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Chandler RS660 Test

Den Chandler RS660 bedienen

Konzeptionell kann ich beim Chandler RS660 mit Kritik in zwei grundverschiedene Richtungen gehen. Einerseits ist es natürlich schön, dass ein Gerät prinzipiell simpel aufgebaut ist. Das ist es ja auch, was auch die Fairchilds und erst recht einen LA-2A ausmacht. Andererseits ist es in heutigen Produktionsumgebungen oft ein Gewinn, Hochpassfilter im Sidechain oder sogar einen Key Input zur Verfügung zu haben. Vielleicht hätten auch weitere Time Constants nicht geschadet? Ich sage das, weil ich mit dem Amtec 099 ein Fairchild-Derivat im Rack habe, das ich auf keinen Fall mehr missen will und sogar als De-Esser manchmal einen besseren Job macht als mein De-Esser. 

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Dem RS660 hätten ein paar Extras durchaus gut zu Gesicht gestanden.

In der Praxis ist man mit dem RS660 nach einer gewissen Einarbeitung in jedem Fall sehr schnell. Ich denke sogar, dass selbst ein 660-Newbie auch ohne Kenntnis der Time Constants schnell gute Ergebnisse hinbekommt und erkennen kann, ob sie passen oder nicht. Ich habe im Zeitraum des Tests oft die kleinen Time Constants im Limit Mode mit den höheren des Compression-Modes verglichen. Zum Vergleich verschiedener Geräte, aber auch zum Abgleich, wie weit man sich vom unbearbeiteten Signal entfernt hat, nutze ich gerne einen Bypass– dieser fehlt beim RS660 allerdings. 

Chandler RS660: Sound

Der Grundcharakter des RS660 ist grandios. Er hält nicht hinterm Berg bei der Generierung von Obertönen und strotzt nur so vor Farbe. Es ist durchaus möglich, mit dem Chandler RS660 im Comp-Modus und unter Nutzung der langsameren Time Constants eine eher technische, wenig auffällige Verdickung zu erzielen. Ich muss aber feststellen, dass ein originaler Fairchild, mein Amtec und auch der Heritage Herchild – hier sogar im direkten Vergleich – etwas staatsmännischer und majestätischer zur Sache gehen. Für die Programmverdichtung würde ich wahrscheinlich eher auf den Herchild 670 denn ein Stereopärchen RS660 setzen.

Audio Samples
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Vocals RS660 TC1 Vocals Herchild TC1 Vocals RS660 HOT Vocals Herchild HOT Drums RS660 HOT Drums Herchild HOT Drums Amtec 099 HOT Drums E&C EC5B HOT Drums bypass

Allerdings hat der Chandler andere Qualitäten, die auf genau diesem Unterschied fußen. Er ist ein wenig quirliger. Damit ist er bei schnelleren Regelvorgängen zackiger und scheint mehr am Signal zu „hängen“. Seine Sache sind besonders bissige und aggressive Klangbilder, er ist weitaus mehr „forward“ und auch kratziger als der im Vergleich eher gemächliche Herchild. Damit der RS seine charakterlichen Fähigkeiten ausspielen kann, muss man ihn ordentlich sättigen, was mich im Test oftmals zum Nutzen eines nachgeschalteten EQ verleiten ließ – mit sanfter Absenkung im Präsenzbereich. Auf jeden Fall sprüht der RS660 vor Selbstbewusstsein, das muss man aber wollen und im Mix zulassen können. Bei seiner Hibbeligkeit muss man aber aufpassen, dass die Bewegungen durch Arbeit des Dynamikgeräts nicht entgleiten. Sehr schön: Tiefe Frequenzen bleiben fest und wirken nie aufgeblasen oder schwammig. 

Alternativen zum Chandler RS660

So toll und bereichernd der Chandler RS660 auch ist, mit Amtec und E&C EC5B bin ich aufgrund ihrer höheren Flexibilität etwas zufriedener – wobei der EC5B, der sowieso auf einem alten UA 175b beruht, bei kräftigen Settings statt noch aggressiver schneller mal breiiger wird und der Amtec aktuell nicht erhältlich ist. Alle Fairchild-Clones kommen in Frage, on Heritage über UTA und Black Cat bis Mercury, diese sind dann etwas „größer“, erhabener, aber kontrollierter, weniger jugendllich-aufgeregt und etwas weniger farbenfroh. Blieben noch Vari-Mus anderer Hersteller zu nennen, darunter Manley sowie natürlich der RS124 von Chandler selbst oder der Lisson Grove R-124.

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