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Carl Martin Ampster Tube Guitar Amp Test

Mit dem Carl Martin Ampster stellt der dänischen Pedalhersteller eine Vorstufe im Pedalformat vor, die sowohl bei Recording- als auch Live-Anwendungen ihre Trümpfe ausspielen kann. Damit bietet sie ein ganz klares Gegengewicht zu den unzähligen digitalen Modelern, denn das handliche Amp-Pedal setzt auf eine komplett analoge Bauweise und ist sogar mit einer 12AX7 Preamp-Röhre bestückt.

Carl Martin Ampster Tube Guitar Amp TEST

Auch sonst zeigt sich der Bodentreter sehr amp-like und weist die traditionelle Potibelegung von klassischen Röhrenverstärkern auf. Der Clou ist jedoch die üppige Konnektivität des Ampsters, denn die Anschlüsse bieten einen frequenzkorrigierten Ausgang mit zwei wählbaren Speakersimulationen, einen Link Out, einen Einschleifweg und sogar eine Remote-Buchse, um beispielsweise in einem komplexeren Switchingsystem Schaltvorgänge realisieren zu können. Ob das Pedal neben seinen sehr vielversprechenden Spezifikationen auch in der Praxis überzeugen kann, möchte ich hier ergründen.

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Gehäuse/Optik

Der Ampster steckt in einem robusten rechteckigen Metallgehäuse mit den Maßen 145 x 125 x 73 mm. Farblich ist der Preamp in Grau gehalten, hat aber auf der Oberseite eine beschriftete schwarze Aluplatte. Hier sind alle Bedienelemente v-förmig arretiert und präsentieren sich als sechs sehr roadtauglich wirkende Metallpotis. Vor den Potis befindet sich eine LED, die je nach Setting rot oder grün leuchtet. Unmittelbar darüber ist ein Überrollbügel angebracht, der die Knöpfe im rauen Pedalboard-Betrieb vor Schaden oder versehentlichem Verstellen schützt. Im hinteren Pedaldrittel befinden sich zwei Fußschalter, dazwischen die Abdeckung für die Vorstufenröhre, deren rotes Glimmen man hier wunderbar sieht.

Carl Martin Ampster Tube Guitar Amp Ansicht von links
Fotostrecke: 3 Bilder Der Carl Martin Ampster Tube Guitar Amp ist ein waschechter Preamp mit integrierter 12AX7 Vorstufenröhre.

Die Anschlüsse warten alle stirnseitig. Hier sind fünf Klinkenbuchsen mit Metallmuttern am Gehäuse verschraubt. Des Weiteren sind hier ein XLR-Out sowie der Eingang für ein optional erhältliches 9-V-Netzteil angebracht, das 1 A zum “Hochfahren” bereitstellen sollte, auch wenn der effektive Stromverbrauch im Betrieb bei ca. 600 mA liegt. Schade, dass das Netzteil nicht Gegenstand des Lieferumfangs ist, denn satte 1000 mA aus einem Powerbrick zu gewinnen ist nicht unbedingt einfach. Allerdings darf man hier den günstigen Preis des Ampsters nicht ganz außer Acht lassen.

Über den Anschlüssen befindet sich ein Voicing-Schalter und einer für den Groundlift, um Brummprobleme zu eliminieren.

Die Unterseite ist mit einer Moosgummiplatte beklebt und mit vier Schrauben befestigt, die jedoch nur zu Wartungsarbeiten geöffnet werden müssen, da der Batteriebetrieb nicht unterstützt wird.

Carl Martin Ampster Tube Guitar Amp Anschlüsse
Fotostrecke: 3 Bilder Alle Anschlüsse haben sich an der Stirnseite des Pedals versammelt.

Im Lieferumfang des Ampsters ist nichts weiter enthalten, denn ganz im Sinne von Natur und Umwelt ist das Manual lediglich als PDF-Download auf der Website erhältlich.

Bedienung

Der Ampster wurde als voll analoger Röhren-Gitarrenpreamp konzipiert, der zwei wählbare Speakersimulationen an Bord hat, und z. B. an das Ende der Effektkette gepackt werden kann, um von dort entweder in einen Amp oder ein Audiointerface gespielt zu werden.

Die Potis auf der Oberseite entsprechen der klassischen Amp-Belegung und kommen mit einem Master-Regler für die Lautstärke und einem Gainpoti für den Zerrgrad. Presence, Bass, Mid und Treble fungieren als EQ und erlauben großzügige Eingriffe in die Klangformung. Zusätzlich besitzt das Pedal einen dreistufigen Voicing-Schalter, bei dem es sich um ein subtil wirkendes Low-End-Cap handelt, das bei den tiefen Frequenzen ansetzt. Die mittlere Stellung liefert die meisten Bässe, links die wenigsten und das rechte Setting scheint halbwegs linear abzubilden.

Der Mute-Footswitch schaltet das Gerät stumm, was durch eine blinkende LED quittiert wird, während man mit dem Cabinet-Schalter zwischen den beiden Cab-Simulationen wählt. Zur Auswahl stehen dabei eine 2×12“ Open Back Box, die durch eine rote LED angezeigt wird, und ein 4×12“ Closed Back Modell, bei der die LED grün leuchtet.

Carl Martin Ampster Tube Guitar Amp Draufsicht
Fotostrecke: 3 Bilder Das von oben zugängliche Bedienfeld ist mit sechs Potis und zwei stabilen Fußschaltern bestückt.

Per Remote-Buchse können die beiden Simulationen auch über externe Controller umgeschaltet werden, möchte man den Ampster z.B. mit einem Switching- oder Racksystem verwenden.

Die Front zeigt die üppigen Einsatzmöglichkeiten des Pedals.

Einerseits lässt sich aus dem Balanced DI im XLR-Format in ein Audio Interface oder live zum FOH gehen, wobei dieses Signal mit der gewählten Cabsimulation belegt ist. Der Link-Out im Klinkenformat kann zu einem echten Amp geführt werden und lässt das Signal unbeeinflusst durch, sodass man nun z. B. beide Signale mischen kann.

Des Weiteren gesellt sich hier ein serieller FX Loop für das Einschleifen von Effekten hinzu, allerdings kann über den Send auch das reine Ampsignal ohne Speakersimulation abgegriffen werden, möchte man z. B. in der DAW eigene IRs einsetzen oder aber das Pedal in einen abgemikten Amp bzw. eine Vorstufe spielen. Der Einschleifweg funktioniert tadellos und es sind keinerlei Pegelprobleme auszumachen.

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Für die Soundfiles spiele ich das Pedal zunächst direkt in mein Audio Interface, eine RME Fireface UFX. Am Anfang hört ihr eine Les Paul.

Der Ampster liefert einen traditionellen britischen Röhrenamp-Sound, der warm und harmonisch rüberkommt. Irgendwie erinnert der Klang an eine etwas modernere Auslegung eines JTM45, wobei das Pedal viel mehr Spielraum durch seinen effektiven EQ bietet und mit einem Gain-Regler ausstaffiert ist, der von vollkommen clean bis hin zu Classic-Rock-Crunch ein weites Feld abdeckt. Wirkliche High-Gain-Sounds will der Ampster gar nicht bedienen, sondern er versteht sich eher als eine universelle Pedalplattform, die zwar weit über einen reinen “Break-Up” gefahren werden kann, für höhere Gainsettings jedoch ein zusätzliches Pedal zurate ziehen muss. Stilistisch ist man mit dem Bodentreter nicht wirklich festgelegt, denn von Jazz, Funk bis hin zu Medium-Gain-Rock ist bei ausschließlicher Benutzung des Pedals ohne zusätzliche Drives eigentlich alles geboten. Die Dynamik ist ganz hervorragend und es entsteht sofort ein sehr inspirierendes Spielgefühl. In puncto Nebengeräusche gibt es auch nichts zu meckern. Zwar gehen diese etwas in die Höhe, wenn man den Gain-Regler weiter aufreißt, bleiben aber in einem absolut normalen Rahmen.

 Carl Martin Ampster Tube Guitar Amp Lüftungsgitter
Der Carl Martin Ampster liefert ein hervorragendes Klangergebnis, bietet viele Anschlussmöglichkeiten und besitzt einen effektiven EQ.

Die Speakersimulation ist zwar eine rein analoge Frequenzkorrektur, die jedoch sehr gut designt wurde und ihren Job tadellos erledigt. Natürlich könnte man an dieser Stelle wieder die Diskussion aufmachen, dass Impulsantworten immer authentischer klingen, allerdings darf man den Preispunkt des Pedals nicht außen vor lassen und man muss ganz klar sagen, dass im Vergleich zu anderen analogen Cabsim-Lösungen der Ampster Cabsound definitiv ganz weit vorne liegt. Klanglich unterscheiden sich die beiden Speakerversionen ganz deutlich und so wirkt die 4×12″ Box mächtiger in den Bässen und etwas ausgehöhlt in den Mitten, während das 2×12″ Cab stärkere Präsenzen hat und deutlich prägnantere Mitten liefert.

Audio Samples
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Mid Setting – 4×12″ Mid Setting – 2×12″ Jazzy Funky Crunch
AudiofileMasterPresenceBassMidTrebleGainVoicingCab
Mid Setting – 4×12″12:0012:0012:0012:0012:0012:00RGreen
Mid Setting – 2×12″12:0012:0012:0012:0012:0012:00RGreen
Jazzy14:0011:0013:0011:0013:0010:00RRed
Funky14:0013:0012:0011:0013:0011:00RRed
Crunch13:0011:0014:0014:0013:0015:00RRed

Der Gain-Knopf erlaubt, je nach Pickup-Typ, vollkommen glasklare Clean-Settings bis ca. zur 10-Uhr-Stellung und geht dann über einen warmen Break-Up zu dichteren Crunchsounds. Der Voicing-Switch hilft, grundlegende subtile Abstimmungen mit dem Gitarrentyp vorzunehmen und kann auch sehr gut im Verbund mit dem Bassregler eingestellt werden. Für mich persönlich war das mittlere Setting für jedes Gitarrenmodell die beste Lösung, allerdings verhilft die rechte Stellung sehr gut zu Clapton-mäßigen 60er-Jahre “Creamsounds”, wohingegen das linke Setting den Bassbereich von sehr fetten Humbuckern gut aufzuräumen vermag.

Im Zusammenspiel mit vorgeschalteten Pedalen wie in diesem Fall einem Boss SD-1 Overdrive verrichtet der Ampster einen tollen Job und harmoniert tadellos mit diversen Verzerrern. Der effektive EQ und die Gain-Reserven lassen auch durchaus moderne Metalsounds zu, wenn man den Overdrive bzw. das Distortionpedal dementsprechend einstellt. Der Voicingswitch sowie die passende Cabwahl geben zusätzlichen Spielraum, um die Bässe tighter zu gestalten und auch für Scoop Sounds anzupassen.

Audio Samples
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Gain Knob Check Voicing Knob Boss SD-1 – Leadsound Boss SD-1 Metal Scoop Drop D
AudiofileMasterPresenceBassMidTrebleGainVoicingCab
Gain Knob Check12:0015:0012:0012:0014:009:00 – MaxRRed
Voicing Knob12:0015:0012:0012:0014:0015:00R – M – LRed
Boss SD-1 – Leadsound12:0014:0012:0012:0014:0013:00RGreen
Boss SD-1 Metal Scoop Drop D12:0014:0010:0010:0014:0013:00LGreen

Nun betrachte ich die Kombination mit einem Echtamp und gehe aus dem Send des Pedals in einen Fender Bassman. Die Potis sowie der Voicing Switch greifen hier natürlich ganz normal, allerdings entfällt die Wahl der Speakersimulation und auch der Mute-Schalter hat keine Funktion mehr. Obwohl ich in den folgenden beiden Beispielen in den Input meines Amps gehe und dadurch im Prinzip zwei Vorstufen in Serie schalte ist das Ergebnis absolut überzeugend und sowohl clean als auch im Crunchbereich kann der Ampster punkten.

Audio Samples
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Vor Amp – Clean Vor Amp – Crunch
AudiofileMasterPresenceBassMidTrebleGainVoicingCab
Vor Amp – Clean13:0013:0011:0011:0012:0010:00L
Vor Amp – Crunch13:0013:0011:0011:0012:0015:00L

Möchte man die Vorstufe seines Amps umgehen, kann man natürlich auch direkt in eine Endstufe oder den Return eines Amps mit Einschleifweg spielen. Genau das tue ich mit meinem Peavey 5150. Hier gilt es natürlich, den EQ des Ampsters auf den Klang der Endstufe anzupassen, aber ist das mal erledigt, erhält man wunderbare britische Röhrensounds mit modernem Touch. Wie weiter oben erwähnt, gefällt mir persönlich die Arbeit mit einem Echtcab, bzw. einer Impulsantwort etwas besser und für mich kann der Ampster hier seine Vorzüge auch am besten ausspielen.

Audio Samples
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In Amp Return – Clean In Amp Return – Crunch
AudiofileMasterPresenceBassMidTrebleGainVoicingCab
In Amp Return – Clean12:0015:0010:0012:0014:0010:00R
In Amp Return – Crunch12:0015:0010:0012:0014:0015:00R
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Der Carl Martin Ampster ist eine tadellos verarbeitete und hervorragend klingende Preamp-Einheit, die mit einer konzeptionell sehr durchdachten Konnektivität aufwartet. Der Ampsound ist modern-britisch und liefert cleane bis Classic-Rock-Crunchsounds, die dank des hervorragenden EQs sehr gezielt eingestellt werden können und auch toll mit Pedalen harmonieren. Die Auswahl aus zwei sehr guten analogen Cabsimulationen flexibilisieren das Pedal zusätzlich, wobei für mich der Einsatz mit einem Echtamp und -Cab oder Impulse Responses am überzeugendsten klingt. Die Möglichkeit, das Pedal sowohl direkt in eine DAW oder zum FOH zu schicken, aber auch über den Send die interne Cabsimulation zu umgehen, ist sehr clever designt und öffnet die Türen für alle gängigen Praxisanwendungen. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist für eine Röhrenvorstufe mit diesen Anschlussmöglichkeiten als extrem gut einzustufen!

Carl Martin Ampster Tube Guitar Amp Preamp
Der Carl Martin Ampster klingt modern-britisch und ist für den Einsatz mit der DAW oder auf der Bühne beim direkten Anschluss an das FOH-Pult bestens geeignet.
Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • hervorragender Klang
  • viele Anschlussmöglichkeiten
  • effektiver EQ
  • tolle Pedalplattform
Contra
  • Keins
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Carl Martin Ampster Tube Guitar Amp Test
Für 269,00€ bei
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