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Digidesign Eleven Rack Test

SOUND/PRAXIS
Digidesign hat den Fokus auf die authentische Nachbildung sämtlicher Parameter gelegt. Beginnend mit dem True Z-Input, der automatisch die Eingangsimpedanz abhängig vom angeschlossenen Instrument an die von klassischen Stompbox-Pedalen und Gitarrenverstärker anpasst, über Power Amp Sagging – ein gerade bei Vintage-Amps zu findender Sound, der durch die Überbelastung der Endstufe entsteht und einen einzigartigen, etwas obertonärmeren Ton liefert – bis hin zur Reaktion auf verschiedene Spielweisen wie beispielsweise bei Ghostnotes. Für einen möglichst natürlichen Klang wird durch das bereits erwähnte Convolution-Processing der exakte Sound von Boxen und Mikrofonen eingefangen, was einen EQ überflüssig macht.

Jetzt aber genug der Theorie, mal hören, wie Eleven Rack klingt.Zuerst aber stimme ich die Gitarre. Dazu drücke ich die Tempo/Tuner Taste etwa drei Sekunden lang und schon erscheint der Tuner im Display. Er erweist sich als ein äußerst professionelles Tool, mit dem sich präzise stimmen lässt, ohne dass man von einem unruhigen Zeiger an den Rand des Nervenzusammenbruchs getrieben wird. Durch nochmaliges Drücken der Taste gelange ich wieder zurück in das Hauptdisplay.

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Fender Twin Tele-Neck AC30 Tele-Neck

Hier hört man sehr gut die unterschiedlichen Charakteristiken der Verstärker mit ein und derselben Gitarre (Fender Telecaster Halsposition). Sehr schön ist der Anschlag mit den entsprechenden Obertönen herauszuhören, der AC30 bellt mich mit seiner kehligen Rauheit regelrecht an. Dagegen klingt der Fender Twin etwas zahmer, aber ohne seinen Biss zu verlieren.

Ich spendiere dem AC30 etwas Hall und verwende jetzt ein Neumann U87 anstelle des Shure SM7.

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AC30 Tele-Neck Reverb

Schon wird es insgesamt runder und wärmer, aber die typische Farbe bleibt. Mir gefällt die Art und Weise, wie der Amp auf das Spiel reagiert. Fester angeschlagene Noten pfeffern ordentlich, die Endstufenkompression kommt gut zur Geltung. In Verbindung mit einer Les Paul, dem Studiohall mit den Original-Parametern des Revibe aus Pro Tools, wird es richtig kuschelig. Wunderbar, wie die Ghostnotes der rechten Hand übertragen werden. Durch den Mahagonikorpus der Les Paul werden natürlich mehr Bässe und Mitten transportiert, auf die Eleven Rack souverän reagiert. Der Hall breitet sich sanft und unauffällig aus und legt sich wie ein Teppich unter die Noten, und erst im Ausklang tritt er stärker in Erscheinung.

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AC30 Reverb Les Paul

Und jetzt die Königsdisziplin: Crunch in all seinen Nuancen. Hier trennt sich bei Modeling-Amps gewöhnlich die Spreu vom Weizen. Gerade das dynamische Spiel in der Grauzone zwischen Clean und Crunch ist die größte Stärke von Röhrenverstärkern. Umso gespannter bin ich, was Digidesign sich hier hat einfallen lassen.

Der Klassiker unter den Crunchsounds, quasi die Bank, wenn es um klassische Rocksounds geht. Der gute alte Marshall JCM 800 – hier die 100 Watt Version – und eine Les Paul.

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JCM800 Les Paul Bridge

Was soll ich sagen? Genau so soll es klingen! Jeder Anschlag wird mit dem typischen Nöck quittiert und die Töne pumpen dynamisch aus meinen Studiospeakern. Man darf natürlich nicht vergessen, dass wir hier immer von der Studiosituation ausgehen, also der Kombination Gitarre, Amp, Mikro und Studiolautsprecher. Ich habe sonst immer das Gefühl, dass bei Modeling-Amps, sei es Soft- oder Hardware, gerade bei Crunchsounds ein Kompressor auf der Summe liegt. Der lässt zwar eine gewisse Dynamik zu, aber im Vergleich zum echten Verstärker fehlt doch Einiges. Das ist hier definitiv nicht der Fall. Der Amp reagiert sofort auf mein Spiel und ist unglaublich direkt, so wie das Original.

Ein weiterer Klassiker für Gitarren-Rhythmussounds.
Der Vox AC30 Top Boost in Verbindung mit einer Fender Telecaster.

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AC30 Crunch Tele-Bridge

Das pfeffert ordentlich. Wunderbare Ampkompression und das typische “Einsacken“ bei gedämpften Noten fehlen genau so wenig wie das typische Mitten-Höhenbild des Originals. Will man einem echten AC30 einen solchen Sound entlocken, muss man sehr, sehr laut spielen. Jeder, der einen besitzt oder einmal gespielt hat, weiß, wovon ich rede.

Jetzt drehe ich etwas mehr auf, schnappe mir meine Les Paul Junior mit P90 Pickup am Steg und wähle den Mesa Boogie MK2.

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Mesa MK2 Les Paul Junior

Ein weiteres Problem der meisten Konkurrenten ist die Überbetonung gerade im Bassbereich. Kein Amp auf dieser Welt bringt einen solchen Sound, wenn er normal in einem Studio abgenommen wird. Es ist sehr erfreulich, dass Digidesign auf Authentizität setzt. Schnell gespielte Noten werden akkurat wiedergegeben, die Bässe pumpen wie beim Original, ohne sich in den Vordergrund zu stellen. Niemals nerven die Höhen. Sehr ausgewogen und mit jeder Menge Gain bewaffnet macht das Spielen wirklich Spaß.

Digidesign hat allen Amps ein Noisegate mitgegeben, das spätestens bei diesen Settings wirklich Sinn macht. Sehr feinfühlig und gut einstellbar verrichtet es den Dienst.

Und wie reagiert Eleven Rack auf siebensaitige Gitarren?

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Rectifier Vint. 7-String

Böse! Auch hier wieder eine typische Zusammenstellung. Mesa Boogie Rectifier im Vintage Mode mit einer Siebensaitigen. Wie nicht anders erwartet ist der Sound sehr kompakt und dicht. Trotzdem, und das ist wirklich erstaunlich, ist selbst bei solch extremen Einstellungen immer noch die Dynamik zu hören, die der Amp mit sich bringt. Spielt man das Original-Stack, merkt man sehr schnell, welch brachialer Bassdruck bei gleichzeitiger hoher Verzerrung möglich ist. Auch hier braucht man zum einen die passende Box und zum anderen unfassbare Lautstärke, und soll das Ganze auch noch vernünftig auf’s Band bringen.  Wirklich beeindruckend, wie die Entwickler bei Digidesign das hinbekommen haben.

Bevor ich auf die Effektsektion eingehe, habe ich mir zuguterletzt noch einmal die Les Paul umgeschnallt und den Marshall Plexi angewählt. Der interne Tubescreamer 808 ist davorgeschaltet und voilà, da ist er, der Blues/Rock-Solosound schlechthin.

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Plexi Lead Reverb

Herrlich, wie die Töne schmatzen und die Höhen angenehm kratzig den Sound ankitzeln. Eine kaum hörbare Prise Federhall tut das Übrige und lädt zum Jammen ein.

EFFEKTSOUNDS
Für das nächste Soundbeispiel habe ich ein Setting mit einem Fender Deluxe, einem Boss C1 Chorus und dem Memory Man Delay gewählt.

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Fender Deluxe CE1/Delay

Schön weit wabert der Chorus und erinnert ein wenig an Platten aus den 60/70ern. Was dem Boss CE1 seinen Kultstatus gegeben hat, ist, neben der unverwüstlichen Optik einer Tretmiene, die Tiefe, mit der er Chorussounds fabriziert. Auch das sehr gut gelungen! Der Grundsound des Amps verändert sich selbstverständlich grundlegend und wird etwas mittiger, genau wie beim Original. Ich möchte noch kurz erwähnen, dass die Rate des Chorus sich dem Tempo des Songs oder aber anhand von Notenwerten einstellen lässt. Das ist beim Original definitiv nicht möglich und von Digidesign als sehr sinnvolles Feature ergänzt worden.

Mal hören, wie der CE1 in einer anderen Konstellation klingt. Diesmal Soldano SLO100 im Cleanmode und eine Düsenberg Starplayer in der Mittelposition.

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SLO100 Clean CE1

Der Sound wird etwas “Hi-Fi-“ mäßiger, moderner. Am CE1 habe ich eine etwas schnellere Rate gewählt, was ihn schon fast wie ein Rotor klingen lässt.

Dasselbe Gitarren-/Amp-Setting, ein anderer Effekt. Diesmal das Univox Univibe. Auch hier ist es eine äußerst exakte Nachbildung des Originals.

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Fender Deluxe Univibe Tape-Delay

Nochmal der Soldano, jetzt aber im Crunchmode in Verbindung mit einem Flanger und der Düsenberg mit Steg-Pickup.

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SLO100 Drive Flanger

Den Sound kennt man sicherlich aus verschiedensten Produktionen. Der Flanger ist schön weit, lässt dem Amp und der Gitarre aber viel Raum zur Tonentfaltung, der Effekt klingt im besten Sinne “analog“.

Ein Effekt, der mir sehr gut gefällt, ist die Tape Delay Emulation. Für dieses Beispiel habe ich lediglich einen cleanen Akkord gespielt, den Feedbackregler ganz aufgedreht und mit dem Time-Regler die Tonhöhe verändert. Ein Effekt, den man von Bands wie Radiohead oder Massive Attack kennt, der aber auch gerne von Elektro-Musikern und Remixern verwendet wird.

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Tape-Delay Feedback

Wunderbar, wie sich das Feedback hochschraubt und sich neue Klangwelten auftun.

Im letzten Beispiel habe ich den Studiohall weit aufgedreht und mit der Duesenberg in einen Fender Blackface gespielt. Schön dicht und trotzdem transparent trägt der Ton. Solch ein Hall ist in der Regel nur mit viel Geld zu bezahlen.

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Fender Blackface Reverb
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Profilbild von Milan Topolic

Milan Topolic sagt:

#1 - 22.11.2012 um 05:18 Uhr

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Sehr informativ, Toller Schreibstil, macht richtig Heisshunger auf das Teil. Erleichtert die Kaufentscheidung sehr.Danke vielmals für diesen Test !Bassel el Hallak rockz like hell !Rockige Grüsse von den MIN-E-DRUMZ

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