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Digital 1 Audio DJ DEX APP Test

Digital Audio 1 DJ Dex App im Bonedo-Test: Im Zuge der iPad-Manie springt auch Veteran PCDJ (jetzt Digital Audio 1) mit einer eigens entwickelten App auf das noch junge Pferd „iPad-Djing“ auf. Ohne großen Schnickschnack und verschachtelten Pages, einfach so zum Drauflosmixen. Und der Clou – es verspricht, den Gyrosensor des iPads zum Scratchen zu nutzen, wenn es auf dem Turntable liegt. Wie sich das wohl in der Praxis bewährt?

DJ_DEX_APP_Teaser


Wahrscheinlich dürften gerade die jüngeren Leser unter euch sich fragen, wer um alles in der Welt denn Digital Audio 1 (PCDJ.com) ist, füllen doch meist Traktor, Serato, Mixvibes oder Virtual DJ die Schlagzeilen der (Online-) Magazine. Die PCDJ-Truppe ist bereits seit 1998 aktiv und mit ihren Programmen aktuell im Karaoke/Videomix-Segment sehr umtriebig. Schon mal von Karaoki, Red-Mobile oder der „Karaoke Cloud Pro“ gehört? Nein. Ich habe es mir fast gedacht. Aber das ist Stoff für einen anderen Artikel. Wichtig in diesem Zusammenhang ist eher, dass bereits 1999 die erste Version von PCDJ in den Handel kam. Seit nunmehr gut sechs Jahren gehört die Marke PCDJ (vormals bei Visiosonic) zu Digital Audio 1. PCDJ-Dex 1 selbst erblickte 2007 die Häfen der Welt, genau wie RED Mobile. Manou hat sich für bonedo.de vor einiger Zeit etwas näher mit der Mac/PC-Software Dex 2 befasst. Ich knöpfe mir heute die mit 8,99 Euro bepreiste iPad-App vor und bin sehr gespannt, wie die Portierung auf Apples Tablet geglückt ist und was das Tool so zu bieten hat.

Details

Dass DJ Dex über den App-Store aufs Tablet kommt, sollte klar sein, also schenken wir uns das Thema „Installation“ und gehen gleich ins Eingemachte. Die Software verwandelt das iPad in einen Dual-Player mit interaktiven, scratchbaren Wellenformen samt Taktraster und automatischer BPM-Synchronisation. Dazu gesellen sich Hotcues, quantisierte Auto-Loops sowie drei Effekte. Natürlich dürfen auch Werkzeuge zum Beatmatchen in Form von Jogwheels und Pitchfadern nicht fehlen. Wie es sich gehört, gibt es einen Dreiband-EQ, virtuelle Channel- und Crossfader und eine Option zum Vorhören. Das alles spielt sich auf nur einer Page ab, lediglich der Browser, das Einstellungsmenü und die integrierte Anleitung rufen eine Unterseite auf.

Fotostrecke: 2 Bilder DJ DEX App: Das ist der Screen, in dem sich die Mixsession abspielt – übersichtlich und kontraststark gestaltet. Nur am Status-Feedback mangelt es vielerorts.

Layout

Wie ihr auf dem oberen Screenshot sehen könnt, befinden sich alle Bedienfelder, die ihr im Laufe der DJ-Session benötigt, im Direktzugriff. Das ist grundsätzlich einmal sehr löblich. Auch muss ich gestehen, dass das reduzierte Layout, mal abgesehen von den etwas kleinen, viel zu nah aneinander arrangierten EQ- und Gain-Fadern, einen gewissen Charme versprüht und DEX auch oder gerade deshalb für Einsteiger auf Anhieb „durchsichtig“ erscheinen lässt. Im Umkehrschluss bedeutet dies jedoch, dass der Käufer auf viele Spezial- oder Sonderfunktionen, zum Beispiel im Bereich der Cuepoints, Loops und gerade auch der Effekte, verzichten muss. Am deutlichsten wird dies bei den Effekten Brake, Echo und Flanger, wo der Protagonist keinerlei Einfluss auf die Parameter hat. Normalerweise darf er hier Attribute wie Anlauf- und Bremszeit, Wiederholungen, Rate, Feedback, Timing und so weiter beeinflussen. Für Loops ebenfalls eine ungewöhnliche, aber durchaus interessante Variante: Nur eine Taste ermöglicht das beatgenaue Anlegen des Loop-Startpunktes (erster Tastendruck) und des am Grid einschnappenden Endpunktes – somit also der Gesamtlänge (zweiter Tastendruck). Letztlich dient diese gleichsam zum Granulieren, respektive Halbieren (weiteres Betätigen von „IN“). Eine Option zum Vergrößern und den klassischen „Reloop“ suche ich vergebens. „Exit“ verlässt die Wiederholschleife.
Die oben liegenden Auswurftasten öffnen die Media-Library, die einen direkten Zugriff auf die iPad-Musiksammlung und iTunes-Playlisten eröffnet, wo ich nach gängigen Kriterien auf Titelfahndung gehen kann. Was die Analyse der Dateien angeht, erfolgt diese beim ersten Laden eines Musikstückes in ein Deck und kann nicht im Vorfeld absolviert werden. Schade. Dex „beschränkt“ sich bei der Bekanntmachung seiner Auswertung auf Tag, Peak- und BPM-Daten und mappt das Beatgrid nach einem errechneten Tempo-Mittelwert auf die Länge der Wellenform. Eine Ermittlung der Tonart wie bei Traktor DJ erfolgt nicht. Ob eine vorausgehende Analyse unbedingt nötig ist oder nicht, hängt sicherlich auch von der verwendeten Hardware ab. Mein iPad 4 hatte keinerlei Probleme, einen Track innerhalb weniger Sekunden mit BPM und Grid fertig gerastert auf die Piste zu schicken, selbst wenn der andere Player spielt. Diese Eigenschaft würde ich dem iPad 1 adhoc nicht mehr zusprechen wollen.
Playlisten könnt ihr innerhalb von Dex nicht anlegen, auch nicht temporär. Stattdessen gilt es, sich aus dem iTunes-Fundus zu bedienen. Nützliche Tipps zum Playlisten Management gibt es hier. (Kickstart Digital-DJing #3 – Playlisten-Management).
Die Kopfzeile der App zeigt Track-Infos und Restlaufzeit an – die BPM thronen über der vertikalen Wellenformanzeige. Play, Cue und Sync sollten dem geneigten Leser geläufig sein, genau wie die drei Schaltflächen zum Anlegen von Hotcues, das Kopfhörersymbol zum Vorhören oder Pitch- und Lautstärkefader. Das Jogdial residiert im hohen Norden und der Fader-EQ im unteren Zentrum. Schauen wir uns an, wie sich das Angebot in der Praxis schlägt.

DJ Dex App: Mit der iTunes-Bibliothek auf Tuchfühlung
DJ Dex App: Mit der iTunes-Bibliothek auf Tuchfühlung
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Praxis

Beim ersten Aufruf ist, auch ohne die integrierte Anleitung gelesen zu haben, direkt klar, wie Dex „tickt“. Das Layout ist schlüssig, die App reagiert unverzüglich auf meine Eingaben, weshalb ich dann auch sofort mal die Decks beladen und ein wenig rumdaddeln will. Load, Play and Sync.
Festzuhalten ist schon einmal, dass die Trefferquote beim Beatgrid, was meine elektronischen Clubsounds angeht, hoch ist. Ob das bei Rock- oder Pop-Nummern der Fall ist, spielt eher eine untergeordnete Rolle, denn wer versucht schon Originalversionen von Guns N’ Roses, Alice Cooper und Pink beatsynchron zu mixen? Gut, also bleiben wir in den elektronischen Gefilden. Nur was, wenn während des Autosync die „1“ auf die „3“ trifft? Normalerweise ist das ein Fall für Jogwheel und Co. Das Anschubsen mit dem Dial ist indes aufgrund der Übersetzung eher abenteuerlich. Bei der Einstellung – im Übrigen ist das Verhältnis von Umdrehung zur Zeit nicht justierbar – ist es besser zum Spulen geeignet, als zum Beatmatchen, doch mangelt es an einer Gesamtübersicht zur Orientierung im Track und die mittlere Wellenform ist nicht skalierbar. Der dünne Balken zum Spulen am äußeren Rand des Wavepanels ist wirklich zu dünn, um damit auch nur im Ansatz vernünftig zu arbeiten. Und abstürzen lässt es die Software unter iOS 6-1-3 auch mehrfach, wenn ich daran ziehe (Wavebrowsing). Die Touch-Wave selbst in den Takt zu schubsen, gelingt nur geringfügig besser, wie ich finde. Das gilt auch für das manuelle Angleichen per Pitchfader, der mittels Fingerjump temporäre Veränderungen zwischen Nullstellung und aktueller Position zulässt, respektive mit einem Doppelklick auf die Mittel-LED zurück an den Nullwert des Pitch springt. Ich hätte mir an dieser Stelle zwei simple Pitchbend-Buttons gewünscht und fertig! Bevor ich es vergesse: Beim Fader ist auch fraglich, um wie viel Prozent er denn gerade verschoben wird, da es keine Zahlenwertanzeige gibt! Im Handbuch steht (noch) nichts. Ich überschlage im Kopf, dass es etwa 16 Prozent in beide Richtungen sein sollten. Gegen Jauleffekte beim Pitchen schützt der Keylock – warum sich dieser nicht für jedes Deck getrennt, sondern nur global aktivieren lässt, ist mir indes ein Rätsel. Aber immerhin entpuppt sich der Algorithmus als leistungsfähig, was ich im Nachhinein zusammen mit den Effekten für euch aufgezeichnet habe.

Audio Samples
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Keylock null bis minus 16 Prozent Keylock null bis plus 16 Prozent Loop Jog Wave Nudge Brake Flanger Echo EQ Cut and Boost

Equalizer

Ich verstehe, dass einige Hersteller beim iPad zurecht auf Fader statt Potis für Gain und EQs setzen, aber dann bitte nicht so nah beieinander und so klein, dass diese schwer zu greifen sind und man Angst hat, den benachbarten Regler zu treffen. Mal abgesehen von den „haptischen“ Mängeln, kann ich drei Bändern ein zum Teil passables Zugverhalten attestieren. Sei es, um den Hi-Hats ein wenig mehr Flirren und Knistern zu verpassen oder bei einem Übergang die Bassdrum abzusenken, auch wenn keine Kill-Funktion an Bord ist. Im Boost merkt man dann aber doch, dass es insgesamt ein wenig an Headroom mangelt, denn der Low-EQ durfte im Test mit aktuellen Produktionen gerade mal ein Drittel des Regelweges zurücklegen, bevor er übersteuert.
Volume und Crossfader sind von der Größe her besser zu bedienen, wobei Letzgenannter über zwei Autofade/Autostart-Tasten verfügt. Dezibel-Anzeigen fehlen gänzlich, auch bei den Kanal-Pegelemetern. Die Channelmeter liegen zwischen den Wellenformen, das Masterpegelmeter oben zwischen den Zeitanzeigen. Es ist über die volle Strecke sandfarben – kein Hinweis darauf, wann ich den „grünen Bereich“ verlasse und ins Clipping (aus-) steuere. Mein einziges Werkzeug, was mir hier hilft, sind meine Ohren. Und genau das könnte man der App nun auch zugutehalten, denn ein geschultes Gehör ist das A und O im DJ-Leben.
Bevor es ans Resümee geht, noch ein kurzer Blick ins Einstellungsmenü:

DJ Dex Preferences: Individuelle Präferenzen für die Mixsession
DJ Dex Preferences: Individuelle Präferenzen für die Mixsession

In den Preferences kann ich festlegen, ob ein Titel beim Erstaufruf analysiert wird und beim Laden direkt wiedergegeben wird, ob die Welle scratchsensitiv ist oder nicht, ob das implementierte Automixing beatsynchron erfolgen soll und wie lang dabei der Übergang ist, ob der Keylock aktiv ist und ob der „Cue“ als „Cueplay“ fungieren soll. Wichtiger finde ich allerdings das Audiorouting. Natürlich gibt es hier den Split-Modus, der auf dem rechten Kanal den Kopfhörer und links den Master ausgibt. Dazu gesellt sich die Einstellung „External Mixer Split“, die statt dessen deckgetrennte Monosummen zum Mixer rausjagt. Aktiviere ich allerdings diese Option, stürzt die App ab. Hoffentlich ein Bug, der bald behoben wird. Mein Eindruck: Ohne Unterstützung eines Multichannel Core Audio-kompatiblen Interfaces bleibt Dex, wie viele andere DJ-Apps auf dem iPhone, ein Gimmick zum Zeitvertreib. Wohlgemerkt ein sehr einsteigerfreundliches und leicht zu adaptierendes und vor allem schnelles Mix-Tool. Schade für den Automixer ist, dass er nicht nachlädt, sondern aufhört, wenn kein Titel mehr im Deck ist – man könnte also eher von einem Autoüberblender sprechen.

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Fazit

Der Würfel ist gefallen und mit ihm auch das Urteil des Autoren. DJ Dex ist einfach zu bedienen, optisch ansprechend und hat viele nützliche Werkzeuge für eine Basis-Session an Bord. Ferner bietet Dex einen direkten Zugriff auf die iPad-Musiksammlung und iTunes-Playlisten. Die App verfügt über drei Effekte, Autoloops, globalen Keylock und eine flotte Dateianalyse nebst automatischer Synchronisation. Dennoch ist Dex in meinen Augen eher dort zuhause, wo es nicht auf filigranes manuelles Beatmatchen, erweiterte Loop-Tiraden, verspielte Frequenz-Frickeleien oder ausgeklügelte FX-Abenteuer ankommt, denn hier mutet die App im Vergleich zu Cross DJ, Traktor iPhone/iPad oder DJAY zum Teil schon etwas abenteuerlich an. Zum Beispiel beim Beat- oder Fader-Schubsen, der Navigation im Titel, dem ausbleibenden Status-Feedback, den fehlenden EQ- und Levelmeter-Skalen und Farbeinteilungen. Selbst eine Wellenformanzeige des gsamten Tracks ist nicht zugegen. Nichtsdestotrotz könnte die App, sobald alle Bugs beseitigt sind, für eingeschworene Dex-Fans, Einsteiger, Hobbyisten und alle, die ein klares Layout einer überladenen Oberfläche vorziehen, eine Überlegung wert sein. Denn sie ist ohne großen „Schnickschnack“ einfach so zum Drauflosmixen geeignet.

Unser Fazit:
2,5 / 5
Pro
  • Übersichtliches Layout
  • Ansprechendes Design
  • Schnelle Dateianalyse
  • Kinderleichte Handhabe
  • Interaktive Wellenformen
Contra
  • Kein Multi-Audio-Modus für externe Soundkarten
  • Rudimentäre Loop- und Effektsektion
  • Unzureichende visuelle Status-Feedbacks (FX, Loops)
  • EQ-, Gain- und Search-Fader zu klein
  • Keine Recording-Funktion
  • Stürzt im externen Mixer-Modus und beim Wavebrowsing oft ab
  • Keine manuellen Beatgrids möglich
  • Keine Erstellung von Playlisten
Artikelbild
Digital 1 Audio DJ DEX APP Test
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Hinweis: Diese App ist aktuell nicht mehr im App Store verfügbar (Stand 06/2017).

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