Die PFL-Tasten sind für meinen Geschmack auch etwas zu wackelig geraten.

Master Isolator

Der Master-Isolator wartet mit seinen drei großzügig dimensionierten Alps Blue Velvet Potentiometern auf, die wie folgt definiert sind. Filter vierter Ordnung mit 24 db/Oktave und einem Cut/Boost von  +12/-70dB  sowie +12 /-40dB  und +12/-70dB. Die  Grenzfrequenzen liegen bei 300 Hz und 4 kHz

Damit lassen sich Frequenzen komplett wegdrücken und ihr könnt Bässe gezielt boosten oder silbrige Höhen addieren, was immer euch gefällt. Dass Ecler die Isolatoren gleich über den Channel-Potis positioniert, gefällt mir super. Ganz nah bei der Hand. Der Mixer klingt einfach gut und die Klangregelung ist sehr gelungen.

Audio Samples
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EQ Cut/Boost Hi-Mid-Low ISO Cut/Boost Hi-Mid-Low ISO Cut all Send/Return Post Delay

Send/Return

Außerdem verfügt der Ecler WARM 2 über einen FX-Send/Return mit FX-Send-Steuerung und Pre/Post-Fader-Wahlschalter für die Kanäle 1 und 2. Kanal 3 bleibt leider außen vor. Die beiden Hauptkanäle verfügen zu diesem Zweck über zwei gut dimensionierte Drehpotentiometer, die DJs erlauben, das Signals an ein externe Effektschleuder zu schicken. Leider wurden hier nur Cinch-I/Os verbaut, obgleich nicht wenige Effektgeräte, besonders abseits klassischer DJ-Effektoren wie Kaoss-Pad oder Pioneer EFX, eher auf Klinken setzen.

Aber gut, es geht natürlich auch mit Adapter. Ich schließe den WARM2 an das lokal vorhandene Pioneer EFX-500 und danach an den Enjoy Electronic Reminder zum Test an, ein Effektgerät, das sowohl Filter wie auch Distorsion, Dual-Pulse-Delay, Reverb und einen LFO in Personalunion stellt.

Dabei wird der FX Send-Ausgang mit dem Eingang des Effektgeräts und sein Ausgang mit dem Return verbunden, woraufhin dieser Signal-Send mit dem mittels Kippschalter entweder Pre- oder Post-Fader konfiguriert ist.

DVS?

Ich hatte ja bereits im Text erwähnt, dass ich es – trotz allem Purismus, den viele Rotary-Mixer an den Tag legen (wollen) – gern gesehen hätte, wenn der Mixer ein integriertes Audiointerface hätte. Denn einerseits ist das Rotary-Konzept wahrlich nicht nur für Vinylisten interessant. Vielmehr dürfte es viele House, Disco und Cross-genre Aktivisten interessieren, die über eine große Anzahl an digitalen Tracks verfügen. Und zweitens sind für eben diese Zielgruppe nicht mehr so viele externe DJ-Soundkarten verfügbar, sodass man hier zwei Fliegen mit einer Klappe hätte schlagen können. Das würde ich mir übrigens auch für eine Neuauflage des NUO2 wünschen.

Ein weiterer positiver Aspekt  ist die geringe Breite, die das Pult einnimmt. Denn so hat man als Digi-DJ auch auf kleinerem Stellplatz noch die Möglichkeit, einen Add-on-Controller oder Sidewing, beispielsweise den Traktor Kontrol X1 MK2, den F1 oder einen Allen&Heath Xone danebenzustellen. Ich empfehle euch dazu auch diesen Bonedo-Artikel hier zu lesen.

Was noch?

Vor dem Fazit möchte ich noch folgendes loswerden: Es macht superviel Laune mit diesem Rotary-Pult zu mixen. Es ist aus hochwertigen Komponenten gefertigt, hat ein tolles Layout mit viel Platz zum Schrauben. Es bietet eine gute Audioqualität, verfügt über cremige Isolatoren und Equalizer.

Ausgezeichnet ist auch die Option, Effekte einzubinden und die Alu-Holz-Konstruktion ist eine Augenweide. Jedoch merkt man dem Ecler WARM2 – zumindest dem Modell, das mir zur Verfügung gestellt wurde –  schon an, dass es ein handgefertigtes Mischpult ist. So zum Beispiel an den unterschiedlichen Dreh- und Einbauwiderständen der Pots.

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Fazit

Ecler WARM ist eine Bereicherung für den Markt der Rotary DJ-Mixer. Das Mischpult mit den Alps Blue Velvet Potentiometern kommt mit Dreiband-Summen-Isolator und bietet guten Sound bei tollem Layout. Nicht minder beeindruckt das schöne Design, auch wenn dem Pult, zumindest dem mir zur Verfügung gestellten Demo-Gerät, in puncto Dreh- und Einbauwiderständen hier und da anzumerken ist, dass es nicht maschinell sondern manuell zusammengeschraubt wird. 

Kanal 1 und 2 bieten Phono- und Line-Anschlüsse und Dreiband-EQs und lässt sich sogar ein Effektgerät anschließen. Letztgenanntes allerdings in Cinch statt Klinke und ohne den Mikrofon/Line-Kanal 3 mit einzubinden, dem insgesamt ein etwas kleineres Regelwerk anheimgestellt wurde.

Dass der DJ-Mixer kein USB-Interface mitbringt, mag mancher Purist begrüßen, ich finde es eher schade oder würde zumindest einen WARM2-USB als Alternative zum externen Audiointerface wünschen. Das soll in der der Gesamtwertung aber nicht zum Tragen kommen, sodass sich der “Warehouse Analog Rotary Mixer“ in der Summe 4 Sternen schmücken kann.

Features Ecler WARM2

  • 2-Kanal Rotary-DJ-Mixer
  • 3-Band EQ pro Kanal
  • 2-Band EQ für Mikrofon-Kanal
  • 3-Band Isolator
  • FX-Send Regler und Pre/Post-Fader Wahlschalter
  • LED 12-Segment Mix und PFL VU-Meter
  • Alps Blue Velvet Potentiometer
  • maximaler Output ohne Verzerrung: 21 dbV (23 dBu)
  • Seitenpaneele aus Holz
  • Abmessungen (B x T x H): 185 x 400 x 100 mm
  • Gewicht: 3,6 kg
  • 1 Mikrofoneingang
  • 2 Phono-Eingänge
  • 3 Line-Eingänge
  • XLR/RCA Master Ausgang
  • RCA Monitor Ausgang
  • 6,3 mm Klinke- und 3,5 mm Miniklinke Kopfhörerausgang
  • Preis: 645 Euro
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