Anzeige

Best Service Chris Hein Winds Complete Test

Die Chris Hein Winds Complete im bonedo-Test: Chris Hein hat in seinem bisherigen Schaffen als Entwickler von Sample-Libraries vorwiegend die Sparte der tanzbaren Unterhaltungsmusik bedient. Das Arsenal der virtuellen Instrumente aus der Software-Werkstatt des Kölner Sample-Feinmechanikers umfasst Holz- und Blechbläser mit einer ausgeprägten Neigung zu Funk und Soul, E-Gitarren, Bässe und eine chromatische Mundharmonika, wie sie unter anderem von einem Mr. Stevie Wonder gerne bedient wird. Mit den Chris Hein Winds bläst nun im wahrsten Sinne des Wortes ein frischer Wind in die Segel der Chris-Hein-Reihe, denn diese rein auf Woodwinds (Holzbläser) spezialisierte Library ist klanglich eindeutig in den Bereich der orchestralen Musik einzuordnen.

BS_CHWndC02Box2


Handelt es sich dabei möglicherweise um den Auftakt zu einer kompletten Saga zusammengehöriger Orchester-Instrumente, wie es beispielsweise schon von EastWest/Quantum Leap mit den einzelnen Teilen des Hollywood Orchesters vorgemacht wurde? Chris Hein selbst hält sich dazu vorerst bedeckt, deutet aber unverbindlich an, dass eine Orchestral Brass Library aus seinem Hause durchaus denkbar wäre. Unabhängig davon, was die Zukunft in dieser Hinsicht wohl bringt, sehen wir uns die Chris Hein Winds auf den nächsten Seiten genauer an.

Details

Ein Haufen Holz!

Die Chris Hein Winds Complete enthalten etwa 130.000 Einzelsamples von Holzblasinstrumenten und umfassen ein Datenvolumen von etwa 50 GB – das ist natürlich ein Haufen Holz! Organisiert und abgespielt werden die vielen Audio-Schnipsel über die Engine von Native Instruments Kontakt 5 bzw. den kostenlos im Lieferumfang enthaltenen Kontakt Player 5. Im Gegensatz zur zuletzt erschienenen Chromatic Harmonica, die im Open-Kontakt-Format veröffentlicht wurde und sich nicht ganz so nahtlos wie gewohnt in den Sampler einbinden ließ, handelt es sich diesmal wieder um eine voll in Kontakt integrierte Library. Alles andere wäre einer Library dieser Größenordnung wohl auch nicht angemessen.

Fotostrecke: 2 Bilder In der Box findet sich neben dem USB-Stick mit den Daten …

Content und Konzept 

Die meisten aktuellen Orchester-Libraries bieten für ihre enthaltenen Instrumente jeweils Samples, die aus mehreren Mikrofonpositionen heraus aufgezeichnet wurden und somit einen realistischen und flexiblen Raumklang möglich machen. Die Chris Hein Winds entscheiden sich bewusst dagegen, diesem Trend zu folgen, bieten grundsätzlich sehr trockene Samples und setzen in Hinsicht auf den Raumklang ausschließlich auf den integrierten Faltungshall. Der Grund dafür ist einfach: Um die Voraussetzungen für musikalisch möglichst gut harmonierende Artikulationen der einzelnen Instrumente untereinander zu schaffen, wurden die Aufnahmen zu großen Teilen gemeinsam eingespielt. Bei den Chris Hein Horns war beispielsweise an vielen Stellen noch ein wenig Nachbearbeitung nötig, um Swells oder Runs im Bläsersatz aneinander anzupassen und ein möglichst stimmiges Ergebnis hervorzubringen. Dies sollte mit den Chris Hein Winds also kein Thema mehr sein. Wenn gemeinsam eingespielt wird, ist ein separierter Raumklang für die Instrumente aber natürlich nicht möglich, da in diesem Fall Übersprecher in den einzelnen Kanälen vorhanden wären. Folglich wurden die Aufnahmen zwar gleichzeitig aber in separaten Studio-Kabinen gemacht – natürlich mit entsprechendem Monitoring, bei dem die Musiker sich gegenseitig hören konnten.

Die Library ist in vier einzelne Teil-Libraries unterteilt, die im Browser von Kontakt auch entsprechend separat dargestellt werden.
Die Library ist in vier einzelne Teil-Libraries unterteilt, die im Browser von Kontakt auch entsprechend separat dargestellt werden.

Die Library gliedert sich ähnlich wie die Complete-Version der Chris Hein Horns in vier Teile, die ähnlich wie bei der Aufstellung im Orchestergraben voneinander abgegrenzt sind. Teil eins enthält zwei unterschiedliche C-Flöten, und alleine dieser Punkt ist schon einmal sehr zu begrüßen, da leicht abweichende Klangfarben des gleichen Instruments in programmierten Arrangements natürlich sehr hilfreich sein können. Weiterhin sind eine Piccolo- und eine Alt-Flöte im Sortiment. Teil zwei bietet jeweils eine in B und Es klingende Klarinette mit zusätzlicher Bassklarinette. Eine Oboe, eine lieblichere Oboe d’amore und ein English Horn finden sich in Teil drei, worauf Teil vier mit einem Fagott, einem etwas rauer klingenden Barockfagott und einem Kontrafagott die tieferen Register abdeckt. 
In Hinblick auf den Detailgrad der Samples werden die gewohnt hohen Erwartungen an die Chris-Hein-Instrumente erfüllt. Jedes Instrument bietet zwischen 15 und 17 unterschiedliche Artikulationen, die größtenteils über die gesamte Library hinweg aufeinander abgestimmt sind. Zusätzlich finden sich einige speziellere und für Flöten, Klarinetten, Oboen und Fagotte exklusive Spieltechniken. Die Anzahl der Velocity-Switches ist für eine orchestrale Library mit sechs bis acht Layern für die Haupt-Spielweisen und drei bis vier Layern für die Specials ebenso auf der Höhe der Zeit. Im Praxis-Teil werden wir sehen, ob die guten technischen Daten auch wirklich für einen exquisiten Holzbläserklang sorgen!

Anzeige

Praxis

Out-Of-The-Box – Der Grundklang der Chris Hein Winds

Fast alle Libraries aus der Chris-Hein-Reihe haben die Gemeinsamkeit, dass sie dank eines hoch detaillierten Sample-Pools und in der Regel sehr gut funktionierender Scripts vergleichsweise realistische Ergebnisse ermöglichen. Dies bedeutet im Umkehrschluss allerdings auch, dass das Erstellen eines halbwegs lebendig wirkenden Tracks vor allem im Fall von musikalisch bewegteren Passagen durchaus ein wenig Programmierarbeit erfordert. Die nach dem Laden eines Patches anfänglich dargestellte Small-Ansicht wirkt dementsprechend wie ein kleines Understatement, denn an dieser Stelle bekommt man noch nicht viel von der tiefer verborgenen Parametervielfalt mit. 

Die Small-Ansicht hält sich in Bezug auf die Parametervielfalt noch recht bedeckt.
Die Small-Ansicht hält sich in Bezug auf die Parametervielfalt noch recht bedeckt.

Wer nur auf dieser Seite verweilt, der wird das volle Potenzial der Library kaum ausschöpfen können. Bei ausschließlicher Verwendung der Sustain-Spielweise und deaktivierten Scripts lässt sich noch klar erkennen, dass es sich beim Holz der Chris Hein Winds in Wirklichkeit um Plastik handelt. Wer mal eben mit breitem Pinsel ein Woodwind-Arrangement zaubern will und sich prinzipiell vor moderater bis exzessiver Programmierarbeit scheut, der ist folglich auch mit einer leichtgewichtigeren Library gut bedient.

Audio Samples
0:00
Arrangement (nur Sustain-Spielweise)

Artikulationen, Keyswitches und Hotkeys

Die Basics-Ansicht der Chris Hein Winds bietet dagegen schon etwas mehr Information und liefert ein in manchen Fällen durchaus hilfreiches Feedback zur MIDI-Aktivität. So weiß man jederzeit, welcher Layer aus welcher Artikulation gerade von der Engine wiedergegeben wird. Ein echtes optisches Leckerli ist zudem, dass sich die Darstellung des jeweils geladenen Instruments inklusive Fingerhaltung an die zuletzt gespielte Note anpasst. So kann man dem virtuellen Holzbläser beim Spielen also im wahrsten Sinne des Wortes auf die Finger schauen. Zudem wird man durch einen rot leuchtenden Hinweis „Extended Range“ gewarnt, wenn man den natürlichen Tonhöhenumfang eines Instruments verlässt. Peinliche Situationen, in denen man sein Arrangement in Form von Noten einer echten Truppe aus Holzbläsern präsentiert, und in denen die Klarinettistin kurz bemerkt, dass sie ihre Bassklarinette holen müsste, um das notierte kleine „c“ zu spielen, sollten sich damit also vermeiden lassen.

Auch der doppelte Faltungshall ist auf der Basics-Ansicht untergebracht. Insgesamt werden von den beiden Reverbs satte 63 Impulsantworten geboten.
Auch der doppelte Faltungshall ist auf der Basics-Ansicht untergebracht. Insgesamt werden von den beiden Reverbs satte 63 Impulsantworten geboten.

Auch der doppelte interne Faltungshall ist in dieser Ansicht untergebracht, wobei der Bereich Body weitestgehend sehr kurze Impulsantworten im Sinne von Early Reflections anbietet. Der Bereich Room konzentriert sich dagegen auf die länger nachklingenden Hallfahnen. Diese beiden Aufgaben auf zwei separate Reverbs zu verteilen, ist ein nicht ungewöhnliches Prinzip, das man möglicherweise auch aus den eigenen Mixes kennt. Der einzige Verbesserungsvorschlag wäre an dieser Stelle, dass es eine Möglichkeit geben sollte, die Instrumente unabhängig vom Hall im Stereo-Panorama zu platzieren, denn dieser wird durch das Panning immer mit beeinflusst. Folglich wird man für konsequentes Abmischen in vielen Fällen zu externen Reverbs greifen. 
Richtig tief ins Detail geht es in der Ansicht für die Articulation Presets. Hier lassen sich die 26 Slots für Keyswitches (zum dauerhaften Wechseln von Artikulationen) und/oder Hotkeys (zum einmaligen Wechseln von Artikulationen während gehaltenen Tönen) frei mit den wie erwähnt 15 bis 17 Spielweisen der einzelnen Instrumente bestücken. Dabei kann es durchaus Sinn machen, eine einzelne Artikulation mehreren Steuertasten zuzuweisen, um beispielsweise unterschiedliche Arten zur Steuerung der Dynamik zu verwenden. Ein Triller soll in seiner Lautstärke einerseits rein über die Anschlagstärke und gleichzeitig rein über einen MIDI-CC oder eine Kombination aus beidem steuerbar sein? Kein Problem. Das wirklich sehr flexible Keyswitch-System der Chris Hein Winds ist in der Lage, dem Anwender alle Wünsche in dieser Hinsicht zu erfüllen.

Fotostrecke: 2 Bilder In der Ansicht für die Articulation Presets lässt sich jede einzelne Artikulation im Detail bearbeiten.

Für das folgende Audio-Beispiel wurde das bereits gehörte Arrangement mit reichlich Spielweisen aufgepeppt und ein wenig in der Dynamik bearbeitet. Vor allem die Tatsache, dass es sechs verschiedene Short-Artikulationen gibt, sorgt für ein angenehm lebendiges Ergebnis, wobei anzumerken ist, dass die Lautstärken der Spielweisen untereinander nicht immer ganz einheitlich sind. In diesem Fall ist noch ein wenig Tweaking nötig, das aber schnell erledigt ist. Im zweiten Track des Players ist ein Durchlauf aller Artikulationen für das English Horn zu hören.

Audio Samples
0:00
Arrangement mit Artikulationen English Horn: Alle Artikulationen

Legato und Vibrato

Die Chris Hein Winds arbeiten mit einer Kombination aus echten Legato-Samples und einem künstlichen Legato-Script, die sich beide in der Tiefe hochgradig detailliert bearbeiten lassen. Ähnliches gilt für das Vibrato, denn auch hier werden Crossfades mit echten Samples und ein LFO-Script kombiniert. Die Parameter sind in diesen Bereichen allerdings so vielfältig, dass man als durchschnittlicher Anwender in der Regel besser die Finger davon lässt – vor allem, da die Werkseinstellungen in den meisten Fällen wunderbar funktionieren.

Fotostrecke: 2 Bilder Da schlägt das Herz des MIDI-Nerds höher: Für das Legato-Spiel lassen sich detaillierte Anpassungen vornehmen…

Für die abschließende Version unseres Beispiels konnte vor allem die Legato-Funktion noch gehörig zur Lebendigkeit beitragen und die Tonhöhenübergänge wesentlich weicher und realistischer gestalten. Zudem gibt es ein kleines Playback, das mit ProjectSAM Symphobia und True Strike erstellt wurde. Die Chris Hein Winds klangen im direkten Zusammenspiel mit den Blockbuster-Samples etwas dünn und wurden in der Summe mit einer ordentlichen Portion tiefer Mitten und Bässe versorgt. Leser, die einen Hang zum Kopfkino haben, dürfen den Vorhang öffnen und sich ein munter umherhüpfendes Eichhörnchen auf der Suche nach Nüssen vorstellen. Bei Track zwei handelt es sich um das gleiche Arrangement mit einem alternativen Ende, in dem unser Eichhörnchen an eine Straße kommt… Um möglichen schlechten Träumen bei der jüngeren Leserschaft vorzubeugen, möchte ich eine FSK ab 12 Jahren aussprechen.

Audio Samples
0:00
Mr. Squirrel’s Happy End Mr. Squirrel’s End (Alt. Ending)
Anzeige

Fazit

Chris Hein hat mit seinen Woodwinds einen äußerst erfolgreichen Aufbruch zu den neuen Ufern der Orchestermusik gestartet. Die Library bietet die Möglichkeit, hochgradig realistische Holzbläser-Passagen zu programmieren, und vor allem die Tatsache, dass die meisten Artikulationen gleichzeitig von den verschiedenen Instrumenten eingespielt wurden, trägt zu seinem homogenen Klangbild bei. Vor allem im Vergleich zu früheren Vertretern dieser Reihe sind längst nicht mehr so viele Anpassungen nötig. Dass bei Chris Hein trotzdem sehr ausgiebig programmiert und an einer Vielzahl an Parametern und MIDI-CCs geschraubt wird, hat sich dagegen nicht geändert, und dies ist durchaus eine der großen Stärken der Library und macht sie vor allem für erfahrenere Anwender interessant. Dass manche Artikulationen von vornherein etwas lauter wirken als andere und dass sich die Samples nicht unabhängig vom Hall im Panorama platzieren lassen, sind Details, mit denen man definitiv leben kann. Wer möglichst realistische und gleichermaßen flexible Holzbläser aus der Dose sucht, darf ruhigen Mutes zuschlagen!

PRO:
  • Hoch detaillierter Sample-Pool und realistischer Klang
  • Gemeinsam eingespielte Artikulationen wirken sehr homogen
  • Hervorragendes Legato und Vibrato (frei steuerbar)
  • Flexibles Keyswitch-System
CONTRA:
  • Lautstärke der verschiedenen Artikulationen nicht immer ganz perfekt abgestimmt
  • Panorama-Regler wirkt sich auch auf internen Faltungshall aus
Features:
  • Sample-Library für Native Instruments Kontakt 5/Kontakt Player 5
  • 50 GB große Sample-Library
  • Bis zu 17 Artikulationen pro Instrument
  • Bis zu 8 Velocity-Layers
  • Ca. 130 000 Samples
  • Minimale Systemanforderungen:
  • PC: Windows 7 oder Windows 8 (je 32/64 Bit)
  • Intel Core2Duo oder AMD Athlon 64 Prozessor
  • MAC: Mac OS X 10.7 oder 10.8 (letztes Update)
  • Intel Core2Duo
  • 2 GB RAM (4 GB Empfohlen)
  • Internetverbindung für den Autorisierungsprozess
  • Freier USB-Port zur Installation der Boxed-Version
Preis:
  • EUR 649,- (UVP)
Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.