Die beiden Gründer von Digidesign starteten 1984 mit dem Verkauf von Eproms für Drumcomputer, damals noch unter dem Firmennamen Digidrums. Ihre Erfahrung mit der digitalen Signalverarbeitung half den ambitionierten Tüftlern Peter Gotcher und Evan Brooks aus Kalifornien schließlich bei der Entwicklung eigener Recordinglösungen im Hard- und Softwarebereich. 1991 war es dann so weit: Digidesign stellte das erste Pro Tools System vor. In der Folgezeit drängte dieses Computerprogramm für die Musikproduktion herkömmliche Bandmaschinen immer mehr ins Abseits, denn die waren anfälliger, Bänder teuer und ein Editieren quasi nicht möglich. Durch die Kombination von Soft- und Hardware bildet Pro Tools ein in sich geschlossenes System. Die Idee ist so einfach wie genial. Da Rechner damals bei Weitem nicht die Leistungsfähigkeit hatten wie heute, generierte Pro Tools die benötigte Rechenpower mit Hilfe von zusätzlichen DSP-Karten, mit denen man seinen Computer aufrüsten konnte.
Heute gibt es zwei Möglichkeiten, mit Pro Tools zu arbeiten: einmal als “TDM-System“, also mit zusätzlichen DSP-Karten im PCI-Bus des Computers oder “nativ“, also wie bei anderen DAWs auch, ausschließlich mithilfe des Rechners. Mit Pro Tools LE oder M-Powered, also der “Light“-Version, wurde der sehr teuere Studiostandard schließlich auch für den „normalen“ Musiker erschwinglich. Zu den Neuerungen der letzten Jahre gehört unter anderem das Amp-Modeling-Software-Plug-In “Eleven”. Und genau hier klinken wir uns in die Geschichte ein, denn mit Eleven Rack bietet Digidesign ab sofort eine autarke Variante der Software im 19“ Design an. Was dieser Bolide so alles kann, zeigt der folgende Test.
Eleven Rack präsentiert sich in einem sehr stabilen schwarzen 19“ Stahlchassis, an dessen Seiten große Atemöffnungen für eine optimale Lüftung sorgen. Auf der Front bildet eine geschwungene, orange-bronzefarbene Blende das bestimmende Designelement und zahlreiche Potis, Taster und Anschlussmöglichkeiten warten darauf, näher unter die Lupe genommen zu werden.
Los geht es ganz rechts mit dem True-Z Eingang für die Gitarre. Und der birgt auch schon die erste große Überraschung: Ein Fender Amp zum Beispiel hat eine andere Impedanz als ein Mesa Boogie. Abhängig vom gerade gemodelten Amp wird auch die jeweilige Eingangsimpedanz angepasst, was eine weitestgehend naturgetreue Interaktion mit dem jeweils verwendeten Instrument und ein authentisches Spielgefühl verspricht. Dabei wird nichts emuliert, und für eine noch natürlichere Ansprache ist das Ganze komplett analog gelöst.
Click to enlarge
Neben dem Input finden wir einen Output to Amp, mit dem sich Eleven Rack mit einem externen Verstärker oder einer Endstufe verbinden lässt. Die Phones-Buchse ermöglicht den Betrieb eines Kopfhörers.
Oberhalb dieser Sektion befindet sich eine vollwertige Mikrofonvorstufe samt 48V-Phantomspeisung, einem Pad-Schalter und einem Gainregler.Weiter links warten die acht Gummitaster Rev, Delay, Mod, Dist, Tempo-Tuner, FX1, FX 2 und FX Loop, die auch trotz abgekürzter Bezeichnung eindeutig zu identifizieren sind. Dabei sind Rev, Delay, Mod und Dist doppelt belegt. Durch einfaches Drücken schaltet man den jeweiligen Effekt ein oder aus, bleibt man etwas länger auf dem jeweiligen Taster, öffnet sich ein Untermenü, in dem er sich bearbeiten lässt.
Der Tempo-Tuner bietet die Möglichkeit, durch rhythmisches Tappen das Tempo beispielsweise des Delays zu bestimmen. Längeres Drücken aktiviert ein Stimmgerät, das dank des üppigen Displays auch aus größerer Entfernung gut ablesbar ist. Gleichzeitiges Drücken von FX1 und FX2 aktiviert das eingebaute Wah-Wah. Weitere Details zu den Effekten folgen im nächsten Kapitel.
Das Scroll-Poti ist ein Endlosregler, mit dem man sich durch verschiedene Ansichten und Menüs bewegen kann. Rechts neben dem großen Display befinden sich die Taster SW1 und SW2, die das Navigieren in verschiedenen Untermenüs erlauben. Ist der jeweilige Taster aktiviert, wird er durch ein eingebautes Lämpchen markiert. Die sechs Drehregler unterhalb des Displays sind je nach aktivem Menü unterschiedlich belegt und zeigen in drei verschiedenen Farben ihren jeweiligen Status an.
Orange: Der jeweilige Regler ist einem Verstärker, einer Box oder einem Effektloop zugewiesen. Grün: Der jeweilige Regler ist einem Effekt zugewiesen. Rot: Die Position des Reglers wurde verändert und das Preset sollte gesichert werden, da sonst beim Umschalten die Änderungen verloren gehen.
Links neben dem Display parken mit Edit/ Back und Save zwei weitere Drucktaster. Durch längeres Drücken von Edit/ Back gelangt man zu den Benutzereinstellungen, mit deren Hilfe sehr viele grundlegende Geräteparameter voreingestellt werden können. Einmaliges Drücken dagegen führt in die sogenannte „Rig View“, also der Einstellebene des gerade aktiven Presets. Digidesign nennt die mehr als 100 Presets an Bord des Eleven „Rigs“ und bezeichnet damit jeweils ein Setup mit bestimmten Verstärkern, Lautsprechern, Mikrofonen und allem, was dazugehört. Nahezu alle Parameter sind dabei editierbar, sodass man sich seine eigenen Kombinationen zusammenstellen und mit der Save-Taste als neues „Rig“ speichern kann.
Rückseite Das eingebaute Netzteil erhält seinen Anschluss über einen Standard-Kaltgerätestecker. Als Ein- und Ausgänge dienen wahlweise digitale AES/ EBU-XLR- oder S/PDIF-Anschlüsse für Signale bis 24 Bit und 96 KHz. Die Main-Outs sind ebenfalls mit XLR ausgestattet und bieten einen Groundlift-Schalter, falls die PA mal wieder brummt.
Weiter geht´s mit einem Output to Amp 2, mit Line Inputs für Monoklinken, die zwischen +4dB oder -10dB umschaltbar sind, und mit dem Anschluss für ein Expressionpedal oder einen Fußschalter, an dem beispielsweise ein VCA-Pedal zur Steuerung des Wahs, der Lautstärke oder von Multieffekten eingesteckt werden kann. Aber auch angeschlossene Verstärker lassen sich hier um- oder Effekte ein- oder ausschalten. Außerdem steht eine MIDI In/Out-Schnittstelle zum Beispiel für den Anschluss eines Midi-Fußboards bereit.
Durch das schnelle USB2 kommuniziert Eleven Rack mit dem Computer, auf dem Pro Tools installiert ist. Es öffnet dort einen eigenen Editor, mit dem sich Eleven Rack komfortabel programmieren lässt. Selbstverständlich hat man auch an einen Stereo-FXLoop In/Out gedacht, über den sich wahlweise Gitarren-Bodeneffekte oder andere Effektgeräte einschleifen lassen.
Click to enlarge
PARAMETER
Was aber hat Eleven Rack tatsächlich unter der Haube? Beginnen wir mit den Amps.
Aus rechtlichen Gründen dürfen die Original-Markennamen nicht verwendet werden, daher hat Digidesign sie etwas abgeändert. Ich war aber so frei, die Originalbezeichnungen in Klammern einzufügen.
59 Tweed Lux (Fender Tweed Deluxe) 59 Tweed Bass (Fender Bassman) 64 Black Panel Lux Vibrato (Fender Black Face Deluxe Vibrato Channel) 64 Black Panel Lux Normal (Fender Black Face Deluxe Normal Channel) 67 Black Panel Duo (Fender Black Face Twin Reverb) 66 AC Hi Boost (Vox AC30 Top Boost) 69 Plexiglass (Marshall 1959 100Watt Super Lead Plexi Head) 82 Lead 800 (Marshall JCM 800 2203 100 Watt Head) 85 M-2 Lead (Mesa Boogie Mark 2c+ Drive Channel) 92 Treadplate Modern and Vintage (Mesa Boogie Rectifier- jeweils Modern und Vintage) Soldano 89 SLO 100– jeweils Clean, Crunch und Drive.
Und zuguterletzt noch von Digidesign entwickelte Amps mit dem Namen DC einmal als Modern Overdrive und als Vintage Crunch.
Damit sollten wohl alle Wünsche nach bestimmten Verstärkern abgedeckt sein. Die jeweiligen Amps wurden aus Dutzenden baugleichen Modellen selektiert und gemodelt, was im Übrigen auch für die Boxen, Effekte und Mikrofone gilt.
Als Boxen stehen zur Auswahl:
1 x 12“ Black Lux (Fender Blackface Deluxe Reverb 1×12“ Jensen P12N) 1 x 12“ Tweed Lux (Fender Tweed Deluxe 1×12“ Jensen P12Q) 2 x 12“ AC Blue (Vox AC30 2×12“ Celestion Alnico Blues) 2 x 12“ Black Duo (Fender Blackface Twin Reverb 2×12“ Jensen C12Ns) 4 x 10“ Tweed Bass (Fender Bassman 4×10“ Jensen P100Qs) 4 x 12“ Classic 30 (Marshall 1960 A, 4×12“ Celestion Vintage 30) 4 x 12“ Green 25 Watt (Marshall 1960 AV, 4×12“ Celestion G12H Greenbacks)
Auch die gemodelten Mikros orientieren sich an den am häufigsten verwendeten Modellen.
Damit ist jegliche Amp-Box-Mikrofonkonstellation möglich! Die Mikrofone können jeweils “on axis” betrieben werden, also zur Mitte des Speakers gerichtet, oder “off axis”, also zu dessen Rand. Die Signalkette lässt sich in der Reihenfolge frei verschieben. Somit eröffnen sich sehr interessante Konstellationen – und das in Sekundenschnelle.
Kommen wir zu den Effekten:
Als Wah-Wah kann man zwischen einem Shine Wah (Vox V-846) oder einem Black Wah (Thomas Organ CB-95 Crybaby) wählen. Natürlich sind auch Verzerrer im Angebot: Hier warten ein Tri Knob Fuzz (Electro Harmonix Big Muff Pi), ein BlackOp Distortion (ProCO The Rat) und ein Green JRC Overdrive (Ibanez 808) auf ihren Einsatz.
An Modulationseffekten stehen ein C1 Chorus/ Vibrato (Boss C1), ein Flanger (Digidesign), ein Vibe Phaser (Univox Uni-Vibe), ein Orange Phaser (MXR Phase 90) und ein Roto Speaker (Digidesign) zur Auswahl.
Die beiden Halleinheiten Blackpanel Spring Reverb (Federhall aus einem Fender Deluxe Reverb) und Eleven Stereo Reverb (Algorithmen aus dem Pro Tools TDM Plug-in REVERB ONE) sorgen für den Raumeffekt, und mit Tape Echo (Maestro Echoplex EP-3) BBD Delay (Electro Harmonics Deluxe Memory Man) verstecken sich zwei Delays in den Schaltkreisen des Systems. Last, but not least komplettieren ein Graphic EQ sowie ein Gray Compressor von Digidesign die Effektabteilung.
Alle Amps, Boxen und Mikrofone wurden im sogenannten Convolution-Verfahren emuliert. Das heißt, dass aus der Kombination – eigentlich mathematisch Faltung – von zwei Komponenten eine dritte entsteht. So wird der ursprüngliche Sound zum Beispiel mit der Eigenheit des Raumes „zusammengefaltet“, dessen Eigenart man übernehmen möchte, und man kreiert auf diese Art den gewünschten Klang. Diese Art der Klangerzeugung verlangt natürlich nach einer Menge Rechenleistung. Um dies zu stemmen, hat Digidesign seinem neuen Baby gleich digitale Soundprozessoren spendiert, die sich um die Rechenarbeit kümmern.
Wem das alles nicht genügen sollte, der hat die Möglichkeit, weitere Effektgeräte mit dem Effekt In/Out zu verbinden und mit dem FX-Level-Regler anzupassen.
Die Bedienung des Eleven Rack ist sehr intuitiv und auch ohne die sehr gut geschriebene englische Bedienungsanleitung schnell zu verstehen und zu bedienen. Für alle, die es aber lieber ausführlicher mögen, besteht die Möglichkeit, das Gerät per Editor zu programmieren. Voraussetzung dafür ist das mitgelieferte Pro Tools 8, das sowohl auf Windows wie auf Mac OS läuft. Pro Tools LE erkennt das Eleven Rack als Interface und zeigt die betreffenden Ins und Outs im jeweiligen Rollbalken innerhalb des Kanals an.
Eine typische Gitarren-Aufnahmesituation kann also folgendermaßen aussehen: Es werden getrennt eine Mono DI-Spur und eine Stereo “Wet-“, also bearbeitete, Spur aufgenommen. Vielleicht merkt man nach einiger Zeit, dass der Sound, den man zur Aufnahme verwendet hat, doch nicht so gut passt. In diesem Fall lässt dieser sich wiederherstellen, obwohl man unter Umständen vergessen hatte, ihn ursprünglich abzuspeichern. Dazu werden alle benötigten Einstellungen mit dem Wet-Signal als Metadaten aufgezeichnet und per rechten Mausklick das entsprechende Setting automatisch wieder in Eleven Rack geladen.
Mit dem DI-Signal ist es jetzt ganz einfach, einen anderen Eleven-Sound zu wählen, indem man als Input anstelle “Guitar“ einfach “Re-Amp“ anwählt, was jeweils immer nur mit einer Spur funktioniert. Außerdem kann man das DI-Signal auch dazu verwenden, anstelle von Eleven Rack den eigenen Amp per Mikro abzunehmen. Dieses Verfahren hat der berühmte Toningenieur John Cuniberti 1994 entwickelt, der mit so illustren Namen wie Joe Satriani, Grateful Dead, Tracy Chapman, Aron Neville und vielen anderen zusammengearbeitet hat.Ein weiteres Highlight ist die Geschwindigkeit von Eleven Rack. Hat man bei Pro Tools beispielsweise einen hohen Playback-Buffer eingestellt, weil die Session doch größer geworden ist, und möchte trotzdem noch eine Gitarre oder Gesang aufnehmen, ist das überhaupt kein Problem. Einfach den Latenzausgleich in Pro Tools auswählen und schon lässt sich ohne Verzögerung aufnehmen. Ein Feature, das es normalerweise nur in einem HD-System gibt!
SOUND/PRAXIS Digidesign hat den Fokus auf die authentische Nachbildung sämtlicher Parameter gelegt. Beginnend mit dem True Z-Input, der automatisch die Eingangsimpedanz abhängig vom angeschlossenen Instrument an die von klassischen Stompbox-Pedalen und Gitarrenverstärker anpasst, über Power Amp Sagging – ein gerade bei Vintage-Amps zu findender Sound, der durch die Überbelastung der Endstufe entsteht und einen einzigartigen, etwas obertonärmeren Ton liefert – bis hin zur Reaktion auf verschiedene Spielweisen wie beispielsweise bei Ghostnotes. Für einen möglichst natürlichen Klang wird durch das bereits erwähnte Convolution-Processing der exakte Sound von Boxen und Mikrofonen eingefangen, was einen EQ überflüssig macht.
Jetzt aber genug der Theorie, mal hören, wie Eleven Rack klingt.Zuerst aber stimme ich die Gitarre. Dazu drücke ich die Tempo/Tuner Taste etwa drei Sekunden lang und schon erscheint der Tuner im Display. Er erweist sich als ein äußerst professionelles Tool, mit dem sich präzise stimmen lässt, ohne dass man von einem unruhigen Zeiger an den Rand des Nervenzusammenbruchs getrieben wird. Durch nochmaliges Drücken der Taste gelange ich wieder zurück in das Hauptdisplay.
Audio
Samples
0:00
/
0:00
0:00
Fender Twin Tele-NeckAC30 Tele-Neck
Hier hört man sehr gut die unterschiedlichen Charakteristiken der Verstärker mit ein und derselben Gitarre (Fender Telecaster Halsposition). Sehr schön ist der Anschlag mit den entsprechenden Obertönen herauszuhören, der AC30 bellt mich mit seiner kehligen Rauheit regelrecht an. Dagegen klingt der Fender Twin etwas zahmer, aber ohne seinen Biss zu verlieren.
Ich spendiere dem AC30 etwas Hall und verwende jetzt ein Neumann U87 anstelle des Shure SM7.
Audio
Samples
0:00
/
0:00
0:00
AC30 Tele-Neck Reverb
Schon wird es insgesamt runder und wärmer, aber die typische Farbe bleibt. Mir gefällt die Art und Weise, wie der Amp auf das Spiel reagiert. Fester angeschlagene Noten pfeffern ordentlich, die Endstufenkompression kommt gut zur Geltung. In Verbindung mit einer Les Paul, dem Studiohall mit den Original-Parametern des Revibe aus Pro Tools, wird es richtig kuschelig. Wunderbar, wie die Ghostnotes der rechten Hand übertragen werden. Durch den Mahagonikorpus der Les Paul werden natürlich mehr Bässe und Mitten transportiert, auf die Eleven Rack souverän reagiert. Der Hall breitet sich sanft und unauffällig aus und legt sich wie ein Teppich unter die Noten, und erst im Ausklang tritt er stärker in Erscheinung.
Audio
Samples
0:00
/
0:00
0:00
AC30 Reverb Les Paul
Und jetzt die Königsdisziplin: Crunch in all seinen Nuancen. Hier trennt sich bei Modeling-Amps gewöhnlich die Spreu vom Weizen. Gerade das dynamische Spiel in der Grauzone zwischen Clean und Crunch ist die größte Stärke von Röhrenverstärkern. Umso gespannter bin ich, was Digidesign sich hier hat einfallen lassen.
Der Klassiker unter den Crunchsounds, quasi die Bank, wenn es um klassische Rocksounds geht. Der gute alte Marshall JCM 800 – hier die 100 Watt Version – und eine Les Paul.
Audio
Samples
0:00
/
0:00
0:00
JCM800 Les Paul Bridge
Was soll ich sagen? Genau so soll es klingen! Jeder Anschlag wird mit dem typischen Nöck quittiert und die Töne pumpen dynamisch aus meinen Studiospeakern. Man darf natürlich nicht vergessen, dass wir hier immer von der Studiosituation ausgehen, also der Kombination Gitarre, Amp, Mikro und Studiolautsprecher. Ich habe sonst immer das Gefühl, dass bei Modeling-Amps, sei es Soft- oder Hardware, gerade bei Crunchsounds ein Kompressor auf der Summe liegt. Der lässt zwar eine gewisse Dynamik zu, aber im Vergleich zum echten Verstärker fehlt doch Einiges. Das ist hier definitiv nicht der Fall. Der Amp reagiert sofort auf mein Spiel und ist unglaublich direkt, so wie das Original.
Ein weiterer Klassiker für Gitarren-Rhythmussounds. Der Vox AC30 Top Boost in Verbindung mit einer Fender Telecaster.
Audio
Samples
0:00
/
0:00
0:00
AC30 Crunch Tele-Bridge
Das pfeffert ordentlich. Wunderbare Ampkompression und das typische “Einsacken“ bei gedämpften Noten fehlen genau so wenig wie das typische Mitten-Höhenbild des Originals. Will man einem echten AC30 einen solchen Sound entlocken, muss man sehr, sehr laut spielen. Jeder, der einen besitzt oder einmal gespielt hat, weiß, wovon ich rede.
Jetzt drehe ich etwas mehr auf, schnappe mir meine Les Paul Junior mit P90 Pickup am Steg und wähle den Mesa Boogie MK2.
Audio
Samples
0:00
/
0:00
0:00
Mesa MK2 Les Paul Junior
Ein weiteres Problem der meisten Konkurrenten ist die Überbetonung gerade im Bassbereich. Kein Amp auf dieser Welt bringt einen solchen Sound, wenn er normal in einem Studio abgenommen wird. Es ist sehr erfreulich, dass Digidesign auf Authentizität setzt. Schnell gespielte Noten werden akkurat wiedergegeben, die Bässe pumpen wie beim Original, ohne sich in den Vordergrund zu stellen. Niemals nerven die Höhen. Sehr ausgewogen und mit jeder Menge Gain bewaffnet macht das Spielen wirklich Spaß.
Digidesign hat allen Amps ein Noisegate mitgegeben, das spätestens bei diesen Settings wirklich Sinn macht. Sehr feinfühlig und gut einstellbar verrichtet es den Dienst.
Und wie reagiert Eleven Rack auf siebensaitige Gitarren?
Audio
Samples
0:00
/
0:00
0:00
Rectifier Vint. 7-String
Böse! Auch hier wieder eine typische Zusammenstellung. Mesa Boogie Rectifier im Vintage Mode mit einer Siebensaitigen. Wie nicht anders erwartet ist der Sound sehr kompakt und dicht. Trotzdem, und das ist wirklich erstaunlich, ist selbst bei solch extremen Einstellungen immer noch die Dynamik zu hören, die der Amp mit sich bringt. Spielt man das Original-Stack, merkt man sehr schnell, welch brachialer Bassdruck bei gleichzeitiger hoher Verzerrung möglich ist. Auch hier braucht man zum einen die passende Box und zum anderen unfassbare Lautstärke, und soll das Ganze auch noch vernünftig auf’s Band bringen. Wirklich beeindruckend, wie die Entwickler bei Digidesign das hinbekommen haben.
Bevor ich auf die Effektsektion eingehe, habe ich mir zuguterletzt noch einmal die Les Paul umgeschnallt und den Marshall Plexi angewählt. Der interne Tubescreamer 808 ist davorgeschaltet und voilà, da ist er, der Blues/Rock-Solosound schlechthin.
Audio
Samples
0:00
/
0:00
0:00
Plexi Lead Reverb
Herrlich, wie die Töne schmatzen und die Höhen angenehm kratzig den Sound ankitzeln. Eine kaum hörbare Prise Federhall tut das Übrige und lädt zum Jammen ein.
EFFEKTSOUNDS
Für das nächste Soundbeispiel habe ich ein Setting mit einem Fender Deluxe, einem Boss C1 Chorus und dem Memory Man Delay gewählt.
Audio
Samples
0:00
/
0:00
0:00
Fender Deluxe CE1/Delay
Schön weit wabert der Chorus und erinnert ein wenig an Platten aus den 60/70ern. Was dem Boss CE1 seinen Kultstatus gegeben hat, ist, neben der unverwüstlichen Optik einer Tretmiene, die Tiefe, mit der er Chorussounds fabriziert. Auch das sehr gut gelungen! Der Grundsound des Amps verändert sich selbstverständlich grundlegend und wird etwas mittiger, genau wie beim Original. Ich möchte noch kurz erwähnen, dass die Rate des Chorus sich dem Tempo des Songs oder aber anhand von Notenwerten einstellen lässt. Das ist beim Original definitiv nicht möglich und von Digidesign als sehr sinnvolles Feature ergänzt worden.
Mal hören, wie der CE1 in einer anderen Konstellation klingt. Diesmal Soldano SLO100 im Cleanmode und eine Düsenberg Starplayer in der Mittelposition.
Audio
Samples
0:00
/
0:00
0:00
SLO100 Clean CE1
Der Sound wird etwas “Hi-Fi-“ mäßiger, moderner. Am CE1 habe ich eine etwas schnellere Rate gewählt, was ihn schon fast wie ein Rotor klingen lässt.
Dasselbe Gitarren-/Amp-Setting, ein anderer Effekt. Diesmal das Univox Univibe. Auch hier ist es eine äußerst exakte Nachbildung des Originals.
Audio
Samples
0:00
/
0:00
0:00
Fender Deluxe Univibe Tape-Delay
Nochmal der Soldano, jetzt aber im Crunchmode in Verbindung mit einem Flanger und der Düsenberg mit Steg-Pickup.
Audio
Samples
0:00
/
0:00
0:00
SLO100 Drive Flanger
Den Sound kennt man sicherlich aus verschiedensten Produktionen. Der Flanger ist schön weit, lässt dem Amp und der Gitarre aber viel Raum zur Tonentfaltung, der Effekt klingt im besten Sinne “analog“.
Ein Effekt, der mir sehr gut gefällt, ist die Tape Delay Emulation. Für dieses Beispiel habe ich lediglich einen cleanen Akkord gespielt, den Feedbackregler ganz aufgedreht und mit dem Time-Regler die Tonhöhe verändert. Ein Effekt, den man von Bands wie Radiohead oder Massive Attack kennt, der aber auch gerne von Elektro-Musikern und Remixern verwendet wird.
Audio
Samples
0:00
/
0:00
0:00
Tape-Delay Feedback
Wunderbar, wie sich das Feedback hochschraubt und sich neue Klangwelten auftun.
Im letzten Beispiel habe ich den Studiohall weit aufgedreht und mit der Duesenberg in einen Fender Blackface gespielt. Schön dicht und trotzdem transparent trägt der Ton. Solch ein Hall ist in der Regel nur mit viel Geld zu bezahlen.
FAZIT Mit den gebotenen Features und der unglaublichen Klangqualität, gepaart mit einfacher Bedienung, ist das Eleven Rack von Digidesign im Grunde konkurrenzlos. Es ist nicht nur ein toll klingendes Gitarreninterface, sondern auch Mikrofonvorstufe, Effektgerät, Audio Interface für Pro Tools 8 mit insgesamt acht Ausgängen und Reamp- Box inklusive latenzfreiem Aufnehmen. Gerade die perfekte Integration in Pro Tools 8 macht es für den Ton-Profi wie den Musiker zu Hause zur perfekten Workstation.
Sehr informativ, Toller Schreibstil, macht richtig Heisshunger auf das Teil. Erleichtert die Kaufentscheidung sehr.Danke vielmals für diesen Test !Bassel el Hallak rockz like hell !Rockige Grüsse von den MIN-E-DRUMZ
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Facebook. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Instagram. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von X. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Milan Topolic sagt:
#1 - 22.11.2012 um 05:18 Uhr
Sehr informativ, Toller Schreibstil, macht richtig Heisshunger auf das Teil. Erleichtert die Kaufentscheidung sehr.Danke vielmals für diesen Test !Bassel el Hallak rockz like hell !Rockige Grüsse von den MIN-E-DRUMZ