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Behringer BDJ 1000 Test

Geiz ist geil! Das hat sich wohl Behringer auch beim neuesten BDJ 1000 auf die Fahne geschrieben. Für gerade einmal 16 Euro schickt der Hersteller einen geschlossenen DJ-Kopfhörer aufs Spielfeld, mit dessen nominellen Eigenschaften er eigentlich auch in einer höheren Preisliga spielen könnte. Denn der ohraufliegende Kopfhörer spricht optisch an, überzeugt mit einer soliden Verarbeitung, dazu kokettiert er mit 57 mm großen dynamischen Treibern, die einen überdurchschnittlichen Frequenzgang übertragen sollen. Kabel und Ohrpolster sind zwar nicht austauschbar, aber im Verschleißfall leistet man sich einfach einen neuen Kopfhörer. Bleibt die wichtigste Frage offen, wie er sich in den Königsdisziplinen Tragekomfort und Klang macht.   

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Details

Wurde an der  Qualität des BDJ 1000 gespart oder nur am Preis? Um diese Frage zu klären, schaue ich bei der ersten Inspektion bereits etwas genauer hin. Das schwarz-anthrazite Wechselspiel steht dem Kopfhörer sehr gut, er wirkt dadurch nicht eintönig im doppelten Sinne. Schließlich wurden nicht plump Farbakzente gesetzt, sondern mit dem schwarzen Ring auf der Kapsel, der durch einen silbergrauen Balken samt dezenten vertikalen Schriftzug durchbrochen wird, bekomme ich zumindest haptisch das Gefühl, hier wurde nicht aus einem Guss gefertigt.
Gleiches gilt auch für den Bügel. Links und rechts schließen zwei anthrazitfarbene, an der Innenseite verschraubte Manschetten an, die das schwarze recht schmal gefasste Kopfband mit auffälligem Behringer-Branding an der Oberseite einrahmen.

Fotostrecke: 3 Bilder Von der Seite ein schicker Hingucker

Der gesamte Kopfhörer ist aus robustem und leichtem Plastik gefertigt und wirkt daher für mich sehr handlich, obwohl er 385 g wiegt, deutlich mehr als andere Modelle gleicher Größe. 
Allerdings beachtet bei diesem den Vergleich das integrierte Kabel. Bei einer ansteckbaren Strippe fließt diese nicht mit in die Gewichtsangabe ein, das beim BDJ 1000 fest mit der Kapsel verbundene Kabel schon. Satte 4 m Länge schafft das sehr robust wirkende Spiralkabel mit Mini-Jack samt angedockten 6,3 mm Klinkenadapter im ausgezogenen Zustand.
Den Tragekomfort beeinflusst auch die Polsterung. Der Bügel tangiert förmlich den Kopf, das Schaumstoffband mit Kunstlederüberzug wirkt von seiner Länge zwar etwas mickrig, von der Dicke aber sehr fluffig. Letzteres gilt auch für die sehr großen runden, nicht austauschbaren Earpads, die mit ihrem gepolsterten ovalen Kunstlederring das Ohr sehr weich umschließen.

Fotostrecke: 3 Bilder Die Sicht auf die Earpads

Für den perfekten Sitz der geschlossenen Kapseln und zur effizienten Signalübertragung und Abschirmung sorgen zwei in zwölf Stufen ausziehbare, einrastende Bügelverlängerungen, dazu die horizontal um 180 Grad drehbare Kapselaufhängung. Mit einem Kugelscharnier als Bindeglied zwischen Aufhängung und Bügel klappt man die Muscheln platzsparend und schützend in den Bügel, andererseits lassen sich die Kapseln für einseitiges Monitoring 90 Grad um die vertikale Achse drehen.
Spezifikationen Bei dem nur in englischer Sprache beigelegten Quick-Start-Guide unterscheidet der Hersteller irreführenderweise zwischen verschiedenen Frequenzgängen. In den Unique-Selling-Points bewirbt Behringer den Kopfhörer zwar mit überragenden 10 bis 30.000 Hz. Aber in den Specs reduziert der Hersteller seine Angaben auf einen eher durchschnittlichen und dem vom Ohr wirklich wahrgenommenen Übertragungsbereich von 20 bis 20.000 Hz. Letztlich spielen diese Zahlen eh nur eine untergeordnete Rolle und entscheiden nicht zwangsmäßig das subjektive Gefallen des Kopfhörerklangs. 
Die Empfindlichkeit ist mit 107 dB angegeben, die Impedanz mit 64 Ohm. Angaben zur maximalen Belastbarkeit verschweigt Behringer gänzlich, was aber der folgende Praxistest ans Licht bringen wird.

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Praxis

Tragekomfort und Funktionalität

Einem DJ-Kopfhörer wird ein solider und nicht nervig drückender Sitz abverlangt. Mit den Gelenken positioniert sich der BDJ 1000 sehr gut auf den Ohren. Besonderes Lob kassiert der Kopfhörer für seine subtil einstellbaren und anschließend zuverlässig einrastenden Bügelverlängerungen, mit denen er sich selbst kleinen Kopfgrößen anpasst und seine Stellung bei heftigen Kopfbewegungen hält.
Auch mit seinem Gewicht kann ich mich anfreunden, das im Einsatz nicht nervig aufträgt. Da kommt ihm auch die üppige Polsterung zugute. Mag das Kopfband noch so klein sein, durch dessen dicken Schaumstoff berührt der Bügel nur die Kopfspitze, links und rechts daneben wird er förmlich an den Haaren vorbeigeschleust.
Den vom Bügel ausgehenden selbstbewussten Druck auf die Ohren federn die sehr großen weichen ohrumschließenden Earpads ab. Allerdings fällt die ovale Öffnung für eine überdurchschnittliche Treibergröße von 57 mm meines Erachtens recht klein aus. In der Mulde ecken meine kleineren Ohren schon an. Das verleiht zwar zusätzlichen Halt, da wackelt nichts. Aber bei deutlich größeren Ohren liegen vermutlich die eigentlich ohrumschließenden Muscheln auf diesen drauf. Etwas mehr Spielraum in der Kapselöffnung wäre daher wünschenswert.
Wer das Signal nur mit einer Muschel abhören möchte, der kann entweder den Kopfhörer mit einer eingedrehten Kapseln in der Hand und damit an das Ohr halten. Ich bevorzuge es allerdings, den Kopfhörer aufzusetzen und eine Muschel hinter ein Ohr zu klemmen, was mit dem flexiblen Kopfband gut funktioniert. Der Kopfhörer sitzt trotzdem recht bequem und büßt auch nichts von seiner souveränen Haltung ein.

Fotostrecke: 3 Bilder In zwölf Stufen ausziehbar und recht fest einrastend

Klang Klangbilder unterliegen persönlichen Geschmäckern und Frequenzgänge sind nicht unbedingt das Maß für einen hochauflösenden Klang. Um den BDJ 1000 zu bewerten, beziehe ich in den Test den Sennheiser HD-25 als Vergleichsmodell ein. Beide Kopfhörer bekommen meine beliebten Test-Tracks zugespielt:

  • Massive Attack: Protection
  • Röyksopp: Sordid Affair
  • Kraftwerk: Heimcomputer
  • Bob James: Winchester Lady
  • Depeche Mode: I Feel You

Auf dem BDJ 1000 empfinde ich zunächst die Songs und das Klangbild als gefällig und recht ausgewogen. Bei Massive Attacks „Protection“ wummert im Intro der Tiefbass präzise und druckvoll. Die synthetischen Hi-Hats in Kraftwerks „Heimcomputer“ kommen gestochen scharf. Allerdings in Depeche Modes „I Feel You“ drängeln sich die Mitten hörbar nach vorn. Im direkten A/B-Vergleich zum HD-25 entpuppt sich dieses Manko generell. Die Mitten des BDJ 1000 liegen wie eine Dunstglocke über dem Klangbild, die die Transparenz etwas vernebelt.
Vergleicht man beide Kopfhörer hinsichtlich ihres Frequenzgangs, müsste eigentlich der BDJ 1000 dem HD-25 überlegen sein, ist er aber nicht. Der HD-25 löst das Klangbild höher und detailreicher auf. Dennoch sollte man nicht vergessen, dass der BDJ 1000 nur ein Zehntel des HD-25 kostet und er sich dafür sehr überzeugend schlägt. Sein Klangbild empfiehlt sich zwar nicht für das genüssliche Playback zu Hause, aber dafür ist er allerdings auch nicht konzipiert, sondern für das „Abhören in der DJ-Kanzel“.
Dort spielt ihm die Mittenbetonung gar positiv zu, denn ich empfinde den Kopfhörer als echt laut, was die nominelle Empfindlichkeit deutlich unterstreicht. Zudem schirmen die Kapseln auch gut von der Umgebung ab, sodass weniger Störgeräusche einstreuen und das Signal kaum nach außen diffundiert. 
Zur Nennbelastbarkeit reicht Behringer zwar keine Daten, aber der Test liefert ein überzeugendes Ergebnis: Unter einer Lautstärke, die mein Gehör an die Schmerzgrenze brachte, liefert der BDJ 1000 selbst bei Transienten in den Bässen wie auch Höhen ein sauber abgebildetes und nicht verzerrtes Klangbild. 

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Fazit

Behringer preist den BDJ 1000 als professionellen und hochwertigen DJ-Kopfhörer mit einem überragenden Frequenzgang dank der verbauten 57 mm großen dynamischen Treiber an. Das spiegelt sich in einem Klangbild wider, das sowohl sehr tiefe Bässe als auch klare Höhen abzeichnet. Allerdings gehen die überdurchschnittlich betonten Mitten zu Lasten der Natürlichkeit des Klangbilds. Lautstark gibt der BDJ 1000 Transienten ohne Verzerrung wieder, das Signal streut kaum nach außen und von der Umgebung schirmt der Testkandidat gut ab. Seine Funktionalität mit den vielseitig drehbaren Gelenken und sein angenehmer Tragekomfort mit der sehr weichen Polsterung unterstreichen den Einsatz des Kopfhörers in der DJ-Kanzel. Und sollten Earpads und Kabel eines Tages verschlissen sein, kauft man sich einfach für 16,00 Euro einen neuen. Das reicht in der Summe für 4 Sterne.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • solide Konstruktion
  • sehr ansprechendes Design
  • angenehmer Tragkomfort
  • sehr langes Kabel
  • sehr günstiger Preis
Contra
  • mittenbetonter Sound
  • recht kleine Treiberöffnung in den Earpads
Artikelbild
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Bamariku sagt:

#1 - 16.08.2021 um 16:57 Uhr

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Kein Wort zu dem dreisten HDJ-1000 Designklau, wie für Behringer typisch? (siehe DJX700, Roland Clones, uvm.)
So einen Mist boykottiere ich von vornerein. Meine M50X sind sowieso besser.

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