Marshall Monitor II ANC Test

Tradition verpflichtet, das schreibt sich auch das 1962 gegründete Unternehmen Marshall auf seine Fahne. Schließlich steht die Company vor allem für robuste Gitarrenverstärker, die bei Bands wie AC/DC oder Motörhead als aneinandergereihte und gestapelte Boxenbatterie nicht nur den Sound, sondern auch mit ihrem markanten Look das Bühnendesign bei Live-Konzerten maßgeblich definieren.

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Von Marshalls rockiger Attitüde profitiert auch der Lifestyle Bluetooth Kopfhörer „Monitor II ANC“ mit seiner robusten Konstruktion. Aber der geschlossene ohrumschließende und damit auch wie für die rockige DJ-Kanzel geeignete Kopfhörer geht mit der Zeit und öffnet sich dank Bluetooth-Anbindung und aktivem Noise Cancelling vor allem dem mobilen Einsatz.
Die kabellose Kopplung mit dem Smartphone dient allerdings nicht nur der Freiheit in der Bewegung, sondern auch in der des Hörempfindens. Denn Marshall kombiniert den Kopfhörer mit einer App, die sich in etlichen Anpassungsmöglichkeiten um den Sound und die Geräuschunterdrückung kümmert. Das klingt wie Musik in meinen Ohren, doch erstmal heißt es: testen!

Details

Bereits auf der Verpackung betont der Hersteller das Active Noise Cancelling und die kabellose Spielzeit von bis zu 30 Stunden. Auf der linken Schachtelseite sind Frequenzdiagramm nebst Spezifikationen abgebildet. Neugierig ziehe das Inlay aus der Box. Darin befindet sich der Kopfhörer, kompakt eingedreht. Mit seinem schwarzen, lederartigen Outfit samt seinem weißen hervorgehobenen Schriftzug gibt der Kopfhörer den Rocker – in Marshall-Manier. An der rechten Kapsel blitzt noch der goldene Bedienknopf hervor, der sich verschiedenen Funktionen widmet.

Fotostrecke: 5 Bilder Sehr gelenkig für flexible Ansprüche

Dank seinem aus Metall gefertigten Bügel, Verlängerungen und Kapselaufhängungen strotz der Kopfhörer nur so vor Robustheit. Ob die ohrumschließenden, ovalen Kapseln aus gleichem Material sind, bleibt hinter dem matten, strukturierten Finish, das an den Überzug eines ihrer legendären Amps erinnert, verborgen.
Für angenehmen Sitz sorgt die sehr weiche Polsterung, sei es die des Bügels, die sich fast über die gesamte Länge zieht, oder die der ohrumschließenden, auf den Kapselrand festgesteckten und damit austauschbaren Earpads.
Damit sich die Kapseln nach der Höhe der Ohren richten, rasten die Bügelverlängerungen in 14 Positionen straff ein. Das anschließende Gelenk als Bindeglied zwischen Verlängerung und Kapselaufhängung neigt sich 180 Grad um die vertikale und circa 130 Grad um die horizontale Achse, von Vorteil für flexibles Monitoring und geschützten beziehungsweise platzsparenden Transport. Zudem drehen sich die Kapseln in ihren Armen um fast die halbe Achse. Das erfordert unterhalb des Kabelaustritts am Bügel ein Spiral-Kabel, das bei umgeklappter Kapsel nicht spannt, aber auch in herkömmlicher Stellung nicht staut.

Fotostrecke: 4 Bilder Die Verlängerungen sind sehr stabil

Active Noise Cancelling und weitere Funktionen der App lassen sich vom Smartphone und auch vom Kopfhörer über zwei an den Armen der Kapselaufhängung versteckte Knöpfe, dem ANC- und dem M-Button, bedienen.
Für herkömmliches Hören verbinde ich das beigelegte Audiokabel samt 3,5-mm-Klinkenstecker mit der Miniklinkenbuchse der linken Kapsel. Darunter befindet sich eine USB-C-Buchse zur Stromversorgung beziehungsweise zum Laden des Akkus mit dem entsprechenden, ebenfalls zum Lieferumfang gehörenden Kabel.
Eine Kontroll-LED bestätigt die Bluetooth-Verbindung beziehungsweise den Ladevorgang. Das für die Sprachassistenten und zum Telefonieren erforderliche Mikrofon verbirgt sich in der rechten Kapsel. Für den geschützten Transport des Kopfhörers spendiert Marshall neben den erwähnten Kabeln eine Tragetasche in Jeansoptik. Obendrein liegt ein Quickstart Guide bei.

Das liegt beim Kopfhörer bei
Das liegt beim Kopfhörer bei

Spezifikationen
Marshall verbaut 40 mm große dynamische Treiber, mit einer Sensitivität von 96 dB und einem Frequenzgang von 20 bis 20.000 Hertz. Die Impedanz liegt bei 32 Ohm, was vor allem leistungsschwächeren Kopfhörerausgängen, beispielsweise an mobilen Endgeräten, gefallen dürfte. Bezüglich der Nennbelastung macht Marshall keine Angaben.   

Praxis

Trotz seiner 320 Gramm Gewicht empfinde ich den Marshall-Kopfhörer sehr handlich, begründet in seiner recht kompakten Größe und dem Grip der strukturierten Oberfläche. Setze ich den Monitor II ANC auf, fühle ich mich trotz des recht üppigen Gewichts wohl damit, denn die flauschige Polsterung schmiegt sich regelrecht an Kopf und Ohren an, um auch den vom Bügel ausgehenden Druck abzufedern. Meine mittelgroßen Ohren finden in den ovalen Kapseln genügend Platz, ohne eingeengt zu werden und dennoch mit genügend Halt bzw. Sicherheit selbst bei sportlichen Bewegungen.
Aber nicht nur unterwegs ist der Monitor II ANC eine gute Partie, denn seine geschlossene Bauweise und die damit einhergehende Abschirmung prädestinieren ihn auch für die lautstarke DJ-Kanzel. Mit dem äußerst flexiblen Bügel funktioniert einseitiges Monitoring auch ohne entsprechendes Gelenk, indem man einfach eine Muschel hinter das Ohr klemmt. Hier kann nicht nur der Rock-DJ Marken-Style zeigen.

Fotostrecke: 3 Bilder Marshall Monitor II ANC ist sehr weich gepolstert

Bluetooth-Betrieb und App

Nach Betätigen des „M-Knopfs“ bestätigt die blau blinkende LED die Bereitschaft für die Bluetooth-Verbindung mit meinem iPhone. Anschließend listet mein Handy den Kopfhörer als Bluetooth-Gerät. Nach erfolgreicher Kopplung installiere ich die App, um individuelle Einstellungen vorzunehmen: Wenn das voreingestellte Klangbild nicht unbedingt dem präferierten Sound entspricht, bietet die App neben sieben EQ-Presets einen 5-Band-Equalizer, mit dem ich das gewählte Klangbild in den Frequenzen 160, 400, 100, 2.500 und 6.250 Hertz anpassen kann und unter „Benutzerdefiniert“ speichere. Allerdings wirken sich diese Einstellungen nicht auf den Klang im Kabelbetrieb aus.
Die Intensität des Active Noise Cancelling lässt sich ebenfalls prozentual verstärken oder reduzieren, wie auch der Monitor-Modus mit hörbaren Ambient-Geräuschen, mit denen man sich nicht von der Umgebung abgekapselt fühlt. Das zahlt sich vor allem in der Öffentlichkeit aus. Zudem höre ich beim Sprechen nicht nur meine Kopfstimme.
Etliche Funktionen der App lassen sich vom Kopfhörer aus bedienen, beispielsweise EQ-Presets oder Google Assistent beziehungsweise Siri. Mit der ANC-Taste schalte ich die aktive Geräuschunterdrückung ein oder zum Monitor-Mode um. Der goldene Bedienknopf startet beziehungsweise pausiert die Musik und aktiviert den Shuffle-Modus. Zudem regle ich die Lautstärke und nehme eingehende Telefongespräche entgegen.
Der Monitor II ANC spielt kabellos bis zu 30 Stunden, ohne ANC sogar 45 Stunden. Das Laden dauert gut zwei Stunden. Mit einem Power Nap von 15 Minuten am USB-Anschluss schafft der Akku immerhin fünf Stunden Spielzeit. Um Akkuleistung zu sparen, stelle ich in der App den Timer zum automatischen Ausschalten des Kopfhörers im Standby-Betrieb ein.

Fotostrecke: 2 Bilder Die Marshall Monitor II ANC App bietet Einstellungen zum EQ und ANC

Klang

Laut Frequenzdiagramm betont der Monitor II ANC Frequenzen von 50 bis knapp 100 Hertz, die Mitten hingegen sacken vor allem um die 315 Hertz auf 110 Dezibel ab, anschließend dreht er bei circa 3.500 Hertz mit 125 Dezibel auf, was dem generellen Peak des Frequenzspektrums entspricht. Die Höhen bilden ein Maximum bei circa 7.500 Hertz mit 122 Dezibel und bei 10.000 Hertz beziehungsweise 12.500 Hertz mit 115 Dezibel ab.
Beim Test nehme ich den Klang des Marshall-Kopfhörers als recht homogen und warm wahr. Seine Mitten drängen sich nicht auf und Höhen spielen sich nicht überspitzt hervor. Das von mir oft zu Testzwecken gespielte „Protection“ von Massive Attack überzeugt im Intro von einem satten Bass. Die anschließenden Vocals heben sich klar definiert ab. Gleiches bestätigen auch die deftigen Drums in Kraftwerks „Heimcomputer“, einschließlich der recht scharf abgezeichneten Hi-Hats. Allerdings geht es noch besser, denn im direkten A/B-Vergleich mit dem recht linear klingenden Sennheiser HD-25 fehlt es dem Probanden auffällig an Transparenz. Der HD-25 bringt Details deutlicher hervor, dazu empfinde ich sein Stereobild breiter. Auch der Output des Monitor II ANC unterliegt leicht dem Vergleichskopfhörer. Da die Treiber des HD-25 direkt auf dem Ohr liegen, schirmt er zudem besser ab. Mit den größeren Muscheln des Monitor II ANC nehme ich Hintergrundgeräusche deutlicher wahr.
Zum Glück verkraften die Treiber einiges an Pegel, sodass sie sich auch beim Auflegen in der von Hintergrundgeräuschen gezeichneten DJ-Kanzel durchaus durchsetzen. Selbst bei Transienten verzerrt und scheppert nichts in den Kapseln.
Sollte einem beim Bluetooth-Betrieb das Klangbild nicht schmecken, würzt man über die App nach, wodurch man hinsichtlich der Transparenz noch ein paar Nuancen rausholt. Abgesehen von meiner eigenen Einstellung mit etwas weniger Bass, dafür mehr Höhen gefallen mir vor allem die Presets Rock, Electronic und Jazz.

Fotostrecke: 2 Bilder Marshall Monitor II ANC: Schick aufbewahrt

Die aktive Geräuschunterdrückung ist für mich aber das wichtigste Kaufargument, da sie sehr gut Nebengeräusche isoliert. Je nach eingestellter Intensität schirmt sie von der Umgebung ab und filtert Störgeräusche, sodass aufgedrehter Pegel sie nicht kompensieren muss. Der Monitor-Modus bietet sich vor allem unterwegs an, um auch die Umgebung wahrnehmen zu können.

Fazit

Mit dem geschlossenen Bluetooth-Kopfhörer Monitor II ANC wird Marshall seinem Image als Schmiede für robustes Equipment mit Rock´n´Roll-Attitüde gerecht. Hinter dem typischen schwarzen Look samt weißem Logo versteckt sich eine äußerst robuste und flexible Metallkonstruktion mit weicher Polsterung, die für sehr guten Tragekomfort sorgt. Weitere Punkte fahren die individuelle Anpassungsmöglichkeiten per App, das ANC und die Akku-Laufzeit ein. Der recht homogene und damit angenehme Klang ist leicht Bassbetont, was einem auch beim Auflegen gefallen dürfte. Allerdings fehlen ihm im Hochtonbereich Nuancen, wodurch Details untergehen und die Transparenz generell etwas leidet. Aber via App lässt sich der Sound zumindest beim kabellosen Bluetooth-Betrieb noch etwas verfeinern.
Mit dem einstellbaren und wirklich gut wirkendem Active Noise Cancelling, das auch im Monitor-Modus Nebengeräusche zulässt, gelingt Marshall der eigentliche Clou. Der Straßenpreis von knapp 250,00 Euro ist gerechtfertigt und rechnet sich langfristig, denn mit austauschbarem Kabel und Earpads, dazu solidem Material wird der Kopfhörer meiner Meinung nach wohl lange durchhalten. Das trifft auch auf den Akku zu, denn mit mindestens 30 Stunden Spieldauer avanciert er quasi zum Dauerbegleiter.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • sehr robuste Konstruktion
  • sehr angenehmer Tragekomfort
  • individuelle Anpassungsmöglichkeiten per App
  • sehr lange Akkulaufzeit
  • sehr gut funktionierendes Noise Cancelling
Contra
  • leichtes Defizit in den Höhen und der Transparenz
  • schirmt ohne ANC nicht so gut ab
Artikelbild
Marshall Monitor II ANC Test
Für 245,00€ bei
Rock ‘n Roll auf und für die Ohren: Marshall Monitor II ANC
Rock ‘n Roll auf und für die Ohren: Marshall Monitor II ANC
Technische Spezifikationen
  • geschlossener ohrumschließender Bluetooth-Kopfhörer
  • 40 mm dynamische Treiber
  • Active Noise Cancelling
  • App für individuelle Anpassung
  • bis zu 30 Stunden kabellose Spielzeit (mit ANC)
  • Kabel und Earpads austauschbar
  • Zubehör:
  • USB-C-Ladekabel
  • 3,5 Millimeter-Klinkenkabel
  • Transporttasche
  • Frequenzgang: 20 Hz – 20.000 kHz
  • Impedanz: 32 Ohm
  • Empfindlichkeit: 96 dB/mW
  • Gewicht: 320 Gramm
  • UVP: 245,00 Euro
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