Rane RH-1 und RH-2 Test

Rane RH-1 und RH-2 möchten sich als günstige Kopfhörer für DJs empfehlen. Der Herstellersetzt bei beiden Hörern auf ohrumschließende Muscheln, was vermutlich manchen Befürworter der ohraufliegenden Kapseln, wie es sie zum Beispiel beim DJ-Alltime-Headphone-Favourite Sennheiser HD-25 gibt, verprellen dürfte. Aber die bessere Schallisolation der ohreinkreisenden Kapseln ist ein überzeugendes Argument. Mit ihren attraktiven Preisen gelten beide Modelle gar als die günstigsten Premium-Marken Kopfhörer momentan. Ein Kauf, der sich auch wirklich lohnt?

Rane RH-1 und RH-2 DJ Headphone Test
Ranes günstige DJ Headphones RH-1 und RH-2

RANE RH-1 und RH-2 – das Wichtigste in Kürze

  • geschlossene ohrumschließende DJ-Kopfhörer
  • auswechselbare Earpads und Stahl-Bügelverlängerung
  • RH-2: auswechselbares Kabel
  • momentan die günstigsten Premium-Markenkopfhörer
  • solider Sound bei gutem Preis-Leistungs-Verhältnis

Den Rane RH-1 beziehungsweise RH-2 aus ihren optisch recht schlichten Schachteln entpackt, entpuppen sich die beiden als zwei durchaus ansprechende DJ-Kopfhörer in komplett schwarzer Optik, die durch das auf den Kapseln und dem Bügel hervorstechende Rane-Logo etwas aufgemotzt wird.

Zeigen sich die ovalen, in ihrer Aufhängung leicht gekippten Kapseln des RH-1 sehr puristisch, so legt sich der Hersteller beim RH-2 mit dem auf einem Plateau samt Chromkante platzierten Logo mehr ins Zeug. Das Relief der Kapseln wirkt anmutig.

Vielleicht ist es als Anspielung gedacht, um den RH-2 mit seiner wuchtigen Größe samt 390 Gramm Gewicht (inklusive Kabel) als wahres Arbeitstier zu bezeichnen. Dagegen bringt der RH-1 nur 270 Gramm auf die Waage und erweist sich damit als der kompaktere und handlichere Kopfhörer.

Rane RH-1 und RH-2 – Konstruktion

Beim RH-1 setzt Rane auf eine differenzierte Konstruktion gegenüber dem RH-2: Das über seine gesamte Länge mit Kunstleder überzogene und weich gefütterte Kopfband wirkt sehr flexibel und biegsam. Die straffen und damit recht schwer ausziehbaren Bügelverlängerungen rasten auf den sechs Markierungen leider nicht ein.

Das Kabel verläuft sichtbar hinter den Verlängerungen, wodurch man im ausgezogenen Zustand damit durchaus hängen bleiben könnte. Die Gelenkigkeit der Kapseln hält sich zumindest vertikal in Grenzen. Dagegen bieten die beiden Kapselaufhängungen 180 Grad Neigungsspielraum für einohriges Monitoring. Die ovalen austauschbaren Earpads sind sehr flauschig gepolstert. Das 2,7 Meter lange gerade Kabel ist fest mit der linken Kapsel verbunden und endet auf einen Miniklinkenstecker plus angeschraubtem Adapter auf 6,3 Millimeter.

Fotostrecke: 4 Bilder Das Kopfband mit auffälligem Rane-Branding

Das Kabel des Rane RH-2 ist hinsichtlich des Materials identisch, allerdings 3 Meter lang, austauschbar und wird an der linken Kapsel angesteckt, abschließend zugfest verriegelt. Die runden, ebenfalls in den Aufhängungen um 180 Grad drehbaren Muscheln fallen mit ihrer sehr dicken und weichen Polsterung gegenüber dem DJ-Kopfhörer RH-1 deutlich größer aus.

Zwischen den in zehn Stufen ausziehbaren und einrastenden Bügelverlängerungen aus Stahl mit Plastikverstärkung und den Kapselaufhängungen dient jeweils ein Kombigelenk als Bindeglied. Dieses lässt sich vertikal ebenfalls um 180 Grad und horizontal um fast 90 Grad drehen. Dadurch faltet man den Kopfhörer platzsparend für den Transport. Das über die komplette Länge mit Kunstleder überzogene und sehr soft gepolsterte Kopfband setzt sich aus zwei Strängen plus Füllmaterial zusammen, womit es auch deutlich dicker ausfällt. 

Fotostrecke: 4 Bilder Die Bügelverlängerung des RH-1 aus robustem Stahl

Technische Daten

Für einen DJ-Kopfhörer seiner Preisklasse brilliert der RH-1 mit einem Frequenzgang von 15 bis 28.000 Hz. Die 40 Millimeter großen dynamischen Treiber leisten einen Schalldruck von 95 dB ±3 dB bei einer Impedanz von 32 Ohm. Die 50 Millimeter großen dynamischen Treiber des RH-2 bilden laut Datenblatt gar Frequenzen zwischen 10 und 30.000 Hz ab, schaffen bei gleicher Impedanz zudem einen Output von 100 dB ±3 dB.

Praxis

Tragekomfort

Beide Kopfhörer fallen mit eingefahrenen Bügeln recht groß aus. Auf meinen mittelgroßen Kopf passen sie noch bei minimaler Einstellung. Bei einer kleineren Kopfgröße sollte man daher die Hörer vor dem Kauf auf Halt checken.

Sowohl mit den kleineren ovalen Kapseln des RH-1 und den größeren runden des RH-2 fühlen sich meine Ohren sehr weich ummantelt. Trotz ihres Gewichts tragen sich beide Modelle sehr angenehm und komfortabel, ohne spürbaren und damit aufdringlichen Druck auszuüben. Das verleiht im DJ-Alltag Sicherheit. Selbst mit ausgezogenen Bügeln beziehungsweise einer hinter das Ohr geklappten Kapsel beweisen die Bügel genügend Spannkraft, dass beide Modelle selbst bei heftigen Kopfbewegungen nicht vom Kopf rutschen.

Fotostrecke: 4 Bilder Der RH-2 lässt sich platzsparend transportieren

Klang des Rane RH-1 und RH-2

Beide Kopfhörer verzeichnen im Frequenzsignalton-Test einige überdurchschnittliche Ausschläge, die keine Linearität im Klangbild vermuten lassen. Der RH-2 spielt bereits ab 10 Hz den Bass hörbar aus, sämtliche Bass-Nuancen bis 150 Hz bilden dazu einen wohligen Tieftonteppich. Dagegen übertreibt es der RH-1 in diesem Bereich deutlich. Zwar kommt er erst ab 30 Hz in Fahrt, aber dafür wummern die Treiber im mittleren Bassbereich. Auch die unteren und mittleren Mitten sind beim RH-1 meines Erachtens übertrieben. Der RH-2 hält sich dagegen auch in diesem Frequenzbereich etwas mehr zurück.

Sowohl die unteren und mittleren Höhen als auch der Superhochton beider Modelle fallen gegenüber linear klingenden Kopfhörern weniger auf. Lediglich bei Frequenzen ab 17.000 Hz nehmen beide Treiber deutlich an Fahrt auf. Dagegen verzeichnen der RH-1 und RH-2 bei 5.000 Hz einen deutlichen Einbruch, der beim RH-1 mit 16 Dezibel fast doppelt so hoch wie beim RH-2 ausfällt.

Specs und Laborwerte

… eines Kopfhörers geben zwar theoretischen Aufschluss, aber letztlich entscheidet der Musiktest über die Einsatzfähigkeiten des Rane RH-1 und RH-2. Zunächst gönne ich dem RH-1 Bob James‘ „Westchester Lady“. Schon die ersten Sekunden des Jazz-Songs offenbaren ein basslastiges Klangbild. Wer auf Bass steht, wird in diesem Frequenzbereich auf seine Kosten kommen. Aber dies geht leider auf Kosten der oberen Mitten und sämtlicher Höhen, die vom Bass scheinbar etwas eingeschüchtert sind. Der Hersteller hätte den 40-Millimeter-Treiber ab 700 Hz etwas mehr Kraft spendieren sollen.

Bei Urban Music fällt dieses Defizit noch deutlicher auf. Die Kick im Intro von „Empire State Of Mind“ tritt zwar ordentlich ins Fußpedal, aber dem weiteren Arrangement fehlt es dadurch an Glanz. Dagegen spielt das Klangbild elektronischer Musik, deren Leadsounds oder auch Hi-Hats mitunter überspitzt schrillen, besser in die Karten, trotz manch untergehendem Detail aufgrund gedämpfter Transparenz.

Beim RH-2 verspricht die Verpackung ein Klangbild in Studioqualität. Im Musiktest kann er dieses Prädikat aufgrund fehlender Linearität nicht gänzlich erfüllen. Aber er macht eine ordentliche Figur, unabhängig der zugespielten Musikstile. Der angehobene Bass wirkt wohl proportioniert, betont den Groove, ohne Leadsounds, Harmonien und Vocals zu maskieren.

Dem organischen Instrumentarium von „Westchester Lady“ kommt diese Treiberabstimmung zugute. Der Bass füllt das Arrangement mit Wärme, die zu hörende Triangel lässt den Sound glänzen. Aber auch Urban Music und Electronica werden rational und von den Frequenzen nicht überbewertet abgebildet. Das Klangbild wirkt zudem räumlich und transparent. Es bringt auch Details hervor, die ich beim RH-1 vermisste. Dennoch ist im Vergleich beispielsweise zum HD-25 hinsichtlich der Transparenz noch etwas Luft nach oben, was aber nur im direkten A/B-Vergleich deutlich auffällt.

Solider Output und gute Schallisolation

Mit seinen 95 Dezibel liefert der RH-1 einen ordentlichen Output, wodurch auch dank der schallabsorbierenden Kapseln Störgeräusche der Umgebung ausgeblendet werden. Dass die Treiber direkt auf dem Ohr und die Kapseln recht eng anliegen, dürfte die Geräuschkulisse zusätzlich ausblenden. Sollte man den Kopfhörer mal ans Limit fahren müssen, liefern die Treiber selbst bei Maximalleistung ein recht sauberes Signal, deren wummernder Bass lediglich die Kapseln im Takt vibrieren lässt.

Dagegen bringt den RH-2 ein voll aufgedrehter Pegel schneller an seine Grenzen. Vor allem der Bass verliert seinen knackigen Punch, er wirkt verwaschen, leicht verzerrt, die Kapseln pulsieren. Obwohl die Muscheln nicht direkt auf dem Ohr anliegen und sie generell größer als die des RH-1 sind, bieten sie dennoch eine gute Schallisolation, die einen beim Monitoring förmlich von der Umgebung abkapseln lässt.

Rane RH1 und RH-2 – mögliche Alternativen

Die DJ-Kopfhörer Rane RH-1 und RH-2 punkten vor allem durch ihren guten Tragekomfort, soliden Klang und günstigen Preis, der für ein Markenprodukt unschlagbar ist. Dennoch lohnt sich ein Vergleich mit Hörern gleicher Preisklasse:

 Rane RH-1Rane RH-2Behringer BDJ 1000Numark HF175
Gewicht270 Gramm390 Gramm  385 Gramm280 Gramm
Frequenzgang15 – 28.000 Hz10 – 30.000 Hz20 – 20.000 Hz15 – 22.000 Hz
Output95 dB ±3 dB  100 dB ±3 dB  105 dB ±3 dB103 dB ±3 dB
Impedanz32 Ohm32 Ohm64 Ohm32 Ohm
BesonderheitenEarpads austauschbarEarpads und Kabel austauschbar
Preis22,00 Euro39,00 Euro25,00 Euro39,00 Euro

Fazit

Mit den Rane RH-1 und RH-2 erweitert der Hersteller sein Portfolio um zwei geschlossene DJ-Kopfhörer mit ohrumschließenden Kapseln. Vor allem ihr günstiger Preis fällt ins Auge, denn Markenkopfhörer gleicher Ausstattung findet man in dieser Preisklasse kaum. Ihre robuste Verarbeitung zeichnet sie genauso so aus wie ihr angenehmer Tragekomfort und ihre gute Schallisolierung.

Wer einen basslastigeren Sound bevorzugt und auf eine sehr detaillierte Abbildung verzichten kann, der wird wohl beim kompakteren RH-1 zugreifen. Dagegen liefern die 50 Millimeter großen Treiber des RH-2 ein recht homogenes Klangbild samt leichter Bassnote, dessen Transparenz sich nicht nur zum Monitoring in der DJ-Kanzel empfiehlt. Allerdings fehlt ihm für Studioanwendungen die erforderliche Linearität.

Obwohl man sich bei diesen Preisen im Verschleißfall auch einen neuen DJ-Kopfhörer leisten könnte, unterstützen beide Modelle mit ihren austauschbaren Earpads, der RH-2 sogar mit wechselbarem Kabel, die Nachhaltigkeit. Argumente, die für eine klare Kaufempfehlung für RANE RH-1 und RH-2 sprechen.

Rane RH-1 und RH-2
RH-1 und RH-2 von Rane – geschlossene Over-ear DJ-Kopfhörer mit einem äußerst attraktiven Preis-Leistungs-Verhältnis

Features RANE RH-1 und RH-2

  • DJ-Kopfhörer
  • geschlossen und ohrumschließend
  • 180-Grad-Drehgelenk
  • Teleskopbügel aus Stahl
  • auswechselbare Earpads
  • inkl. Klinkenadapter (3,5 mm auf 6,3 mm Klinke)

RANE RH-1

  • Treiber Durchmesser: 40 mm
  • Frequenzbereich: 15 – 28.000 Hz
  • Impedanz: 32 Ohm
  • Schalldruck: 95dB ±3dB
  • 2,7 m Kabel mit 3,5-mm-Klinkenstecker
  • Preis: 22,- Euro

RANE RH-2

  • Treiber Durchmesser: 50 mm
  • Frequenzbereich: 10 – 30.000 Hz
  • Impedanz: 32 Ohm
  • Schalldruck: 100dB ±3 dB
  • austauschbares 3,0 m Kabel mit Verriegelungsanschluss  und 3,5-mm-Klinkenstecker
  • Preis: 39,- Euro

Herstellerlink Rane

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Lenn sagt:

#1 - 05.02.2023 um 19:32 Uhr

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Vielen Dank für den sehr detaillierten Test. Ihr schreibt dass bei beiden Modellen die Earpads austauschbar sind - ich finde im Internet aber keine Earpads die explizit mit den RH-1 oder RH-2 kompatibel sind. Woran liegt das?

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